„Anabasis“ – Versionsunterschied

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{{Begriffsklärungshinweis|Weitere Bedeutungen sind unter [[Anabasis (Begriffsklärung)]] aufgeführt.}}
'''Anabasis''' ({{grcS|ἀνάβασις}} „Hinaufmarsch“) ist eine [[antike]] Bezeichnung für verschiedene Heereszüge, wobei meistens ein Feldzug aus einer Küstenzone ins Landesinnere gemeint ist.
'''Anabasis''' (v. [[Altgriechische Sprache|griech.]] {{polytonisch|ἀνάβασις}} ''„Hinaufmarsch“'' [von der Küste ins Landesinnere]) ist der Titel mehrerer aus der [[Antikes Griechenland|griechischen Antike]] überlieferter Schriften. Die bekannteste ist die Beschreibung des Feldzuges des jüngeren [[Kyros der Jüngere|Kyros]] gegen [[Artaxerxes II.]] durch den Athener [[Xenophon]]. Vor allem schildert er die Rückführung der etwa 10.000 griechischen Soldaten nach der militärisch zwar gewonnenen, aber durch den Tod des Kyros hinfällig gewordenen [[Schlacht bei Kunaxa]] 401 v. Chr.


* Die bekannteste ''Anabasis'' ist [[Xenophon]]s Beschreibung des Feldzuges [[Kyros der Jüngere|Kyros des Jüngeren]] gegen [[Artaxerxes II.]] Xenophon schildert vor allem die Rückführung der etwa 10.000 griechischen Soldaten nach der militärisch zwar gewonnenen, aber durch den Tod des Kyros hinfällig gewordenen [[Schlacht bei Kunaxa]] 401 v. Chr. Zu diesem Werk siehe [[Anabasis (Xenophon)]].
Anabasis heißen auch die sieben Bücher des [[Arrian]] von Nikomedeia, der unter [[Hadrian (Kaiser)|Hadrian]] hoher [[Römisches Reich|römischer]] Verwaltungsbeamter und zuletzt [[Statthalter]] in [[Kappadokien]] war. Seine Darstellung der Feldzüge [[Alexander der Große|Alexanders des Großen]] gilt als die sachlichste antike [[Alexanderhistoriker|Alexandergeschichte]].


* ''Anabasis'' heißen auch die sieben Bücher des [[Arrian]] von Nikomedeia, der unter [[Hadrian (Kaiser)|Hadrian]] hoher [[Römisches Reich|römischer]] Verwaltungsbeamter und zuletzt [[Statthalter]] in [[Kappadokien]] war. Seine Darstellung der Feldzüge [[Alexander der Große|Alexanders des Großen]] gilt als die sachlichste antike [[Alexanderhistoriker|Alexandergeschichte]].
Auch der Feldzug von [[Antiochos III.|Antiochos III. Megas]] in die „oberen Provinzen“ [[Parthien]] und [[Baktrien]] (''siehe auch [[Satrap]]ien'') in den Jahren [[212 v. Chr.|212]]-[[204 v. Chr.]] wurde als Anabasis bekannt.


Auch der Feldzug des [[Seleukidenreich|seleukidischen Königs]] [[Antiochos III.]] in die „[[Obere Satrapien|oberen Provinzen]]“ seines Reiches, speziell [[Parthien]] und [[Baktrien]], in den Jahren 212–204 v. Chr. wurde den Zeitgenossen öffentlichkeitswirksam als ''Anabasis'' präsentiert. Damit sollten die Erfolge und die Leistungsfähigkeit des Königs in eine Traditionslinie zu Alexander dem Großen gestellt werden, dessen Regierung wesentliches Vorbild für das [[Hellenismus|hellenistische]] Königtum war.
== Xenophons „Anabasis“ ==
Das Geschichtswerk ist um 370 v. Chr. entstanden und wurde 1540 erstmals ins Deutsche übersetzt. Es ist das bekannteste Werk des [[Xenophon]], der es aber zunächst unter dem Decknamen ''Themistogenes von Syrakus'' veröffentlichte.


[[Kategorie:Militärgeschichte (Antike)]]
[[Kyros der Jüngere]] und Arsakes waren beide Söhne des persischen Großkönigs [[Dareios II.]] aus der Dynastie der [[Achämeniden]]. Nach Dareios’ Tod wurde Arsakes dessen Nachfolger und bestieg als [[Artaxerxes II.]] den Thron. Der ehrgeizige Kyros musste sich hingegen mit der Verwaltung [[Kleinasien]]s begnügen, wo er als Oberkommandeur fungierte. Schließlich plante Kyros einen Umsturz, sammelte dazu ein Heer, das vor allem aus griechischen Söldnern bestand, und marschierte im Frühjahr 401 v. Chr. gegen seinen Bruder.
[[Kategorie:Literatur der Antike]]
[[Datei:Persian_Empire,_490_BC.gif|thumb|Die Route der Zehntausend]]
Den '''Zug der Zehntausend''' beschrieb Xenophon aus Sicht seiner persönlichen Teilnahme. Er begleitete den Zug der griechischen Söldner zunächst nur als ein dem Kyros bekannt gemachter und von diesem in Dienst genommener Kriegsberichterstatter. Xenophon nahm in seinem Werk deutlich Partei für Kyros. Nach dem Tod des Kyros und der anschließenden Ermordung der griechischen Heerführer während ihrer Verhandlungen mit den Persern erkannte er jedoch die nun gebotenen Maßnahmen. Sehr von Nutzen waren ihm dabei seine rhetorischen Fähigkeiten, mit denen er vor allem am Morgen nach der [[Schlacht von Kunaxa]] die gänzlich demoralisierten Griechen wieder aufrichtete. Er wurde – neben Cheirisophos – dazu gewählt, das Kommando zu übernehmen, und führte die Griechen anschließend nach Norden ans rettende Ufer des [[Schwarzes Meer|Schwarzen Meeres]].

Xenophon beschreibt anschaulich den Rückzug und die Entbehrungen des griechischen Söldnerheeres von [[Babylon]] durch das kleinasiatische Hochland bis zur Schwarzmeerküste. Berühmt als literarischer und historischer [[Topos (Geisteswissenschaft)|Topos]] für eine Rettung nach langer Mühsal wurde, wie das ganze Heer auf der letzten Hügelkette vor dieser Küste in den Ausruf ''Θάλαττα, θάλαττα'' (''[[Liste griechischer Phrasen/Theta#Θάλαττα, θάλαττα.|Thálatta! Thálatta!]]'' – „das Meer, das Meer!“) ausbrach und auf einmal zu laufen begann. Wichtig für Historiker sind auch seine Berichte über Land und Leute, Sitten und Gebräuche. Diese geben eine exakte und detailgetreue Beschreibung von Vegetation und tierischem Leben, so dass sie heute noch Biologen Aufschluss über jene Zeiten geben können.

Traditionell (und geradezu sprichwörtlich) ist Xenophons Anabasis wegen ihres lupenreinen [[Attisches Griechisch|attischen Dialektes]] und ihrer durchsichtigen Sprache das erste Werk griechischer Literatur, das Schüler lesen; diese Rolle ist vergleichbar mit [[Gaius Iulius Caesar|Caesars]] ''[[De bello Gallico]]'' im Lateinunterricht.

== Literatur ==

=== Übersetzungen ===

* Xenophon: ''Des Kyros Anabasis''. Übersetzt von Helmuth Vretska, Reclam, Ditzingen 1999. ISBN 3-15-001184-1. (zahlreiche weitere Übersetzungen, unter anderem in der [[Loeb Classical Library]])

=== Sekundärliteratur ===

* [[Robin Lane Fox]] (Hrsg.): ''The Long March. Xenophon and the Ten Thousand.'' Yale University Press, New Haven CT u. a. 2004, ISBN 0-300-10403-0.
* John W. I. Lee: ''A Greek Army on the March. Soldiers and Survival in Xenophon's Anabasis.'' Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2007, ISBN 978-0-521-87068-9.
* [[Otto Lendle]]: ''Kommentar zu Xenophons Anabasis. (Bücher 1 – 7).'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1995, ISBN 3-534-12813-3.
* [[Oliver Stoll]]: ''Gemeinschaft in der Fremde. Xenophons „Anabasis“ als Quelle zum Söldnertum im Klassischen Griechenland?'' In: ''[[Göttinger Forum für Altertumswissenschaft]].'' 5, 2002, S. 123–183, [http://gfa.gbv.de/dr,gfa,005,2002,a,08.pdf hier online (PDF; 434 KB)].
* Robin Waterfield: ''Xenophon's Retreat. Greece, Persia, and the End of the Golden Age.'' Belknap Press, Cambridge MA 2006, ISBN 0-674-02356-0.

== Weblinks ==

* {{EIr|anabasis-greek-anbasis-going-up-way-up-expedition-up-from-the-coast-title-of-ancient-campaign-accounts-stylistically-influenced-by-the-so-called-periplus-books-more-especially-title-of-the-famous-firsthand-account-by-xenophon-of-cyrus-the|Verfasser=R. Schmitt|Band=|TB=|Artikelname=Anabasis|Artikeldatum=|Zugriff=}}
* [http://www.fordham.edu/halsall/ancient/xenophon-anabasis.html Xenophons ''Anabasis''] (englisch)


[[Kategorie:Kriegsliteratur (Antike)]]
[[Kategorie:Perserkriege]]
[[Kategorie:Persisches Reich]]
[[Kategorie:Xenophon]]

Aktuelle Version vom 1. November 2022, 22:02 Uhr

Anabasis (altgriechisch ἀνάβασις „Hinaufmarsch“) ist eine antike Bezeichnung für verschiedene Heereszüge, wobei meistens ein Feldzug aus einer Küstenzone ins Landesinnere gemeint ist.

Auch der Feldzug des seleukidischen Königs Antiochos III. in die „oberen Provinzen“ seines Reiches, speziell Parthien und Baktrien, in den Jahren 212–204 v. Chr. wurde den Zeitgenossen öffentlichkeitswirksam als Anabasis präsentiert. Damit sollten die Erfolge und die Leistungsfähigkeit des Königs in eine Traditionslinie zu Alexander dem Großen gestellt werden, dessen Regierung wesentliches Vorbild für das hellenistische Königtum war.