„Erwin Tiebel“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K →‎Leben: Tippex
ref korrigiert
 
(22 dazwischenliegende Versionen von 13 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
'''Erwin Tiebel''' (* [[1903]] in [[Dresden]]; † unbekannt) war ein [[Deutschland|deutscher]] [[Rechtsanwalt]] und [[Agent (Nachrichtendienst)|Agent]] des [[Sowjetunion|sowjetischen]] [[Nachrichtendienst]]es [[KGB]].
'''Max Erwin Tiebel''' (* [[10. November]]<ref>[[Stadtarchiv Dresden]], ''Geburtsregister Standesamt Dresden VI'', Nr. 1542/1903 ([https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/5405/images/5405_6425_0622003-00346 online] auf ''[[Ancestry]]'', kostenpflichtig).</ref> [[1903]] in [[Dresden]]; † [[17. August]] [[1981]] in [[Menden (Sauerland)|Menden]]) war ein [[Deutschland|deutscher]] Mitarbeiter des [[Sicherheitsdienst des Reichsführers SS|Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS]] und [[Agent (Nachrichtendienst)|Agent]] des [[Sowjetunion|sowjetischen]] [[Nachrichtendienst]]es [[KGB]].


== Leben ==
== Leben ==
Tiebel studierte [[Rechtswissenschaften]] und war von 1934 bis 1937 als [[Rechtsanwalt]] in [[Radeberg]] tätig. 1937 wurde er Mitarbeiter des [[Sicherheitsdienst des Reichsführers-SS]] (SD) und kurze Zeit später Leiter der Dienststelle in Radeberg. Dort lernte er auch [[Heinz Felfe]] kennen. [[Johannes Clemens]] war sein Vorgesetzter als Leiter der übergeordneten SD-Dienststelle Dresden. 1943 bis 1945 arbeitete er im [[Reichssicherheitshauptamt]], wohin ihn Clemens nachholte und war dort Mitarbeiter im Amt&nbsp;VI (Auslandsnachrichtendienst) im Referat B&nbsp;3 und zuständig unter anderem für die [[Schweiz]].
Tiebel studierte [[Rechtswissenschaften]], trat 1933 in die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] ein und war von 1934 bis 1937 als [[Rechtsanwalt]] in [[Radeberg]] tätig. 1937 wurde er Mitarbeiter des [[Sicherheitsdienst des Reichsführers SS|Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS]] (SD) und kurze Zeit später Leiter der Dienststelle in Radeberg. Dort lernte er auch [[Heinz Felfe]] kennen. [[Johannes Clemens]] war sein Vorgesetzter als Leiter der übergeordneten SD-Dienststelle Dresden. 1943 bis 1945 arbeitete er im [[Reichssicherheitshauptamt]], wohin ihn Clemens nachholte, und war dort Mitarbeiter im Amt&nbsp;VI (Auslandsnachrichtendienst) im Referat B&nbsp;3 und zuständig unter anderem für die [[Schweiz]].


Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] arbeitete er zunächst als Hilfsarbeiter. Später war er Büroleiter und ab 1949 [[Geschäftsführer]] in einem Bauunternehmen. Zu dieser Zeit wird Clemens, nach dessen Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft, sein Untermieter.
Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] arbeitete er zunächst als Hilfsarbeiter. Später war er Büroleiter und ab 1949 [[Geschäftsführung (Deutschland)|Geschäftsführer]] in einem Bauunternehmen. Zu dieser Zeit wurde Clemens, nach dessen Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft, sein Untermieter.


1951 bis 1961 arbeitet er für die BND-Mitarbeiter Felfe und Clemens, seine früheren Kollegen vom SD, als Kurier zum sowjetischen Nachrichtendienst [[KGB]] in [[Ost-Berlin]].<ref>[http://www.zeit.de/1963/28/drei-diener-zweier-herren ''Drei Diener zweier Herren''.] In: ''[[Die Zeit]]'', Nr. 28/1963</ref>
1951 bis 1961 arbeitete er für die BND-Mitarbeiter Felfe und Clemens, seine früheren Kollegen vom SD, als Kurier zum sowjetischen Nachrichtendienst [[KGB]] in [[Ost-Berlin]].<ref>{{Literatur
| Autor=
| Titel=Drei Diener zweier Herren
| Sammelwerk=[[Die Zeit]]
| Band=1963
| Nummer=28
| Datum=12. Juli 1963
| Seiten=
| Online=http://www.zeit.de/1963/28/drei-diener-zweier-herren
}}</ref>


Gemeinsam mit [[Johannes Clemens]] und Heinz Felfe wurde er am 6. November 1961 verhaftet. In seiner Vernehmung gab Tiebel zu als Kurier für Clemens und Felfe tätigt gewesen zu sein. Er hatte monatlich auf einem Parkplatz bei Kilometer 107 der Autobahn zwischen Helmstedt und Westberlin Unterlagen an den [[KGB]] übergeben. Tiebel hielt diese Unterlagen nach eigener Aussage für „Spielmaterial“, welches zum Zwecke des Fehlinformation und Täuschung den östliche Geheimdiensten zugespielt wurde.<ref name="CREST519697e2993294098d50b5b2">{{Internetquelle|url=http://www.foia.cia.gov/sites/default/files/document_conversions/1705143/TIEBEL%2C%20MAX_0014.pdf| titel=TIEBEL, MAX_0014.pdf
Gemeinsam mit Johannes Clemens und Heinz Felfe wurde er am 6. November 1961 verhaftet. In seiner Vernehmung gab Tiebel zu, als Kurier für Clemens und Felfe tätig gewesen zu sein. Er hatte regelmäßig auf einem Parkplatz bei Kilometer 107 der Autobahn zwischen Helmstedt und Westberlin Unterlagen an den KGB übergeben. Tiebel hielt diese Unterlagen nach eigener Aussage für „Spielmaterial“, welches zum Zwecke des Fehlinformation und Täuschung den östlichen Geheimdiensten zugespielt wurde.<ref name="CREST519697e2993294098d50b5b2">{{Internetquelle| url= http://www.foia.cia.gov/sites/default/files/document_conversions/1705143/TIEBEL%2C%20MAX_0014.pdf| titel= TIEBEL, MAX_0014.pdf| zugriff= 15. Februar 2015| hrsg= [[Central Intelligence Agency]]| datum= 9. November 1961| archiv-url= https://web.archive.org/web/20150215230909/http://www.foia.cia.gov/sites/default/files/document_conversions/1705143/TIEBEL%2C%20MAX_0014.pdf| archiv-datum= 2015-02-15}}</ref> Er wurde am 22. Juli 1963 vom [[Bundesgerichtshof]] wegen [[Landesverrat]]s zu 3&nbsp;Jahren Freiheitsstrafe verurteilt und 1964 aus der Haft entlassen.<ref name="GND:1029761353">{{Internetquelle |url=https://www.bundesarchiv.de/cocoon/barch/00/z/z1961z/kap1_7/para2_29.html |titel=
Tiebel, Erwin |werk=Die Kabinettsprotokolle der Bundesregierung online |hrsg=[[Bundesarchiv (Deutschland)]] |abruf=2020-04-24}}</ref> Zuletzt lebte Tiebel im westfälischen [[Menden (Sauerland)|Menden]]. Er starb 1981.<ref>Stadtarchiv Menden, ''Sterberegister Standesamt Menden (Sauerland)'', Nr. 339/1981 ([https://www.ancestry.de/imageviewer/collections/61525/images/47958_ME%5ES%5E0233-00348 online] auf ''Ancestry'', kostenpflichtig).</ref>
| zugriff=15. Februar 2015| hrsg= [[Central Intelligence Agency]]| datum= 9. November 1961}}</ref> Tiebel wurde am 22. Juli 1963 vom [[Bundesgerichtshof]] wegen [[Landesverrat]]s zu 3&nbsp;Jahren Haft verurteilt, und 1964 aus der Haft entlassen.<ref name="GND:1029761353">{{Internetquelle|url=http://www.bundesarchiv.de/cocoon/barch/00/z/z1961z/kap1_7/para2_28.html| titel=Biographien M-Z > T > Tiebel, Erwin | zugriff=15. Februar 2015| hrsg= [[Bundesarchiv (Deutschland)]]| datum= 15. Februar 2015}}</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Helmut Roewer]], Stefan Schäfer, Matthias Uhl: ''[[Lexikon der Geheimdienste im 20. Jahrhundert]]''. Herbig, München (2003), ISBN 3-7766-2317-9
* [[Helmut Roewer]], Stefan Schäfer, [[Matthias Uhl]]: ''[[Lexikon der Geheimdienste im 20. Jahrhundert]].'' Herbig, München 2003, ISBN 3-7766-2317-9.
* [[James H. Critchfield]]: ''Partners at the Creation: The Men Behind Postwar Germany’s Defense and Intelligence Establishments''. Verlag U S Naval Inst Pr, 2003, ISBN 978-1-59114-136-5.
* Klaus Eichner, Gotthold Schramm: ''Angriff und Abwehr. Die deutschen Geheimdienste nach 1945''. Edition Ost 2007, ISBN 3-360-01082-5
* Heinz Felfe: ''Im Dienst des Gegners. 10 Jahre Moskaus Mann im BND''. Rasch und Röhring, Hamburg/Zürich 1986, ISBN 3-89136-059-2
* [[James H. Critchfield]]: ''Partners at the Creation: The Men Behind Postwar Germany’s Defense and Intelligence Establishments''. Verlag U S Naval Inst Pr, 2003, ISBN 978-1-59114-136-5
* {{Der Spiegel|ID=46171283|Titel=Umarmt und geküßt|Jahr=1963|Nr=30|Seiten=20}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{Der Spiegel|ID=46171283|Titel=Umarmt und geküßt|Jahr=1963|Nr=30|Seiten=20}}
* [http://www.bundesarchiv.de/cocoon/barch/0100/k/k1963k/kap1_2/kap2_28/para3_2.html Kabinettsprotokoll der 85. Sitzung am 24. Juli 1963 zum Tagesordnungspunkt ''Strafverfahren gegen Felfe, Clemens und Tiebel vor dem Bundesgerichtshof'']
* [http://www.bundesarchiv.de/cocoon/barch/0100/k/k1963k/kap1_2/kap2_28/para3_2.html Kabinettsprotokoll der 85. Sitzung am 24. Juli 1963 zum Tagesordnungspunkt ''Strafverfahren gegen Felfe, Clemens und Tiebel vor dem Bundesgerichtshof''].


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
Zeile 30: Zeile 37:
[[Kategorie:SD-Personal]]
[[Kategorie:SD-Personal]]
[[Kategorie:Person (Reichssicherheitshauptamt)]]
[[Kategorie:Person (Reichssicherheitshauptamt)]]
[[Kategorie:Agent (Nachrichtendienst)]]
[[Kategorie:Doppelagent]]
[[Kategorie:Person (KGB)]]
[[Kategorie:Person (KGB)]]
[[Kategorie:Verurteilte Person (Spionage)]]
[[Kategorie:Person (Bundesnachrichtendienst)]]
[[Kategorie:Person (Bundesnachrichtendienst)]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1903]]
[[Kategorie:Geboren 1903]]
[[Kategorie:Gestorben im 20. oder 21. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Gestorben 1981]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:NSDAP-Mitglied]]


{{Personendaten
{{Personendaten
|NAME=Tiebel, Erwin
|NAME=Tiebel, Erwin
|ALTERNATIVNAMEN=
|ALTERNATIVNAMEN=Tiebel, Max Erwin (vollständiger Name)
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Rechtsanwalt, sowjetischer Spion und SS-Mitglied
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher KGB-Spion und SS-Mitglied
|GEBURTSDATUM=1903
|GEBURTSDATUM=10. November 1903
|GEBURTSORT=[[Dresden]]
|GEBURTSORT=[[Dresden]]
|STERBEDATUM=20. Jahrhundert oder 21. Jahrhundert
|STERBEDATUM=17. August 1981
|STERBEORT=[[Menden (Sauerland)]], [[Nordrhein-Westfalen]], [[Bundesrepublik Deutschland]]
|STERBEORT=
}}
}}

Aktuelle Version vom 31. Dezember 2023, 14:23 Uhr

Max Erwin Tiebel (* 10. November[1] 1903 in Dresden; † 17. August 1981 in Menden) war ein deutscher Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS und Agent des sowjetischen Nachrichtendienstes KGB.

Tiebel studierte Rechtswissenschaften, trat 1933 in die NSDAP ein und war von 1934 bis 1937 als Rechtsanwalt in Radeberg tätig. 1937 wurde er Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS (SD) und kurze Zeit später Leiter der Dienststelle in Radeberg. Dort lernte er auch Heinz Felfe kennen. Johannes Clemens war sein Vorgesetzter als Leiter der übergeordneten SD-Dienststelle Dresden. 1943 bis 1945 arbeitete er im Reichssicherheitshauptamt, wohin ihn Clemens nachholte, und war dort Mitarbeiter im Amt VI (Auslandsnachrichtendienst) im Referat B 3 und zuständig unter anderem für die Schweiz.

Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er zunächst als Hilfsarbeiter. Später war er Büroleiter und ab 1949 Geschäftsführer in einem Bauunternehmen. Zu dieser Zeit wurde Clemens, nach dessen Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft, sein Untermieter.

1951 bis 1961 arbeitete er für die BND-Mitarbeiter Felfe und Clemens, seine früheren Kollegen vom SD, als Kurier zum sowjetischen Nachrichtendienst KGB in Ost-Berlin.[2]

Gemeinsam mit Johannes Clemens und Heinz Felfe wurde er am 6. November 1961 verhaftet. In seiner Vernehmung gab Tiebel zu, als Kurier für Clemens und Felfe tätig gewesen zu sein. Er hatte regelmäßig auf einem Parkplatz bei Kilometer 107 der Autobahn zwischen Helmstedt und Westberlin Unterlagen an den KGB übergeben. Tiebel hielt diese Unterlagen nach eigener Aussage für „Spielmaterial“, welches zum Zwecke des Fehlinformation und Täuschung den östlichen Geheimdiensten zugespielt wurde.[3] Er wurde am 22. Juli 1963 vom Bundesgerichtshof wegen Landesverrats zu 3 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt und 1964 aus der Haft entlassen.[4] Zuletzt lebte Tiebel im westfälischen Menden. Er starb 1981.[5]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Stadtarchiv Dresden, Geburtsregister Standesamt Dresden VI, Nr. 1542/1903 (online auf Ancestry, kostenpflichtig).
  2. Drei Diener zweier Herren. In: Die Zeit. Band 1963, Nr. 28, 12. Juli 1963 (zeit.de).
  3. TIEBEL, MAX_0014.pdf. Central Intelligence Agency, 9. November 1961, archiviert vom Original am 15. Februar 2015; abgerufen am 15. Februar 2015.
  4. Tiebel, Erwin. In: Die Kabinettsprotokolle der Bundesregierung online. Bundesarchiv (Deutschland), abgerufen am 24. April 2020.
  5. Stadtarchiv Menden, Sterberegister Standesamt Menden (Sauerland), Nr. 339/1981 (online auf Ancestry, kostenpflichtig).