„Salzdrüse“ – Versionsunterschied

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Als '''Salzdrüsen''' werden in der Biologie alle [[Drüse]]n benannt, die überschüssiges [[Natriumchlorid|Salz]] ausscheiden. Entsprechende Drüsenzellen findet man bei salztoleranten Pflanzen sowie als kompakte Drüsen bei einer Reihe unterschiedlicher meeresgebundener Tiergruppen zur [[Osmoregulation]].
Als '''Salzdrüsen''' werden in der Biologie alle [[Drüse]]n benannt, die überschüssiges [[Natriumchlorid|Salz]] ausscheiden. Entsprechende Drüsenzellen findet man bei salztoleranten Pflanzen sowie als kompakte Drüsen bei einer Reihe unterschiedlicher meeresgebundener Tiergruppen zur [[Osmoregulation]].


== Salzdrüsen in der Botanik ==
== Salzdrüsen in der Botanik ==
In der Botanik werden als Salzdrüsen spezialisierte Drüsenzellen der [[Epidermis (Pflanze)|Epidermis]] bezeichnet, mit denen Pflanzen in der Lage sind, überschüssiges Salz auszuscheiden. Diese Zellen finden sich vor allem bei Pflanzen extrem salziger Standorte, also bei den sogenannten [[Halophyt]]en. Die [[Exkretion]] der Salze erfolgt bei diesen Zellen aktiv, also unter Aufwendung von [[Energie]], durch einen Ionentransport durch die [[Zellmembran]], und wird entsprechend nur bei Salzüberschuss verwendet (siehe [[Salzpflanze#Elimination|Elimination bei Salzpflanzen]]).
→ [[Salzpflanze#Elimination]]


Neben Pflanzen der [[Mangrove (Ökosystem)|Mangroven]] besitzen vor allem [[Pionierpflanze]]n des Strandbereiches wie der [[Gewöhnlicher Strandflieder|Gewöhnliche Strandflieder]] (''Limonium vulgare''), das [[Strand-Milchkraut]] (''Glaux maritima''), der [[Strand-Dreizack]] (''Triglochin maritimum'') und das [[Schlickgras]] (''Spartina anglica'') Salzdrüsen.
In der Botanik werden als Salzdrüsen spezialisierte Drüsenzellen der [[Epidermis (Pflanze)|Epidermis]] bezeichnet, mit denen Pflanzen in der Lage sind, überschüssiges Salz auszuscheiden. Diese Zellen finden sich vor allem bei Pflanzen extrem salziger Standorte, also bei den sogenannten [[Halophyt]]en. Die [[Exkretion]] der Salze erfolgt bei diesen Zellen aktiv, also unter Aufwendung von [[Energie]], durch einen Ionentransport durch die [[Zellmembran]], und wird entsprechend nur bei Salzüberschuß verwendet.

Neben Pflanzen der [[Mangrove (Ökosystem)|Mangrove]]n besitzen vor allem [[Pionierpflanze]]n des Strandbereiches wie der [[Gewöhnlicher Strandflieder|Gewöhnliche Strandflieder]] (''Limonium vulgare''), das [[Strand-Milchkraut]] (''Glaux maritima''), der [[Strand-Dreizack]] (''Triglochin maritimum'') und das [[Schlickgras]] (''Spartina anglica'') Salzdrüsen.


== Salzdrüsen in der Zoologie ==
== Salzdrüsen in der Zoologie ==
=== Fische, Amphibien und Reptilien ===
=== Fische, Amphibien und Reptilien ===
Salzdrüsen können bei unterschiedlichen [[Wirbeltiere]]n ausgebildet sein, um die [[Osmoregulation]] zu unterstützen und überschüssiges Salz auszuscheiden. Man findet sie entsprechend bei einer Reihe von Meerestieren sowie bei Tieren, die im [[Brackwasser]] der [[Ästuar]]e leben. Dabei handelt es sich beispielsweise um die [[Orbitaldrüse]]n bei [[Meeresschildkröten]], die Unterzungendrüse bei [[Seeschlangen]] sowie die Salzdrüsen auf der Oberfläche der Zunge bei marinen [[Krokodile]]n, außerdem existieren bei einer Reihe von [[Knorpelfische]]n Salzdrüsen, die im [[Enddarm]] der Tiere münden. Weitere Formen können bei verschiedenen Knochenfischen, anderen Reptilien und wenigen Amphibien gefunden werden. Diese Salzdrüsen sind unabhängig voneinander entstanden ([[Konvergenz (Biologie)|Konvergenz]]) und damit kein Indiz auf eine Verwandtschaft der Formen untereinander.
Salzdrüsen können bei unterschiedlichen [[Wirbeltiere]]n ausgebildet sein, um die [[Osmoregulation]] zu unterstützen und überschüssiges Salz auszuscheiden. Man findet sie entsprechend bei einer Reihe von Meerestieren sowie bei Tieren, die im [[Brackwasser]] der [[Ästuar]]e leben. Dabei handelt es sich beispielsweise um die [[Orbitaldrüse]]n bei [[Meeresschildkröten]], die Unterzungendrüse bei [[Seeschlangen]] sowie die Salzdrüsen auf der Oberfläche der Zunge bei marinen [[Krokodile]]n, außerdem existieren bei einer Reihe von [[Knorpelfische]]n Salzdrüsen, die im [[Enddarm]] der Tiere münden. Weitere Formen können bei verschiedenen Knochenfischen, anderen Reptilien und wenigen Amphibien gefunden werden.


=== Meeresvögel ===
=== Meeresvögel ===
Die bekanntesten und im Regelfall auch am ehesten als Salzdrüsen bezeichneten Drüsen dieser Art besitzen meereslebende Vögel in Form von paarigen Nasendrüsen oberhalb der Augen, über die ein stark salzhaltiges Sekret in die Nasenlöcher abgegeben und so ausgeschieden wird. Diese Drüsen sind komplex aufgebaut und bestehen aus mehreren tausend [[Tubulus|Tubuli]], die jeweils ein Transportepithel besitzen und in einem [[Kapillare (Anatomie)|Kapillarnetz]] liegen. Die Konzentrierung des Salzes in dem Sekret findet unter Ausnutzung des [[Gegenstromprinzip]]s statt. Dadurch kann das Ausscheidungssekret die doppelte Salzkonzentration des Meerwassers erreichen. Besonders hohe Konzentrationen kommen bei Hochseevögeln wie den [[Albatrosse]]n vor, die durch ihre Nahrung hohe Salzkonzentrationen aufnehmen.
Die bekanntesten und im Regelfall auch am ehesten als Salzdrüsen bezeichneten Drüsen dieser Art besitzen meereslebende Vögel in Form von paarigen Nasendrüsen oberhalb der Augen, über die ein stark salzhaltiges Sekret in die Nasenlöcher abgegeben und so ausgeschieden wird. Der Name Salzdrüse ist allerdings irreführend, da ein salzhaltiges Sekret nur bei [[Röhrennasen]], [[Ruderfüßer]]n, [[Stelzvögel]]n, [[Flamingos]], [[Gänsevögel]]n, [[Greifvögel]]n und [[Regenpfeiferartige]]n (in denen die [[Möwen]] enthalten sind) gebildet wird. Bei der Mehrzahl der landlebenden Vögel ist dies nicht der Fall, weshalb sie als [[Nasendrüse]] (''Glandula nasalis'') bezeichnet wird.<ref>Julian J. Baumel, Anthony S. King, James E. Breazile, Howard E. Evans, James C. Vanden Berge: ''Handbook of Avian Anatomy: Nomina Anatomica Avium'', Oxford, 2. Auflage 1993, S. 265</ref>

Diese Drüsen sind komplex aufgebaut und bestehen aus mehreren tausend Kanälchen (Tubuli), die jeweils ein Transportepithel besitzen und in einem [[Kapillare (Anatomie)|Kapillarnetz]] liegen. Die Konzentrierung des Salzes in dem Sekret findet unter Ausnutzung des [[Gegenstromprinzip]]s statt. Die für den aktiven Transport notwendige Energie wird durch eine Na+/K+-ATPase bereitgestellt.<ref>J. P. Hildebrandt: ''Changes in Na+/K+-ATPase expression during adaptive cell differentiation in avian nasal salt gland.'' In: ''Journal of experimental biology.'' Band 200 Ausg.: 13. Juli 1997, S. 1895–1904.</ref> Dadurch kann das Ausscheidungssekret die doppelte Salzkonzentration des Meerwassers erreichen. Besonders hohe Konzentrationen kommen bei Hochseevögeln wie den [[Albatrosse]]n vor, die durch ihre Nahrung hohe Salzkonzentrationen aufnehmen.

Salzdrüsen können bei einer Reihe von Vogelgruppen unterschiedlicher Ordnungen nachgewiesen werden und sind [[Homologie (Biologie)|homolog]] entstanden und ausgebaut. Sie lassen somit Rückschlüsse auf eine nähere Verwandtschaft der entsprechenden Vogelgruppen zu, da von einer einmaligen Entstehung des komplexen Organs ausgegangen werden kann.


== Literatur ==
Salzdrüsen können bei einer Reihe von Vogelgruppen unterschiedlicher Ordnungen nachgewiesen werden und sind [[Homologie (Biologie)|homolog]] entstanden und ausgebaut. Sie lassen somit Rückschlüsse auf eine nähere Verwandtschaft der entsprechenden Vogelgruppen zu, da von einer einmaligen Entstehung des komplexen Organs ausgegangen werden kann. Zu den Vogelordnungen, bei denen Salzdrüsen nachgewiesen sind, gehören [[Röhrennasen]], [[Ruderfüßer]], [[Stelzvögel]], [[Flamingos]], [[Gänsevögel]], [[Greifvögel]] und [[Regenpfeiferartige]] (in denen die [[Möwen]] enthalten sind).
* ''Salzdrüsen.'' In: ''Herder-Lexikon der Biologie.'' Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2003, ISBN 3-8274-0354-5.


== Belege ==
== Einzelnachweise ==
<references />
* Stichwort „Salzdrüsen“ in: ''Herder-Lexikon der Biologie''. Spektrum Akademischer Verlag GmbH, Heidelberg 2003. ISBN 3-8274-0354-5


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Aktuelle Version vom 15. Februar 2024, 18:43 Uhr

Salzaustritt der Mangrovenpflanze Avicennia marina

Als Salzdrüsen werden in der Biologie alle Drüsen benannt, die überschüssiges Salz ausscheiden. Entsprechende Drüsenzellen findet man bei salztoleranten Pflanzen sowie als kompakte Drüsen bei einer Reihe unterschiedlicher meeresgebundener Tiergruppen zur Osmoregulation.

Salzdrüsen in der Botanik

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In der Botanik werden als Salzdrüsen spezialisierte Drüsenzellen der Epidermis bezeichnet, mit denen Pflanzen in der Lage sind, überschüssiges Salz auszuscheiden. Diese Zellen finden sich vor allem bei Pflanzen extrem salziger Standorte, also bei den sogenannten Halophyten. Die Exkretion der Salze erfolgt bei diesen Zellen aktiv, also unter Aufwendung von Energie, durch einen Ionentransport durch die Zellmembran, und wird entsprechend nur bei Salzüberschuss verwendet (siehe Elimination bei Salzpflanzen).

Neben Pflanzen der Mangroven besitzen vor allem Pionierpflanzen des Strandbereiches wie der Gewöhnliche Strandflieder (Limonium vulgare), das Strand-Milchkraut (Glaux maritima), der Strand-Dreizack (Triglochin maritimum) und das Schlickgras (Spartina anglica) Salzdrüsen.

Salzdrüsen in der Zoologie

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Fische, Amphibien und Reptilien

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Salzdrüsen können bei unterschiedlichen Wirbeltieren ausgebildet sein, um die Osmoregulation zu unterstützen und überschüssiges Salz auszuscheiden. Man findet sie entsprechend bei einer Reihe von Meerestieren sowie bei Tieren, die im Brackwasser der Ästuare leben. Dabei handelt es sich beispielsweise um die Orbitaldrüsen bei Meeresschildkröten, die Unterzungendrüse bei Seeschlangen sowie die Salzdrüsen auf der Oberfläche der Zunge bei marinen Krokodilen, außerdem existieren bei einer Reihe von Knorpelfischen Salzdrüsen, die im Enddarm der Tiere münden. Weitere Formen können bei verschiedenen Knochenfischen, anderen Reptilien und wenigen Amphibien gefunden werden.

Die bekanntesten und im Regelfall auch am ehesten als Salzdrüsen bezeichneten Drüsen dieser Art besitzen meereslebende Vögel in Form von paarigen Nasendrüsen oberhalb der Augen, über die ein stark salzhaltiges Sekret in die Nasenlöcher abgegeben und so ausgeschieden wird. Der Name Salzdrüse ist allerdings irreführend, da ein salzhaltiges Sekret nur bei Röhrennasen, Ruderfüßern, Stelzvögeln, Flamingos, Gänsevögeln, Greifvögeln und Regenpfeiferartigen (in denen die Möwen enthalten sind) gebildet wird. Bei der Mehrzahl der landlebenden Vögel ist dies nicht der Fall, weshalb sie als Nasendrüse (Glandula nasalis) bezeichnet wird.[1]

Diese Drüsen sind komplex aufgebaut und bestehen aus mehreren tausend Kanälchen (Tubuli), die jeweils ein Transportepithel besitzen und in einem Kapillarnetz liegen. Die Konzentrierung des Salzes in dem Sekret findet unter Ausnutzung des Gegenstromprinzips statt. Die für den aktiven Transport notwendige Energie wird durch eine Na+/K+-ATPase bereitgestellt.[2] Dadurch kann das Ausscheidungssekret die doppelte Salzkonzentration des Meerwassers erreichen. Besonders hohe Konzentrationen kommen bei Hochseevögeln wie den Albatrossen vor, die durch ihre Nahrung hohe Salzkonzentrationen aufnehmen.

Salzdrüsen können bei einer Reihe von Vogelgruppen unterschiedlicher Ordnungen nachgewiesen werden und sind homolog entstanden und ausgebaut. Sie lassen somit Rückschlüsse auf eine nähere Verwandtschaft der entsprechenden Vogelgruppen zu, da von einer einmaligen Entstehung des komplexen Organs ausgegangen werden kann.

  • Salzdrüsen. In: Herder-Lexikon der Biologie. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2003, ISBN 3-8274-0354-5.

Einzelnachweise

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  1. Julian J. Baumel, Anthony S. King, James E. Breazile, Howard E. Evans, James C. Vanden Berge: Handbook of Avian Anatomy: Nomina Anatomica Avium, Oxford, 2. Auflage 1993, S. 265
  2. J. P. Hildebrandt: Changes in Na+/K+-ATPase expression during adaptive cell differentiation in avian nasal salt gland. In: Journal of experimental biology. Band 200 Ausg.: 13. Juli 1997, S. 1895–1904.