„Fritz Schettler“ – Versionsunterschied

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== Leben ==
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[[Datei:Familiengrabstätte Schettler Johannisfriedhof Dresden.JPG|mini|hochkant|Gedenkkreuz für Schettler auf dem Johannisfriedhof in Dresden]]
[[Datei:Familiengrabstätte Schettler Johannisfriedhof Dresden.JPG|mini|hochkant|Grabstätte der Familie Schettler auf dem Johannisfriedhof in Dresden]]
Nach dem Abitur am Königlichen Gymnasium in Dresden studierte Fritz Schettler von 1898 bis 1903 an den Universitäten [[Christian-Albrechts-Universität zu Kiel|Kiel]], [[Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg|Heidelberg]] und [[Universität Leipzig|Leipzig]] Rechtswissenschaften und Nationalökonomie. Im Jahr 1900 wurde er Mitglied des [[Corps Suevia Heidelberg]].<ref>Kösener Corpslisten 1960, '''67''', 824</ref> Im Jahr 1903 legte er in Leipzig das Referendarexamen ab und wurde an der dortigen Universität mit der Arbeit ''„Der Spezifikationskauf nach Handelsrecht“''<ref>Fritz Schettler: ''Der Spezifikationskauf nach Handelsrecht.'' Liepsch & Reichardt, 1905</ref> zum Dr. jur. promoviert.


Nach dem Abitur am Königlichen Gymnasium in Dresden studierte Fritz Schettler von 1898 bis 1903 an den Universitäten [[Christian-Albrechts-Universität zu Kiel|Kiel]], [[Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg|Heidelberg]] und [[Universität Leipzig|Leipzig]] Rechtswissenschaften und Nationalökonomie. Im Jahr 1900 wurde er Mitglied des [[Corps Suevia Heidelberg]].<ref>Kösener Corpslisten 1960, '''67''', 824</ref> Im Jahr 1903 legte er in Leipzig das Referendarexamen ab und wurde an der dortigen Universität mit der Arbeit ''Der Spezifikationskauf nach Handelsrecht''<ref>Fritz Schettler: ''Der Spezifikationskauf nach Handelsrecht.'' Liepsch & Reichardt, 1905</ref> zum Dr. jur. promoviert.
Nachdem er anfänglich als Referendar in [[Zwickau]] tätig war, wechselte er zur Deutschen Bank in London. Er trat 1906 in die ''Fa. Liepsch & Reichardt'', den Verlag der ''[[Dresdner Nachrichten]]'', ein. Dem Eigentümer Reichardt war Schettler verwandtschaftlich verbunden.<ref>Erwähnung einer Stiftung der Frau Martha Schettler geb. Reichardt in: ''Die Verwaltung der Stadt Dresden für das Jahr 1903''. Statistisches Amt Dresden, 1904.</ref> Im Jahr 1908 wurde er bei ''Liepsch & Reichardt'' [[Prokurist]].

Nachdem er anfänglich als Referendar in [[Zwickau]] tätig gewesen war, wechselte er zur Deutschen Bank in London. Er trat 1906 in die ''Fa. Liepsch & Reichardt'', den Verlag der ''[[Dresdner Nachrichten]]'', ein. Dem Eigentümer Reichardt war Schettler verwandtschaftlich verbunden.<ref>Erwähnung einer Stiftung der Frau Martha Schettler geb. Reichardt in: ''Die Verwaltung der Stadt Dresden für das Jahr 1903''. Statistisches Amt Dresden, 1904.</ref> Im Jahr 1908 wurde er bei ''Liepsch & Reichardt'' [[Prokurist]].


Am Ersten Weltkrieg nahm er zunächst als Oberleutnant der Reserve, später als Hauptmann teil.<ref name="Kriegserinnerung 232" /> Schettler erhielt am 31. Oktober 1914 das Ritterkreuz II. Klasse mit Schwertern des Königlich-Sächsischen [[Albrechts-Orden]]s.<ref name="Albrechts-Orden" />
Am Ersten Weltkrieg nahm er zunächst als Oberleutnant der Reserve, später als Hauptmann teil.<ref name="Kriegserinnerung 232" /> Schettler erhielt am 31. Oktober 1914 das Ritterkreuz II. Klasse mit Schwertern des Königlich-Sächsischen [[Albrechts-Orden]]s.<ref name="Albrechts-Orden" />


Schettler wurde 1921 Hauptschriftleiter und Verleger der ''Dresdner Nachrichten'', eines konservativen und national ausgerichteten Blattes.<ref name="DN" />. Beide Funktionen hatte er bis zur Einstellung der Zeitung im März 1943 inne.<ref>Institut für Zeitungswissenschaft an der Universität Berlin (Hrsg.): ''Handbuch der deutschen Tagespresse.'' Armanen-Verlag, Leipzig 1944 (7.&nbsp;Aufl.), S.&nbsp;184.</ref> Der Philologe [[Victor Klemperer]] bezog sich in seiner Arbeit ''[[LTI – Notizbuch eines Philologen]]'', einer Analyse der [[Nationalsozialismus|nationalsozialistischen]] [[Ideologie]] in der Sprache, häufig auf Artikel aus den ''Dresdner Nachrichten''.<ref name="Stein" /> Im Jahr 1934 war Schettler Verlagsdirektor von ''Liepsch & Reichardt'' und nebenher Beisitzer am Berufsgericht Dresden.<ref>''Zeitungs-Verlag. Zeitschrift für das gesamte Zeitungswesen.'' Band 35, 1934, S. 185</ref> Neben den ''Dresdner Nachrichten'' gab der Verlag noch eine Reihe weiterer Publikationen und Periodika heraus und fungierte auch als Druckhaus für andere Verlage.<ref>''Sperlings Zeitschriften- und Zeitungs-Adressbuch: Handbuch der deutschen Presse''. Band 61, 1939, S. 534</ref>
Schettler wurde 1921 Hauptschriftleiter und Verleger der ''Dresdner Nachrichten'', eines konservativen und national ausgerichteten Blattes.<ref name="DN" /> Beide Funktionen hatte er bis zur Einstellung der Zeitung im März 1943 inne.<ref>Institut für Zeitungswissenschaft an der Universität Berlin (Hrsg.): ''Handbuch der deutschen Tagespresse.'' Armanen-Verlag, Leipzig 1944 (7.&nbsp;Aufl.), S.&nbsp;184.</ref> Der Philologe [[Victor Klemperer]] bezog sich in seiner Arbeit ''[[LTI – Notizbuch eines Philologen]]'', einer Analyse der [[Nationalsozialismus|nationalsozialistischen]] [[Ideologie]] in der Sprache, häufig auf Artikel aus den ''Dresdner Nachrichten''.<ref name="Stein" /> Im Jahr 1934 war Schettler Verlagsdirektor von ''Liepsch & Reichardt'' und nebenher Beisitzer am Berufsgericht Dresden.<ref>''Zeitungs-Verlag. Zeitschrift für das gesamte Zeitungswesen.'' Band 35, 1934, S. 185</ref> Neben den ''Dresdner Nachrichten'' gab der Verlag noch eine Reihe weiterer Publikationen und Periodika heraus und fungierte auch als Druckhaus für andere Verlage.<ref>''Sperlings Zeitschriften- und Zeitungs-Adressbuch: Handbuch der deutschen Presse''. Band 61, 1939, S. 534</ref>


Nach dem Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] wurde Fritz Schettler vom sowjetischen [[Innenministerium der UdSSR|NKWD]] im [[Speziallager Nr. 1 Mühlberg]] interniert. Dort verstarb er 1946.<ref name="ILM" /> Sein Leichnam wurde wie bei allen anderen 6700 Todesopfern dieses Lagers einem Massengrab übergeben. Auf dem [[Johannisfriedhof (Dresden)|Johannisfriedhof]] in Dresden-Tolkewitz erhielt er von seiner Familie ein Gedenkkreuz.<ref>[http://www.dresdner-stadtteile.de/Ost/Tolkewitz/Johannisfriedhof/johannisfriedhof.html Johannisfriedhof] auf dresdner-stadtteile.de</ref>
Nach dem Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] wurde Fritz Schettler vom sowjetischen [[Innenministerium der UdSSR|NKWD]] im [[Speziallager Nr. 1 Mühlberg]] interniert. Dort verstarb er 1946.<ref name="ILM" /> Sein Leichnam wurde wie bei allen anderen 6700 Todesopfern dieses Lagers einem Massengrab übergeben. Auf dem [[Johannisfriedhof (Dresden)|Johannisfriedhof]] in Dresden-Tolkewitz erhielt er von seiner Familie ein Gedenkkreuz.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.dresdner-stadtteile.de/Ost/Tolkewitz/Johannisfriedhof/johannisfriedhof.html|wayback=20221207175744}}</ref>


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Aktuelle Version vom 31. Mai 2024, 09:56 Uhr

Fritz Julius Alexander Schettler (* 22. Juni 1879 in Dresden; † 29. November 1946 im sowjetischen Speziallager Nr. 1 Mühlberg[1]) war ein deutscher Zeitungsverleger.

Grabstätte der Familie Schettler auf dem Johannisfriedhof in Dresden

Nach dem Abitur am Königlichen Gymnasium in Dresden studierte Fritz Schettler von 1898 bis 1903 an den Universitäten Kiel, Heidelberg und Leipzig Rechtswissenschaften und Nationalökonomie. Im Jahr 1900 wurde er Mitglied des Corps Suevia Heidelberg.[2] Im Jahr 1903 legte er in Leipzig das Referendarexamen ab und wurde an der dortigen Universität mit der Arbeit Der Spezifikationskauf nach Handelsrecht[3] zum Dr. jur. promoviert.

Nachdem er anfänglich als Referendar in Zwickau tätig gewesen war, wechselte er zur Deutschen Bank in London. Er trat 1906 in die Fa. Liepsch & Reichardt, den Verlag der Dresdner Nachrichten, ein. Dem Eigentümer Reichardt war Schettler verwandtschaftlich verbunden.[4] Im Jahr 1908 wurde er bei Liepsch & Reichardt Prokurist.

Am Ersten Weltkrieg nahm er zunächst als Oberleutnant der Reserve, später als Hauptmann teil.[5] Schettler erhielt am 31. Oktober 1914 das Ritterkreuz II. Klasse mit Schwertern des Königlich-Sächsischen Albrechts-Ordens.[6]

Schettler wurde 1921 Hauptschriftleiter und Verleger der Dresdner Nachrichten, eines konservativen und national ausgerichteten Blattes.[7] Beide Funktionen hatte er bis zur Einstellung der Zeitung im März 1943 inne.[8] Der Philologe Victor Klemperer bezog sich in seiner Arbeit LTI – Notizbuch eines Philologen, einer Analyse der nationalsozialistischen Ideologie in der Sprache, häufig auf Artikel aus den Dresdner Nachrichten.[9] Im Jahr 1934 war Schettler Verlagsdirektor von Liepsch & Reichardt und nebenher Beisitzer am Berufsgericht Dresden.[10] Neben den Dresdner Nachrichten gab der Verlag noch eine Reihe weiterer Publikationen und Periodika heraus und fungierte auch als Druckhaus für andere Verlage.[11]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Fritz Schettler vom sowjetischen NKWD im Speziallager Nr. 1 Mühlberg interniert. Dort verstarb er 1946.[1] Sein Leichnam wurde wie bei allen anderen 6700 Todesopfern dieses Lagers einem Massengrab übergeben. Auf dem Johannisfriedhof in Dresden-Tolkewitz erhielt er von seiner Familie ein Gedenkkreuz.[12]

  • Schettler, Fritz, Julius, Alexander. In: Robert Volz: Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft. Das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild. Band 2: L–Z. Deutscher Wirtschaftsverlag, Berlin 1931, DNB 453960294, S. 1624.
  • Armin Danco: Das Gelbbuch des Corps Suevia zu Heidelberg, 3. Auflage (Mitglieder 1810–1985), Heidelberg 1985, Nr. 831

Einzelnachweise

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  1. a b Initiativgruppe Lager Mühlberg e. V. (Hrsg.): Totenbuch – Speziallager Nr. 1 des sowjetischen NKWD, Mühlberg/Elbe, Mühlberg/Elbe, 2008, S. 163, ISBN 978-3-00-026999-8
  2. Kösener Corpslisten 1960, 67, 824
  3. Fritz Schettler: Der Spezifikationskauf nach Handelsrecht. Liepsch & Reichardt, 1905
  4. Erwähnung einer Stiftung der Frau Martha Schettler geb. Reichardt in: Die Verwaltung der Stadt Dresden für das Jahr 1903. Statistisches Amt Dresden, 1904.
  5. Fritz Schettler: Eine Kriegserinnerung der 6. Batterie vom 9. September 1914. In: Georg Siedel (Hrsg.): Das Kgl. Sächs. 2. Feldartillerieregiment. Nr. 28, Buchdruckerei der Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung, 1928, S. 232
  6. Erhard Roth: Die Verleihungen des Ritterkreuzes 2. Klasse mit Schwertern des königlich-sächsischen Albrechtsordens im Ersten Weltkrieg 1914–1918. Phaleristischer Verlag Michael Autengruber, Offenbach 1997, S. 182, ISBN 3-932543-50-5
  7. Helmut Fiedler: Geschichte der Dresdner Nachrichten. Dissertation, Leipzig, 1939
  8. Institut für Zeitungswissenschaft an der Universität Berlin (Hrsg.): Handbuch der deutschen Tagespresse. Armanen-Verlag, Leipzig 1944 (7. Aufl.), S. 184.
  9. Reto Stein: Antisemitismus in der deutschen Presse von 1933–35 und dessen Wahrnehmung in der Bevölkerung. GRIN Verlag, 2003, S. 2, ISBN 9783638197854
  10. Zeitungs-Verlag. Zeitschrift für das gesamte Zeitungswesen. Band 35, 1934, S. 185
  11. Sperlings Zeitschriften- und Zeitungs-Adressbuch: Handbuch der deutschen Presse. Band 61, 1939, S. 534
  12. dresdner-stadtteile.de (Memento vom 7. Dezember 2022 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt