„Stadtpfarrkirche St. Nikolaus (Bad Ischl)“ – Versionsunterschied

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Bad Ischl war ursprünglich ein Teil der [[Pfarrkirche Bad Goisern|Pfarre Bad Goisern]] und St. Nikolaus daher eine Filialkirche. Als sich die [[Reformation]] auch im Salzkammergut ausbreitete und Goisern evangelisch wurde, kam es mit der Pfarrerhebung am 26. Mai 1554 durch Bischof [[Wolfgang von Closen|Wolfgang von Passau]] zur Schaffung der selbständigen Pfarrgemeinde Ischl. Das Recht, dem Bischof einen Priester als Pfarrer vorzuschlagen, besaß die [[Äbtissin]] vom [[Kloster Traunkirchen]]. Als das Frauenkloster 1573 aufgelöst wurde, übergab der Bischof dieses Präsentationsrecht dem höchsten Beamten im Salzkammergut, dem [[Salzamt]]mann von [[Gmunden]]. Ab 1577 bis zur Rekatholisierung im Jahr 1600 waren die Pfarrer an der Nikolauskirche [[Evangelische Kirche A.B. in Österreich|evangelisch-lutherisch]]. Im Zuge der [[Gegenreformation]] erhielten von 1622 bis zu ihrer Aufhebung 1773 die [[Jesuiten]] das Vorschlagsrecht für die Pfarrbesetzung.<ref Name="Kirchenführer Ischl 1" />
Bad Ischl war ursprünglich ein Teil der [[Pfarrkirche Bad Goisern|Pfarre Bad Goisern]] und St. Nikolaus daher eine Filialkirche. Als sich die [[Reformation]] auch im Salzkammergut ausbreitete und Goisern evangelisch wurde, kam es mit der Pfarrerhebung am 26. Mai 1554 durch Bischof [[Wolfgang von Closen|Wolfgang von Passau]] zur Schaffung der selbständigen Pfarrgemeinde Ischl. Das Recht, dem Bischof einen Priester als Pfarrer vorzuschlagen, besaß die [[Äbtissin]] vom [[Kloster Traunkirchen]]. Als das Frauenkloster 1573 aufgelöst wurde, übergab der Bischof dieses Präsentationsrecht dem höchsten Beamten im Salzkammergut, dem [[Salzamt]]mann von [[Gmunden]]. Ab 1577 bis zur Rekatholisierung im Jahr 1600 waren die Pfarrer an der Nikolauskirche [[Evangelische Kirche A.B. in Österreich|evangelisch-lutherisch]]. Im Zuge der [[Gegenreformation]] erhielten von 1622 bis zu ihrer Aufhebung 1773 die [[Jesuiten]] das Vorschlagsrecht für die Pfarrbesetzung.<ref Name="Kirchenführer Ischl 1" />


1769/70 wurde die alte Kirche abgerissen, nur der [[Gotik|gotische]] Turm von 1490 blieb bestehen.<ref>{{Literatur|Herausgeber=Ischler Heimatverein|Titel=Bad Ischl Heimatbuch 2004|Verlag=Rudolf Wimmer Verlag|Ort=Bad Ischl|Jahr=2004|ISBN=3-900-99870-1|Seiten=548}}</ref> Zwischen 1771 und 1780 erfolgte die Schaffung des heutigen Sakralbaus. Gegenüber, wo heute eine Bankfiliale steht, befand sich während der Bauzeit eine Notkirche. Den Grundstein legte am 1. Mai 1771 der [[Stift Lambach|Abt von Lambach]] Amandus Schickmayr. Kaiserin [[Maria Theresia]] als Herrin des Salzkammerguts, dotierte das Bauprojekt mit 30.000 [[Österreichischer Gulden|österreichische Gulden]]. Die Gesamtbaukosten dürften etwas über 40.000 Gulden betragen haben. Die Weihe zu Ehren des hl. Nikolaus führte am 17. September 1780 Bischof [[Thomas Johann von Thun und Hohenstein]] durch. Die [[Turmuhr]] wurde 1797 eingesetzt.<ref Name="Kirchenführer Ischl 1" />
1769/70 wurde die alte Kirche abgerissen, nur der [[Gotik|gotische]] Turm von 1490 blieb bestehen.<ref>{{Literatur|Herausgeber=Ischler Heimatverein|Titel=Bad Ischl Heimatbuch 2004|Verlag=Rudolf Wimmer Verlag|Ort=Bad Ischl|Jahr=2004|ISBN=3-900-99870-1|Seiten=548}}</ref> Zwischen 1771 und 1780 erfolgte die Schaffung des heutigen Sakralbaus. Gegenüber, wo heute eine Bankfiliale steht, befand sich während der Bauzeit eine Notkirche. Den Grundstein legte am 1. Mai 1771 der [[Stift Lambach|Abt von Lambach]] Amandus Schickmayr. Kaiserin [[Maria Theresia]] als Herrin des Salzkammerguts dotierte das Bauprojekt mit 30.000 [[Österreichischer Gulden|österreichische Gulden]]. Die Gesamtbaukosten dürften etwas über 40.000 Gulden betragen haben. Die [[Konsekration]] des Gotteshauses nahm Bischof [[Thomas Johann von Thun und Hohenstein]] am 17. September 1780 vor. 1797 wurde eine neue [[Turmuhr]] installiert.<ref Name="Kirchenführer Ischl 1" />


Ab den 1820er Jahren wurde Bad Ischl zum vielbesuchten Kur- und Badeort der [[Hochadel|Hocharistokratie]], dadurch fanden sich Spender und Gönner für neue Altäre und kunstvolle Wandmalereien.<ref Name="Kirchenführer Ischl 1" />
Ab den 1820er Jahren wurde Bad Ischl zum vielbesuchten Kur- und Badeort der [[Hochadel|Hocharistokratie]], dadurch fanden sich Spender und Gönner für neue Altäre und kunstvolle Wandmalereien.<ref Name="Kirchenführer Ischl 1" />


Da der [[Kaiser von Österreich]] [[Franz Joseph I.]] ab 1854 alle Sommer in seiner [[Kaiservilla]] verbrachte und dabei jeden Sonntag die 7-Uhr-Messe besuchte, bekam die Nikolauskirche das Prädikat ''[[Hofkirche|k.k. Hofpfarrkirche]]'' verliehen. Die Pfarrer Franz Weinmayr (Amtszeit 1870–1911) und Franz Stadler (Dienstzeit 1911–1936) erhielten von Rom den Titel ''[[Päpstliche Ehrentitel#Päpstlicher Ehrenprälat|Päpstlicher Hausprälat]]'', da der [[Prälat]] der „niedrigste“ Kirchenrang war, welcher gemäß dem spanischen Hofzeremoniell zur kaiserlichen Tafel zugelassen war.<ref Name="Kirchenführer Ischl 1" />
Da der [[Kaiser von Österreich]] [[Franz Joseph I.]] ab 1854 alle Sommer in seiner [[Kaiservilla Bad Ischl|Kaiservilla]] verbrachte und dabei jeden Sonntag die 7-Uhr-Messe besuchte, bekam die Nikolauskirche das Prädikat ''[[Hofkirche|k.k. Hofpfarrkirche]]'' verliehen. Die Pfarrer Franz Weinmayr (Amtszeit 1870–1911) und Franz Stadler (Dienstzeit 1911–1936) erhielten von Rom den Titel ''[[Päpstliche Ehrentitel#Päpstlicher Ehrenprälat|Päpstlicher Hausprälat]]'', da der [[Prälat]] der „niedrigste“ Kirchenrang war, welcher gemäß dem spanischen Hofzeremoniell zur kaiserlichen Tafel zugelassen war.<ref Name="Kirchenführer Ischl 1" />


Am 31. Juli 1890 heiratete Erzherzog [[Franz Salvator von Österreich-Toskana|Franz Salvator]] in der Ischler Pfarrkirche die Erzherzogin [[Marie Valerie von Österreich|Marie Valerie]], jüngste Tochter des österreichischen Kaisers [[Franz Joseph I.]] [[Anton Bruckner]] spielte dabei die Orgel.
Zwischen 1874 und 1880 erfolgte eine große Renovierung und Umgestaltung des Kircheninneren. Der Abschluss der umfangreichen Ausgestaltung wurde zum 50. Geburtstag des Kaisers, am 18. August 1880 feierlich begangen. Die 1888 errichtete Orgel wurde zum 80. Kaisergeburtstag (1910) erweitert. Sie ist auch heute noch einer der größten Orgeln in Österreich und die zweitgrößte Orgel in [[Oberösterreich]].<ref Name="Kirchenführer Ischl 1" />

Zwischen 1874 und 1879 erfolgte eine große Renovierung und Umgestaltung des Kircheninneren. Der Abschluss der umfangreichen Ausgestaltung wurde zum 50. Geburtstag des Kaisers, am 18. August 1880 feierlich begangen. Die 1887 errichtete Orgel wurde zum 80. Kaisergeburtstag (1910) erweitert. Sie ist auch heute noch einer der größten Orgeln in Österreich und die zweitgrößte Orgel in [[Oberösterreich]].<ref Name="Kirchenführer Ischl 1" />


Nachdem in beiden Weltkriegen die Glocken eingefordert wurden, konnte am [[Christkönigsfest]] 1948 das C-Moll-Geläute eingeweiht werden. Die 6 Glocken im Ischler Kirchturm (c, es, f, g, b, c) stammen aus der [[Glockengießerei St. Florian]].
Nachdem in beiden Weltkriegen die Glocken eingefordert wurden, konnte am [[Christkönigsfest]] 1948 das C-Moll-Geläute eingeweiht werden. Die 6 Glocken im Ischler Kirchturm (c, es, f, g, b, c) stammen aus der [[Glockengießerei St. Florian]].
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=== 1887 ===
=== 1887 ===
Am 18. Juli 1886 hatte die ''[[Mauracher (Orgelbauer)|Matthäus Mauracher’sche Orgelbauanstalt]]'' in Salzburg und St. Florian, nämlich die Gebrüder Josef, Hans und Matth. Mauracher (d.&nbsp;J.), den Auftrag für die Schaffung einer neuen Orgel für die Pfarrkirche Ischl erhalten,<ref>{{ANNO|skb|05|08|1886|8.|Aus Oberösterreich|NAME=Salzburger Kirchenblatt}}</ref> die 1887 fertiggestellt wurde.
Am 18. Juli 1886 hatte die ''[[Mauracher (Orgelbauer)|Matthäus Mauracher’sche Orgelbauanstalt]]'' in Salzburg und St. Florian, nämlich die Gebrüder Josef, Hans und Matth. Mauracher (d.&nbsp;J.), den Auftrag für die Schaffung einer neuen Orgel für die Pfarrkirche Ischl erhalten,<ref>{{ANNO|skb|05|08|1886|8|Aus Oberösterreich|NAME=Salzburger Kirchenblatt}}</ref> die 1887 fertiggestellt wurde.


In der [[Tages-Post (Linz)|Linzer Tages-Post]] ist diesbezüglich zu lesen:
In der [[Tages-Post (Linz)|Linzer Tages-Post]] ist diesbezüglich zu lesen:


''Ischl, 24. August ''[1887]''. (Neue Orgel.)<br/>Bereits in Nr. 90 der „Tages-Post“ wurde erwähnt, daß in der Pfarrkirche in Ischl eine neue Orgel aufgestellt worden ist. Dieselbe, ein wahres Meisterwerk, wurde erbaut vom Orgelbauer Mauracher in Salzburg, den schon [[Joseph Edlbacher|Edelbacher]] in seiner „Geschichte Oberösterreichs“ den berühmten nennt. Es wird daher gewiß auch für weitere Kreise von Interesse sein, Näheres über Anlage und Disposition dieses Werkes zu erfahren. Dasselbe hat 33 klingende Stimmen (2133 Pfeifen), vertheilt auf drei Manuale und ein Pedal, fünf Koppelungen und vier Combinationstritte.''<ref>{{ANNO|tpt|26|08|1887|2.|Correspondenz|NAME=Tages-Post}}</ref> [...]
''Ischl, 24. August ''[1887]''. (Neue Orgel.)<br/>Bereits in Nr. 90 der „Tages-Post“ wurde erwähnt, daß in der Pfarrkirche in Ischl eine neue Orgel aufgestellt worden ist. Dieselbe, ein wahres Meisterwerk, wurde erbaut vom Orgelbauer Mauracher in Salzburg, den schon [[Joseph Edlbacher|Edelbacher]] in seiner „Geschichte Oberösterreichs“ den berühmten nennt. Es wird daher gewiß auch für weitere Kreise von Interesse sein, Näheres über Anlage und Disposition dieses Werkes zu erfahren. Dasselbe hat 33 klingende Stimmen (2133 Pfeifen), vertheilt auf drei Manuale und ein Pedal, fünf Koppelungen und vier Combinationstritte.''<ref name="Tagespost2">{{ANNO|tpt|26|08|1887|2|Correspondenz|NAME=Tages-Post}}</ref> [...]


Ein Jahr später, am 8. August 1888 wurde das Instrument [[Kollaudation|kollaudiert]]. Unter den Prüfern waren der [[Orgeln des Salzburger Domes|Salzburger Domchordirektor]] Johann Peregrinus Hupfauf (1856–1889) und der Chorregent der Votivkapelle des [[Mariä-Empfängnis-Dom|Linzer Doms]], Johann Bap. Burgstaller (1872–1912).<ref>{{ANNO|sch|12|08|1888|3.|Orgelprobe|NAME=[[Salzburger Chronik]] für Stadt und Land}}</ref>
Ein Jahr später, am 8. August 1888 wurde das Instrument [[Kollaudation|kollaudiert]]. Unter den Prüfern waren der [[Orgeln des Salzburger Domes|Salzburger Domchordirektor]] Johann Peregrinus Hupfauf (1856–1889) und der Chorregent der Votivkapelle des [[Mariä-Empfängnis-Dom|Linzer Doms]], Johann Bap. Burgstaller (1872–1912).<ref>{{ANNO|sch|12|08|1888|3|Orgelprobe|NAME=[[Salzburger Chronik]] für Stadt und Land}}</ref>


Auf der teils mit [[Barkerhebel]]n, teils mit [[Traktur#Pneumatisch|pneumatischer]] Traktur versehenen Orgel hatte regelmäßig der österr. Komponist [[Anton Bruckner]] gespielt, z.&nbsp;B. am 31. Juli 1890, bei der Hochzeit der mit ihm befreundeten Kaisertochter [[Marie Valerie von Österreich|Marie Valerie]].<ref name="Orgel">Informationen zur [http://www.edition-lade.com/b__cds/d__cd__orgeln/orgel_cd_022.htm Geschichte der Orgel]</ref>
Auf der teils mit [[Barkerhebel]]n, teils mit [[Traktur#Pneumatisch|pneumatischer]] Traktur versehenen Orgel hatte regelmäßig der österr. Komponist [[Anton Bruckner]] gespielt, z.&nbsp;B. am 31. Juli 1890, bei der Hochzeit der mit ihm befreundeten Kaisertochter [[Marie Valerie von Österreich|Marie Valerie]].<ref name="Orgel">Informationen zur [http://www.edition-lade.com/b__cds/d__cd__orgeln/orgel_cd_022.htm Geschichte der Orgel]</ref>
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* Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P; Oktavkoppel für: Principal 8′, Oktavbaß 8′ und Quintbaß {{Bruch|10|2|3}}′.
* Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P; Oktavkoppel für: Principal 8′, Oktavbaß 8′ und Quintbaß {{Bruch|10|2|3}}′.
:[...] ''Züge und Tritte. Manualkoppel II zu Manual I, Manualkoppel III zu Manual I, Manualkoppel III zu Manual II.<br/>Tritt für das volle Werk, Tritt für Mezzoforte, Tritt für Piano, diese drei letzteren Tritte für das ganze Werk wirkend. Pedalkoppel Manual I, Octavkoppel für Principal 16 Fuß, Octavbaß 8 Fuß und Quintbaß {{Bruch|10|2|3}} Fuß, Grand Pedal, Auslöser. Sämmtliche Tritte lösen sich gegenseitig aus.<br/>Das Pfeifenwerk steht auf zehn von der Firma selbst erfundenen und construierten Windladen (Röhrenladen) mit hängenden Ventilen ohne Federdruck und hermetisch schließender Hebelmechanik.<br/>Das Manual II und III hat Röhrenpneumatik, das Manual I eine einfache pneumatische Maschine, die auch für das ganze Werk arbeitet, wodurch die Spielart eine für den Organisten sehr leichte und angenehme ist.<br/>Das Werk reiht sich vermöge seiner Anlage und Ausführung an die größten Orgelwerke Oberösterreichs und ist hinsichtlich der modernen technischen Einrichtungen eine Specialität für Oesterreich.''<ref>{{ANNO|tpt|26|08|1887|2.|Correspondenz|NAME=Tages-Post}}</ref>
:[...] ''Züge und Tritte. Manualkoppel II zu Manual I, Manualkoppel III zu Manual I, Manualkoppel III zu Manual II.<br/>Tritt für das volle Werk, Tritt für Mezzoforte, Tritt für Piano, diese drei letzteren Tritte für das ganze Werk wirkend. Pedalkoppel Manual I, Octavkoppel für Principal 16 Fuß, Octavbaß 8 Fuß und Quintbaß {{Bruch|10|2|3}} Fuß, Grand Pedal, Auslöser. Sämmtliche Tritte lösen sich gegenseitig aus.<br/>Das Pfeifenwerk steht auf zehn von der Firma selbst erfundenen und construierten Windladen (Röhrenladen) mit hängenden Ventilen ohne Federdruck und hermetisch schließender Hebelmechanik.<br/>Das Manual II und III hat Röhrenpneumatik, das Manual I eine einfache pneumatische Maschine, die auch für das ganze Werk arbeitet, wodurch die Spielart eine für den Organisten sehr leichte und angenehme ist.<br/>Das Werk reiht sich vermöge seiner Anlage und Ausführung an die größten Orgelwerke Oberösterreichs und ist hinsichtlich der modernen technischen Einrichtungen eine Specialität für Oesterreich.''<ref name="Tagespost2" />
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=== 1910 ===
=== 1910 ===
[[Datei:Schallloch Fernwerk Ischl 1910.jpg|mini|Ehemaliges Schallloch, jetzt ohne Gitter, für das Fernwerk von 1910]]
[[Datei:St. Nikolaus predigt den Irr- und Ungläubigen.jpg|mini|Schallloch über der Darstellung "St. Nikolaus predigt den Irr- und Ungläubigen" für das Fernwerk von 1910]]
Anlässlich des 80. Geburtstages des österr. Kaisers wurde sie zwischen 1908 und 1910 erweitert und erhielt den Beinamen ''Kaiser-Jubiläums-Orgel''. In diese Zuge wurde das [[Prospekt (Orgel)|Prospekt]] mit einem Kronpositiv versehen und insgesamt nach voren gerückt, um das Gehäuse vertiefen zu können. Außerdem erhielt das Instrument ein [[Werk (Orgel)#Fernwerk|Fernwerk]], dessen Klang durch einen 14 Meter langen Schallkanal zu einem Gitter an der Decke der Kirche geleitet wurde. Mit dem Fernwerk, das „mittelst elektrischer Leitung gespielt“ werden konnte, hatte es 66 [[Register (Orgel)|Register]].<ref>{{ANNO|skb|27|10|1910|7.|Das erste Orgelfernwerk in Oesterreich|NAME=Salzburger Kirchenblatt}}</ref> Das Fernwerk wurde im Jahr 1960 entfernt, erhalten geblieben ist lediglich der Schallkanal.<ref>{{Literatur|Autor=Wolfgang Kreuzhuber|Titel=Das „Fernwerk“ der Bad Ischler Orgel: eine instrumentale Kostbarkeit|Sammelwerk=Kaiserjubiläumsorgel Bad Ischl|Hrsg=Johann Hammerl, röm. kath. Pfarramt Bad Ischl|Verlag=Salzkammergut-Druckerei|Ort=Gmunden|Datum=1993|Seiten=16}}</ref>
Anlässlich des 80. Geburtstages des österr. Kaisers wurde sie zwischen 1908 und 1910 erweitert und erhielt den Beinamen ''Kaiser-Jubiläums-Orgel''. In diese Zuge wurde das [[Prospekt (Orgel)|Prospekt]] verbreitert, mit einem Kronpositiv erhöht, nach hinten gerückt und mit Auskragungen nach vorne versehen. Außerdem erhielt das Instrument ein [[Werk (Orgel)#Fernwerk|Fernwerk]], dessen Klang durch einen fast 14 Meter langen Schallkanal zu einem Gitter an der Decke der Kirche geleitet wurde. Mit dem Fernwerk, das „mittelst elektrischer Leitung gespielt“ werden konnte, hatte es 66 [[Register (Orgel)|Register]].<ref>{{ANNO|skb|27|10|1910|7|Das erste Orgelfernwerk in Oesterreich|NAME=Salzburger Kirchenblatt}}</ref> Die Stimmen des Fernwerks wurden im Jahr 1960 veräußert, erhalten blieben der Schallkanal mitsamt dem Fernwerksgehäuse.<ref>{{Literatur|Autor=Wolfgang Kreuzhuber|Titel=Das „Fernwerk“ der Bad Ischler Orgel: eine instrumentale Kostbarkeit|Sammelwerk=Kaiserjubiläumsorgel Bad Ischl|Hrsg=Johann Hammerl, röm. kath. Pfarramt Bad Ischl|Verlag=Salzkammergut-Druckerei|Ort=Gmunden|Datum=1993|Seiten=16}}</ref>


=== 1993 ===
=== 1993 ===
Die ''Kaiser-Jubiläums-Orgel'' verfügt aktuell über 60 Register auf drei Manualen und Pedal und ist damit eine der größten Orgeln des Landes. Die Spiel- und Registertrakturen sind seit 1993 [[Traktur#Elektro-pneumatisch|elektropneumatisch]]. Zur besseren Zugänglichkeit des Pfeifenwerks verlegte die Firma ''Rieger Orgelbau'' die Pfeifen des II. Manuals 1993 in den Orgelfuß und stattete das Instrument mit einer elektronischen Setzeranlage aus. Im Spieltisch sind nach wie vor die [[Registerwippe]]n für das nicht mehr vorhandene Fernwerk angelegt. Dieses soll bis zum Jahr 2024 durch eine Rekonstruktion wieder realisiert werden.<ref>Informationen zur [http://www.edition-lade.com/b__cds/e__cd__dispositionen/disposition_cd_022.htm Orgel]</ref>
Die ''Kaiser-Jubiläums-Orgel'' verfügt aktuell über 60 Register auf drei Manualen und Pedal und ist damit eine der größten Orgeln des Landes. Die Spiel- und Registertrakturen sind seit 1993 [[Traktur#Elektro-pneumatisch|elektropneumatisch]]. Zur besseren Zugänglichkeit des Pfeifenwerks verlegte die Firma ''[[Rieger Orgelbau]]'' die Pfeifen des II. Manuals 1993 in den Orgelfuß und stattete das Instrument mit einer elektronischen Setzeranlage aus. Im Spieltisch blieben die [[Registerwippe]]n für die nicht mehr vorhandenen Register des Fernwerks erhalten. Die Planungen sahen vor, dass das Fernwerk bis zum Jahr 2024 durch eine Rekonstruktion wieder realisiert werden sollte.<ref>Informationen zur [http://www.edition-lade.com/b__cds/e__cd__dispositionen/disposition_cd_022.htm Orgel]</ref>


=== 2022/23 ===
Mit den Arbeiten zur Wiederherstellung des Fernwerks und der umfassende Sanierung der ''Kaiser-Jubiläums-Orgel'' wurden die Orgelbauer [[Christian Scheffler (Orgelbauer)|Christian Scheffler]] und [[Rieger Orgelbau]] betraut, deren Abschluss mit Dezember 2023 geplant sind.

Mit den Arbeiten zur Wiederherstellung des Fernwerks und der umfassende Sanierung der ''Kaiser-Jubiläums-Orgel'' wurden die Orgelbauer [[Christian Scheffler (Orgelbauer)|Christian Scheffler]] und [[Rieger Orgelbau]] betraut, die im Dezember ihren Abschluss fanden (Wiederweihe am 17. Dezember 2023). Dabei wurde auch die Zugänglichkeit des Pfeifenwerks und die Windversorgung verbessert.<ref>{{Internetquelle |url=https://organindex.de/index.php?title=Bad_Ischl,_St._Nikolaus |titel=Bad Ischl, St. Nikolaus – Organ index, die freie Orgeldatenbank |sprache=de |abruf=2023-12-17}}</ref>


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;Anmerkungen
;Anmerkungen
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== Literatur ==
== Literatur ==
* {{Literatur|Herausgeber=Ischler Heimatverein|Titel=Bad Ischl Heimatbuch 2004|Verlag=Rudolf Wimmer Verlag|Ort=Bad Ischl|Jahr=2004|ISBN=3-900-99870-1}}
* {{Literatur|Herausgeber=Ischler Heimatverein|Titel=Bad Ischl Heimatbuch 2004|Verlag=Rudolf Wimmer Verlag|Ort=Bad Ischl|Jahr=2004|ISBN=3-900-99870-1}}
* {{Literatur|Herausgeber=Bundesdenkmalamt|Titel=Dehio-Handbuch Oberösterreich|Verlag=Anton Schroll & Co|Ort=Wien|Jahr=1958|Auflage=3}}
* {{Literatur|Herausgeber=Bundesdenkmalamt|Titel=Dehio-Handbuch Oberösterreich|Verlag=Anton Schroll & Co|Ort=Wien|Jahr=1958|Auflage=3}}
* {{Literatur|Titel=Kaiserjubiläumsorgel Bad Ischl|Hrsg=Johann Hammerl, röm. kath. Pfarramt Bad Ischl|Verlag=Salzkammergut-Druckerei|Ort=Gmunden|Datum=1993|Seiten=1–31}}
* {{Literatur|Titel=Kaiserjubiläumsorgel Bad Ischl|Hrsg=Johann Hammerl, röm. kath. Pfarramt Bad Ischl|Verlag=Salzkammergut-Druckerei|Ort=Gmunden|Datum=1993}}
* {{Literatur|Autor=Leo Reiter|Titel=Aus der Geschichte der Ischler Orgeln|Hrsg=Johann Hammerl, röm. kath. Pfarramt Bad Ischl|Sammelwerk=Kaiserjubiläumsorgel Bad Ischl|Verlag=Salzkammergut-Druckerei|Ort=Gmunden|Datum=1993|Seiten=7–10}}
* {{Literatur|Autor=Leo Reiter|Titel=Aus der Geschichte der Ischler Orgeln|Hrsg=Johann Hammerl|Sammelwerk=Kaiserjubiläumsorgel Bad Ischl|Verlag=Salzkammergut-Druckerei|Ort=Gmunden|Datum=1993|Seiten=7–10}}
* {{Literatur|Titel=Generalsanierung KAISER JUBILÄUMS ORGEL|Hrsg=Christian Öhler|Sammelwerk=Blickpunkt Pfarrgemeinde Bad Ischl|Verlag=Wigodruck|Ort=Bad Ischl|Datum=2024}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{commonscat|Stadtpfarrkirche (Bad Ischl)}}
{{Commonscat|Stadtpfarrkirche (Bad Ischl)}}
* [http://www.belocal.de/bad_ischl/sehenswertes/stadtpfarrkirche/seite_1,71259,2,248760.html belocal.de]
* [http://www.belocal.de/bad_ischl/sehenswertes/stadtpfarrkirche/seite_1,71259,2,248760.html belocal.de]
* [http://www.badischl.com/e/3-05-0-51676/detail/Roem-Kath-Stadtpfarrkirche-Bad-Ischl-St-Nikolaus.html badischl.com]
* [http://www.badischl.com/e/3-05-0-51676/detail/Roem-Kath-Stadtpfarrkirche-Bad-Ischl-St-Nikolaus.html badischl.com]
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[[Kategorie:Disposition einer Orgel|Bad Ischl, St. Nikolaus]]
[[Kategorie:Disposition einer Orgel|Bad Ischl, St. Nikolaus]]
[[Kategorie:Unbewegliches Denkmal unter Denkmalschutz in Oberösterreich]]
[[Kategorie:Unbewegliches Denkmal unter Denkmalschutz in Oberösterreich]]

[[Kategorie:Saalkirche in Oberösterreich|Bad Ischl, St. Nikolaus]]

Aktuelle Version vom 18. August 2024, 16:39 Uhr

Chor
Langhaus mit Hochaltar
Musikempore und Westportal

Die Stadtpfarrkirche St. Nikolaus ist die römisch-katholische Stadtpfarrkirche der Diözese Linz in der Stadt Bad Ischl. Die Pfarrgemeinde gehört zum Dekanat Bad Ischl.[1]

Die älteste urkundliche Erwähnung einer Kirch zu Ischl findet sich 1320. Sie wurde durch den Bischof der Diözese Passau wieder geweiht, sie muss also bereits vorher bestanden haben. Gemäß einer Urkunde von 1344 mussten alle mit Salz beladenen Schiffe, welche den Ort Lauffen bei Ischl passierten, an die Chürchen ze Sand Niclas ze Ischl eine Abgabe entrichten. Der Fluss Traun war zu dieser Zeit eine wichtige Wasserstraße für die Binnenschifffahrt. Die ehemalige Kirche erstreckte sich vom (heute noch existierenden) Turm nach Osten (zur heutigen Sakristei). Auf dem Platz der aktuellen Kirche war der Friedhof angeordnet.[2]

Bad Ischl war ursprünglich ein Teil der Pfarre Bad Goisern und St. Nikolaus daher eine Filialkirche. Als sich die Reformation auch im Salzkammergut ausbreitete und Goisern evangelisch wurde, kam es mit der Pfarrerhebung am 26. Mai 1554 durch Bischof Wolfgang von Passau zur Schaffung der selbständigen Pfarrgemeinde Ischl. Das Recht, dem Bischof einen Priester als Pfarrer vorzuschlagen, besaß die Äbtissin vom Kloster Traunkirchen. Als das Frauenkloster 1573 aufgelöst wurde, übergab der Bischof dieses Präsentationsrecht dem höchsten Beamten im Salzkammergut, dem Salzamtmann von Gmunden. Ab 1577 bis zur Rekatholisierung im Jahr 1600 waren die Pfarrer an der Nikolauskirche evangelisch-lutherisch. Im Zuge der Gegenreformation erhielten von 1622 bis zu ihrer Aufhebung 1773 die Jesuiten das Vorschlagsrecht für die Pfarrbesetzung.[2]

1769/70 wurde die alte Kirche abgerissen, nur der gotische Turm von 1490 blieb bestehen.[3] Zwischen 1771 und 1780 erfolgte die Schaffung des heutigen Sakralbaus. Gegenüber, wo heute eine Bankfiliale steht, befand sich während der Bauzeit eine Notkirche. Den Grundstein legte am 1. Mai 1771 der Abt von Lambach Amandus Schickmayr. Kaiserin Maria Theresia als Herrin des Salzkammerguts dotierte das Bauprojekt mit 30.000 österreichische Gulden. Die Gesamtbaukosten dürften etwas über 40.000 Gulden betragen haben. Die Konsekration des Gotteshauses nahm Bischof Thomas Johann von Thun und Hohenstein am 17. September 1780 vor. 1797 wurde eine neue Turmuhr installiert.[2]

Ab den 1820er Jahren wurde Bad Ischl zum vielbesuchten Kur- und Badeort der Hocharistokratie, dadurch fanden sich Spender und Gönner für neue Altäre und kunstvolle Wandmalereien.[2]

Da der Kaiser von Österreich Franz Joseph I. ab 1854 alle Sommer in seiner Kaiservilla verbrachte und dabei jeden Sonntag die 7-Uhr-Messe besuchte, bekam die Nikolauskirche das Prädikat k.k. Hofpfarrkirche verliehen. Die Pfarrer Franz Weinmayr (Amtszeit 1870–1911) und Franz Stadler (Dienstzeit 1911–1936) erhielten von Rom den Titel Päpstlicher Hausprälat, da der Prälat der „niedrigste“ Kirchenrang war, welcher gemäß dem spanischen Hofzeremoniell zur kaiserlichen Tafel zugelassen war.[2]

Am 31. Juli 1890 heiratete Erzherzog Franz Salvator in der Ischler Pfarrkirche die Erzherzogin Marie Valerie, jüngste Tochter des österreichischen Kaisers Franz Joseph I. Anton Bruckner spielte dabei die Orgel.

Zwischen 1874 und 1879 erfolgte eine große Renovierung und Umgestaltung des Kircheninneren. Der Abschluss der umfangreichen Ausgestaltung wurde zum 50. Geburtstag des Kaisers, am 18. August 1880 feierlich begangen. Die 1887 errichtete Orgel wurde zum 80. Kaisergeburtstag (1910) erweitert. Sie ist auch heute noch einer der größten Orgeln in Österreich und die zweitgrößte Orgel in Oberösterreich.[2]

Nachdem in beiden Weltkriegen die Glocken eingefordert wurden, konnte am Christkönigsfest 1948 das C-Moll-Geläute eingeweiht werden. Die 6 Glocken im Ischler Kirchturm (c, es, f, g, b, c) stammen aus der Glockengießerei St. Florian.

Kirchenpatron der Stadtpfarrkirche Bad Ischl ist der hl. Nikolaus. Er wurde als Helfer für Wanderer und Schiffsleute verehrt. Entlang der alten Salzschifffahrtsroute auf der Traun und auch entlang der Donau gibt es etliche weitere Pfarrkirchen, welche den hl. Nikolaus als Patron erwählten.[2]

Die Größenausmaße der Stadtpfarrkirche Bad Ischl sind: Gesamtlänge 52 Meter, Breite 22 Meter, Kuppelhöhe 20 Meter, Fassungsvermögen für 3.000 Personen, Turmhöhe 72 Meter. Der Außenbereich der Kirche zeigt die einfache Form des Klassizismus. Die an der Außenwand befindliche Statue des Kirchenpatrons trägt die Jahreszahl „1769“. Der riesige schwarze Doppeladler und die lateinische Inschrift über dem Hauptportal (auf Deutsch übersetzt: „Aus Frömmigkeit und Freigiebigkeit der Kaiserin“) geben einen Hinweis auf die maßgebliche Geldgeberin, Kaiserin Maria Theresia.[4]

Die vier Gewölbegürtel, welche auf mächtigen Wandpfeilern ruhen, teilen die Kirche in vier Joche. In das erste Joch beim Haupteingang ist die Empore mit der Orgel eingestellt. Der Altarraum ist von einem Gurtbogen vom Kirchenschiff getrennt und schließt halbkreisförmig. Das große einschiffige und vierjochige Langhaus ist ringtonnengewölbt, der eingezogene einjochige Chor besitzt einen 3/8-Schluss. Der gotische Turm im südlichen Chorwinkel besitzt einen gedrehten achteckigen Spitzhelm.[5]

Tempietto-Tabernakel

Die Gewölbefelder, die Gurte, die Fensterleibungen und die seitlichen Wandflächen sind mit Fresken ausgestattet. Von 1874 bis zu seinem Tod 1881 erarbeitete der Kirchenmaler Georg Mader die Fresken. Ein paar Details waren bei seinem Ableben noch nicht fertig, diese vollendeten im Jahr 1882 Albert von Felsenburg und Franz Rubensteiner. Die Ornamente zwischen den Bildern sind von Joseph Thurner. Die Bilder sind charakteristisch für das 19. Jahrhundert und sind der Kunst der Nazarener zuzuordnen.[6]

Die Bilder in der Kirche sind aufeinander abgestimmt und ergeben ein theologisches Programm. Das 1. Joch (über der Musikempore) zeigt Bildnisse der Propheten des Alten Bundes. Das 2. Joch hat als Thema Glaube, das 3. Joch Hoffnung und das 4. Joch Liebe. Neben Motiven der hl. Schrift und aus Heiligengeschichten finden sich auch sechs Szenen aus dem Leben des hl. Nikolaus. Das große Bild der Kommunion war die letzte Arbeit von Georg Mader. Im Altarraum finden sich des Weiteren Bilder der vier Evangelisten und die Darstellung der Sakramente in Lebensbildern. Beim Bild Krankenölung empfängt Erzherzog Franz Carl das Sakrament, dahinter stehen sein Sohn Kaiser Franz Joseph und dessen Frau Elisabeth.[6]

Hinter dem Hochaltar sind drei Glasmosaike, die Erzengel Gabriel, Michael und Raphael. Das Bild über dem Hochaltar ist dem hl. Nikolaus gewidmet. Das Werk wurde 1850 von Erzherzog Ludwig in Auftrag gegeben. Das Bild zum linken Seitenaltar (Dreifaltigkeitsaltar) hat ebenfalls Erzherzog Ludwig 1851 beauftragt, das Bild zum rechten Seitenaltar (Marienaltar) finanzierte Erzherzog Franz Carl 1854. Alle drei Bilder stammen von Leopold Kupelwieser.[6]

Am 16. September 1878 wurde mit der Errichtung des neuen Hochaltars nach einem Entwurf des Architekten Michel begonnen. Der weiße Sandstein ist aus Ungarn, die Mensa aus Marmor von der Ischler Burgruine Wildenstein. Für den kostbaren Tabernakel soll Herzog Philipp la Notiere Ferrari maßgeblich gespendet haben. Die beiden silbernen Tabernakeltüren wurden von einem Ischler Goldschmied geliefert. Die weißen Füllungen am Hochaltar sind aus ägyptischen Marmor und ein Geschenk des jüngsten Kaiserbruders Erzherzog Ludwig Viktor von Österreich. Das Material für die Ischler Kirche und für die Wiener Votivkirche wurden aus dem gleichen großen ägyptischen Block entnommen.[7]

Die Kreuzwegstationen im Kircheninneren schuf der aus Meran stammende Bildhauer Sebastian Steiner im Jahr 1895. An drei verdiente Pfarrherren erinnern Gedenktafeln.[6]

Matthäus-Mauracher-Orgel (1887), mit 1910 erweitertem Prospekt

Den ältesten Hinweis auf eine Orgel liefert eine Rechnung über 300 fl. aus dem Jahre 1701, die für eine Reparatur der Orgel gestellt wurde. 1722 schuf Johann Christoph Egedacher ein neues Instrument für 734 fl. 47 xr., das später in die 1780 neu errichtete Kirche übernommen wurde. Der Steyrer Orgelbauer Simon Anton Hötzel nahm 1825 eine vollständige […] Umarbeitung und Verbesserung der Orgel im löblichen Gotteshause zu Ischl“ vor, sie hatte dann 17 Register auf zwei Manualen und Pedal.[8]

Am 18. Juli 1886 hatte die Matthäus Mauracher’sche Orgelbauanstalt in Salzburg und St. Florian, nämlich die Gebrüder Josef, Hans und Matth. Mauracher (d. J.), den Auftrag für die Schaffung einer neuen Orgel für die Pfarrkirche Ischl erhalten,[9] die 1887 fertiggestellt wurde.

In der Linzer Tages-Post ist diesbezüglich zu lesen:

Ischl, 24. August [1887]. (Neue Orgel.)
Bereits in Nr. 90 der „Tages-Post“ wurde erwähnt, daß in der Pfarrkirche in Ischl eine neue Orgel aufgestellt worden ist. Dieselbe, ein wahres Meisterwerk, wurde erbaut vom Orgelbauer Mauracher in Salzburg, den schon Edelbacher in seiner „Geschichte Oberösterreichs“ den berühmten nennt. Es wird daher gewiß auch für weitere Kreise von Interesse sein, Näheres über Anlage und Disposition dieses Werkes zu erfahren. Dasselbe hat 33 klingende Stimmen (2133 Pfeifen), vertheilt auf drei Manuale und ein Pedal, fünf Koppelungen und vier Combinationstritte.
[10] [...]

Ein Jahr später, am 8. August 1888 wurde das Instrument kollaudiert. Unter den Prüfern waren der Salzburger Domchordirektor Johann Peregrinus Hupfauf (1856–1889) und der Chorregent der Votivkapelle des Linzer Doms, Johann Bap. Burgstaller (1872–1912).[11]

Auf der teils mit Barkerhebeln, teils mit pneumatischer Traktur versehenen Orgel hatte regelmäßig der österr. Komponist Anton Bruckner gespielt, z. B. am 31. Juli 1890, bei der Hochzeit der mit ihm befreundeten Kaisertochter Marie Valerie.[12]

Schallloch über der Darstellung "St. Nikolaus predigt den Irr- und Ungläubigen" für das Fernwerk von 1910

Anlässlich des 80. Geburtstages des österr. Kaisers wurde sie zwischen 1908 und 1910 erweitert und erhielt den Beinamen Kaiser-Jubiläums-Orgel. In diese Zuge wurde das Prospekt verbreitert, mit einem Kronpositiv erhöht, nach hinten gerückt und mit Auskragungen nach vorne versehen. Außerdem erhielt das Instrument ein Fernwerk, dessen Klang durch einen fast 14 Meter langen Schallkanal zu einem Gitter an der Decke der Kirche geleitet wurde. Mit dem Fernwerk, das „mittelst elektrischer Leitung gespielt“ werden konnte, hatte es 66 Register.[13] Die Stimmen des Fernwerks wurden im Jahr 1960 veräußert, erhalten blieben der Schallkanal mitsamt dem Fernwerksgehäuse.[14]

Die Kaiser-Jubiläums-Orgel verfügt aktuell über 60 Register auf drei Manualen und Pedal und ist damit eine der größten Orgeln des Landes. Die Spiel- und Registertrakturen sind seit 1993 elektropneumatisch. Zur besseren Zugänglichkeit des Pfeifenwerks verlegte die Firma Rieger Orgelbau die Pfeifen des II. Manuals 1993 in den Orgelfuß und stattete das Instrument mit einer elektronischen Setzeranlage aus. Im Spieltisch blieben die Registerwippen für die nicht mehr vorhandenen Register des Fernwerks erhalten. Die Planungen sahen vor, dass das Fernwerk bis zum Jahr 2024 durch eine Rekonstruktion wieder realisiert werden sollte.[15]

Mit den Arbeiten zur Wiederherstellung des Fernwerks und der umfassende Sanierung der Kaiser-Jubiläums-Orgel wurden die Orgelbauer Christian Scheffler und Rieger Orgelbau betraut, die im Dezember ihren Abschluss fanden (Wiederweihe am 17. Dezember 2023). Dabei wurde auch die Zugänglichkeit des Pfeifenwerks und die Windversorgung verbessert.[16]

I Hauptwerk C–c4
1. Direktorin 16′
2. Bordun 16′
3. Direktorin 8′
4. Viola baritona 8′
5. Doppelflöte 8′
6. Gedackt 8′
7. Quintatön 8′
8. Gemshorn 8′
9. Nassat 513
10. Octave 4′
11. Fugara 4′
12. Rohrflöte 4′
13. Quinte 223
14. Octavin 2′
15. Mixtur V 223
16. Fagott 16′
17. Trompete 8′
18. Trompete 4′
II Positiv C–c4
19. Lieblich Gedackt 16′
20. Flötenprincipal 8′
21. Gamba 8′
22. Salicional 8′
23. Philomela 8′
24. Lieblich Gedackt 8′
25. Octave 4′
26. Dolceflöte 4′
27. Geigen Prästant 4′
28. Flautino 2′
29. Quintflöte 223
30. Septime 227
31. Terz 135
32. Mixtur III 2′
33. Cornett IV 4′ [Anm. 1]
34. Klarinette 8′
35. Tuba mirabilis 8′
III Schwellwerk C–c4
36. Salizet 16′
37. Geigenprincipal 8′
38. Dolceflöte 8′
39. Aeoline 8′
40. Vox coelestis 8′
41. Konzertflöte 8′
42. Unda maris 8′
43. Traversflöte 4′
44. Dolciana 4′
45. Harmonia aeth. IV 223
46. Oboe 8′


III Fernwerk C–c4
Vox angelica 8′
Äolsharfe 8′
Fernflöte 8′
Viola 4′
Piccolo 2′
Vox humana 8′ [Anm. 2]
Tremolant
Pedal C–f1
47. Kontrabass 32′
48. Principalbaß 16′
49. Violon 16′
50. Subbaß 16′
51. Stillgedacktbaß 16′ [Anm. 3]
52. Quintbaß 1023
53. Octavbaß 8′
54. Baßflöte 8′
55. Gedecktbaß 8′
56. Cello 8′
57. Pedal-Cornett III 8′
58. Octave 4′
59. Posaune 16′
60. Trompete 8′
  • Koppeln: I/I (Superoktavkoppel), II/I (auch als Sub- und Superoktavkoppel), III/I, III/II (auch als Superoktavkoppel), III/III (Superoktavkoppel), I/P, II/P, III/P
  • Spielhilfen: Feste Kombinationen (p, mf, f, ff, pleno), Absteller, Freie Kombinationen
Anmerkungen
  1. Gruppenzug Nr. 26, 28, 29, 31
  2. Zungenstimme
  3. Transmission
  • Ischler Heimatverein (Hrsg.): Bad Ischl Heimatbuch 2004. Rudolf Wimmer Verlag, Bad Ischl 2004, ISBN 3-900998-70-1.
  • Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio-Handbuch Oberösterreich. 3. Auflage. Anton Schroll & Co, Wien 1958.
  • Johann Hammerl, röm. kath. Pfarramt Bad Ischl (Hrsg.): Kaiserjubiläumsorgel Bad Ischl. Salzkammergut-Druckerei, Gmunden 1993.
  • Leo Reiter: Aus der Geschichte der Ischler Orgeln. In: Johann Hammerl (Hrsg.): Kaiserjubiläumsorgel Bad Ischl. Salzkammergut-Druckerei, Gmunden 1993, S. 7–10.
  • Generalsanierung KAISER JUBILÄUMS ORGEL. In: Christian Öhler (Hrsg.): Blickpunkt Pfarrgemeinde Bad Ischl. Wigodruck, Bad Ischl 2024.
Commons: Stadtpfarrkirche (Bad Ischl) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Dekanat Bad Ischl/Dekanatshomepage@1@2Vorlage:Toter Link/dioezese-linzold.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Homepage der Diözese Linz, abgerufen am 6. September 2014
  2. a b c d e f g Katholisches Stadtpfarramt Bad Ischl (Hrsg.): Kirchenführer Pfarrkirche zum hl. Nikolaus in Bad Ischl. Christliche Kunststätten Österreichs Nr. 182. 6. Auflage. St. Peter, Salzburg 2013, S. 1–6.
  3. Ischler Heimatverein (Hrsg.): Bad Ischl Heimatbuch 2004. Rudolf Wimmer Verlag, Bad Ischl 2004, ISBN 3-900998-70-1, S. 548.
  4. Ischler Heimatverein (Hrsg.): Bad Ischl Heimatbuch 2004. Rudolf Wimmer Verlag, Bad Ischl 2004, ISBN 3-900998-70-1, S. 563.
  5. Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio-Handbuch Oberösterreich. 3. Auflage. Anton Schroll & Co, Wien 1958, S. 35.
  6. a b c d Katholisches Stadtpfarramt Bad Ischl (Hrsg.): Kirchenführer Pfarrkirche zum hl. Nikolaus in Bad Ischl. Christliche Kunststätten Österreichs Nr. 182. 6. Auflage. St. Peter, Salzburg 2013, S. 7–15.
  7. Ischler Heimatverein (Hrsg.): Bad Ischl Heimatbuch 2004. Rudolf Wimmer Verlag, Bad Ischl 2004, ISBN 3-900998-70-1, S. 570.
  8. Leo Reiter: Aus der Geschichte der Ischler Orgeln. In: Johann Hammerl (Hrsg.): Kaiserjubiläumsorgel Bad Ischl [Festschrift zur Orgelweihe 1993], Gmunden 1993, S. 7.
  9. Aus Oberösterreich. In: Salzburger Kirchenblatt, 5. August 1886, S. 8 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/skb
  10. a b Correspondenz. In: Tages-Post, 26. August 1887, S. 2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/tpt
  11. Orgelprobe. In: Salzburger Chronik für Stadt und Land, 12. August 1888, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/sch
  12. Informationen zur Geschichte der Orgel
  13. Das erste Orgelfernwerk in Oesterreich. In: Salzburger Kirchenblatt, 27. Oktober 1910, S. 7 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/skb
  14. Wolfgang Kreuzhuber: Das „Fernwerk“ der Bad Ischler Orgel: eine instrumentale Kostbarkeit. In: Johann Hammerl, röm. kath. Pfarramt Bad Ischl (Hrsg.): Kaiserjubiläumsorgel Bad Ischl. Salzkammergut-Druckerei, Gmunden 1993, S. 16.
  15. Informationen zur Orgel
  16. Bad Ischl, St. Nikolaus – Organ index, die freie Orgeldatenbank. Abgerufen am 17. Dezember 2023.

Koordinaten: 47° 42′ 42″ N, 13° 37′ 23″ O