„Tschirn“ – Versionsunterschied

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=== Herkunft des Ortsnamens ===
=== Herkunft des Ortsnamens ===
Tschirn, auch „Schirn“, „Zirn“, oder „Zschirn“ geschrieben, ist ein slawischer Name, der vom tschechischen ''černý'' (schwarz) abgeleitet ist und etwa Schwarzwald, Fichten- oder Tannenwald bedeutet.
Tschirn, auch „Schirn“, „Zirn“, oder „Zschirn“ geschrieben, ist ein slawischer Name, der vom tschechischen ''černý'' (schwarz) abgeleitet ist und etwa Schwarzwald, Fichten- oder Tannenwald bedeutet.
=== Einwohnerentwicklung ===
Im Zeitraum 1988 bis 2018 sank die Einwohnerzahl von 704 auf 516 um 188 Einwohner bzw. um 26,7 %.


== Politik ==
== Politik ==

Version vom 12. Mai 2020, 22:50 Uhr

Wappen Deutschlandkarte
Tschirn
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Tschirn hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 24′ N, 11° 27′ OKoordinaten: 50° 24′ N, 11° 27′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberfranken
Landkreis: Kronach
Verwaltungs­gemeinschaft: Teuschnitz
Höhe: 598 m ü. NHN
Fläche: 20,14 km2
Einwohner: 508 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 25 Einwohner je km2
Postleitzahl: 96367
Vorwahl: 09268
Kfz-Kennzeichen: KC, SAN
Gemeindeschlüssel: 09 4 76 182
Gemeindegliederung: 3 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Schulweg 8
96367 Tschirn
Website: www.tschirn-online.de
Bürgermeister: Peter Klinger (CSU)
Lage der Gemeinde Tschirn im Landkreis Kronach
KarteLangenbacher ForstBirnbaum (gemeindefreies Gebiet)Landkreis CoburgLandkreis HofLandkreis KulmbachLandkreis LichtenfelsThüringenLudwigsstadtWeißenbrunnMarktrodachTettau (Oberfranken)SchneckenloheMitwitzKüpsNordhalbenWilhelmsthalTschirnTeuschnitzSteinbach am WaldReichenbach (Landkreis Kronach)WallenfelsStockheim (Oberfranken)SteinwiesenPressigKronach
Karte

Tschirn ist eine Gemeinde im oberfränkischen Landkreis Kronach in Bayern. Sie ist Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Teuschnitz.

Geografie

Geografische Lage

Tschirn liegt im Naturpark Frankenwald. Im Gemeindegebiet entspringen die Bäche Tschirner Ködel (speist die Trinkwassertalsperre Mauthaus), die Grümpel und die Dober in unmittelbar nächster Nähe.

Gemeindegliederung

  • Dobermühle
  • Tschirn
  • Gemeindeschneidmühle

Die Gemeindeschneidmühle (Waffenhammer) lag im Tal der Tschirner Ködel. Sie bestand aus einem Wohnhaus, einer Scheune und einem Holzsägewerk, in dem bis zum Ende noch Holz geschnitten wurde. Nach dem Bau der Mauthaustalsperre wurde sie um 1980 abgerissen, da sie in der engeren Schutzzone der Trinkwassertalsperre lag. Die Besitzer Förtsch und Jaksch wurden nach Tschirn umgesiedelt.

Geschichte

Bis zum 15. Jahrhundert

Urkundlich erstmals erwähnt wurde Tschirn im Jahre 1276 als „Gut Tschirn“. Die Gründung des Ortes an der Hochstraße KronachLehesten, eine der kürzesten Verbindungen ins Thüringische, vollzog sich um die Jahrtausendwende in der Zeit des Geschlechtes der Steinberger und der Schweinfurter Grafen von Henneberg. 1187 waren die Güter im weltlichen Besitz der von Schaumberg, 1276 wurden „Schirn“ (Tschirn) und „Pressans“ und die Kirchen in diesen Eigengütern an das Kloster Langheim abgetreten. Am 18. Dezember 1388 ging das „Eygen“ Teuschnitz mit 31 Orten, darunter auch Tschirn mit dem Patronatsrecht nebst den dazugehörenden Siedlungen Hois, Priesterich und Oßla durch Kauf an das Hochstift Bamberg über. Tschirn gehörte von 1388 bis 1803 bis zur Säkularisation zum unbestrittenen Besitz des Fürstbistums Bamberg, dann ging es an das Königreich Bayern über.

Der um die Mitte des 14. Jahrhunderts wütenden Pest fielen alle Einwohner von Hois und Priestrich zum Opfer. Die Orte erloschen.

Um 1414 machten die Bürger Tschirns regen Gebrauch von der bereits 1234 erlassenen Bergwerksgerechtigkeit. Erz wurde abgebaut, verhüttet und in Waffenschmieden verarbeitet. Damals hatte der Ort 152 Familien und 600 Einwohner, 84 Häuser, ein Pfarramt, eine Schule und eine Pfarrkirche, Revier- und Forstwartei, eine Mahl- und zwei Schneidmühlen mit Waffenhammer.

Dreißigjähriger Krieg

Der Dreißigjährige Krieg verschonte Tschirn nicht. 1632 wurde Pfarrer Johann Cuno im Pfarrhaus von einem schwedischen Soldaten ermordet. Der Pfarrer soll sich als Metzger verkleidet haben, wurde jedoch, als er die heiligen Geräte vor den räuberischen Landsknechten schützen wollte, erkannt und niedergemacht. Die Bauern rächten den „merttrer von Tschirn“, sie verfolgten seinen Mörder und erschlugen ihn im Grund zwischen Tschirn und Rappoltengrün. Der Sage nach geht heute noch die arme Seele des Schweden zu nächtlicher Stunde um. Für das Heimatfest 1957 hatte der Heimatdichter Andreas Bauer (Bauern-Andres) diese Vorgänge zu einem Theaterspiel unter dem Titel Von Not und Tod und schwerer Zeit verarbeitet. Es wurde von einer Tschirner Laienspielgruppe unter Regie des Autors auf dem freien Platz vor dem Pfarrhaus aufgeführt.

In der Folgezeit des Dreißigjährigen Krieges suchten Rinderpest, Ruhr, Typhus und Blattern die Menschen heim. Missjahre, Teuerung und Unwetter brachten immer wieder große Not.

Herkunft des Ortsnamens

Tschirn, auch „Schirn“, „Zirn“, oder „Zschirn“ geschrieben, ist ein slawischer Name, der vom tschechischen černý (schwarz) abgeleitet ist und etwa Schwarzwald, Fichten- oder Tannenwald bedeutet.

Einwohnerentwicklung

Im Zeitraum 1988 bis 2018 sank die Einwohnerzahl von 704 auf 516 um 188 Einwohner bzw. um 26,7 %.

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat von Tschirn hat acht Mitglieder unter der Leitung des ehrenamtlichen Bürgermeisters.

2020
CSU / Liberale Bürger – LB 4
Alternative für Tschirn 4
Gesamt 8 Sitze

(Stand: Kommunalwahl am 15. März 2020)

Wappen

Die Wappenbeschreibung lautet: „Geteilt von Blau und Gold; oben das Brustbild des silbern gekleideten und golden nimbierten heiligen Jakobus, der in der Rechten einen goldenen Pilgerstab und in der Linken ein goldenes Kreuz hält; auf der Brust eine rote Pilgermuschel; unten nebeneinander zwei bewurzelte schwarze Nadelbäume.“ (Ministerielle Zustimmung vom 11. April 1957 Nr. I B 1 - 3000 - 29 T/5)

Die untere Schildhälfte enthält durch die schwarzen Nadelbäume einen Hinweis auf den Ortsnamen, der vom slawischen černý (schwarz) abzuleiten und mit Schwarzwald gleichzusetzen ist. Schwarz und Gold spielen zugleich auf die Farben des Löwenwappens des ehemaligen Hochstifts Bamberg an, weil die Fürstbischöfe bis 1802/03 die Landesherrschaft ausübten. Schon vor 1276 und wieder seit 1388 nach dem Kauf der Güter des Zisterzienserklosters Langheim in dieser Gegend war der Ort unbestrittener hochstiftischer Besitz. Der heilige Jakobus war als Pfarrpatron bereits 1276 beglaubigt. Im Wappen wurden ihm seine bekannten Attribute Stab, Muschel und Kreuz hinzugefügt. Die Gemeindefahne zeigt drei Streifen in der Farbenfolge Rot, Weiß und Blau entsprechend den Hauptfarben im Gemeindewappen.[2]

Bauwerke und Kunstwerke

Katholische Pfarrkirche St. Jakobus, Ostfassade
Katholische Pfarrkirche St. Jakobus, Orgel

Am früheren Ortsteich, beim Haus Nummer 97 (heute Kronacher Straße 8), befand sich zwischen zwei mächtigen Lindenbäumen die Sandsteinfigur des Heiligen Nepomuk mit der Inschrift im Sockel: „Johan Hader schmittmeister von Tschirn und die sämhdliche Gutt thäter haben zur Ehre Gottes und des He Johann von Nepomuc diese bildnus setzen lassen. Ano 1774“. Die Statue wurde 1998 nach einer Renovierung an die Abzweigung Eckstraße/Kronacher Straße versetzt. Von der gleichen Art steht etwa 100 Meter nördlich der Pfarrkirche ein Vesperbild, die Muttergottes, den vom Kreuz abgenommenen Christus haltend. Diese Sandsteinfigur war einst bemalt.

Von 1865 bis 1868 bauten die Tschirner die heutige gotische Pfarrkirche. Sie birgt neben wertvollen Kleinodien mehrere Holzfiguren (die älteste ist wohl die um 1500 entstandene stehende Muttergottes), vier Altarbilder, Kreuzweg und vier Evangelisten von Kunstmaler Lorenz Kaim aus Kronach, sowie eine Steinmeyersche Orgel.

Baudenkmäler und Bodendenkmale

Pfarrer von Tschirn

  • 1401: Richardt Johannes
  • 1415: Nicklas
  • 1440: Lenker Johannes
  • 1471: Weiß Johannes
  • 1521: Lauterbach Johannes
  • 1535: Schütz Johannes
  • 1539: Alstich Johannes
  • 1552: Limmer Simon
  • 1558: Fleischmann Johannes
  • 1587: Zweidler Wolfgang
  • 1596: Neblich Wolfgang
  • 1611: Hammon Otto
  • 1612: Cuno Johannes
  • 1632: Zielfelder Kornelius
  • 1638: Braun Johannes Wilhelm
  • 1640: Johann Konrad Cervinus von Hirsch
  • 1642: Fiedler Martin Johann
  • 1664: Kaupert Friedrich
  • 1666: Arelt Johann
  • 1672: Will Johann
  • 1685: Richter Martin
  • 1686: Leicht Nickolaus
  • 1687: Weber Georg
  • 1689: Hofstetter Johannes
  • 1710: Wecker Johann Georg
  • 1718: Beuschel Johann Tobias (in Tschirn begraben)
  • 1752: Wachter Johann Simon (in Tschirn begraben)
  • 1788: Oehrlein Georg Josef (in Tschirn begraben)
  • 1791: Baumann Friedrich
  • 1802: Lang Johann Georg Philipp
  • 1813: Schauer Valentin
  • 1818: Engel Johann
  • 1834: Kestel Johann
  • 1842: Scharold Georg
  • 1843: Alt Johann
  • 1859: Neblich Kaspar (in Tschirn geboren und begraben)
  • 1866: Besold Johann
  • 1875: Krahl Augustin (in Tschirn begraben)
  • 1878: Schmitt Franz
  • 1883: Schirmer Georg
  • 1889: Stöcklein Georg
  • 1894: Nüßlein Heinrich
  • 1896: Schindelmann Michael
  • 1908: Stenglein Jakob
  • 1913: Dütsch Augustin
  • 1922: Beyerwaltes Andreas
  • 1929: Zwosta Georg
  • 1934: Hagel Johannes
  • 1949: Höfinger Rudolf
  • 1966: Schöring Johannes
  • 1971: Aushilfen: Professor Johannes Seifert, Nurn und Pfarrer Josef Voll, Lahm
  • 1984: Antekolovic Tomislav
  • 1998: Martin Hans (Pfarrei Nordhalben und Tschirn)
  • 2005: Barthelme Peter – Pfarreienverbund Oberer Frankenwald: Teuschnitz, Tschirn, Wickendorf, Marienroth (ab Oktober 2006: Dekan – Dekanat Teuschnitz)
  • 2011: Lindner Joachim
  • 2017: Pötzl Detlef

Wirtschaft und Infrastruktur

Land- und Forstwirtschaft sowie Heimarbeit boten in früheren Jahrhunderten nur ein Existenzminimum. 1894 wurde die Schiefertafelindustrie gegründet, die 1902 nach Nordhalben abwanderte. Versuche, in den 1920er und 1930er Jahren Schiefervorkommen abzubauen, scheiterten.[3] Größter Arbeitgeber in Tschirn ist das Zweigwerk der Dr. Franz Schneider GmbH mit 160 Mitarbeitern.

Kultur und Erholung

In der Nähe befinden sich Wandermöglichkeiten auf gut markierten Strecken – der nahe Rennsteig, Seenweg und die beiden Europäischen Fernwanderwege E3 und E6. Eine Teilstrecke des Grünen Bandes bildet kilometerweit die Landesgrenze zu Thüringen. Durch den Ort führen die Porzellanstraße und Frankenwaldhochstraße.

Ehrenbürger

  • Franz Schneider (* 9. Februar 1929 in Wilhelmsthal † 15. April 2020), Unternehmer[4]

Literatur

Commons: Tschirn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Genesis-Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Klemens Stadler: Die Wappen der oberfränkischen Landkreise und Gemeinden
  3. Festschrift der Freiwilligen Feuerwehr Tschirn 2001 – Autor: Günter Böhnlein, Tschirn
  4. Pressemitteilung 17. (PDF) Dr. Schneider Unternehmensgruppe, 2012, archiviert vom Original am 31. Dezember 2015; abgerufen am 31. Dezember 2015.