„Pavillonstil“ – Versionsunterschied

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Version vom 31. Januar 2021, 10:28 Uhr

Die begrünte Promenade trennt die rechts und links davon angesiedelten Fachkliniken des Rudolf-Virchow-Krankenhauses in Berlin

Als Pavillonstil oder Pavillonbauweise wird eine Periode bei der Konzeption von Krankenhausbauten Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Diese Bauweise sollte eine Therapie im Krankenhaus in kleinen Gruppen von Patienten in grüner Umgebung ermöglichen.

Stilmerkmale und Hintergründe

Alle Gebäude sind in sich funktional relativ autark und liegen in einer parkähnlichen Umgebung. Diese dezentrale Struktur entstand mit Blick auf eine angenehme Atmosphäre zur Genesung des Patienten, entsprach genauso dem Autonomiebedürfnis von Chefärzten und Professoren der Zeit um 1900 und galt als modern, richtungweisend sowie unter hygienischen Aspekten vorteilhafter (die Bildung autarker Gebäudeinseln sollte der Ausbreitung von Krankheiten über das ganze Klinikareal entgegenwirken).

Beispiele

  • Royal naval hospital (1764), Plymouth, England
  • Hôpital de la Marine (ab 1782), Rochefort, Frankreich[1],[2].
  • Das 1854 eingeweihte Hôpital Lariboisière in Paris wurde nach den damaligen hygienischen Vorstellungen aus einzelnen Pavillons gebaut, um Ansteckungen zu vermeiden.
  • Am 1. Juli 1876 wurde die Provinzial-Irren-Anstalt Rittergut Altscherbitz unter Leitung von Köppe gegründet. Sie besteht heute als Sächsisches Krankenhaus für Psychiatrie und Neurologie Altscherbitz in Schkeuditz vor den Toren Leipzigs fort. Insbesondere Köppes Nachfolger, Geheimrat Paetz, trieb die vom Gründungsdirektor begonnenen Innovationen voran, indem er weitere Pavillons errichten ließ und das Offen-Tür-System, das Wachsaalsystem sowie die Arbeitstherapie einführte.[3]
  • Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, 1885–1889 als Allgemeines Krankenhaus Eppendorf in Pavillonbauweise erbaut.
  • Das 1891 bis 1895 hauptsächlich nach Plänen von Paul Rowald errichtete städtische Nordstadtkrankenhaus in Hannover gilt als eine der ersten Kliniken in Pavillonbauweise.
Allgemeines Krankenhaus St. Georg in Hamburg-St. Georg. Gesamtansicht im Jahr 1902.
Lageplan der Landesirrenanstalt Teupitz zum Zeitpunkt der Eröffnung 1908.

Weiterentwicklung

Bei späteren Bauten wurde das Trabantensystem bevorzugt, bei dem mehrere Stationen oder Kliniken in einem Haus zusammengefasst wurden. An diesem System wurde später bemängelt, dass es „mit einem blockartigen Hauptbau und den mehr selbständigen Abteilungen in Pavillonart mit jeweils dahinterliegenden Behandlungsflügeln“ viel zu lange Transportwege für die Patienten der einzelnen Abteilungen aufweise.[11]

Für ein modernes Krankenhaus ist der Pavillonstil wegen der teilweise isolierten Lagen und der langen Transportwege ohne Wetterschutz für Patientenbewegungen und Essensversorgung überholt. Zentrale OP- und Laboreinrichtungen erfordern eher eine horizontal oder vertikal netzartige Struktur der Bettenhäuser und Stationen.

Galerie

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Raymond Riveau : La naissance de l'hôpital maritime de Rochefort, In Rochefort 1666-1966, mélanges historiques, Ville de Rochefort, 1966, pp. 145–154 (französisch).
  2. Anne Pétillot, Georges Fessy : Patrimoine hospitalier, éditions Scala, 2004 (französisch).
  3. Sächsisches Krankenhaus Altscherbitz, offizielle Webpräsenz
  4. uniklinikum-dresden.de
  5. charite.de (Memento des Originals vom 31. Oktober 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.charite.de
  6. 100 Jahre Rheinhessen Fachklinik Alzey, Gründungs- und Baugeschichte, Seite 38 bis 40
  7. Die Geschichte der Krankenhäuser in Mainz - regionalgeschichte.net. Abgerufen am 8. April 2019.
  8. Städtebaulicher Essay zum LKH-Universitätsklinikum Graz
  9. Das LKH, "Weltwunder" für Graz
  10. 100 Jahre LKH-Universitätsklinikum Graz
  11. Aus der grünen Bibel. In: Der Spiegel. Nr. 13, 1961 (online).