„Hermann Hans Wetzler“ – Versionsunterschied

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Heinrich Aerni: Zwischen USA und Deutschem Reich (Teil 1)
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'''Hermann Hans Wetzler''' (* [[8. September]] [[1870]] in [[Frankfurt am Main]]; † [[29. Mai]] [[1943]] in [[New York City|New York]]) war ein [[Deutschland|deutsch]]-[[Vereinigte Staaten|US-amerikanischer]] [[Komponist]].
'''Hermann Hans Wetzler''' (* [[8. September]] [[1870]] in [[Frankfurt am Main]]; † [[29. Mai]] [[1943]] in [[New York City|New York]]) war ein [[Deutschland|deutsch]]-[[Vereinigte Staaten|US-amerikanischer]] [[Komponist]], [[Dirigent]] und Musiker ([[Bratschist]], [[Organist]] und [[Pianist]]). Von 1897 bis 1901 war er dann ''Associate Organist'' an der [[Trinity Church (New York City)|Trinity Church]] in New York.


== Leben ==
== Leben ==
Hermann Hans Wetzler wurde 1870 als Sohn von Charles Wetzler und dessen deutscher Frau Anna, geb. [[Rothschild (Familie)|Rothschild]], in Frankfurt am Main geboren.<ref name="Aerni18">Heinrich Aerni: ''Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 18.</ref> Wenig später zog die [[Juden in den Vereinigten Staaten|jüdische]] Familie nach [[Chicago]], [[Illinois]], wo Hermann mit seiner 1874 geborenen Schwester Minna zunächst aufwuchs.<ref name="Aerni18"/> Sein Vater wanderte im 19. Jahrhundert aus [[Böhmen]] [[Einwanderung in die Vereinigten Staaten|in die USA aus]].<ref name="Aerni18"/>
Wetzlers Vater stammte aus [[Böhmen]], seine Mutter war Deutsche. Er wuchs in [[Chicago]] in wohlhabenden Verhältnissen auf und studierte erst am [[College-Conservatory of Music Cincinnati|Konservatorium Cincinnati]], ab 1885 am [[Dr. Hoch’s Konservatorium|Hochschen Konservatorium]] in Frankfurt Klavier und Violine bei [[Clara Schumann]], [[Hugo Heermann]], [[Bernhard Scholz]], [[Iwan Knorr]] und [[Engelbert Humperdinck]].<ref name=N-Bio>[https://zbcollections.ch/home/#/content/c682f5502f2a49aabf1f978034aca7ae Biographie] auf ''ZB Collections''</ref> 1892 kehrte er in die USA zurück und arbeitete in New York als Bratschist, Chorleiter, Klavierlehrer und Organist an der [[Trinity Church (New York City)|Trinity Church]].<ref name=N-Bio /> 1903 gründete er mit Spendengeldern die ''Wetzler Symphony Concerts'', bei denen [[Richard Strauss]] 1904 sein US-Debüt als Dirigent gab<ref name=N-Bio /> und seine [[Sinfonia domestica]] uraufführte.<ref name=NV-Bio>[https://zbcollections.ch/home/view/pdf.html?file=https%3A%2F%2Fzbcollections.ch%2Fhome%2Fapi%2FFile%2FGetFile%2F%3Fid%3D576244afb4c041ca997590c08ed8af40-29057%26version%3D1%26rendition%3DOriginal%26fileName%3DNachlassverzeichnis_Hermann_Hans_Wetzler.pdf Lebenslauf] im Nachlassverzeichnis, Zürich 2007, S. 5</ref> 1905 kehrte Wetzler nach Deutschland zurück, um als Kapellmeister in [[Hamburg]], [[Elberfeld]], [[Riga]], [[Halle (Saale)|Halle]], [[Lübeck]] und [[Köln]] zu arbeiten.<ref name=Grove>{{Grove Music Online|30187|Karl Geiringer, Michael Meckna|Wetzler, Hermann (Hans)}}</ref>

Seinen ersten Klavierunterricht erhielt Wetzler wohl von seiner Mutter, einer ausgebildeten Pianistin.<ref name="Aerni18"/> Da diese aber früh verstarb, lebte er mit seiner Schwester zwischenzeitlich bei der Chicagoer Tante Charlotte Rudolpg-Wetzler.<ref name="Aerni18"/> 1881 verzog die Familie Wetzler nach [[Cincinnati]], [[Ohio]].<ref name="Aerni19">Heinrich Aerni: ''Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 19.</ref> Musikalisch wurde er von [[Charles Baetens]] (Theorie) und [[Simon E. Jacobsohn]] (Violine) unterwiesen.<ref name="Aerni19"/> Den ersten öffentlichen Auftritt (Klavier und Violine) hatten die als „[[Wunderkind]]er“ gehandelten Wetzlers 1881 in Cincinati.<ref name="Aerni19"/> 1883 spielten sie erfolgreich den Sängerinnen [[Adelina Patti]]<ref name="Aerni19"/> und [[Marcella Sembrich]]<ref name="Aerni21">Heinrich Aerni: ''Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 21.</ref> vor. Am [[College-Conservatory of Music Cincinnati|Cincinnati Conservatory of Music]] waren die Wetzlers Klavierschüler von [[George Magrath]].<ref name="Aerni21"/> 1884 zog die Familie nach [[New York City]], wo die musikalische Ausbildung [[Edmund Neupert]] (Klavier) und [[Sam Franko]] (Violine) übernahmen.<ref name="Aerni21"/>

Der Vater, mittlerweile mit einer deutschen Köchin verheiratet, arrangierte ein Vorspiel bei [[Clara Schumann]] in Frankfurt am Main.<ref name="Aerni21"/> Beide Kinder konnten daraufhin 1885 am dortigen [[Dr. Hoch’s Konservatorium|Dr. Hoch’schen Konservatorium]] ein Musikstudium aufnehmen.<ref name="Aerni21"/> Zu seinen Lehrern gehörten u.a. Marie Schumann und [[Lazzaro Uzielli]] (Klavier), [[Heinrich Gelhaar]] (Orgel), [[Hugo Heermann]] (Violine) sowie [[Bernhard Scholz]], [[Arthur Egidi]] und [[Iwan Knorr]] (Komposition und Kontrapunkt).<ref name="Aerni22">Heinrich Aerni: ''Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 22.</ref> Weiterhin erhielt er privaten Kompositionsunterricht bei [[Engelbert Humperdinck]].<ref name="Aerni22"/> Die Schwester Minna wurde von [[Eugenie Schumann]] unterrichtet.<ref name="Aerni23">Heinrich Aerni: ''Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 23.</ref> In Frankfurt verkehrte Wetzler mit bedeutenden Persönlichkeiten seiner Zeit wie [[Hans Thoma]], [[Henry Thode]] und [[Daniela von Bülow|Daniela Thode]].<ref name="Aerni24f">Heinrich Aerni: ''Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 24f.</ref> In diesem „gesellschaftlichen und geitigen Umfeld mit nationalistischer Kunstauffassung“ traf er auch seine Frau Lini Dienstbach und seinen späteren Schwager [[Carl Dienstbach]].<ref name="Aerni24f"/> [[James Grun]] wurde zu einem seiner besten Freunde.<ref name="Aerni24f"/>

1892 kehrte er in die USA zurück und erhielt sein erstes Engagement als Bratschist in der [[New York Symphony Society]] von [[Walter Damrosch]].<ref name="Aerni32">Heinrich Aerni: ''Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 32.</ref> In New York schloss er Kontakte mit [[Anton Seidl]] und [[William Steinway]].<ref name="Aerni33">Heinrich Aerni: ''Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 33.</ref> 1893 wurde er Organist an der [[Church of the Holy Communion]].<ref name="Aerni34">Heinrich Aerni: ''Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 34.</ref> Im Zuge seiner Verlobung mit Lini Dienstbach ließ er sich evangelisch [[Taufe|taufen]].<ref name="Aerni35">Heinrich Aerni: ''Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 35.</ref> Von 1897 bis 1901 war er dann ''Associate Organist'' an der [[Trinity Church (New York City)|Trinity Church]].<ref name="Aerni37">Heinrich Aerni: ''Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 37.</ref> Darüber hinaus war er u.a. auch an der [[St. Agnes Chapel]] und der [[All Angels’ Church]] tätig.<ref name="Aerni38">Heinrich Aerni: ''Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 38.</ref> Von 1901 bis 1903 arbeitete er als Organist und ''Musical Director'' an der [[ Collegiate Church]].<ref name="Aerni38"/> In Lieder- und Kammermusikabenden trat er in New York als Pianist auf; er begleitete Sänger wie [[David Bispham]], [[Lillian Nordica]] und [[Anton van Rooy]].<ref name="Aerni41">Heinrich Aerni: ''Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 41.</ref> Auch war er bei der [[Musical Art Society of New York]] zu Gast.<ref name="Aerni43">Heinrich Aerni: ''Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 43.</ref> Sein besonderes Interesse galt der Musik des Barockkomponisten [[Johann Sebastian Bach]].<ref name="Aerni42">Heinrich Aerni: ''Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 42.</ref>

1903 gründete er mit Spendengeldern die ''Wetzler Symphony Concerts'', bei denen [[Richard Strauss]] 1904 sein US-Debüt als Dirigent gab und seine [[Sinfonia domestica]] uraufführte.<ref name=NV-Bio>[https://zbcollections.ch/home/view/pdf.html?file=https%3A%2F%2Fzbcollections.ch%2Fhome%2Fapi%2FFile%2FGetFile%2F%3Fid%3D576244afb4c041ca997590c08ed8af40-29057%26version%3D1%26rendition%3DOriginal%26fileName%3DNachlassverzeichnis_Hermann_Hans_Wetzler.pdf Lebenslauf] im Nachlassverzeichnis, Zürich 2007, S. 5</ref> 1905 kehrte Wetzler nach Deutschland zurück, um als Kapellmeister in [[Hamburg]], [[Elberfeld]], [[Riga]], [[Halle (Saale)|Halle]], [[Lübeck]] und [[Köln]] zu arbeiten.<ref name=Grove>{{Grove Music Online|30187|Karl Geiringer, Michael Meckna|Wetzler, Hermann (Hans)}}</ref>


Nachdem der letztere Vertrag 1923 nicht mehr verlängert worden war, lebte er als freischaffender Komponist und Dirigent in Köln. Er schrieb ab 1917 größere Werke für Orchester und schließlich auch die Oper ''Die baskische Venus'' nach einem Textbuch seiner Frau Lini Wetzler geb. Dienstbach (1876–1933).
Nachdem der letztere Vertrag 1923 nicht mehr verlängert worden war, lebte er als freischaffender Komponist und Dirigent in Köln. Er schrieb ab 1917 größere Werke für Orchester und schließlich auch die Oper ''Die baskische Venus'' nach einem Textbuch seiner Frau Lini Wetzler geb. Dienstbach (1876–1933).
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1929 zog er nach [[Brissago TI|Brissago]], 1932 nach [[Basel]], wo er 1933 Vorlesungen hielt, und anschließend nach [[Ascona]]. In Deutschland erhielt er 1935 wegen seiner jüdischen Herkunft Aufführungsverbot. Nach Kriegsausbruch verließ er die Schweiz und ließ sich 1940 in New York nieder, wo er am 29. Mai 1943 starb.
1929 zog er nach [[Brissago TI|Brissago]], 1932 nach [[Basel]], wo er 1933 Vorlesungen hielt, und anschließend nach [[Ascona]]. In Deutschland erhielt er 1935 wegen seiner jüdischen Herkunft Aufführungsverbot. Nach Kriegsausbruch verließ er die Schweiz und ließ sich 1940 in New York nieder, wo er am 29. Mai 1943 starb.


Sein Nachlass befindet sich seit 2006 in der [[Zentralbibliothek Zürich]] und enthält neben Musikautographen und Schriften rund 10.000 Briefe, 6000 Rezensionen und Photographien.
Wetzler war ab 1896 mit Lini Dienstbach verheiratet, die er in [[Usingen]] ehelichte.<ref name="Aerni40">Heinrich Aerni: ''Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 40.</ref> Sein Nachlass befindet sich seit 2006 in der [[Zentralbibliothek Zürich]] und enthält neben Musikautographen und Schriften rund 10.000 Briefe, 6000 Rezensionen und Photographien.


== Werke ==
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== Literatur ==
== Literatur ==
* Heinrich Aerni: ''Zwischen USA und Deutschem Reich. Hermann Hans Wetzler (1870–1943), Dirigent und Komponist''. Bärenreiter-Verlag, 2015, ISBN 978-3-7618-2358-3. Dissertation.
* Heinrich Aerni: ''Zwischen USA und Deutschem Reich. Hermann Hans Wetzler (1870–1943). Dirigent und Komponist'' (= ''Schweizer Beiträge zur Musikforschung''. Bd. 22). Bärenreiter, Kassel 2015, ISBN 978-3-7618-2358-3.


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Version vom 10. Juli 2022, 22:46 Uhr

Hermann Hans Wetzler (* 8. September 1870 in Frankfurt am Main; † 29. Mai 1943 in New York) war ein deutsch-US-amerikanischer Komponist, Dirigent und Musiker (Bratschist, Organist und Pianist). Von 1897 bis 1901 war er dann Associate Organist an der Trinity Church in New York.

Leben

Hermann Hans Wetzler wurde 1870 als Sohn von Charles Wetzler und dessen deutscher Frau Anna, geb. Rothschild, in Frankfurt am Main geboren.[1] Wenig später zog die jüdische Familie nach Chicago, Illinois, wo Hermann mit seiner 1874 geborenen Schwester Minna zunächst aufwuchs.[1] Sein Vater wanderte im 19. Jahrhundert aus Böhmen in die USA aus.[1]

Seinen ersten Klavierunterricht erhielt Wetzler wohl von seiner Mutter, einer ausgebildeten Pianistin.[1] Da diese aber früh verstarb, lebte er mit seiner Schwester zwischenzeitlich bei der Chicagoer Tante Charlotte Rudolpg-Wetzler.[1] 1881 verzog die Familie Wetzler nach Cincinnati, Ohio.[2] Musikalisch wurde er von Charles Baetens (Theorie) und Simon E. Jacobsohn (Violine) unterwiesen.[2] Den ersten öffentlichen Auftritt (Klavier und Violine) hatten die als „Wunderkinder“ gehandelten Wetzlers 1881 in Cincinati.[2] 1883 spielten sie erfolgreich den Sängerinnen Adelina Patti[2] und Marcella Sembrich[3] vor. Am Cincinnati Conservatory of Music waren die Wetzlers Klavierschüler von George Magrath.[3] 1884 zog die Familie nach New York City, wo die musikalische Ausbildung Edmund Neupert (Klavier) und Sam Franko (Violine) übernahmen.[3]

Der Vater, mittlerweile mit einer deutschen Köchin verheiratet, arrangierte ein Vorspiel bei Clara Schumann in Frankfurt am Main.[3] Beide Kinder konnten daraufhin 1885 am dortigen Dr. Hoch’schen Konservatorium ein Musikstudium aufnehmen.[3] Zu seinen Lehrern gehörten u.a. Marie Schumann und Lazzaro Uzielli (Klavier), Heinrich Gelhaar (Orgel), Hugo Heermann (Violine) sowie Bernhard Scholz, Arthur Egidi und Iwan Knorr (Komposition und Kontrapunkt).[4] Weiterhin erhielt er privaten Kompositionsunterricht bei Engelbert Humperdinck.[4] Die Schwester Minna wurde von Eugenie Schumann unterrichtet.[5] In Frankfurt verkehrte Wetzler mit bedeutenden Persönlichkeiten seiner Zeit wie Hans Thoma, Henry Thode und Daniela Thode.[6] In diesem „gesellschaftlichen und geitigen Umfeld mit nationalistischer Kunstauffassung“ traf er auch seine Frau Lini Dienstbach und seinen späteren Schwager Carl Dienstbach.[6] James Grun wurde zu einem seiner besten Freunde.[6]

1892 kehrte er in die USA zurück und erhielt sein erstes Engagement als Bratschist in der New York Symphony Society von Walter Damrosch.[7] In New York schloss er Kontakte mit Anton Seidl und William Steinway.[8] 1893 wurde er Organist an der Church of the Holy Communion.[9] Im Zuge seiner Verlobung mit Lini Dienstbach ließ er sich evangelisch taufen.[10] Von 1897 bis 1901 war er dann Associate Organist an der Trinity Church.[11] Darüber hinaus war er u.a. auch an der St. Agnes Chapel und der All Angels’ Church tätig.[12] Von 1901 bis 1903 arbeitete er als Organist und Musical Director an der Collegiate Church.[12] In Lieder- und Kammermusikabenden trat er in New York als Pianist auf; er begleitete Sänger wie David Bispham, Lillian Nordica und Anton van Rooy.[13] Auch war er bei der Musical Art Society of New York zu Gast.[14] Sein besonderes Interesse galt der Musik des Barockkomponisten Johann Sebastian Bach.[15]

1903 gründete er mit Spendengeldern die Wetzler Symphony Concerts, bei denen Richard Strauss 1904 sein US-Debüt als Dirigent gab und seine Sinfonia domestica uraufführte.[16] 1905 kehrte Wetzler nach Deutschland zurück, um als Kapellmeister in Hamburg, Elberfeld, Riga, Halle, Lübeck und Köln zu arbeiten.[17]

Nachdem der letztere Vertrag 1923 nicht mehr verlängert worden war, lebte er als freischaffender Komponist und Dirigent in Köln. Er schrieb ab 1917 größere Werke für Orchester und schließlich auch die Oper Die baskische Venus nach einem Textbuch seiner Frau Lini Wetzler geb. Dienstbach (1876–1933).

1929 zog er nach Brissago, 1932 nach Basel, wo er 1933 Vorlesungen hielt, und anschließend nach Ascona. In Deutschland erhielt er 1935 wegen seiner jüdischen Herkunft Aufführungsverbot. Nach Kriegsausbruch verließ er die Schweiz und ließ sich 1940 in New York nieder, wo er am 29. Mai 1943 starb.

Wetzler war ab 1896 mit Lini Dienstbach verheiratet, die er in Usingen ehelichte.[18] Sein Nachlass befindet sich seit 2006 in der Zentralbibliothek Zürich und enthält neben Musikautographen und Schriften rund 10.000 Briefe, 6000 Rezensionen und Photographien.

Werke

  • Theatermusik zu Shakespeares Wie es euch gefällt (1917), op. 7
  • Weissenrode, Symphonische Phantasie für Orchester (1922), op. 10
  • Visionen für Orchester (1923), op. 12
  • Assisi, Legende für Orchester (1924), op. 13
  • Die baskische Venus, Oper nach Prosper Mérimée (1928), op. 14
  • Symphonie concertante für Violine und Orchester (1932), op. 15

Literatur

  • Heinrich Aerni: Zwischen USA und Deutschem Reich. Hermann Hans Wetzler (1870–1943). Dirigent und Komponist (= Schweizer Beiträge zur Musikforschung. Bd. 22). Bärenreiter, Kassel 2015, ISBN 978-3-7618-2358-3.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Heinrich Aerni: Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 18.
  2. a b c d Heinrich Aerni: Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 19.
  3. a b c d e Heinrich Aerni: Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 21.
  4. a b Heinrich Aerni: Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 22.
  5. Heinrich Aerni: Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 23.
  6. a b c Heinrich Aerni: Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 24f.
  7. Heinrich Aerni: Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 32.
  8. Heinrich Aerni: Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 33.
  9. Heinrich Aerni: Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 34.
  10. Heinrich Aerni: Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 35.
  11. Heinrich Aerni: Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 37.
  12. a b Heinrich Aerni: Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 38.
  13. Heinrich Aerni: Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 41.
  14. Heinrich Aerni: Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 43.
  15. Heinrich Aerni: Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 42.
  16. Lebenslauf im Nachlassverzeichnis, Zürich 2007, S. 5
  17. Karl Geiringer, Michael Meckna: Wetzler, Hermann (Hans). In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  18. Heinrich Aerni: Zwischen USA und Deutschem Reich, Kassel 2015, S. 40.

[[Kategorie:Organist (Kirchenmusik)]