„Eberspächer Gruppe“ – Versionsunterschied

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Während der Zeit des [[Nationalsozialismus]] wurde das Unternehmen vom [[NS-Regime]] Teil der deutschen Rüstungsproduktion. Wie in vielen anderen Orten des Deutschen Reichs wurden auch in Leipzig verschleppte Menschen zur [[Zwangsarbeit]] verpflichtet. Die Eberspächer GmbH unterhielt mindestens fünf Lager mit 950 Zwangsarbeitern in Leipzig, darunter das Lager „Sella“ in der Markranstädter Straße 3 und die Gaststätte „Winters Kaffeegarten“ in der Pegauer Straße 55 (heute Wolfgang-Heinze-Straße).<ref>Florian Schäfer / Paula Mangold: ''Vergessene Geschichte - NS-Zwangsarbeit in Leipzig. Zwei Rundgänge durch Connewitz und Lindenau''. bookra-Verlag Leipzig 2014, ISBN 9783-94315-011-7</ref> 1939 stieg die Firma in die Luftrüstung ein und produzierte Teile für Flugzeugmotoren (insbesondere Abgasanlagen). Im Sommer 1940 wurden die ersten polnischen Zwangsarbeiter eingesetzt, später auch „Ostarbeiter“ und italienische Kriegsgefangene sowie deportierte Arbeitskräfte aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Protektorat Böhmen und Mähren, Polen, Ungarn und Kroatien.
Während der Zeit des [[Nationalsozialismus]] wurde das Unternehmen vom [[NS-Regime]] Teil der deutschen Rüstungsproduktion. Wie in vielen anderen Orten des Deutschen Reichs wurden auch in Leipzig verschleppte Menschen zur [[Zwangsarbeit]] verpflichtet. Die Eberspächer GmbH unterhielt mindestens fünf Lager mit 950 Zwangsarbeitern in Leipzig, darunter das Lager „Sella“ in der Markranstädter Straße 3 und die Gaststätte „Winters Kaffeegarten“ in der Pegauer Straße 55 (heute Wolfgang-Heinze-Straße).<ref>Florian Schäfer / Paula Mangold: ''Vergessene Geschichte - NS-Zwangsarbeit in Leipzig. Zwei Rundgänge durch Connewitz und Lindenau''. bookra-Verlag Leipzig 2014, ISBN 9783-94315-011-7</ref> 1939 stieg die Firma in die Luftrüstung ein und produzierte Teile für Flugzeugmotoren (insbesondere Abgasanlagen). Im Sommer 1940 wurden die ersten polnischen Zwangsarbeiter eingesetzt, später auch „Ostarbeiter“ und italienische Kriegsgefangene sowie deportierte Arbeitskräfte aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Protektorat Böhmen und Mähren, Polen, Ungarn und Kroatien.
Die Leipziger Gaststätte „Winters Kaffeegarten“ wurde 1943 von der Eberspächer GmbH angemietet und der Saal und Bühnenraum zum Schlafquartier für 80 Personen umgebaut. Hier wurden dann Zwangsarbeiter aus Holland, Belgien, Ungarn und Kroatien einquartiert, dies zudem bei mutmaßlicher Überbelegung.
Die Leipziger Gaststätte „Winters Kaffeegarten“ wurde 1943 von der Eberspächer GmbH angemietet und der Saal und Bühnenraum zum Schlafquartier für 80 Personen umgebaut. Hier wurden dann Zwangsarbeiter aus Holland, Belgien, Ungarn und Kroatien einquartiert, dies zudem bei mutmaßlicher Überbelegung.
Beim [[Luftangriff am 20. Februar 1944|Luftangriffe auf Leipzig#20. Februar 1944]] wurde „Winters Kaffeegarten“ zerstört und die verbliebenen 51 Zwangsarbeiter aus Belgien und den Niederlanden in andere Lager in der Antonienstraße und Simildenstraße verlegt.
Beim [[Luftangriffe auf Leipzig#20. Februar 1944|Luftangriff am 20. Februar 1944]] wurde „Winters Kaffeegarten“ zerstört und die verbliebenen 51 Zwangsarbeiter aus Belgien und den Niederlanden in andere Lager in der Antonienstraße und Simildenstraße verlegt.


In der Nachkriegszeit war Eberspächer eines der ersten Unternehmen, die Spielzeug herstellten. Zum weiteren Sortiment gehörten auch [[Arztkoffer]] aus Metall, Kleinherde sowie Prothesen.
In der Nachkriegszeit war Eberspächer eines der ersten Unternehmen, die Spielzeug herstellten. Zum weiteren Sortiment gehörten auch [[Arztkoffer]] aus Metall, Kleinherde sowie Prothesen.

Version vom 22. Oktober 2022, 18:44 Uhr

Eberspächer Gruppe GmbH & Co. KG

Logo
Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1865
Sitz Esslingen am Neckar,
Deutschland Deutschland
Leitung
  • Martin Peters (Vorsitzender der Geschäftsführung / Geschäftsführender Gesellschafter)
  • Pepijn Dinandt (Geschäftsführer / CEO Climate Control Systems / Automotive Controls)
  • Volker Cwielong (Co-CEO Purem by Eberspächer)
  • Markus Knödler (Co-CEO Purem by Eberspächer)
  • Uwe Johnen (Chief Transformation Officer CTO)
  • Dominik Waldeier (Chief Financial Officer CFO)
  • Ulrike Wörz (Chief Strategy Officer CSO)
Mitarbeiterzahl 10.600 (2021)
Umsatz 2,3 Mrd. Euro (Nettoumsatz 2021)

6,0 Mrd. Euro (Bruttoumsatz 2021)

Branche Automobilzulieferer
Website www.eberspaecher.com
Stand: 2021

Die Eberspächer Gruppe GmbH & Co. KG mit Sitz in Esslingen am Neckar ist die Konzernmutter der Eberspächer-Gruppe, eines international agierenden Automobilzulieferers mit 80 Standorten in 28 Ländern weltweit. Das Unternehmen zählt zu den weltweit führenden Systementwicklern und -lieferanten für Abgastechnik, Fahrzeugheizungen und Klimasysteme.[1]

Geschichte

Produktion der Eberspächer Automotive Controls in Landau
Eberspächer-Klimanlage auf einem Reisebus
Eberspächer-Klimanlage auf einem Reisebus

Das Unternehmen wurde 1865 von Jakob Eberspächer in Esslingen am Neckar als Handwerksbetrieb für Dachverglasungen gegründet und 1914 an den heutigen Standort verlegt. 1917 kam durch eine Unternehmensübernahme ein Werk in Leipzig hinzu. Einer der ersten großen Aufträge des Unternehmens war das Glasdach des Hauptbahnhofs Mailand, das Eberspächer 1929 baute.

1932/1933 wurde die Produktion von Heizgeräten und Schalldämpfern aufgenommen, letzteres zusammen mit Friedrich Boysen.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Unternehmen vom NS-Regime Teil der deutschen Rüstungsproduktion. Wie in vielen anderen Orten des Deutschen Reichs wurden auch in Leipzig verschleppte Menschen zur Zwangsarbeit verpflichtet. Die Eberspächer GmbH unterhielt mindestens fünf Lager mit 950 Zwangsarbeitern in Leipzig, darunter das Lager „Sella“ in der Markranstädter Straße 3 und die Gaststätte „Winters Kaffeegarten“ in der Pegauer Straße 55 (heute Wolfgang-Heinze-Straße).[2] 1939 stieg die Firma in die Luftrüstung ein und produzierte Teile für Flugzeugmotoren (insbesondere Abgasanlagen). Im Sommer 1940 wurden die ersten polnischen Zwangsarbeiter eingesetzt, später auch „Ostarbeiter“ und italienische Kriegsgefangene sowie deportierte Arbeitskräfte aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Protektorat Böhmen und Mähren, Polen, Ungarn und Kroatien. Die Leipziger Gaststätte „Winters Kaffeegarten“ wurde 1943 von der Eberspächer GmbH angemietet und der Saal und Bühnenraum zum Schlafquartier für 80 Personen umgebaut. Hier wurden dann Zwangsarbeiter aus Holland, Belgien, Ungarn und Kroatien einquartiert, dies zudem bei mutmaßlicher Überbelegung. Beim Luftangriff am 20. Februar 1944 wurde „Winters Kaffeegarten“ zerstört und die verbliebenen 51 Zwangsarbeiter aus Belgien und den Niederlanden in andere Lager in der Antonienstraße und Simildenstraße verlegt.

In der Nachkriegszeit war Eberspächer eines der ersten Unternehmen, die Spielzeug herstellten. Zum weiteren Sortiment gehörten auch Arztkoffer aus Metall, Kleinherde sowie Prothesen.

Im Jahre 1953 begann die Produktion von Schalldämpfern für den VW Käfer. Anfang der 1970er-Jahre wurde in Neunkirchen das Abgaszentrum erweitert, in dem später einige Produkte entwickelt wurden. In Esslingen wurde in den 1980er-Jahren ein weiteres Forschungs- und Entwicklungszentrum aufgebaut.

1995 stellte das Unternehmen Hydronic vor, eine modulare Produktfamilie von PKW-Standheizungen. 1996 gingen motornahe Katalysatoren in Serienproduktion, 1999 elektrische Zuheizer des Tochterunternehmens catem. 2002 und 2003 wurde ein Tech-Center in Detroit, ein Katalysatorenwerk in Nordamerika und Werke in Tschechien, Frankreich und China aufgebaut, 2004 gingen Dieselrußpartikelfilter in Serie.

2007 übernahm Eberspächer die Purem Abgassysteme GmbH & Co. KG mit Sitz in Unna. Purem war eine 100 %iges Tochterunternehmen der Daimler AG und realisierte einen Umsatz von 80 Mio. Euro[3]. Das Werk in Unna wurde 2009 geschlossen[4].

2008 wurde rückwirkend die Herxheimer catem Holding sowie deren Tochter Develec und ergänzte die Produktpalette um Kfz-Leistungselektronik.

2008 wurde die Eberspächer Electronics GmbH & Co. KG als Tochterunternehmen gegründet. Das Geschäftsfeld waren automobile Bussysteme, speziell FlexRay. Die Tochter entstand durch die Übernahme der FlexRay-Tools und -Dienstleistungen von TZ Mikroelektronik in Göppingen.[5] Zum 1. August 2014 verkaufte Eberspächer seine 100-prozentige Tochter Eberspächer Electronics GmbH & Co. KG an die Star-Cooperation-Gruppe.[6]

2010 übernahm Eberspächer Sütrak, einen Hersteller von Omnibus-Klimasystemen. Das Unternehmen war zuvor eine 100-%-Tochter der Carrier Corporation.[7] Mit der 2010 gegründeten Prototechnik GmbH & Co. KG erweiterte die Eberspächer Gruppe ihre Geschäftstätigkeit um den Bereich Abgastechnik. Der Standort Schwäbisch Gmünd wurde zum Kompetenzzentrum für Leichtbau und Sonderserienfertigung.[8]

Im Jahr 2011 wurde die österreichische Niederlassung mit dem Prädikat Leitbetriebe Austria ausgezeichnet.[9] Eberspächer nahm im Juni 2013 seine neue Asien-Zentrale in Shanghai in Betrieb.[10] 2014 eröffnete das Unternehmen einen neuen Produktionsstandort für Fahrzeugelektronik in Landau/Pfalz.[11] 2016 erwarb es die PTC-Produktion der Paul Rauschert Steinbach GmbH in Hermsdorf (Thüringen). Der Standort stellt PTC-Heizelemente für elektrische Fahrzeugheizer her.[12]

2016 entstand mit der Übernahme der Mehrheit am kanadischen Unternehmen Vecture Inc. das Joint Venture Eberspaecher Vecture Inc. Batteriemanagement-Systeme.[13]

Eberspächer übernahm 2018 den französischen Klimaspezialisten Kalori SAS mit Sitz in Lyon, Frankreich, zu 100 Prozent. Eberspächer Kalori entwickelt und produziert Klima- und Lüftungssysteme für Nutz- und Spezialfahrzeuge.[14]

Die Division Exhaust Technology der Eberspächer Gruppe tritt seit 2021 unter der Marke „Purem by Eberspächer“ auf. Eberspächer bleibt Eigentümer des Tochterunternehmens.[15]

Eberspächer übernahm 2021 Vairex Air Systems (Wasserstoffmobilität und Luftverdichter für Brennstoffzellen).[16]

Im Oktober 2021 wurde das Unternehmen Opfer einer Cyberattacke, die dazu führte, dass Teile der Produktion, u. a. am Standort Neunkirchen, unterbrochen werden mussten und dass am Hauptsitz in Esslingen Kurzarbeit eingeführt wurde.[17][18][19]

Kennzahlen Geschäftsjahr 2021

Commons: Eberspächer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Florian Langenscheidt, Bernd Venohr (Hrsg.): Lexikon der deutschen Weltmarktführer. Die Königsklasse deutscher Unternehmen in Wort und Bild. Deutsche Standards Editionen, Köln 2010, ISBN 978-3-86936-221-2.
  2. Florian Schäfer / Paula Mangold: Vergessene Geschichte - NS-Zwangsarbeit in Leipzig. Zwei Rundgänge durch Connewitz und Lindenau. bookra-Verlag Leipzig 2014, ISBN 9783-94315-011-7
  3. https://www.automobil-industrie-vogel.de/purem-uebernommen-a-97874/
  4. https://www.wr.de/daten-archiv/eberspaecher-kuendigt-62-mitarbeitern-id678161.html/
  5. Historie automobil-industrie.vogel.de; abgerufen am 6. Juni 2008
  6. Eberspächer Electronics Teil der STAR COOPERATION-Gruppe Pressemitteilung, 25. September 2014
  7. Eberspächer übernimmt Sutrak www.finance-magazin.de am 8. April 2010
  8. Eberspächer übernimmt Ricardo Prototechnik. www.autohaus.de; abgerufen am 28. Juli 2010
  9. Unternehmensprofil Eberspächer GmbH. (Memento des Originals vom 11. Oktober 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.leitbetriebe.at Leitbetriebe Niederösterreich, abgerufen am 28. Februar 2012
  10. Eberspächer eröffnet neue Asien-Zentrale. Pressemitteilung, 3. Juni 2013
  11. Eberspächer Controls weiht Produktion in Landau ein. (Memento vom 3. Februar 2017 im Internet Archive) Artikel aus Automobil Produktion, 3. Dezember 2014
  12. Eberspächer erwirbt PTC-Produktion von Rauschert. Artikel aus autosieger.de, 5. Juli 2016
  13. Eberspächer kauft Vecture Artikel der Esslinger Zeitung online, 16. September 2016
  14. Eberspächer übernimmt Fahrzeugklimaspezialist Kalori Artikel aus Automobil Industrie, 6. November 2018
  15. Esslinger Unternehmen liebäugelt mit Zukäufen Artikel aus Stuttgarter Zeitung, 20. Mai 2021
  16. Eberspächer übernimmt Vairex Air Systems Artikel aus Automobil Industrie Online, 2. Juli 2021
  17. Cyberangriff auf Autozulieferer Eberspächer, zeit.de vom 26. Oktober 2021, abgerufen am 27. Oktober 2021
  18. Krisenstab, Info-Sperre, Mitarbeiter vor verschlossenen Türen: Weitere Details zu Hacker-Angriff bei Eberspächer, saarbruecker-zeitung.de vom 26. Oktober 2021, abgerufen am 27. Oktober 2021
  19. Thomas Kuhn, Annina Reimann: Cyberangriff auf Autozulieferer: Nach Hackerangriff: Eberspächer verhängt ab sofort Kurzarbeit. Abgerufen am 3. November 2021.
  20. Eberspächer Jahresbericht 2021