„Pfriemenschwänze“ – Versionsunterschied

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Charakteristisch ist der lange spitze Schwanz der Weibchen, der an ein [[Ahle|Pfriem]] erinnert. Im Englischen werden sie auch als ''pinworms'' („Nagelwürmer“) bezeichnet. Die ventrolateralen Papillen fehlen oder sind stark reduziert. Die Zahl der [[Fadenwürmer#Fortpflanzungsorgane|Spicula]] bei Männchen variiert artabhängig von 0 bis 2. Der Oesophagus ist doppelt kolbig erweitert, wobei die hintere Erweiterung besonders markant ist.<ref name="Otranto" />
Charakteristisch ist der lange spitze Schwanz der Weibchen, der an ein [[Ahle|Pfriem]] erinnert. Im Englischen werden sie auch als ''pinworms'' („Nagelwürmer“) bezeichnet. Die ventrolateralen Papillen fehlen oder sind stark reduziert. Die Zahl der [[Fadenwürmer#Fortpflanzungsorgane|Spicula]] bei Männchen variiert artabhängig von 0 bis 2. Der Oesophagus ist doppelt kolbig erweitert, wobei die hintere Erweiterung besonders markant ist.<ref name="Otranto" />


Alle Pfriemenschwänze sind [[monoxen]], die gesante Entwicklung findet also nur bei einem spezifischen Wirt statt. Die dickschaligen Eier sind länglich und an einer Seite abgeflacht, bei den meisten Spezies ist ein subpolarer Deckel (Operculum) vorhanden. Bei Pfriemenschwänzen der Gliederfüßer werden die Eier mit dem Kot ausgeschieden, bei den meisten Wirbeltier-Pfriemenschwänzen wandern dagegen die graviden Weibchen in die [[Anus|Analregion]] und legen dort ihre Eier ab. Die [[Larve]]n werden dann als Schmierinfektion beimn Putzen aufgenommen oder gelangen durch [[Koprophagie]] in denselben oder andere Wirte. Ob die Larven auch aus der Analregion in den Enddarm zurückwandern, ist umstritten. Während der Entwicklung [[Häutung|häuten]] sich die Larven zweimal, das dritte Larvenstadium ist das infektiöse. Wesenliches Merkmal der Fortpfanzung ist die [[Haplodiploidie]], aus unbefruchteten Eiern entstehen [[Haploidie|haploide]] Männchen (nur ein Chromosomensatz), aus befruchteten [[Diploidie|diploide]] Weibchen (zwei Chromosomensätze).<ref name=" Anderson">Roy C. Anderson: ''Nematode Parasites of Vertebrates: Their Development and Transmission''. CABI, 2000, ISBN 9780851997865, S. 232.</ref> Im Wirt finden nochmals zwei Häutungen statt.<ref name=" Anderson">Roy C. Anderson 2000, ebd., S. 233.</ref>
Alle Pfriemenschwänze sind [[monoxen]], die gesante Entwicklung findet also nur bei einem spezifischen Wirt statt. Die dickschaligen Eier sind länglich und an einer Seite abgeflacht, bei den meisten Spezies ist ein subpolarer Deckel (Operculum) vorhanden. Bei Pfriemenschwänzen der Gliederfüßer werden die Eier mit dem Kot ausgeschieden, bei den meisten Wirbeltier-Pfriemenschwänzen wandern dagegen die graviden Weibchen in die [[Anus|Analregion]] und legen dort ihre Eier ab. Die [[Larve]]n werden dann als Schmierinfektion beimn Putzen aufgenommen oder gelangen durch [[Koprophagie]] in denselben oder andere Wirte. Ob die Larven auch aus der Analregion in den Enddarm zurückwandern, ist umstritten. Während der Entwicklung [[Häutung|häuten]] sich die Larven zweimal, das dritte Larvenstadium ist das infektiöse. Wesenliches Merkmal der Fortpfanzung ist die [[Haplodiploidie]], aus unbefruchteten Eiern entstehen [[Haploidie|haploide]] Männchen (nur ein Chromosomensatz), aus befruchteten [[Diploidie|diploide]] Weibchen (zwei Chromosomensätze).<ref name=" Anderson">Roy C. Anderson: ''Nematode Parasites of Vertebrates: Their Development and Transmission''. CABI, 2000, ISBN 9780851997865, S. 232.</ref> Im Wirt finden nochmals zwei Häutungen statt.<ref>Roy C. Anderson 2000, ebd., S. 233.</ref>


== Systematik ==
== Systematik ==

Version vom 18. Juli 2024, 12:46 Uhr

Pfriemenschwänze

Madenwurm (Enterobius vermicularis)

Systematik
ohne Rang: Urmünder (Protostomia)
Überstamm: Häutungstiere (Ecdysozoa)
Stamm: Fadenwürmer (Nematoda)
Klasse: Secernentea
Unterklasse: Spiruria
Ordnung: Pfriemenschwänze
Wissenschaftlicher Name
Oxyurida
Weinland, 1858

Die Pfriemenschwänze (Oxyurida, eingedeutscht auch als Oxyuren bezeichnet) sind eine Ordnung der Fadenwürmer mit etwa 850 Arten. Sie sind Darmparasiten bei Gliederfüßern und Wirbeltieren, eine Art auch bei Ringelwürmern. Wesentliches Merkmal der Fortpflanzung ist die Haplodiploidie.[1] Oxyuren-Eier wurden in einem 240 Millionen Jahre alten Kotstein eines Cynodontia-Vertreters nachgewiesen.[2] Der bedeutendste Parasit aus dieser Ordnung beim Menschen ist der Madenwurm, in der Tiermedizin spielen Oxyuris equi und Probstmayria vivipara bei Pferden, Skrjabinema ovis bei Schafen und Dermatoxys spp. bei Kaninchen eine Rolle.[3]

Morphologie und Lebenszyklus

Charakteristisch ist der lange spitze Schwanz der Weibchen, der an ein Pfriem erinnert. Im Englischen werden sie auch als pinworms („Nagelwürmer“) bezeichnet. Die ventrolateralen Papillen fehlen oder sind stark reduziert. Die Zahl der Spicula bei Männchen variiert artabhängig von 0 bis 2. Der Oesophagus ist doppelt kolbig erweitert, wobei die hintere Erweiterung besonders markant ist.[3]

Alle Pfriemenschwänze sind monoxen, die gesante Entwicklung findet also nur bei einem spezifischen Wirt statt. Die dickschaligen Eier sind länglich und an einer Seite abgeflacht, bei den meisten Spezies ist ein subpolarer Deckel (Operculum) vorhanden. Bei Pfriemenschwänzen der Gliederfüßer werden die Eier mit dem Kot ausgeschieden, bei den meisten Wirbeltier-Pfriemenschwänzen wandern dagegen die graviden Weibchen in die Analregion und legen dort ihre Eier ab. Die Larven werden dann als Schmierinfektion beimn Putzen aufgenommen oder gelangen durch Koprophagie in denselben oder andere Wirte. Ob die Larven auch aus der Analregion in den Enddarm zurückwandern, ist umstritten. Während der Entwicklung häuten sich die Larven zweimal, das dritte Larvenstadium ist das infektiöse. Wesenliches Merkmal der Fortpfanzung ist die Haplodiploidie, aus unbefruchteten Eiern entstehen haploide Männchen (nur ein Chromosomensatz), aus befruchteten diploide Weibchen (zwei Chromosomensätze).[4] Im Wirt finden nochmals zwei Häutungen statt.[5]

Systematik

Die Ordnung enthält zwei Überfamilien: Die Thelastomatoidea parasitieren bei Gliederfüßern, die Oxyuroidea bei Wirbeltieren. Es wird vermutet, dass die bei Wirbeltieren vorkommenden Pfriemenschwänze sich in der frühen Evolution der Tetrapoden aus Gliederfüßer-Oxyuren entwickelten.[4]

Commons: Strongylida – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Martin L. Adamson: Evolutionary patterns in life histories of Oxyurida. In: International journal for parasitology/International Journal for Parasitology. 1994, Band 24, Nummer 8, S. 1167–1177 doi:10.1016/0020-7519(94)90189-9.
  2. Jean Hugot, Scott Lyell Gardner, Victor Hugo Borba, Priscilla Araujo, Daniela Leles, Átila Augusto Stock Da‐Rosa, Juliana M.F. Dutra, Luiz Fernando Ferreira, Adauto Araújo: Discovery of a 240 million year old nematode parasite egg in a cynodont coprolite sheds light on the early origin of pinworms in vertebrates. In: Parasites & vectors. 2014, Band 7, Nummer 1 doi:10.1186/s13071-014-0486-6.
  3. a b Domenico Otranto, Richard Wall: Veterinary Parasitology. 5. Auflage. Wiley 2024, ISBN 978-1-394-17634-2, S. 64.
  4. a b Roy C. Anderson: Nematode Parasites of Vertebrates: Their Development and Transmission. CABI, 2000, ISBN 9780851997865, S. 232.
  5. Roy C. Anderson 2000, ebd., S. 233.