„Lebensmittelskandal“ – Versionsunterschied

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== Umfang und Wahrheitswerte ==
== Umfang und Wahrheitswerte ==
Öffentliche Warnungen vor den Lebensmitteln bestimmter Hersteller können diese an den Rand der wirtschaftlichen Existenz bringen. Die Behörden stehen damit vor dem [[Dilemma]], zwischen dem verständlichen Ansprüchen der Verbraucher auf Schutz und Information und den Interessen der betroffenen Unternehmen abwägen zu müssen. [[Verbraucherschutz|Verbraucherschützer]] werfen den Behörden dabei regelmäßig vor, einseitig Rücksicht auf die (tatsächlichen oder vermuteten) Verursacher zu nehmen. Umgekehrt kommen unbegründete Warnungen sowohl bei Medien als auch bei Behörden gelegentlich vor. Unbegründet wurde zum Beispiel in den Fällen „[[Birkel]]“ (1985) und „[[Coppenrath & Wiese]]“ (2003) vor den jeweiligen [[Lebensmittelindustrie|Lebensmittelherstellern]] beziehungsweise deren Produkten durch Behörden gewarnt.
Öffentliche Warnungen vor den Lebensmitteln bestimmter Hersteller können diese an den Rand der wirtschaftlichen Existenz bringen. Die Behörden stehen damit vor dem [[Dilemma]], zwischen dem verständlichen Ansprüchen der Verbraucher auf Schutz und Information und den Interessen der betroffenen Unternehmen abwägen zu müssen. [[Verbraucherschutz|Verbraucherschützer]] werfen den Behörden dabei regelmäßig vor, einseitig Rücksicht auf die (tatsächlichen oder vermuteten) Verursacher zu nehmen. Umgekehrt kommen unbegründete Warnungen sowohl bei Medien als auch bei Behörden gelegentlich vor. Unbegründet wurde zum Beispiel im Fall „[[Coppenrath & Wiese]]“ (2003) vor den jeweiligen [[Lebensmittelindustrie|Lebensmittelherstellern]] beziehungsweise deren Produkten durch Behörden gewarnt.


== Vorsatz oder Versehen ==
== Vorsatz oder Versehen ==

Version vom 10. November 2011, 19:48 Uhr

Unter der Bezeichnung Lebensmittelskandal oder Lebensmittelkrise fasst man die mittels Medien öffentlich gemachte, fahrlässig oder vorsätzlich oder auch nur vermeintlich begangene gesetzeswidrige Umgangsweise mit Lebensmitteln auf, die zur menschlichen Ernährung in Verkehr gebracht werden oder werden sollen. Im Zusammenhang mit sogenanntem Gammelfleisch spielen auch immer wieder grundsätzlich nicht zum Verzehr geeignete tierische Produkte oder Fleischnebenprodukte eine Rolle. In der Regel sind die von einem Lebensmittelskandal betroffenen Produkte entweder verdorben oder durch Kontamination ungenießbar. Die Folgen können vom einfachen „schmeckt nicht“ bis zu schweren Lebensmittelvergiftungen reichen.

Der Rechtsrahmen wird durch ein komplexes Lebensmittelrecht bestimmt. Besondere Bedeutung haben Lebensmittelskandale beispielsweise im Rahmen des Glykolwein-Skandals, der BSE-Krise, des Nitrofen-Skandals um Futtermittel oder auch im Zusammenhang mit so genanntem „Gammelfleisch“ erlangt. Die Verseuchung von Milchpulverprodukten mit Melamin in China führte zum Tod einiger Kinder und zur Behandlung von über 50.000 Säuglingen und Kleinkindern in Krankenhäusern, davon ungefähr ein Viertel stationär.[1]

Lebensmittelskandale sind kein alleiniges Phänomen der Gegenwart. Bereits 1919 erlebte Hamburg einen Lebensmittelskandal, der als Hamburger Sülzeaufstand bekannt wurde.

Umfang und Wahrheitswerte

Öffentliche Warnungen vor den Lebensmitteln bestimmter Hersteller können diese an den Rand der wirtschaftlichen Existenz bringen. Die Behörden stehen damit vor dem Dilemma, zwischen dem verständlichen Ansprüchen der Verbraucher auf Schutz und Information und den Interessen der betroffenen Unternehmen abwägen zu müssen. Verbraucherschützer werfen den Behörden dabei regelmäßig vor, einseitig Rücksicht auf die (tatsächlichen oder vermuteten) Verursacher zu nehmen. Umgekehrt kommen unbegründete Warnungen sowohl bei Medien als auch bei Behörden gelegentlich vor. Unbegründet wurde zum Beispiel im Fall „Coppenrath & Wiese“ (2003) vor den jeweiligen Lebensmittelherstellern beziehungsweise deren Produkten durch Behörden gewarnt.

Vorsatz oder Versehen

Begründete Fälle von Lebensmittelkrisen sind entweder auf Vorsatz oder auf Versehen zurückzuführen. Im Fall von Vorsatz ist zu unterscheiden zwischen der kriminellen Handlung des Unternehmens selber (Wildfleischskandal 2006, Gammelfleischskandal 2005 ff.) und der kriminellen Handlung Dritter, die das Unternehmen erpressen (z. B. Thomy-Erpressung, 1997).

Kontaminations-Ursachen

Der größte Teil der Lebensmittelkrisen ist auf Kontaminationen zurückzuführen. Diese lassen sich einteilen in:

  • physikalische Kontamination (z. B. Glassplitter, Metall),
  • mikrobiologische Kontamination (z. B. Bakterien, Pilze),
  • chemische Kontamination (z. B. Pestizide, Giftstoffe).

Verdorbene Ware (z. B. „Gammelfleisch“) ist dem Bereich der mikrobiologischen Kontamination zuzurechnen. Kontaminationen welche zu mikrobiologischen Verunreinigungen führen passieren häufig, sie werden jedoch erst zu einer gesundheitlichen Gefahr für den Konsumenten, falls es zu einer Unterbrechung der Kühlkette kommt. Die Temperaturerhöhungen führen zu einem Wachstum der Mikroorganismen und schlussendlich zu einer potentiell gesundheitsgefährdenden mikrobiologischen Verunreinigung. In der Regel entstehen Kontaminationen versehentlich im Laufe der Produktion oder gelangen bereits mit Rohstoffen in den Produktionsprozess. Deshalb fordert die Verordnung (EG) Nr. 178/2002 ebenso wie das deutsche Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch eine Rückverfolgbarkeit über die gesamte Wertschöpfungskette für Lebensmittel. Zur Überwachung der Lagerungstemperatur hilft der Einsatz von Datenloggern und Zeit-Temperatur-Indikatoren.

Vor betroffenen Lebensmitteln warnt das Rapid Alert System for Food and Feed der EU-Kommission. Als Reaktion auf die Kontamination erfolgt üblicherweise ein Warenrückruf. Dieser wird ermöglicht durch die Rückverfolgbarkeit der Lebensmittel.

Wiktionary: Lebensmittelskandal – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Siehe auch

Literatur

  • Kerstin Meyer-Hullmann: Lebensmittelskandale und Konsumentenreaktionen. Analyse der Auswirkungen von Lebensmittelskandalen unter besonderer Berücksichtigung des Informationsverhaltens. Dargestellt am Beispiel BSE. Lang, Frankfurt a. M. u. a. 1999, ISBN 3-631-34928-9 (Dissertation an der Technischen Universität München)
  • Matthias Horst, Otto A. Strecker (Hrsg.): Krisenmanagement in der Lebensmittelindustrie. Behr, Hamburg 2006, ISBN 3-89947-302-7
  • Axel Philipps: BSE, Vogelgrippe & Co: "Lebensmittelskandale" und Konsumentenververhalten. Eine empirische Studie. Transcript, Bielefeld, 2008, ISBN 978-3899429534
  • Vera Linzmaier: Lebensmittelskandale in den Medien. Risikoprofile und Verbraucherverunsicherung. Verlag Reinhard Fischer, München 2007, ISBN 978-3-88927-441-0
  • Benjamin Brauer: Lebensmittelskandale: Eine experimentelle Studie zur Wirkung auf das Vertrauen zum Einzelhandel. Norderstedt 2006, ISBN 3-640-32532-X

Einzelnachweise

  1. Milchpulver-Skandal. Nestlé bestreitet Gefahr für Deutschland, stern.de, 22. September 2008 (abgerufen am 25. September 2008)