Joseph Lanner
Joseph Lanner (* 12. April 1801 in Sankt Ulrich bei Wien; † 14. April 1843 Döbling bei Wien) war ein österreichischer Komponist und Violinist. Er gilt neben Johann Strauss (Vater) als derjenige, der die Popularität des Wiener Walzers entscheidend voranbrachte.
Leben
Geboren wurde Joseph Lanner im Haus an der Mechitaristengasse 5 am Neubau (7. Wiener Bezirk). Über seine Anfänge als Musiker ist sehr wenig bekannt. Bereits als Kind begann er Tanzstücke zu komponieren. Seine musikalische Laufbahn begann er nach Abschluss einer Ausbildung zum Graveur als Violinist. Im Alter von 12 Jahren trat er dem Orchester seines Lehrmeisters Michael Pamer bei, wo er später auch Johann Strauss sen. kennenlernte, dessen langjähriger Freund, aber auch musikalischer Konkurrent, er werden sollte. Später leitete er ein Orchester, das aus einem von ihm gegründeten Terzett hervorgegangen war.
Im Jahre 1829 wurde er zum Musikdirektor der Redoute berufen; kurze Zeit später nahm er zusätzlich die Leitung der Wiener Regimentskapelle wahr. Es folgten mehrere Anstellungen als Musikdirektor in verschiedenen Hotels.
Joseph Lanner war ein sehr produktiver Komponist. Die Anzahl seiner Kompositionen geht in die Hunderte. Sein musikalisches Erbe umfasst vor allem Walzer, Ländler, Galoppe, Potpourris und Tänze sowie Märsche. In seinen Kompositionen ist erstmals auch die typische Struktur zu finden, die für den Wiener Walzer charakteristisch werden sollte. Seine bekanntesten Walzer sind der Pesther Walzer, Die Werber, Die Hofballtänze und Die Schönbrunner. Er zählte neben Johann Strauß sen. zu den herausragenden Tanzkapellmeistern Wiens seiner Zeit.
Joseph Lanner war ab 1828 mit Franziska Jahns verheiratet. Ihre Kinder waren die Tänzerin Katharina Lanner, der Komponist August Lanner und die ebenfalls hochbegabte, früh verstorbene Franziska Karoline Lanner (1836–1853). Lanner, der am 21. September 1842 von seiner Frau gerichtlich geschieden wurde, lebte ab ca. 1838 mit der Wiener Fleischhauerstochter Marie Kraus zusammen. Am 6. Oktober 1843 kam in Oberdöbling sein posthumer Sohn Joseph Carl Maria Kraus zur Welt.[1]
Lanner verstarb am Karfreitag, dem 14. April 1843, im Alter von 42 Jahren an Typhus im Haus an der Gymnasiumstraße 87 in Währing (18. Bezirk). Er wurde zuerst auf dem alten Döblinger Friedhof in Oberdöbling beigesetzt, der später aufgelassen wurde (heute „Strauß-Lanner-Park“). Nach seiner Exhumierung wurden er und Strauß-Vater am 13. Juni 1904 nebeneinander auf den Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 32 A, Nummer 16; Strauß: Nummer 15) in Ehrengräber umgebettet. Lanners Grabmal wurde vom k.u.k. Hof-Steinmetzmeister Sommer & Weniger gestaltet. Die alten Grabsteine von Lanner und Strauß-Vater wurden bei der Gestaltung des 1928 an Stelle des Friedhofs eröffneten Strauß-Lanner-Parks mit einbezogen.
Im Jahr 1894 wurde in Wien Döbling (19. Bezirk) die Lannerstraße nach ihm benannt.
Werke (Auswahl)
Walzer
- Aeskulap-Walzer, für das Piano-Forte zu vier Händen op. 113 (1837)
- Die Schönbrunner op. 200
- Die Werber op. 103
- Die Mozartisten op. 196
- Trennungswalzer op. 19
- Krönungswalzer
- Die Kosenden
- Abend-Sterne op. 180
- Dampf-Walzer und Galopp op. 94
- Vermählungs-Walzer
- Blumen der Lust
- Die Neapolitaner
- Hofball-Tänze op. 161
- Pesther Walzer op. 93
- Mille Fleurs
- Die Schwimmer
- Prometheus-Funken
- Grätzer Walzer
Ländler
- Dornbacher Ländler op. 9
- Kirchweih
- Blumenfest
Galoppe
- Hollabrunner
- Carriére
Potpourris
- Capriciosa
- Musikalische Revue
- Die entfesselte Phantasie
- Musikalische Reisebilder
Werke mit Melodien von Joseph Lanner
- Alt-Wien, eine Operette in drei Akten nach Musik von Joseph Lanner, zusammengestellt und bearbeitet von Emil Stern, uraufgeführt am Wiener Carltheater am 23. Dezember 1911.
Ehrungen
- In Dresden gibt es eine Lannerstraße und
- den im Jahr 2001 angelegten Lannerweg in Hannover, Stadtteil Misburg-Nord.[2]
Beide ehren den Komponisten mit ihrer Namensgebung.
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Lanner, Joseph. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 14. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1865, S. 134–141 (Digitalisat).
- Robert Eitner: Lanner, Joseph. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 17, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 698 f.
- Theophil Antonicek: Lanner, Joseph. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 5, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1972, S. 15 f. (Direktlinks auf S. 15, S. 16).
- Ernst Hilmar: Lanner, Joseph. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-00194-X, S. 619 f. (Digitalisat).
- Wolfgang Dörner: Joseph Lanner. Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis. Böhlau, Wien, 2012, ISBN 978-3-205-78793-8.
Weblinks
- Werke von und über Joseph Lanner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Joseph Lanner Gesellschaft Wien
- Strauß-Lanner-Park
Einzelnachweise
- ↑ Michael Lorenz: Familie Trampusch – geliebt und totgeschwiegen. Vortrag am 9. März 2004 beim Symposium „Tanz-Signale“ des Wiener Instituts für Strauss-Forschung. Veröffentlicht in: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien, Bd. 62/63, (2006/2007), Verein für Geschichte der Stadt Wien, Wien 2011, S. 135–49. Aufsatz online
- ↑ Helmut Zimmerman: Hannovers Straßennamen – Veränderungen seit 2001, in: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge Band 57/58, 2003/2004, S. 277–286; hier: S. 281
Personendaten | |
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NAME | Lanner, Joseph |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Komponist und Violinist |
GEBURTSDATUM | 12. April 1801 |
GEBURTSORT | Sankt Ulrich (Wien) |
STERBEDATUM | 14. April 1843 |
STERBEORT | Döbling |