U-Boot-Klasse TR 1700

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Klasse TR 1700
(Santa-Cruz-Klasse)
Die San Juan im Marinehafen Mar del Plata (2007)
Die San Juan im Marinehafen Mar del Plata (2007)
Schiffsdaten
Land Argentinien Argentinien
Schiffsart U-Boot
Bauwerft Nordseewerke, Emden
Bauzeitraum 1981 bis 1994
Stapellauf des Typschiffes 20. September 1982
Gebaute Einheiten 6 geplant,
2 Bau nicht begonnen,
2 Bau eingestellt,
2 fertiggestellt,
1 im Dienst,
1 verloren
Dienstzeit seit 1984
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 65 m (Lüa)
Breite 8,3 m
Verdrängung aufgetaucht: 2.115 ts
getaucht 2.265 ts
 
Besatzung 25 Mann
Maschinenanlage
Maschine 4 × MTU-Dieselmotor

1 × Siemens-Elektromotor

Propeller 1
Einsatzdaten U-Boot
Aktionsradius 14000 sm
Einsatzdauer 30 Tage
Tauchtiefe, max. 300 m
Höchst-
geschwindigkeit
getaucht
25 kn (46 km/h)
Höchst-
geschwindigkeit
aufgetaucht
15 kn (28 km/h)
Bewaffnung
Sensoren
  • Radar Thomson CSF Calypso
  • Sonar Atlas Elektronik CSU 3/4
  • Sonar Thomson Sintra DUUX-5

Die U-Boot-Klasse TR 1700 ist eine Klasse von diesel-elektrischen U-Booten der deutschen Nordseewerke, gebaut als Exportentwurf.

Geschichte

Die TR 1700 ist ein komplett neu entwickeltes Design, so sind die Tiefenruder im Gegensatz zur Klasse 206 und 209 am Turm angebracht, außerdem besteht die TR 1700 aus zwei Decks statt aus wie üblich einem. Die Ausstattung des Bootes ist flexibel gestaltet worden, so waren eine größere (TR 1700A) und zwei kleinere (TR 1400 und TR 1100) Versionen vorgesehen, die jedoch nie in Bau gingen.

Die einzigen Bestellungen für den Typ gingen von den Streitkräften Argentiniens ein, die insgesamt sechs Einheiten orderten. Zunächst wurden zwei Boote in Emden gebaut, vier weitere sollten in Lizenz in Argentinien gefertigt werden. Zwei in der Version TR 1400 bestellte Exemplare wurden später in TR 1700 geändert. Die für die Produktion benötigte Ausrüstung kam in Argentinien an, die Einheiten wurden jedoch auf Grund von Budget-Problemen nicht fertiggestellt.

Verschwinden der ARA San Juan 2017

Im November 2017 brach die ARA San Juan von Ushuaia zu einer Routinefahrt vor der Küste Patagoniens auf. Das Schiff mit einer 44-köpfigen Mannschaft an Bord, darunter der erste weibliche U-Boot-Offizier Südamerikas, meldete sich zuletzt am 15. November 2017 von einer Seeposition 240 nautische Meilen vor der Küste. Hierbei meldete es ein Auftauchen aufgrund eines Kurzschlusses bei der Stromversorgung. Daraufhin erhielt die Besatzung die Anweisung zur Kursänderung Richtung Heimatbasis Mar del Plata, wo sie am 19. November hätte eintreffen sollen. Da es sich nicht wie vorgeschrieben innerhalb von 48 Stunden erneut gemeldet hatte, gaben die argentinischen Streitkräfte das Schiff am 17. November 2017 als vermisst bekannt, und es begann eine internationale Suchaktion.[1] Sie wurde vom International Submarine Escape and Rescue Liaison Office (ISMERLO, deutsch etwa Internationales Verbindungsbüro für U-Boot-Evakuierung und -Rettung) koordiniert, einer nach dem 17 Jahre zuvor erfolgten Untergang des russischen U-Bootes Kursk ins Leben gerufenen, in England ansässigen Dienststelle der NATO.[2][3]

Die Suche wurde durch schlechte Sicht- und Wetterverhältnisse im fraglichen Seegebiet erschwert.[4] Im Falle eines erzwungenen Tauchens habe das Boot eine Woche bis zu zehn Tage eine Sauerstoffversorgung, sagte ein Wissenschaftler des Griffith Asia Institute der Griffith University dem amerikanischen Fernsehsender CNN.[5] Drei Schiffe mit Radar-Sonden liefen aus und verfolgten die Strecke, die ARA San Juan gefahren sein sollte. Bis zum 19. November beteiligten sich mehr als ein Dutzend Flugzeuge und Schiffe aus Argentinien, den USA, Großbritannien, Chile und Brasilien an der Suche.[6] Von Seiten der USA kamen unter anderem eine Lockheed P-3 Orion der NASA und eine Boeing P-8 Poseidon der US-Marine zum Einsatz. Die Unterstützung durch das Vereinigte Königreich, das den Eisbrecher HMS Protector und eine auf den Falklandinseln stationierte Lockheed C-130 Hercules zur Suche entsandte, sorgte für eine gewisse Aufmerksamkeit, da Argentinien und das Vereinigte Königreich beide die Falklandinseln für sich beanspruchen.[7]

Am 18. November 2017 wurden über einen Zeitraum von fünf Stunden sieben kurze Anrufversuche per Satellitentelefon bei verschiedenen Militärstationen registriert, von denen zunächst vermutet wurde, sie könnten von dem U-Boot stammen. Die Nutzung eines Satellitentelefons wäre ein Zeichen für ein Auftauchen des U-Boots gewesen. Die Marine versuchte zusammen mit dem Betreiber Iridium Communications Inc (IRDM.O), den Ursprungsort der Signale zurückzuverfolgen;[6][4] am 20. November teilte sie mit, die Signale stammten nicht von dem Satellitentelefon des vermissten U-Boots.[8] Seenotrettungsmittel wie Notfunkbaken wurden bislang nicht gefunden.

Am 23. November 2017 teilte ein Sprecher der argentinischen Marine mit, dass man aus den USA Informationen über ein Explosionsgeräusch erhalten habe, dessen Ursprung im Bereich der geplanten Route des verschollenen U-Bootes vermutet werde. Zweieinhalb Stunden vor diesem Ereignis habe ein letzter Funkkontakt zum U-Boot bestanden, in dem mitgeteilt wurde, dass es einen Kurzschluss in der Batterieanlage gegeben habe. Der Schaden sei aber schon behoben.[9]

Am 25. November berichteten internationale Medien, dass Russland das Tauchboot Pantera Plus mit einer Tauchtiefe von bis zu 1000 Meter unter der Meeresoberfläche sowie das Aufklärungsschiff Jantar (mit 2 Tauchkörpern) zur Suche in noch größerer Tiefe in das Suchgebiet geschickt habe. Die USA hatten zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Unterwasserfahrzeuge zur Sonar-Suche im Einsatz.[2] Die Jantar dient als Mutterschiff für mehrere Tauchboote, die in großer Tiefe operieren können.[10]

Technik

  • Maße: 65 m × 8,30 m × 14,30 m (Länge × Breite × Höhe)
  • Verdrängung: 2.115 t aufgetaucht, 2.265 t getaucht
  • Antrieb: diesel-elektrisch, 1 Welle, 8.970 PS
  • Geschwindigkeit: bis zu 25 Knoten
  • Tauchtiefe: 300 m
  • Sensoren: Sonar vermutlich Krupp-Atlas CSU 3-4 mit SIP 3-1 Erweiterung, dazu passives ESM, Oberflächenradar.
  • Besatzung: 29 Mann
  • Bewaffnung: Sechs 53,3-cm-Torpedorohre, Platz für 16 Reservetorpedos.

Einheiten

Argentinien Argentinien - Alle U-Boote der Klasse TR-1700 der Armada Argentina
Kennung Name Kiellegung Stapellauf Indienststellung Einheit Verbleib
S-41 ARA Santa Cruz 26. Juni 1981 20. September 1982 15. Oktober 1984[11] Comando de la Fuerza de Submarinos in der Base Naval de Mar del Plata aktiv
S-42 ARA San Juan 14. April 1982 13. Juni 1983 18. November 1985[11] Comando de la Fuerza de Submarinos in der Base Naval de Mar del Plata seit 15. November 2017 im Südatlantik verschollen[12]
S-43 ARA Santa Fe 2. Januar 1982 - - - zu 70 % fertiggestellt, Bau 1994 gestoppt, in Buenos Aires aufgelegt, Weiterbau erwogen[13]
S-44 ARA Santiago del Estero gepl. Januar 1983 - - - zu 30 % fertiggestellt, Bau 1994 gestoppt
S-45 kein Name vergeben gepl. September 1983 - - nicht begonnen, geliefertes Material für U-Boot-Simulator im Marinestützpunkt Mar del Plata verwendet
S-46 kein Name vergeben - - - - nicht begonnen, geliefertes Material als Ersatzteilreserve verwendet

Bilder

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Daniel Politi, Ernesto Londoño: Search Underway for Argentine Navy Submarine With 44. In: nytimes.com. 17. November 2017, abgerufen am 18. November 2017.
  2. a b Russia joins hunt for missing submarine. In: bbc.com. 25. November 2017, abgerufen am 25. November 2017 (englisch).
  3. An officer of Italian Navy at the head of ISMERLO. In: marina.difesa.it. Marina Militare, 17. Juli 2015, abgerufen am 25. November 2017 (englisch).
  4. a b Argentinien: Notsignale von vermisstem U-Boot empfangen. In: FAZ.net. 19. November 2017, abgerufen am 19. November 2017.
  5. Euan McKirdy: Argentina's missing submarine: What we know. In: cnn.com. 20. November 2017, abgerufen am 20. November 2017.
  6. a b Marcos Brindicci, Luc Cohen: Stormy weather complicates search for missing Argentine submarine. In: reuters.com. Abgerufen am 19. November 2017.
  7. Daniel Politi: Signals Detected From Missing Argentine Submarine as Foreign Navies Join Search. In: nytimes.com. 18. November 2017, abgerufen am 19. November 2017.
  8. Missing sub 'reported breakdown'. In: bbc.com. 20. November 2017, abgerufen am 20. November 2017 (englisch).
  9. http://www.tagesschau.de/ausland/u-boot-meeresgrund-107.html
  10. {{Internetquelle|url=https://www.nytimes.com/2015/10/26/world/europe/russian-presence-near-undersea-cables-concerns-us.html?_r=0 |titel=Russian Ships Near Data Cables Are Too Close for U.S. Comfort |autor=David E. Sanger, Eric Schmitt |werk=nytimes.com | sprache=en |datum=2015-10-25 |zugriff=2017-11-25 |kommentar=Angaben zum Schiff, ohne Bezug zum Einsatz bei Argentinien
  11. a b Jürgen Rohweder, Peter Neumann: Leiser, Tiefer, Schneller - Innovationen im Deutschen U-Boot-Bau, E.S. Mittler & Sohn im Maximillian Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg & Bonn 2015, S. 167.
  12. Argentinisches U-Boot verschollen orf.at, 17. November 2017, abgerufen 17. November 2017.
  13. Proyecto de submarinos nucleares argentinos