Mannesmann-Haus

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Vorderfront des Mannesmann-Hauses mit dem Vodafone-Hochhaus auf der rechten Seite
Ansicht von Norden
Neoklassizistischer Haupteingang mit Hephaistos-Relief

Das Mannesmann-Haus – zur Unterscheidung von anderen zum gleichen Unternehmen gehörenden Gebäuden auch Behrensbau genannt – ist ein ehemaliges Verwaltungsgebäude in Düsseldorf und steht am Mannesmannufer im Stadtteil Carlstadt. Es wurde von 1911 bis 1912 nach einem Entwurf des Architekten Peter Behrens für die Hauptverwaltung des Unternehmens Mannesmannröhren-Werke AG gebaut und gehört zu den frühen großen Verwaltungsgebäuden in Düsseldorf.

Von August 1946 bis zum 1. April 1953 diente das Mannesmann-Haus als Staatskanzlei und Amtssitz der ersten Landesregierungen Nordrhein-Westfalens.[1][2] Es steht seit 23. Oktober 1982 unter Denkmalschutz.

Beschreibung

Stilistisch gehört das Mannesmann-Haus der Reformarchitektur vor dem Ersten Weltkrieg an, häufig wird es als eine Vorwegnahme der Neuen Sachlichkeit gedeutet, es lassen sich aber auch Bezüge zur Neorenaissance und zum Neoklassizismus erkennen. Typologisch ist es ein Bürogebäude in der äußeren Form und in den Proportionen eines Stadtpalastes.

Der Entwurf von Behrens ging siegreich aus einem 1910 durchgeführten Architektenwettbewerb hervor, die Erdarbeiten begannen im Januar 1911, die Gebrauchsabnahme wurde am 6. November 1912 bescheinigt. Der plastische Schmuck stammt von den Bildhauern Eberhard Encke (Hephaistos-Relief über dem Haupteingang) und Joseph Enseling. Das Gebäude kostete mitsamt Inneneinrichtung rund 1,65 Millionen Mark.

Über den Fundamenten und dem Kellergeschoss aus Stampfbeton besteht das 67 Meter breite und 42,5 Meter tiefe Gebäude im Kern aus einer Skelettkonstruktion in Schmiedeeisen mit Hohlsteindecken und festen Wänden in Backstein-Mauerwerk. Die äußeren Fassaden wurden am Sockel mit einem Bossenwerk aus Muschelkalk und an den Obergeschossen mit Tuffstein verkleidet, während die Fassaden an den vom Gebäude umschlossenen Lichthöfen mit hell glasierten Verblendklinkern versehen waren. Das mächtige Dach war mit Schiefer gedeckt. In den östlichen Ecken des Gebäudes sind zwei Nebentreppenhäuser angeordnet, die mit jeweils einem Paternoster ausgestattet wurden; dem repräsentativen, in Untersberger Marmor ausgeführten Haupttreppenhaus in der Mitte des Westflügels war eine herkömmliche Aufzugsanlage zugeordnet.

Außer der zur Bauzeit in Deutschland noch recht ungewöhnlichen eisernen Skelettkonstruktion wies das Gebäude eine weitere fortschrittliche Idee auf: Die Büroräume des einbündig organisierten Grundrisses liegen an der Außenseite, die gerade, massiv gemauerte Trennwand zu dem an der Innenseite (am Lichthof) umlaufenden Flur ist in regelmäßigen Abständen mit Türen versehen. Die rechtwinklig zur Außen- und zur Flurwand stehenden Trennwände zwischen den Büroräumen bestanden aus leichten, aber schallsicheren Scherwand-Konstruktionen, so dass nach Bedarf durch Entfernen bzw. Versetzen kleine oder größere Büroräume geschaffen werden konnten. Das bedeutete, dass die Raumstruktur an eine veränderte Organisationsstruktur der Verwaltungsarbeit angepasst werden konnte.

Zustand und Nutzung

Von 1937 bis 1938 wurde das Gebäude östlich an der Berger Allee durch den Mannesmann-Architekten Hans Väth um einen Anbau („Väthbau“) erweitert. In unmittelbarer Nachbarschaft wurde von 1956 bis 1958 das Mannesmann-Hochhaus errichtet.

Das Unternehmen Vodafone als Rechtsnachfolger der Bauherrin verkaufte das Gebäude an das Land Nordrhein-Westfalen und zog Ende 2012 aus. Von Oktober 2015 bis Januar 2017 wurde der Erweiterungsbau an der Berger Allee als Flüchtlingsunterkunft genutzt.[3] Seit 2017 steht das Gebäude wieder leer. Der Behrensbau soll künftiger Sitz des Hauses der Geschichte Nordrhein-Westfalen sein.[4]

Commons: Mannesmann-Haus (Düsseldorf) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Fritz Hoeber: Peter Behrens Verwaltungsgebäude der Mannesmann-Röhren-Werke in Düsseldorf am Rhein. In: Kunstgewerbeblatt. 24. Jahrgang (1913), S. 186–189 (Digitalisat).
  • Paul Ernst Wentz: Architekturführer Düsseldorf. Droste, Düsseldorf 1975, ISBN 3-7700-0408-6, Objektnr. 28.
  • Brigitte Ingeborg Schlüter: Verwaltungsbauten der Rheinisch-Westfälischen Stahlindustrie 1900–1930. Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 1991, S. 120–166 (sowie tabellarische Gebäudedaten im nicht paginierten Anhang).

Einzelnachweise

  1. Sabine Gierschner: Hier saßen die Väter Nordrhein-Westfalens. Der erste Kabinettsaal der Landesregierung in Düsseldorf. In: Denkmalpflege im Rheinland, Heft 3/2011, S. 135 ff.
  2. Kurt Düwell: „Operation Marriage“. Die britische Geburtshilfe bei der Gründung Nordrhein-Westfalens. (Memento des Originals vom 6. Dezember 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.debrige.de (PDF) Redemanuskript vom 14. September 2006, S. 10
  3. Lokalbüro Düsseldorf. Beitrag vom 6. Oktober 2015
  4. Gesetz zur Errichtung einer Stiftung „Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen“, S. 17, Begründung, vom 19. November 2019 (online, abgerufen am 26. Juni 2020.)

Koordinaten: 51° 13′ 15,9″ N, 6° 46′ 5,1″ O