St. Peter (Köln)

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St. Peter in Köln (2016)
St. Peter, Blick zum Chor

Sankt Peter ist eine in den Jahren von 1513 bis 1525 errichtete gotische Kirche in Köln, die nach dem Wiederaufbau seit 1960 von Jesuiten geleitet wird. Sie ist angeblich die Taufkirche von Peter Paul Rubens. Bekannt ist die Kirche als Kunst-Station Sankt Peter, Zentrum für zeitgenössische Kunst und Musik. Hier finden neben Gottesdiensten Ausstellungen zeitgenössischer Kunst und Konzerte Neuer Musik statt.

Geschichte und Architektur

St. Peter und St. Cäcilien um 1665
Innenraum von St. Peter, 1895

Die Pfarrkirche Sankt Peter ist der späteste gotische Kirchenbau in Köln, der noch erhalten ist. Er wurde in den Jahren 1513 bis 1525 auf den Resten römischer und romanischer Vorgängerbauten als dreischiffige Emporenbasilika mit dreiseitigem Emporeneinbau errichtet.[1] Sein Innenraum misst 37,5 Meter Länge und 21 Meter Breite. Der romanische Westturm stammt aus dem Jahr 1170. Deshalb wird auch diese Kirche vom Förderverein Romanische Kirchen Köln betreut. Zusammen mit der benachbarten Cäcilienkirche bildet St. Peter die einzig erhaltene Doppelkirchenanlage einer Stiftskirche mit einer Pfarrkirche in Köln.

Zerstörung im Zweiten Weltkrieg

Während des sogenannten „Peter-und-Paul-Angriffs“ in der Bombennacht vom 29. Juni 1943 im Zweiten Weltkrieg wurde die Pfarrei von St. Peter fast restlos ausgelöscht, die Kirche wurde bis auf die Grundmauern und Pfeiler zerstört. Trotz der Bemühungen, die wichtigsten Ausstattungsgegenstände der Kirche wie Altarbilder oder Kirchenfenster zu sichern, wurden große Teile des opulenten Holzwerkes der Altäre und Kanzeln, ebenso die 1907 vom Kölner Orgelbauer Ernst Seifert im alten Gehäuse von 1820 errichtete Orgel, ein Opfer der Flammen des Krieges.

Wiederaufbau

Nach ersten Sicherungsmaßnahmen setzten im Jahr 1950 die Wiederaufbauarbeiten unter Leitung von Regierungsbaumeister Karl Band (mit Eugen Weiler) und Architekt Wilhelm Schorn ein und konnten bis 1960 nahezu abgeschlossen werden. Den Wiederaufbau bestimmten geringe Mittel und der vorherrschende Zeitgeist, die Zerstörung des Bauwerks durch Betonung der verlorenen Proportionen für die Nachwelt zu dokumentieren. Obwohl die Wiederherstellung des Kirchenraums durch Karl Band sehr „einfühlsam, aber letztlich nur als Fragment“[2] erfolgte, bescheinigt der Theologe Nicolas Weiser dem damals neu entstandenen Kirchenraum gegenüber dem Vorkriegszustand eine fast „protestantische“[3] Anmutung. Ein stufig erhöhter Altarraum, mit Blaustein belegt, diente als Abgrenzung zum Laienraum, der mit rötlichem Ziegelstein ausgestattet war. Der Raumeindruck in der karg ausgestatteten Emporenbasilika wurde vor allem durch eine neue, dunkle hölzerne Kassettendecke bestimmt, „deren Wirkung einem Sargdeckel“[4] gleichkam, wie die Stadtkonservatorin Hiltrud Kier bemerkte. Stehen gelassene Gewölbeauflagen zwischen den Obergadenfenstern erinnern noch heute „wie architektonische Tränen“[5] an die zerstörten Netzgewölbe. Nur wenige restaurierte oder rekonstruierte Ausstattungen, etwa das mittelalterliche Taufbecken oder schmiedeeiserne Gitter aus der Barockzeit sowie einige Einbauten im Zeitgeist der 1950er Jahre, zierten den Kirchenraum, als im Juli 1960 die Jesuiten in St. Peter einzogen und Pater Alois Schuh SJ ab September 1960 mit der Seelsorge in der Gemeinde betraut wurde. In der Folgezeit wurde ein neuer, schlichter steinerner Hochaltar konsekriert, 1961 kehrten die Altarbilder von Schut und Rubens in die Kirche zurück[6] und die erhaltenen Kirchenfenster wurden wieder eingebaut.

Sanierung 1997 bis 2000

Die Konzeption der grundlegenden Innenraumgestaltung während der Sanierung in den Jahren 1997 bis 2000 durch das Architekturbüro Wiegmann & Trübenbach strebte danach, durch Farben, Formen, Materialien und Beleuchtung wieder einen ganzheitlichen, harmonischen Gesamteindruck herzustellen. Dabei war der noch vorhandene Naturstein der Pfeiler Ausgangspunkt für die farbliche Gestaltung, die alle raumbildenden Elemente einbezog. Der steinerne Hochaltar und die nach dem Krieg errichtete Altarerhöhung wurden abgetragen, der Ziegelfußboden im Kirchenschiff und auf der Empore durch einen grauen, fugenlos eingebrachten Estrich ersetzt, der durch eine besondere Oberflächenbehandlung Glanz und Ruhe ausstrahlt. Die Wände erhielten durch einen neuen Putz in warmem Steinfarbton eine Angleichung an die originalen Werksteinteile und binden Pfeiler, Bögen, Gewölberippen und Emporenbrüstungen in die Raumwirkung ein. Eine neue Holzdecke in hellem Grauton ersetzt die dunkle Nachkriegsdecke und verstärkt den Lichteinfall. Elemente, die in den fünfziger Jahren im Stil der Zeit ergänzt worden waren, wurden entfernt und historisch rekonstruiert. Das Sanierungskonzept wurde mit dem Architekturpreis Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet.

Ausstattung

Kunstwerke

Die Kreuzigung Petri von Peter Paul Rubens, 1638 durch den Kölner Unternehmer und Kunstsammler Eberhard Jabach in Auftrag gegeben, sowie die Skulptur Gurutz Aldare (2000) von Eduardo Chillida sind die wichtigsten Schätze der Kirche.

Die Fenster der Apsis und die der Seitenschiffe gelten als bemerkenswertes Zeugnis des Kölner Kunstschaffens im frühen 16. Jahrhundert. Ihre Renaissance-Glasmalereien stammen aus den Jahren 1528 bis 1530. Die Chorfenster stellen die Passionsgeschichte von der Kreuztragung über die Kreuzigung bis hin zur Kreuzabnahme dar. Unter diesen Fenstern liegen weitere Fenster mit Glasmalereien, die die Stifter der Fenster zeigen, so etwa Elisabeth von Manderscheid, die Äbtissin des Cäcilienklosters war.

Don’t Worry ist der Name der Lichtinstallation des Londoner Künstlers und Turner-Preisträgers Martin Creed, die sich an allen Außenseiten des Turmes oberhalb der Schallöffnungen befindet. Dieser englische Schriftzug ist an den drei anderen Turmseiten ins Lateinische, Griechische und Deutsche übersetzt: „Noli solicitus esse – Mη mεριμνα – Sorge dich nicht“. Aus der Mitte dieses Sprachgewirrs kann sich der Leser sein persönliches Verständnis erarbeiten und für sich die Gute Nachricht der Bergpredigt herausfiltern. Dabei verkündigt sie beides: das Unbedachte des Dahingesagten und das Befreiende des Bedachten.

In der Gitterkapelle sind die Schreine mit den Reliquien der Heiligen Evergislus und Paulinus aus dem Jahre 1802 aufgebahrt. Der heilige Everigisil ist der Schutzpatron der Glaser und der Kölner Malerzunft, Paulinus war ein Diakon des ersten Kölner Bischofs Maternus.

Orgeln

Sankt Peter hat eine Orgelanlage, bestehend aus Hauptorgel und Chororgel. Beide Instrumente wurden 2004 von dem Orgelbauer Willi Peter (Köln) erbaut, wobei die beiden neobarocken Vorgängerorgeln aus den Jahren 1968 und 1971 integriert wurden; seit 2006 werden beide Orgeln durch Orgelbau Peter erweitert. Die Orgeln zählen weltweit zu den fortschrittlichsten Instrumenten des zeitgenössischen Orgelbaus. Das klassische Werkprinzip und eine entsprechende Gestaltung der Prospekte wurden aufgegeben, die Einbeziehung neuartiger Register und Schlagwerke bieten die Möglichkeit zu grundsätzlich neuer musikalischer Gestaltung.

Die Orgelanlage verfügt momentan über 102 Register und Spielhilfen. Ihre Disposition zeichnet sich einerseits durch eine Vielzahl an Aliquotregistern zur besseren Dissonanzfähigkeit aus, und andererseits durch zahlreiche, auch neuartige Schlagwerksstimmen. Außerdem enthalten beide Instrumente einige Registerneuschöpfungen nach der Idee von Peter Bares, etwa das Physharmonikaensemble (64′–8′) im Hauptwerk, sowie die Effektregister Silberklang, Bronceton, die rotierenden Cymbeln, Beckenstern, Jauler, Sirene und Hahnenschrei. Koppellösungen verbinden die Werke. Damit besteht die Möglichkeit, außergewöhnliche Register über ein Koppelwerk jedem Manual oder Pedal zuzuordnen.

Sämtliche Klänge werden im Eigentlichen zwar elektrisch angesteuert, aber auf rein mechanischem Weg erzeugt.[7]

Hauptorgel

Hauptorgel (2008)

Die Hauptorgel hängt über der Empore. Sie hat einen viermanualigen Generalspieltisch, von dem aus auch die Chororgel angespielt werden kann: Das erste Manual der Chororgel vom I. Manual aus, die beiden weiteren Manualwerke der Chororgel vom IV. Manual aus. Haupt- und Schwellwerk der Hauptorgel (II. und III. Manual) haben elektrische Schleifladen.

Die konventionellen Register der Hauptorgel verteilen sich auf das II. Manual (Hauptwerk), das III. Manual (Schwellwerk) und das Pedal.

Die Hauptorgel verfügt zudem über ein spanisches Trompetenwerk (Trompeteria). Außerdem enthält die Hauptorgel einen Fundus an neuartigen Registern. Diese sind auf zwei Werke aufgeteilt: Zum einen das schwellbare Koppelwerk (Multiplexlade), und das Schlagwerk. Jedes dieser Werke lässt sich von allen vier Manualen und dem Pedal der Hauptorgel individuell anspielen: Das Multiplexsystem ermöglicht es, das Koppel- und das Schlagwerk jeweils individuell für jedes einzelne Manual und das Pedal zu registrieren. Bei den Registern des Koppelwerkes handelt es sich zum Teil um Auszüge. Einzelne Register des Koppelwerkes lassen sich nur an das Pedal anbinden.

Außerdem verfügt das Instrument über einen Fundus an Effektregistern. Dazu zählt auch die Möglichkeit, die Glocken im Turm der Kirche anzuschlagen. Zudem enthält das Instrument ein breites Spektrum an Koppeln und sonstigen Spielhilfen, insbesondere für die Darbietung neuerer Musik, etwa eine Tastenfessel zur Tonarretierung und eine Winddrossel, mit der die Windmenge reguliert werden kann.[8]

II Hauptwerk C–g3
01. Pommer 16′
02. Direktorin 08′
02. Rohrflöte 08′
04. Octave 04′
05. Gedeckt 04′
06. Nasard 0223
07. Flöte 02′
08. Mixtur IV–V 02′
09. Terz 0135
10. Sept 0117
11. None 089
12. Cymbel III 012
13. Trompete 08′
Tremulant
14. Physharmonika (c1–g3) 0 64′
15. Physharmonika (c0–g3) 32′
16. Physharmonika (C–g3) 16′
17. Physharmonika (C–g3) 08′
Tremulant I
Tremulant II
III Schwellwerk C–g3
18. Direktorin 08′
19. Gedeckt 08′
20. Spitzgambe 08′
21. Octave 04′
22. Blockflöte 04′
23. Hintersatz III 0 0223
24. Superoctave 02′
25. Mixtur IV–VI 0113
26. Nachthorn 01′
27. Elfte 0811
28. Schalmey 16′
29. Trompete 08′
30. Clarine 04′
Tremulant
Pedal C–f1
31. Direktorin 16′
32. Subbaß 16′
33. Quinte 1023
34. Direktorin 08′
35. Flöte 08′
36. Quinte 0513
37. Octave 04′
38. Traversflöte 04′
39. Hintersatz IV 0 0223
40. Nachthorn 02′
41. Posaune 16′
42. Trompete 08′
Koppelwerk
43. Saxophon 32′
44. Saxophon 16′ A
45. Saxophon 08′ A P
46. Saxophon 04′ A P
47. Cello 08′
48. Cello 0447 A P
49. Cello 04′ A P
50. Cello 0315 A P
51. Cello 02′ A P
52. Weidenpfeife 04′
53. Cornett III 0315
54. Cornett III 0513 A P
55. Cornett III 0223 A P
56. Mixtur V–VIII 0223
57. Aeolsharfe IV 0 0223
58. Aeolsharfe IV 0113 A P
59. Aeolsharfe IV 023 A P
60. Trillerpfeife 01′
61. 1. Cymbel III 025
62. 2. Cymbel III 027
63. 3. Cymbel III 0421
64. 4. Cymbel III 0215
Tremulant
Trompeteria
65. Trompeta magna 16′
66. Trompeta da batalla 0 08′
67. Clarin brillante 04′

Schlagwerk
Glocken 16′
Xylodur
Xylodur permanent 0
Becken (C–f1) P
Harfe (c0–f3) 08′00
Psalterium (C–f0)
Glockencymbel CO
Glockencymbel permanent

Effektregister
Turmglocken
Beckenstern
Silberklang
Jauler
Sirene
  • Anmerkungen
A = Auszug
P = nur im Pedal spielbares Register
CO = Register in der Chororgel
  • Koppeln
    • Normalkoppeln: III/I, IV/I, I/II, III/II, IV/II, IV/III, I/P, II/P, III/P, IV/P
    • Sonder-Normalkoppeln: P Hauptorgel/I, P Chororgel/I
    • Suboktavkoppeln: I/II, III/II, III/III
    • Superoktavkoppeln: I/P, III/P
    • Weitere: Organumkoppel
  • Spielhilfen
    • Absteller: Pedal Hauptorgel ab, Pedal Chororgel ab
    • Permanent-Schaltung: Xylodur 8′, Psalterium
    • Weitere: Elektronische Setzeranlage, Winddrosseln, Tastenfessel
    • Rotationen der Cymbeln: Quadrupla I 3f, II 6f, III 6f, 4 9f, IV 3-9f (Geschwindigkeit steuerbar)

Chororgel

Chororgel (2008)

Die Chororgel steht im nördlichen Seitenschiff und hat 40 Register auf drei Manualen und Pedal. Das Schwellwerk wurde nachträglich um vier Register, das Pedal um sieben Register erweitert. In der Chororgel befindet sich ein Teil des Schlagwerks, das vom I. und II. Manual sowie von allen Manualen und vom Pedal der Hauptorgel aus anspielbar ist. Mit Ausnahme des III. Manuals (elektrische Kegellade) stehen die Register auf mechanischen Schleifladen.[9]

I. Manual C–g3
Gedeckt 08′
Direktorin 04′
Blockflöte 02′
Direktorin 01′
Scharff III–IV 01′
Quinte 023
Holzcymbel II 0 012
Terz 025
Bärpfeife 16′
Vox humana 08′
Tremulant
II. Manual C–g3
Gemshorn 08′
Rohrflöte 04′
Sesquialtera II 0 0223
Direktorin 02′
Quinte 0123
Cymbel III 023
Musette 08’
Tremulant
III Schwellwerk C–g3
Violon 16′
Geigenprinzipal 08′
Gamba 08′
Salicional 08′
Celeste 08′
Stillgedackt 08′ (v)
Geigenprinzipal 04′
Nachthorn 04′ (v)
Traversflöte 04′
Nachthorn 02′ (v)
Flageolet 02′ (v)
Fagott 16′
Oboe 08′
Tremulant
Pedal C–f1
Gedecktbaß 16′
Pommer 08′
Violon 16′
Violon 08′
Stillgedackt 0 0513 (v)
Akkord III 04′ (v)
Oberton 0223 (v)
Fagott 08′ (v)
Oboe 0513 (v)
Oboe 04′ (v)
Oboe 02′ (v)
Effektregister
Xylophon (C-c1)
Xylophon permanent
Glockencymbel
Glockencymbel permanent
Bronzeton
Hahnschrei (c0, e0, gis0)
  • Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
  • Anmerkung
(v) = geplantes Register, derzeit vakant

Glocken

Die Kirche verfügte zwischen dem Anfang des 19. Jahrhunderts und dem Zweiten Weltkrieg über einen Bestand von sechs Glocken. Die drei größeren Glocken im Westturm bildeten das Sonn- und Feiertagsgeläut. Die große Glocke, 1424 von Christian Duisterwalt in Köln gegossen, wurde aus der abgerissenen Kirche St. Mariengraden übernommen. Die 1,25 Meter große und etwa 1200 Kilogramm schwere Glocke war der Gottesmutter geweiht. Die mittlere Glocke im Ton g′ von 109 Zentimetern Durchmesser wurde vom selben Gießer bereits 1416 gegossen, ebenfalls zu Ehren der Gottesmutter. Sie diente auch als Wetterglocke, wie ihre Inschrift bekundet: dvnre in vngeweder verdriuen ich. Auch diese Glocke ist aus St. Marien übernommen worden. Über etwaige Vorgängerinnen der beiden größeren Glocken ist nichts bekannt. Die dritte Glocke von 103 Zentimetern Durchmesser im Ton a′ ist dem Kirchenpatron und Apostel Petrus geweiht. Um ihre Schulter verläuft die auf Kölsch verfasste Inschrift in gotischer Minuskel: ich bin gemat in peters ihre. Sie nennt außerdem das Gussdatum 20. März 1393. Damit gehört die Glocke zu den ältesten datierten weitum. Ein kleines Messglöckchen mit einem Durchmesser von 38 Zentimetern, 1700 von Johann Wickrath in Köln gegossen und dem heiligen Petrus geweiht, war im Dachreiter auf dem Mittelschiffdach aufgehängt. Es wurde zusammen mit den beiden auf der Ostseite des Turmhelms angebrachten Uhrzimbeln, 52 und 43 Zentimeter im Durchmesser, gegossen.[10]

Bis auf die große Glocke und die beiden Uhrglocken haben alle Glocken den Feuersturm des Zweiten Weltkrieges überdauert; sie konnten 1959/60 geschweißt werden. Außerdem wurde die größere der beiden erhaltenen Glocken aus St. Cäcilien, 1560/70 von Derich und Heinrich von Cöllen gegossen, mit in den Turm von St. Peter gehängt, ebenso das verbliebene kleine Meßglöckchen. Im Jahre 2000 wurde für St. Peter die Gabrielsglocke gegossen, in Anlehnung an die gleichnamige verlorene Glocke von St. Cäcilien aus dem Jahre 1493. 2005 wurde des Geläut erneut erweitert: Die bis dahin von St. Cäcilien nach St. Maria in Lyskirchen verliehene Glocke des 14. Jahrhunderts sowie die neu gegossene Gertrudisglocke wurden in den dafür errichteten Holzglockenstuhl gehängt und alle Glocken neben dem herkömmlichen Läuteantrieb mit einer elektrischen Beieranlage ausgerüstet. Die Gertrudisglocke tritt an die Stelle der zerstörten großen Marienglocke von 1424, wenn auch in kleinerer und schlichterer Form, und reflektiert mit der verbliebenen Mariengradener Glocke und der alten Petrusglocke das vormalige dreistimmige Sonn- und Feiertagsgeläut, wie es bis 1945 bestanden hat. Die beiden Uhrzimbeln und der Dachreiter wurden allerdings nicht wiederhergestellt.[10][11]

Jeden Sonnabend ab 16.45 Uhr wird mit sechs Glocken der Sonntag eingeläutet, zusammen mit den Glocken der Antoniterkirche und von St. Aposteln. Zum Engel des Herrn wird jeden Tag wie folgt geläutet: Zuerst wird die alte Petrusglocke drei Mal zu je drei Schlägen angeschlagen, worauf mit der alten Messglocke ein kurzes Zeichen geläutet wird.

Nr. Name, Widmung Abb. Gießer, Gussort Gussjahr Durchmesser
(mm)
Gewicht
(kg)
Schlagton
(a′ = 435 Hz)
Provenienz
1 Gertrud Gertrudisglocke Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher 2005 1120 758 f′ –5/16
2 Maria Marienglocke Christian Duisterwalt, Köln 1416 1090 ca. 800 g′ –8/16 St. Maria ad Gradus
3 Petrus Petrusglocke anonym 1393 1030 ca. 700 a′ –3/16
4 Maria Kleine Marienglocke Derich und Heinrich von Cöllen 1560/70 990 ca. 600 as′ ±0 St. Cäcilien
5 Christus Christusglocke anonym 14. Jh. 870 ca. 460 b′ +1/16 St. Cäcilien, St. Maria in Lyskirchen
6 Gabriel Gabriel Hans August Mark, Brockscheid 2000 780 320 c″ ±0
7 Petrus (ehem. Messglocke) Kleine Petrusglocke Johann Heinrich Wickrath, Köln 1700 380 ca. 40 ca. es‴

Kunst-Station Sankt Peter Köln

Die Kunst-Station Sankt Peter Köln als Zentrum für zeitgenössische Kunst und Musik wurde 1987 von Friedhelm Mennekes SJ gegründet. Seit 2011 wird die Kunststation von Guido Schlimbach für den Bereich Kunst und von Michael Veltman für den Bereich Musik (2022) geleitet.

Die in den Jahren 1997–2000 neu gestaltete, spätgotische Kirche mit ihrem Charakter der Leere – in der nach wie vor regelmäßig Gottesdienste gefeiert werden – bietet seitdem einen Ort für die gezielte Inszenierung von temporär installierten Kunstwerken in Konfrontation mit katholischer Spiritualität. Die ausgestellten, in der Regel ortsspezifisch entwickelten Arbeiten sollen den formulierten Glauben jedoch keinesfalls illustrieren. Die Künstlerinnen und Künstler sind vielmehr aufgefordert, der Gemeinde und den Besuchern existenzielle Fragen des Lebens auf ihre Art und Weise gegenüber zu stellen. So öffnet die Kunst-Station Sankt Peter Köln seit mehr als 30 Jahren einen Raum, in dem die ansonsten getrennten Bereiche von Gegenwartskunst und Liturgie in einen Dialog treten können, ohne einander zu vereinnahmen.

Die Künstlerinnen und Künstler, die in der Kunst-Station Sankt Peter eine Ausstellung oder eine Kunstintervention realisieren, werden von einem unabhängigen und ehrenamtlichen Beirat, der von der Gemeinde berufen wird, ausgewählt und eingeladen. Bewerbungen sind nicht möglich.

Mit Ausstellungen oder Interventionen vertretene Künstlerinnen und Künstler seit 1987

  • 2022 Frank Gerritz: Sculptural Light
  • 2010: Katja Strunz, Tessa Knapp, Motoi Yamamoto, Erik Schmidt, LAb[au]

Kirchenmusik

Organist an Sankt Peter ist seit Januar 2022 Michael Veltman in der Nachfolge von Dominik Susteck (* 1977 in Bochum), der seit Februar 2007 und Peter Bares (* 1936 in Essen; † 2014 in Sinzig-Bad Bodendorf), der seit 1992 das Amt innehatte. Peter Bares wirkte in dieser Zeit als Organist, Komponist und geistiger Vater der außergewöhnlichen Orgeln an Sankt Peter. Im Januar 2007 wurde Peter Bares gemeinsam mit dem Organisten, Komponisten und Professor für Orgel an der staatlichen Hochschule für Musik in Freiburg im Breisgau Zsigmond Szathmáry (* 1939 in Hódmezővásárhely, Ungarn) zum Titularorganisten an Sankt Peter ernannt. An jedem ersten Sonntag im Monat erklingt um 19.30 Uhr die Orgel.

Neben den Improvisationskonzerten erklingen Uraufführungen jüngerer Komponisten Neuer Musik u. a. als „Composer in Residence“ in Zusammenarbeit mit dem Deutschlandfunk wie Niklas Seidl, Samir Odeh-Tamimi, Peter Köszeghy, Martin Schüttler, Christina Cordula Messner, Anna Korsun, Oxana Omelchuk, Simon Rummel, Joana Wozny u. a. im Festival orgel-mixturen. Organist Dominik Susteck spielte zudem Porträts moderner Komponisten u. a. für das Label Wergo ein: John Cage, György Ligeti, Wolfgang Rihm, Karlheinz Stockhausen, Mauricio Kagel, Hans-Joachim Hespos, Gabriel Iranyi, Adriana Hölszky, Jörg Herchet und Gerhard Stäbler. Für zwei Produktionen wurde der Preis der Deutschen Schallplattenkritik vergeben.[14]

Gemeinde

Die Gemeinde von Sankt Peter wird von Jesuiten geleitet.

Kessler war nach der Priesterweihe 1991 und der Promotion an der Universität Freiburg von 1992 bis 1997 als Jugendseelsorger und Lehrer am Kolleg St. Blasien tätig. Anschließend war er wissenschaftlicher Assistent bei Karl Suso Frank an der theologischen Fakultät der Universität Freiburg. Ab 2001 war er Ausbildungspräfekt der deutschen Jesuiten in München, von 2005 bis 2016 Regens des überdiözesanen Priesterseminars Sankt Georgen und Dozent der dortigen Hochschule. Seit September 2017 ist er Pfarrer an Sankt Peter Köln, dort wurde er am 22. Oktober 2017 als Nachfolger von P. Werner Holter SJ eingeführt, dessen Amtszeit zum 1. September 2017 endete.

Holter war zuvor als Lehrer und Superior am Kolleg St. Blasien, als Dozent am Heinrich-Pesch-Haus in Ludwigshafen und als Leiter der Akademiker-Seelsorge in der Diözese Speyer tätig sowie für den Aufbau und der Leitung des Forum A4 in Mannheim verantwortlich. 2008 wurde Pater Holter zunächst zum Leiter der Kölner Karl-Rahner-Akademie bestellt, bevor er nach der Emeritierung von P. Mennekes im August 2008 Pfarrer von Sankt Peter und Rektor der Kunst-Station wurde. Dort führte er u. a. 2014 die Predigtreihe Im Dialog ein, in der bei der Sonntagsmesse ein Dialog zwischen Predigt und Interview geführt wurde. Gesprächspartner waren u. a. als 24. Gast am 19. Juni 2016 der Schriftsteller und Publizist Navid Kermani oder als sein 34. und zugleich letzter Gast am 20. August 2017 der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen Armin Laschet.

Mennekes war vor seiner Kölner Tätigkeit von 1980 bis 2008 Professor für Praktische Theologie und Religionssoziologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main und zugleich von 1979 bis 1985 Pfarrer an Sankt Markus im Frankfurter Arbeitervorort Nied. 1979 begann seine Ausstellungstätigkeit, zunächst bis 1985 in Sankt Markus, dann bis 1989 in der Kunst-Station Frankfurt am Main Hbf im Frankfurter Hauptbahnhof. Im Jahre 1989 gründete er die Kunst-Station Sankt Peter als ein Zentrum für zeitgenössische Kunst und Musik. In den Jahren 1997 bis 2000 zeichnete Mennekes für die Konzeption der grundlegenden Innenraumgestaltung von St. Peter verantwortlich.

Literatur

  • Mariana Hanstein: Peter Paul Rubens’ Kreuzigung Petri. Ein Bild aus der Peterskirche zu Köln. Böhlau, Köln – Weimar – Wien 1996. ISBN 3-412-14695-1.
  • Hiltrud Kier: Gotik in Köln. Wienand, Köln 1997. ISBN 3-87909-540-X.
  • Nicolas T. Weiser: Offenes Zueinander, Räumliche Dimensionen von Religion und Kunst in der Kunst-Station Sankt Peter Köln. Schnell & Steiner, Regensburg 2002. ISBN 3-7954-1539-X.
  • Michael Gassmann, Karl Wilhelm Boll, Kurt Danch: Werkzeuge der Stille – Die neuen Orgeln in Sankt Peter zu Köln. Wienand, Köln 2004. ISBN 3-87909-859-X.
  • Hiltrud Westermann-Angerhausen / Guido Schlimbach: Museum Schnütgen und Sankt Peter Schnell & Steiner, Regensburg 2005. ISBN 978-3-7954-6503-2.
  • Ivo Rauch und Hartmut Scholz: Sankt Peter zu Köln – Meisterwerke der Glasmalerei. Schnell+Steiner, Regensburg 2007. ISBN 978-3-7954-1959-2.
  • Friedhelm Mennekes: Zwischen Freiheit und Bindung Im Gespräch mit Brigitta Lentz über Kirche und Kunst, Wienand, Köln 2008. ISBN 978-3-87909-957-3.
  • Guido Schlimbach: Für Friedhelm Mennekes. Kunst-Station Sankt Peter Köln. Texte von Kardinal Joachim Meisner, Arnulf Rainer, James Brown, Peter Bares u. a. Wienand, Köln 2008. ISBN 978-3-87909-961-0.
  • Guido Schlimbach: Für einen lange währenden Augenblick. Die Kunst-Station Sankt Peter Köln im Spannungsfeld von Religion und Kunst, Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2009. ISBN 978-3-7954-2110-6.
  • Dominik Susteck: Peter Bares. Komponist und Orgelvisionär. Dohr, Köln 2011. ISBN 978-3-936655-17-9.
  • Guido Schlimbach: Eines der besten Bilder, die meine Hand geschaffen hat. Peter Paul Rubens, Die Kreuzigung Petri. Kunst-Station Sankt Peter Köln, Köln 2015. (ohne ISBN).
  • Hoffs, Gerhard (Hrsg.): Glockenmusik katholischer Kirchen Kölns., S. 205–213. (PDF-Datei; 2,44 MB)
Commons: St. Peter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zur baugeschichtlichen Entwicklung der Doppelkirchenanlage St. Cäcilien – St. Peter: Schlimbach 2009, S. 237–248
  2. Weiser 2002, S. 85
  3. Weiser 2002, S. 85
  4. Kier 1997, S. 83
  5. Kier 1997, S. 83
  6. Schlimbach 2015, S. 47
  7. Umfassende Informationen zur Orgel
  8. Informationen zur Disposition der Hauptorgel
  9. Informationen zur Disposition der Chororgel
  10. a b Gerhard Hoffs (Hrsg.): Glockenmusik katholischer Kirchen Kölns. S. 201–211. (Memento des Originals vom 28. April 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.glockenbuecherebk.de (PDF-Datei; 5,3 MB)
  11. Martin Seidler: Kölner Glocken und Geläute. In: Förderverein Romanische Kirchen Köln e. V. (Hrsg.): Colonia Romanica. Band IV. Greven-Verlag, Köln 1989, S. 19–25.
  12. Gerhard Richter: Grauer Spiegel, abgerufen am 6. Mai 2020
  13. Aljoscha: Alterocentric Eudaimonia, abgerufen am 19. April 2019
  14. Medien. In: Sankt Peter Köln (Website). Abgerufen am 10. Mai 2020.
  15. www.con-spiration.de/; abgerufen am 28. August 2018

Koordinaten: 50° 56′ 3,7″ N, 6° 57′ 6″ O