Heilig-Geist-Spital (München)

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Heilig-Geist-Kirche und Heilig-Geist-Spital nach dem Sandtnerschen Stadtmodell
Gründung des Heilig-Geist-Spitals auf dem Deckenfresko der Heilig-Geist-Kirche (Brüder Asam, 1727)
Abbruch des Frauenhauses des Heiliggeistspitals, Gemälde von Joseph Resch, 1885

Das Heilig-Geist-Spital war eine bedeutende Einrichtung zur Versorgung von Pfründnern und Kranken in München.

Geschichte

Das Spital wurde laut Überlieferung 1208 durch eine Stiftung von Herzog Ludwig I. („Ludwig der Kelheimer“) ins Leben gerufen[1] und von der selbständigen Bruderschaft vom Heiligen Geist geführt. 1250 wurde das Spital erstmals urkundlich erwähnt. In einer Urkunde bestätigte Papst Innozenz IV. dem Spital alle seine Rechte, Privilegien und Besitzungen. Dabei wird auch eine Heilig-Geist-Kirche genannt, obwohl andere Quellen bis ins 14. Jahrhundert nur von einem Patrozinium der heiligen Katharina berichten.[2] In einer weiteren Urkunde bestätigte Papst Urban IV. die von Innozenz IV. gewährten Rechte.[3] 1271 wurde das Spital zu einer eigenständigen Pfarrei erhoben und erhielt ein eigenes Begräbnisrecht.[4]

Neben einem Vorgängerbau der späteren Heilig-Geist-Kirche gehörten zum Heilig-Geist-Spital auch eine Brauerei, Mühlen, ein Bad, eine Pfisterei, eine Schmiede, Brot- und Fleischbänke, Tuchhändlerläden sowie zahlreiche Wirtschaftsgebäude, Häuser, Höfe, Wälder und Ländereien.

1301 erwarb die Spitalstiftung die Schwaige Hesselohe, die erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Großhesselohe umbenannt wurde, im Jahr 1308 dann das Gut Chastel und den dazugehörigen Forst Kasten, der anschließend auch als Heiliggeistwald bekannt wurde. 1327 wurde das Spital bei einem großen Stadtbrand zerstört und 1330 verließ dann der Orden vom Heiligen Geist die Stadt. Das Spital fiel damit unter die Verwaltung der Stadt München. 1376 verliehen die Herzöge Stephan III. und Johann II. dem Spital eine unbefristete Steuerbefreiung.

Um 1451 wurden neben Kranken erstmals auch Waisen, Findelkinder und geistig behinderte Kinder im Spital aufgenommen und versorgt. 1589 wurde auch eine Gebärstube für unverheiratete Frauen eingerichtet, die dann 1782 als Gebärhaus zum Zentrum der staatlichen Hebammenausbildung in Bayern wurde.

1806 wurde das Spitalsvermögen im Rahmen der Säkularisation verstaatlicht. Die Verwaltung des Spitals ging von der Stadt München bis 1817 an das Königreich Bayern über. Ein Jahr darauf wurde der Viktualienmarkt vom Marktplatz in den Hof des Heilig-Geist-Spitals verlegt. In den darauffolgenden Jahren wurden die Gebäude des Spitals abgerissen; das Frauenhaus bestand noch bis 1885 weiter. 1808 wurde auch die Schwaige Großhesselohe verkauft.

1907 wurde ein neues Altenheim am Dom-Pedro-Platz errichtet, das als Musterbau der Altenpflege galt. Im Dritten Reich wurde das Altenheim vorübergehend in Altersheim Neuhausen umbenannt, erhielt jedoch nach Kriegsende den Namen Altersheim Heilig Geist wieder. Von 2006 bis 2009 war das Altersheim wegen umfänglicher Modernisierungsarbeiten vorübergehend geschlossen.

An das Spital erinnert seit 1909 eine Gedenktafel im südlichen Eingangsbereich der Heilig-Geist-Kirche.

Kirche und Kapelle

Die Spitalskapelle wurde 1286 das erste Mal als Katherinenkapelle namentlich erwähnt. 1392 wurde dann die Heilig-Geist-Kirche nach zehnjähriger Bauzeit fertiggestellt. Die Kirche wurde 1731 in barockem Stil umgestaltet geweiht.

Wirtschaftsbetriebe

Das Heilig-Geist-Spital besaß auch eigene Wirtschaftsbetriebe, insbesondere im Süden von München, z. B. über 500 Jahre lang die Schwaige Großhesselohe im Großhesseloher Feld (1301–1808).

Literatur

  • Volker D. Larurell: Volkskultur in München. München 1997, S. 368.
Commons: Heilig-Geist-Spital – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Helmuth Stahleder: Herzogs- und Bürgerstadt: Die Jahre 1157-1505. In: Richard Bauer (Hrsg.): Chronik der Stadt München. Band 1. Heinrich Hugendubel Verlag, München 1995, S. 23 f.
  2. Helmuth Stahleder: Herzogs- und Bürgerstadt: Die Jahre 1157-1505. In: Richard Bauer (Hrsg.): Chronik der Stadt München. Band 1. Heinrich Hugendubel Verlag, München 1995, S. 34 f.
  3. Helmuth Stahleder: Herzogs- und Bürgerstadt: Die Jahre 1157-1505. In: Richard Bauer (Hrsg.): Chronik der Stadt München. Band 1. Heinrich Hugendubel Verlag, München 1995, S. 41.
  4. Helmuth Stahleder: Herzogs- und Bürgerstadt: Die Jahre 1157-1505. In: Richard Bauer (Hrsg.): Chronik der Stadt München. Band 1. Heinrich Hugendubel Verlag, München 1995, S. 44.