Gernot Mörig

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Gernot Mörig (* 1954[1] in Braunschweig[2]) ist ein pensionierter deutscher Zahnarzt, ehemaliger Dozent der Zahnmedizin an der Universität Düsseldorf und Aktivist innerhalb der rechtsextremistischen deutschen Szene. Bekanntheit erlangte er unter anderem als Initiator des Treffens von Rechtsextremisten in Potsdam 2023.

Leben

Mörig absolvierte nach seiner 1974 bestandenen Reifeprüfung zunächst eine Zahntechnikerausbildung.[3] 1979 begann er mit einem Studium der Medizin und Zahnmedizin an der Universität Göttingen. Sechs Jahre später erfolgte die Approbation und die Promotion zum Dr. med. dent. Nach einer vierjährigen Assistenzzeit in einer Privatpraxis ließ er sich 1989 als Zahnarzt in Düsseldorf nieder. Nur wenige Monate später gab Mörig seine Kassenzulassung zurück und wandelte seine Praxis in eine Privatpraxis um. Im Jahr 2001 erweiterte er sein Behandlungsangebot. Aus seiner bisherigen Zahnarztpraxis wurde die ganzheitlich ausgerichtete „ZahnGesundheit Oberkassel“. Hier arbeitete er mit drei weiteren Spezialisten als Zahnarztteam zusammen. Er behielt bis 2018 die Leitung des Unternehmens.

Als Mentor der „Studiengruppe für ästhetische Zahnheilkunde“ beim Karl-Häupl-Institut wirkte er nebenher von 1996 bis 2005. Von 2001 bis 2004 war er außerdem Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Zahnheilkunde (DGÄZ) und gleichzeitig Leiter der Zertifizierungskommission zum „Spezialisten für ästhetische Zahnmedizin in der DGÄZ“. Ab 2008 war Gernot Mörig Lehrbeauftragter der Universität Düsseldorf. Wegen seines Engagements in der rechtsextremen Szene verlor er 2018 seine Lehrerlaubnis. Studenten hatten seine völkischen Aktivitäten aufgedeckt und gemeldet.[4]

In der völkisch-rechtsextremen Bewegung

Schon in seiner Schulzeit engagierte sich Gernot Mörig in völkisch gesinnten Kreisen und avancierte 1977 zum Bundesführer der rechtsextremen Organisation Bund Heimattreuer Jugend. Dieses Amt hatte er bis einschließlich 1979 inne. Beim 24. Pfingsttreffen der nationalen Jugend 1978 hielt er in dieser Eigenschaft die Eröffnungsrede, in der er unter anderem über die Gemeinsamkeiten der dort versammelten völkischen Jugendbünde sprach; sie vereine „eine gemeinsame Idee, ein gemeinsamer Wille und ein gemeinsamer Glaube an unser Volk“.[5] Im selben Jahr beteiligte er sich gemeinsam mit dem NPD-Gründungsmitglied Alfred Manke an einer Spaltung des rechtsextremen Deutschen Kulturwerks Europäischen Geistes (DKEG), aus dem dann die noch extremere Deutsche Kulturgemeinschaft (DKG) hervorging. Diese neue Vereinigung entwickelte sich zum Netzwerk völkischer und neonazistischer Kulturinitiativen. Ihre jährlichen Norddeutschen Kulturtage waren geprägt von geschichtsrevisionistischen Narrativen und von der besonderen Ehrung nationalsozialistischer Schriftsteller wie zum Beispiel Hans Grimm, Herbert Böhme und Erwin Guido Kolbenheyer. Zu den Zielen des DKW gehörte jedoch vor allem die „Schulung und Heranziehung von neufaschistischen Führungskadern“.[6]

In dem 1981 von Mörig herausgegebenen Buch Deutschlands junge Zukunft empfahl er für seine „neofaschistischen Kreise“ die Verwendung von mittelhochdeutschen Liedern, die damals von unpolitischen Gruppen wie zum Beispiel Ougenweide, Zupfgeigenhansl und Elster Silberflug, begleitet von altdeutschen Volksinstrumenten, neu vorgetragen wurden. „Auf diese Art und Weise“ – so Mörig – „erleben die ältesten deutschen Sprachzeugnisse eine wichtige Wiedergeburt in breiten Kreisen der Bevölkerung. Das stärkt das Selbstbewußtsein unseres Volkes, dem ewig eingeredet wird, daß es von ,halbwilden' Germanen abstamme und lediglich eine Verbrechergeschichte hinter sich habe.“[7]

Im Jahr 1985 gründete Mörig das rechtsextreme Schulungsprojekt Arbeitskreis für Politik und Kultur, das sich von der bereits erwähnten DKG, die in den Jahren zuvor mit der Berliner Kulturgemeinschaft Preußen fusioniert worden war, abspaltete.[8]

Nach Recherchen der Wochenzeitung Die Zeit fanden auf Initiative Mörigs und Hans-Christian Limmers, des ehemaligen Mitgesellschafters der Restaurantketten Hans im Glück und Pottsalat, beide in Düsseldorf lebend, vor dem Potsdamer „Geheimtreffen“ im November 2023 mindestens sechs ähnliche Zusammenkünfte statt.[9] Danach soll es bei einem „5. Düsseldorfer Forum“ um die Sammlung von Geldmitteln für rechtsextreme Projekte gegangen und zu einem weiteren Treffen am 15. Oktober 2022 eingeladen worden sein. An diesem Treffen – so Die Zeit – nahm vermutlich auch der AfD-Vorsitzende Tino Chrupalla teil. Die Treffen hätten allesamt zum Ziel gehabt, rechte Politiker und Funktionäre mit Geldgebern in Kontakt zu bringen, um ihre rechtsradikalen Vorhaben finanziell zu unterstützen, so Die Zeit.[10]

Initiator des Geheimtreffens von Rechtsextremisten in Potsdam im November 2023

Gemeinsam mit Limmer lud Mörig 2023 mit einem Schreiben zu einem Geheimtreffen von Rechtsextremisten nach Potsdam. Während Limmer nach eigenen Angaben nur die ersten Briefe unterzeichnete, verfasste Mörig einen weiteren Brief, der Correctiv vorliegt. Darin heißt es, dass es bei dem für November 2023 geplanten Treffen um die „Remigration“ der in Deutschland lebenden Ausländer, auch solcher mit einem deutschen Pass, gehen soll. „Kein Geringerer als Martin Sellner“ werde sein Konzept dazu vorstellen. Aus diesem Schreiben geht demnach klar hervor, dass alle Konferenzteilnehmer im Vorfeld über den Referenten und dessen Referatsthema informiert waren.[11]

Familie

Die Mitglieder der Familie Mörig sind ebenfalls in der völkisch-rechtsextremen Szene engagiert. Astrid Mörig (* 1953), die Ehefrau, nahm während des „Geheimtreffens“ in Potsdam die Spendengelder entgegen.

Der Sohn Arne Friedrich war ebenfalls beim Rechtsextremisten-Treffen anwesend; er beabsichtigt ein Netzwerk für rechte Influencer aufzubauen, für das Roland Hartwig (bis Mitte Januar 2024 Berater der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel) eine Mitfinanzierung durch die AfD in Aussicht gestellt hat.[12]

Tochter Wiebke Mörig gehört zur Identitären Bewegung in Bayern (IB Bayern) und gestaltet deren Kampagnen-Videos.[13] Auch die Töchter Inka und Svenja gehören zur Szene. Inka ist mit Sebastian Zeilinger, dem ersten Vorsitzenden der IB Bayern, verheiratet. Svenja ist die Ehefrau Thore Steins, Parlamentarischer Geschäftsführer der AfD-Landtagsfraktion Mecklenburg-Vorpommern.[14]

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Erhalt und Regeneration der horizontalen alveolären Dimension. In: Implantologie, Band 22, 2014, Nr. 4. S. 353–363
  • Ein biologisches Behandlungskonzept für die Extraktionsalveole. In: Implantologie, Band 22, 2014, Nr. 2. S. 149–158
  • Indirekte Keramikrestaurationen: Bewährtes und Strittiges – der progressive Ansatz. In: Die Quintessenz, Band 61, 2010, Nr. 5. S. 587–594
  • Guidelines for the Preparation of CAD/CAM Ceramic Inlays and Partial Crowns. In: International journal of computerized dentistry, Band 12, 2009, Nr. 4. S. 309–325
  • Ausgewählte entscheidungsrelevante Variablen subjektiver Bereitschaft alter Menschen zur Neuadaptation an totale Zahnprothesen (Dissertation). Selbstverlag: Düsseldorf, 1985
  • (Herausgeber:) Deutschlands junge Zukunft. Jugendliche Antworten auf Fragen der Zeit. Arndt-Verlag: Kiel, 1981.

Literatur (Auswahl)

  • Peter Dudek, Hans-Gerd Jaschke: Entstehung und Entwicklung des Rechtsextremismus in der Bundesrepublik. Zur Tradition einer besonderen politischen Kultur (Band 1). Westdeutscher Verlag: Opladen, 1984. ISBN 978-3-531-11668-6. S. 20; 420ff; 448; 452ff; 457; 467; 470; 478f.
  • Hans Onkelbach: Zurück zu den Wurzeln. In: Rheinische Post vom 3. April 2018 (online einsehbar)

Einzelnachweise

  1. Gernot Mörig (Hrsg.): Deutschlands junge Zukunft. Jugendliche Antworten auf Fragen der Zeit. Arndt-Verlag: Kiel, 1981. ISBN 3887411013. Rückseite des Buchumschlags.
  2. antifa.info.net: Die Mörigs (Düsseldorf/Chiemsee); abgerufen am 13. Januar 2024.
  3. Daten und Fakten dieses Abschnitts sind dem Curriculum Vitae Mörig, Dr. Gernot, Düsseldorf entnommen; siehe Webarchiv. Früher befand sich der Lebenslauf Mörigs auf den Internetseiten des Bergischen Zahnärztevereins.
  4. RP-online.de: Initiator des „Geheimplantreffens“. Düsseldorfer Zahnarzt verlor Lehrerlaubnis wegen Neonazivergangenheit (12. Januar 2024); abgerufen am 14. Januar 2024
  5. Peter Dudek, Hans-Gerd Jaschke: Entstehung und Entwicklung des Rechtsextremismus in der Bundesrepublik. Zur Tradition einer besonderen politischen Kultur (Band 1). Westdeutscher Verlag: Opladen, 1984. S. 443
  6. Gideon Botsch, Christoph Kopke, Karsten Wilke (Hrsg.): Rechtsextrem: Biographien nach 1945. Walter de Gruyter: Berlin/Boston, 2023. ISBN 978-3-11-100870-7. S. 273.
  7. Zitiert nach Erika Funk-Hennigs: Welche Rolle spielt die Musik bei den Rechtsextremisten in der Bundesrepublik Deutschland? In: Musikpädagogik zwischen Traditionen und Medienzukunft. Band 9 der Reihe Musikpädagogische Forschung (Hrsg. Christa Nauck-Börner). Laaber-Verlag: Laaber, 1989. S. 91–117; hier: S. 112.
  8. antifa-info.net: Extrem rechte Clans II; abgerufen am 15. Januar 2024.
  9. RedaktionsNetzwerk Deutschland: Geheimtreffen der Rechtsextremen: Auch AfD-Chef Tino Chrupalla beteiligt? 14. Januar 2024, abgerufen am 16. Januar 2024.
  10. Fr.de: Rechtsextremen-Geheimtreffen war wohl schon siebtes seiner Art (15. Januar 2024); abgerufen am 15. Januar 2024.
  11. Handelsblatt.com: Hans im Glück und Pottsalat trennen sich nach Einladung zu rechtem Treffen von Miteigner (10. Januar 2024); abgerufen am 14. Januar 2024.
  12. Handelsblatt.com: Peter Kurth. Nach AfD-Treffen - Cheflobbyist der Recyclingwirtschaft muss gehen (12. Januar 2024); abgerufen am 17. Januar 2024.
  13. Correctiv.org: Neue Rechte. Geheimplan gegen Deutschland (10. Januar 2024); abgerufen am 15. Januar 2024.
  14. antifa-info.net: Extrem rechte Clans II; abgerufen am 15. Januar 2024.