Rolf Haug

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Stele, um 1965, Wege zur Kunst

Rolf Haug (* 7. September 1922 in Schwäbisch Gmünd; † 20. Dezember 2001 ebenda) war ein deutscher Maler und Bildhauer.

Leben

Rolf Haug legte 1940 an der Hindenburg-Oberschule (heute Parler-Gymnasium) in Schwäbisch Gmünd das Abitur ab. Anschließend war er im Zweiten Weltkrieg als Soldat in Frankreich und später in Russland, wo er schwer verwundet wurde. Nach seiner Genesung wurde er kurz vor Kriegsende beim erneuten Einsatz am 3. März 1945 in Moers am Auge verletzt, was zur fast völligen Erblindung führte.

Im Herbst 1945 kam er in eine Kriegsblindenschule im Schloss Solitude bei Stuttgart. Er bekam Kontakt mit dem Maler und Bildhauer Fritz von Graevenitz, der ebenfalls stark sehbehindert war. Über ihn fand Haug zur Malerei und Bildhauerei.

Enge Freundschaft pflegte er seit 1945 auch zu Paul Mahringer (1904–1969), der an der damaligen Staatlichen Höheren Fachschule für das Edelmetallgewerbe in Schwäbisch Gmünd lehrte.

1964 heiratete er die aus einer Goldschmiedfamilie stammende Margarethe („Gretel“) Hörner (* 11. Juni 1924; † 10. Januar 2018 in Schwäbisch Gmünd).[1] Haug blieb zeitlebens Autodidakt und nahm nie an Ausstellungen teil. Sein Atelier war nur wenigen Kollegen und Freunden zugänglich.

Seit dem Tod seiner Frau Margarete Haug-Hörner im Jahre 2018 ist das ehemalige Wohnhaus der beiden in der Max-Beck-Straße 32 in Straßdorf unbewohnt. Das dortige Atelier ist noch in seinem ursprünglichen Zustand.

Werk

Auch wenn Rolf Haug immer zur selben Zeit gemalt und modelliert hat, haben die beiden Gattungen bei ihm nur wenig miteinander zu tun: Im Gegensatz zu seiner durch kräftige Farben geprägten abstrakten Malerei ist seine farblose Bildhauerei aus Gips, Beton oder Zementguss ganz der menschlichen Figur verpflichtet.[2]

Bei seinen Figurenstelen wird die Auseinandersetzung mit den Bildhauern Joannis Avramidis und Alberto Giacometti Einfluss gehabt haben, wohingegen bei seinen verschlungenen, embryohaften Figuren die Werke von Henry Moore und Jean Arp Anstöße gaben. Insbesondere an den verschlungenen Körpern kann man erkennen, dass Haug die menschliche Figur in ihrer Anatomie, ihrem Knochenbau und ihrem Bewegungsspielraum genau studiert hat.[3]

Während Haug beim Gestalten seiner Plastiken seine geminderte Sehfähigkeit durch sensibilisiertes Formempfinden seiner Hände kompensieren konnte, war er bei der Malerei auf den Rest seiner Augenkraft angewiesen. Das führte zu besonders breitflächigen Lineaturen und kräftig leuchtenden Farben, um den eigenen Malprozess möglichst gut verfolgen zu können.[4] Darüber hinaus fehlen Perspektive, Raum und Distanzen wohl auch aufgrund seiner minimalen Sehfähigkeit.[5]

Hinterlassen hat er viele hundert Gemälde und rund einhundert Skulpturen. 2005 wurde sein Werk bei einer postumen Einzelausstellung „Rolf Haug – Maler und Bildhauer“ im Prediger in Schwäbisch Gmünd erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Im September 2024 verkaufte der Inner Wheel Club in Schwäbisch Gmünd Bilder und Skulpturen von Rolf Haug, die seine Erben gestiftet hatten, in einem Pop-up-Store zu Gunsten der Gmünder Jugendkunstschule.[6]

Arbeiten im öffentlichen Raum

  • Figurengruppe, Beton, 4 Meter Höhe, um 1960/1970, Beton, Bietigheim-Bissingen.[7]
  • Familie, Beton, 1,8 Meter Höhe, Datum unbekannt, Straßdorf. Dargestellt sind Vater, Mutter und Kind.
  • Stele, Beton, 2,5 Meter Höhe, um 1965, Wege zur Kunst
  • Endlosschleife, Beton, 2 Meter Höhe, um 1980, Schwäbisch Gmünd, Augustinerstraße

Literatur

  • Rolf Haug. Maler und Bildhauer. Museum und Galerie im Prediger Schwäbisch Gmünd, 2005, ISBN 3-936988-05-6
Commons: Rolf Haug – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Traueranzeige Gretel Haug-Hörner auf ostalbtrauer.de.
  2. Rolf Haug. Maler und Bildhauer. auf schwaebisch-gmuend.de. Dort auch die Abbildung eines Ölgemäldes von Rolf Haug.
  3. Rolf Haug (2005) S. 22.
  4. Rolf Haug (2005) S. 14–15.
  5. Rolf Haug (2005) S. 19.
  6. Werke von Rolf Haug für den guten Zweck versteigert am 3. September 2024 auf remszeitung.de.
  7. Rolf Haug (2005) S. 59. Die dort abgebildete und heute nicht mehr existierende Skulptur befand sich in der Grünanlage zwischen Krokusweg und Weimarer Weg im Stadtteil Buch. (→ Lage).