Claudia Cadelo

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. Juni 2010 um 12:42 Uhr durch Cepheiden (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Claudia Cadelo De Nevi (* 1983) ist ein kubanische politische Bloggerin.

Leben und Werk

Cadelo benannte ihren Blog Octavo Cerco, der achte Kreis, in Anspielung an die Kreise der Hölle in Dante Alighieris Göttlicher Komödie. Octavo Cerco gilt als einer der einflussreichsten Blogs Kubas. Dank der Hilfe ausländischer Freunde und Anhänger erscheint er, außer in Spanisch, in fünf weiteren Sprachen: Französisch, Italienisch, Englisch, Portugiesisch und Polnisch.

Claudia Cadelo ist die Tochter eines ehemaligen kubanischen Diplomaten, eines engagierten Anhängers des Regimes. Von Beruf ist sie Buchhalterin und Französischlehrerin.

Im Juli 2008 wurde Gorki Águila, der Anführer der Punkband Porno para Ricardo, verhaftet: Die Obrigkeit nahm Anstoß an den höhnisch-regimekritischen, oft auch frivolen Texten der Gruppe. Cadelos damaliger Freund und heutiger Ehemann war Mitglied der Band. Er bat sie, bei der Kampagne zur Befreiung Gorkis mitzuwirken. Sie tat dies, indem sie den Blog von Yoani Sánchez, die sich vehement für Gorki einsetzte, ins Französische übersetzte. Gorki kam nach einem Monat frei. Möglicherweise spielte dabei eine Rolle, dass sich die Regierung zum 50-jährigen Jubiläum der kubanischen Revolution keine negative Publizität leisten wollte.

Kurz nach diesen Ereignissen gründete Claudia Cadelo ihren eigenen Blog Octavo Cerco. Da kubanische Privathaushalte kaum Zugang zum Internet haben, verfasst sie die Texte zu Hause und begibt sich dann in eines der großen Hotels in Havanna. Dort stellt sie den Text entweder direkt online, oder sie schickt ihn an einen ihrer ausländischen Unterstützer, die für die Verbreitung ihrer Texte sorgen. Der Ton ihrer Blogs ist manchmal witzig-verspielt, beispielsweise in ihrem Kommentar zur Rückkehr der Straßenhändler in Havanna, die von der Regierung vertrieben worden waren, manchmal sarkastisch, wenn sie sich zu Freunden äußert, die an vom Regime organisierten Kundgebungen teilnehmen, manchmal flammend, wenn sie zu Menschenrechten schreibt, beispielsweise zum Tod des Regimegegners Zapato Mayor im Februar 2010 bei seinem Hungerstreik.

Die Regierung tolerierte bisher ihre Veröffentlichungen, legte ihr jedoch auf andere Weise Hindernisse in den Weg. Ihr wird der Zutritt zu öffentlichen Ereignissen verwehrt, bei der kritische Worte fallen könnten. In jüngster Vergangenheit wurde ihr, nach stundenlangen Befragungen und ohne Angabe von Gründen, die Ausreise zu einer von einer Nichtregierungsorganisation veranstalteten internationalen Blogger-Konferenz in Berlin verwehrt.

Literatur

  • Pierre Habas: A Cuba, bloguer est un combat. Le Monde, 8. Juni 2010, Seite 3.