Dionysius van de Wijnpersse

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Dionysius van de Wijnpersse

Dionysius van de Wijnpersse (auch: Wynpersse, Wijnperse; * 18. März 1724 in Middelburg; † 8. Oktober 1808 in Leiden) war ein holländischer Philosoph.

Leben

Wijnpersse hatte an der Lateinschule seiner Vaterstadt seine erste weitreichendere Ausbildung erhalten. Dieses verließ er mit einer Rede Carmen in laudem Medioburgi. 1741 begann er ein Studium der theologischen und philosophischen Wissenschaften an der Universität Utrecht. Die Universität hatte damals den berühmten Petrus van Musschenbroek (1692-1761) eingebüßt, da dieser bereits 1740 an die Universität Leiden gewechselt war. Stattdessen wurden Johannes Horthemels (1698-1776) und Jacobus Odé (1698-1751) seine prägenden Lehrer in jener Zeit. Unter Horthmels hatte er 1743 eine Abhandlung De libertinismo verteidigt und promovierte zwei Jahre später mit der Schrift De legum Die physicarum harmonia zum Doktor der Philosophie.

Er blieb noch einige Zeit in Utrecht und wechselte an die Universität Leiden, wo er sich am 19. August 1747 in die Matrikel der Hochschule einschrieb. Wijnpersse trat dann als Theologe in Erscheinung. Er wurde 1749 Pfarrer in Baarland, 1750 Pfarrer in Zierikzee und erhielt 1752 eine Berufung als philosophischer Professor an die Universität Groningen. Dieses Amt trat er am 12. September mit der Rede Oratio de emolumentis philosophiae e religione Christiana ortis (Groningen 1752) an und er erhielt in diesem Zusammenhang am 1. September die Ehrendoktorwürde der Theologie vom damaligen Senat der Hochschule. Während seiner Groninger Hochschullehrerzeit beschäftigte er sich viel mit den Themen der Physik, Logik und Metaphysik, die bis dahin keine besondere Betrachtung gefunden hatten.

Er unterrichtete nach dem Lehrbuch Institutiones des Petrus van Musschenbroek, ließ die Elementa philos. Practicae von Johann Franz Buddeus behandeln und zog Johannes Lulofs (1711-1768) Introductio in usum globorum in seine Vorlesungen mit ein. Er benutzte dazu auch das Lehrbuch von Willem Jacob 's Gravesande und ließ auch die Prinzipien von Isaac Newton einfließen. Von diesen Lehren inspiriert, erschien 1764 in Groningen seine Institutiones und 1767 seine Institutiones Logicae Metaphysicae, die als einige der ersten Lehrbücher der Experimentalphysik moderner Bedeutung anzusehen sind. In jener Zeit erlebte die Groninger Hochschule eine Blütezeit, wobei viele Studenten seine Vorlesungen frequentierten.

In jene Zeit fällt auch das Erscheinen einer Lobrede auf die Prinzessin Anna und Prinz Wilhelm IV, die sich um die Hochschule berühmt gemacht haben (1759) und eine Rede De recentiorum meritis speciatim Belgarum, in philosophiam, die er anlässlich seiner Rektoratszeit 1759 hielt. Sein Ruhm den er sich in Groningen erworben hatte, hatte die Kuratoren der Universität Leiden dazu bewogen, ihn am 4. November 1768 als Nachfolger von Johannes Ludolfs an jene Hochschule zu berufen. Diese Stelle trat er am 29. Mai 1769 mit der Rede De humanae naturae praestantia an und unterrichtete dort fortan die Philosophie, Mathematik und Astronomie. In letzter Eigenschaft wirkte er aber weniger fruchtvoll, jedoch wurde zu seiner Zeit der Fundus der Sternwarte Leiden um einige nicht unwichtige Geschenke bereichert.

Ein an ihn 1772 ergangenes Anliegen der Groninger Hochschule, ihn zum Professor der Theologie zu bestellen, lehnte er ab. 1779 trat er als Rektor in Erscheinung mit der Rede de recta philosophia ejusqae usu in vita et doctrina morali. Wijnpersse war Eklektiker der die Philosophie und Theologie nach dem Geist der Zeit, nach dem damals vorhandenen Wissen und den vorhandenen natürlichen Gesetzen interpretierte. Somit ging er einen Weg, der auf den Glauben des Evangeliums fußte und der kritischen Philosophie eines 's Gravesande nacheiferte. So lehnte er die Philosophie des Immanuel Kant ab und etablierte sich damit als dessen Gegner. Wissen, Glauben, Metaphysik und christliche Religion, differenziert er nicht. Dennoch war er sehr scharfsinnig in seinen Ausführungen die er in seinen bespiegelingen der Kantiaansche wijsbegeerte 1805, kurz vor seiner Emeritierung, äußerte. Da er weiter seinen Lebensmittelpunkt in Leiden hatte, wurde er ein Opfer der Sprengstoffkatastrophe vom 12. Januar 1807, wobei sein Haus völlig zerstört wurde und er Hab und Gut verlor. Dennoch lebte er bis zu seinem Lebensende weiter in Leiden, wo er in seinem 82. Lebensjahr starb.

Familie

Aus seiner 1751 geschlossenen Ehe mit Anna Diederica Thiens († 1794) stammen mehrere Kinder. Er hatte mehrere Kinder, Jacob Thiens v.d. Wijnpersse, wurde Arzt und starb in der Blüte des Lebens. Johann Hulsius v.d. Wijnpersse wurde als Prediger 1787 sein Nachfolger , 1788 in Zierikzee, 1794 in Amersfoort, 1795in Den Haag, wo er 1810 starb. Sein Sohn Samuel Johannes van de Wijnpersse (1759-1842) erlangte ebenfalls in der Wissenschaftswelt Bedeutung.

Literatur

  • Willem Jozef Andries Jonckbloet: Gedenkboek der Hoogeschool te Groningen, ter gelegenheid van haar vijfde halve Eeuwfeest. J. B. Wolterus, Groningen, 1864, S. 77, (Online, niederländisch)
  • Barend Glasius: Biographisch Woordenboek van Nederlandsche Godgeleerden. Verlag Gebr. Muller, s‘ Hertogenbosch, 1856, Bd. 3, S. 626 (Online, niederländisch)
  • L. Knappert: Wijnpersse, Dionysius van de. In: Petrus Johannes Blok, Philipp Christiaan Molhuysen: Nieuw Nederlands Biografisch Woordenboek. (NNBW) Instituut voor Nederlandse Geschiedenis (ING), A.W. Sijthoff, Leiden, 1911, Bd. 5, Sp. 1150931-932, (niederländisch)
  • Abraham Jacob van der Aa: Biographisch woordenboek der Nederlanden, bevattende levensbeschrijvingen van zoodanige personen, die zich op eenigerlei wijze in ons vaderland hebben vermaard gemaakt. Verlag J. J. Van Brederode, Haarlem, 1877, Bd. 20, S. 484-486, (Online, niederländisch)