Hideaki Anno

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Hideaki Anno (2016)

Hideaki Anno (japanisch 庵野 秀明 Anno Hideaki; * 22. Mai 1960 in Ube, Japan) ist ein japanischer Filmregisseur. Annos bekanntestes Werk ist die Animeserie Neon Genesis Evangelion. 2002 heiratete er die Comic-Künstlerin Moyoco Anno.

Der Astronom Akimasa Nakamura benannte den Asteroiden (9081) Hideakianno nach ihm.

Frühes Leben und Ausbildung

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Geboren in Ube, Yamaguchi, besuchte Anno den Wakō-Kindergarten, die Unoshima-Grundschule, die Fujiyama-Oberschule und die Ube-Oberschule der Präfektur Yamaguchi. Seine Eltern betrieben eine Schreinerei. In seiner Kindheit war er wiederholt Gewalt durch seinen Vater ausgesetzt, der ihn schlug. In der High School fiel er durch sein Interesse an Kunst und die Produktion von Kurzfilmen für japanische Kulturfestivals auf. Bereits in jungen Jahren entwickelte er ein breites Spektrum an Interessen, welches unter anderem Manga, Anime, Tokusatsu, Kriegsgeschichten und weitere Bereiche umfasste. Zudem hegte er eine Vorliebe für das Zeichnen. Im Jahr 1979 wurde er als Schüler an der Yamaguchi Ube High School aufgenommen, an der er später den Vorsitz des Kunstclubs übernahm. Obwohl die Schule als elitäres Sprungbrett für die Aufnahme an renommierten Universitäten galt, hörte Anno bald auf, sich um gute Noten zu mühen, da er davon überzeugt war, dass ihn das nichts zu seinem Lebensweg beitragen würde. Seine Testergebnisse, die zwischen 8 und 98 Prozent schwankten, spiegelten sein Interesse an den Fächern wider, was dazu führte, dass er vom Schulpersonal als Problemkind eingestuft wurde. Im zweiten Jahr der Highschool investierte Anno sämtliche Ersparnisse in den Erwerb einer 8-mm-Kamera, um damit die Produktion von Superhelden- und Monsterfilmen sowohl in Realfilm- als auch in Animationsform zu verwirklichen. Die Faszination für die Filmproduktion resultierte aus dem Vergnügen und Reiz, den die Produktion solcher Filme für ihn darstellte. Dies resultierte letztlich in der Gründung einer Amateurfilmproduktionsfirma namens SHADO durch ihn und seine Freunde.

Sowohl die erste als auch die wiederholte College-Aufnahmeprüfung bestand er nicht, da er sich nicht auf die Prüfung vorbereitet hatte und sich stattdessen seinen Interessen widmete, während er halbtags Zeitungen austrug. Erst nach dem Druck seiner Eltern und der ehemaligen High School begann er, sich um ein Universitätsstudium zu bemühen. Schließlich entschied er sich für die private Osaka University of Arts, an der er 1980 schließlich angenommen wurde.

Im Rahmen seines zweiten Studienjahres wurde Anno von einem Freund eingeladen, an der Produktion der Eröffnungsanimationssequenz der 20. Japan Science Fiction Convention in Osaka (auch als DAICON III bekannt) mitzuwirken. Diese Veranstaltung war Teil der Otaku-Bewegung. In der Folgezeit widmete er sich überwiegend der Mitwirkung an Filmen für die Japan Science Fiction Convention. Für die 22. Convention wurde ihm die Rolle des Regisseurs übertragen. Sein Schaffen war von großem Erfolg gekrönt, sodass er vom Studio NUE dazu eingeladen wurde, sich dem Produktionsteam von Chōjikū Yōsai Macross anzuschließen und als Hauptzeichner für die Pilotepisode zu fungieren. Später war er zudem am dazugehörigen Spielfilm beteiligt.

Da er damit beschäftigt war, sich selbst finanzierende Filme zu drehen, blieb Anno der Universität fern und versäumte es, seine Studiengebühren zu bezahlen, was dazu führte, dass er von der Universität verwiesen wurde. Er nutzte die Gelegenheit, um sich in Tokio nach Arbeit umzusehen, und wurde 1984 als Zeichner für Hayao Miyazakis Nausicaä aus dem Tal der Winde eingestellt. Da das Produktionsstudio weitere Animatoren brauchte, wurde eine Anzeige in der japanischen Animezeitschrift Animage aufgegeben. Anno meldete sich auf diese Anzeige. Als er bei einem Treffen mit Hayao Miyazaki einige seiner Zeichnungen vorlegte, war dieser so beeindruckt, dass er Anno mit einigen der schwierigsten Szenen am Ende des Films beauftragte.

Später war Anno zusammen mit einem Studienfreund Mitbegründer von Studio Gainax, einem Studio, das von Freunden und Arbeitskollegen aus seiner Zeit in Osaka gegründet wurde, um den Spielfilm "Royal Space Force: Wings of Honneamise" zu produzieren. Er arbeitete dort zuerst unter anderem als Animationsdirektor für jenen ersten langen Film und führte dann sein Regiedebüt bei Gunbuster (1988) und Die Macht des Zaubersteins (1990–1991). Vor allem von letzterem und den vielen negativen Erfahrungen – wie wenig Selbstbestimmung, wenig kreative Aufgaben oder Zeitdruck – die er bei dieser Produktion machte, konnte er sich emotional kaum lösen und verfiel in eine jahrelange Depression. 1991 begann dann ein Karrieretief. Bis 1995 wurden viele Projekte begonnen und wieder aufgegeben.[1]

Neon Genesis Evangelion

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Anfang der 1990er Jahre besprach Anno mit Gainax-Mitbegründer Toshimichi Otsuki Ideen für nächste Projekte. Dort stand die Idee einer originalen TV-Animationserie - welche also nicht auf einem Manga oder ähnlichem basiert - im Raum. Der Legende nach sagte Otsuki zu ihm annähernd: Bringen sie mir egal was und ich sorge dafür, dass es grünes Licht bekommt. Anno soll ihm sein Herz ausgeschüttet haben, wie schlecht es ihm nach Die Macht des Zauberstabs ging. Annos nächstes Projekt war folglich die Anime-Fernsehserie Shin Seiki Evangelion (新世紀エヴァンゲリオン, international bekannt als Neon Genesis Evangelion), (1995–1996), welche eine der einflussreichsten und meistdiskutierten Animes werden sollte. Es wurde zu einem älteren Zeichenstil zurückgekehrt, dieser aber zu einer neuen Präzision und Tiefe geführt. Viele vermuten, dass Annos lange Depression die Quelle vieler Aspekte der Charakterzeichnung in der Serie war. Während der Produktion kam Anno häufig mit japanischen Fans in Konflikt. Deswegen und aus anderen Gründen wurde Evangelion mit fortschreitender Handlung immer düsterer und psychologischer. Schließlich war es Anno auch nicht recht, dass sein Werk nur im Kinderprogramm gesendet wurde. Er war der Meinung, dass man die Menschen so früh wie möglich mit der Realität konfrontieren müsse. So verläuft das Ende gegen die in der Serie etablierte Erzählweise und -logik und die letzten beiden Episoden sind eine Reise durch die Gedanken und die Gefühlswelt der Hauptcharaktere. Die Serie war während ihrer Erstausstrahlung nicht sehr erfolgreich, wurde aber auf einem späteren Sendeplatz wiederholt und in ganz Japan außergewöhnlich populär. Auch nach und während Evangelion ging es Anno psychisch nicht besser, sodass er das Jahr 1996 mehr oder weniger allein weiter weg von Tokyo verbrachte. Wie er selber scheibt ist eine Zeit gewesen, in der die Tage ohne Sinn und Verstand vergingen.

Nachdem Neon Genesis Evangelion beendet war, bekam Anno viele Zuschriften von Fans, die ihm einerseits für das Werk gratulierten und andererseits die letzten beiden Folgen kritisierten. Darunter waren neben Drohungen auch der Vorwurf, Anno hätte die Serie für die Fans ruiniert. Als Reaktion darauf wurden zwei Filme produziert, nachdem Anno sich durch Unterstürtzung seiner Freunde und Kollegen wieder ermannen. Death and Rebirth sollte die Ereignisse der Serie zusammenfassen und klarer darstellen und The End of Evangelion entwarf einen alternativen Schluss, der dennoch viele Deutungsmöglichkeiten offenließ.

Weitere Arbeiten

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Nach Evangelion führte Anno bei der Serie Kareshi Kanojo no Jijō Regie – die erste Produktion des Studios Gainax, die direkt auf bereits fertigem Material beruht. Als er sich mit den Sponsoren zerstritt, legte der Manga-Autor die Produktion in die Hände von Kazuya Tsurumaki. Anschließend arbeitete Anno mit Hayao Miyazaki und Studio Ghibli an einigen Kurzfilmen.

Als Regisseur hat er auch an Realfilmen wie Love & Pop (1998), Shiki-Jitsu (2000) und Cutie Honey mitgewirkt. 2006 gründete er das Unternehmen Studio Khara. Dieses produzierte 2007 zusammen mit Gainax den Auftakt zur vierteiligen Reihe Rebuild of Evangelion der als Evangelion: 1.11 – You Are (Not) Alone. in die Kinos kam. 2009 folgte Evangelion: 2.22 – You Can (Not) Advance. Der Rebuild fasst im ersten Film noch den Serienbeginn von NGE zusammen, geht im zweiten jedoch zunehmend andere Wege und beginnt von der Story der Fernsehserie abzuweichen. 2012 folgte Evangelion: 3.33 – You Can (Not) Redo. Im März 2021 folgte dann mit Evangelion: 3.0+1.01 – Thrice Upon a Time der 4. Film, der die Filmreihe abschließt.

2016 arbeitete er zusammen mit seinem Studienfreund und Gainax-Mitbegründer Shinji Higuchi an der Neuauflage des Godzilla-Franchises. Für den Film Shin Godzilla schrieb er das Drehbuch und führte zusammen mit Higuchi Regie.

Filmografie (Auswahl)

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Commons: Hideaki Anno – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Personal Biography. In: 株式会社カラー. Abgerufen am 14. September 2024 (japanisch).