„Janusz Korczak“ – Versionsunterschied

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'''Janusz Korczak''', eigentlich: '''Henryk Goldszmit''' (* [[22. Juli]] [[1878]] in [[Warschau]]; † [[5. August]] [[1942]] im [[Konzentrationslager]] [[Treblinka]]) war ein polnischer Arzt, bedeutender [[Kinder- und Jugendliteratur|Kinderbuchautor]] und [[Pädagoge]].
'''Janusz Korczak''', eigentlich: '''Henryk Goldszmit''' (* [[22. Juli]] [[1878]] in [[Warschau]]; † [[5. August]] [[1942]] im [[Vernichtungslager]] [[Treblinka]]) war ein polnischer Arzt, bedeutender [[Kinder- und Jugendliteratur|Kinderbuchautor]] und [[Pädagoge]].


== Leben ==
== Leben ==
Goldszmit studierte von 1898 bis 1904 Medizin in Warschau. Nach seiner [[Promotion (Doktor)|Promotion]] als Facharzt für [[Pädiatrie]] erhielt er eine Anstellung an einer Warschauer Kinderklinik (1904-1911). Parallel zu seiner medizinischen Ausbildung begann er zu schreiben. Im Rahmen eines literarischen Wettbewerbs nutzte er erstmals das [[Pseudonym]], das er dann beibehielt: '''Janusz Korczak'''. Bereits seine ersten Romane machten ihn so bekannt, dass er zum Modearzt avancierte. Die zusätzlichen Einnahmen kamen seinem ärztlichen und sozialen Engagement für arme und verwahrloste Kinder zugute. Mehrfach fuhr er als unbezahlter Betreuer mit zu den Sommerkolonien - durch Spenden finanzierte Sommerferienlager für Kinder des städtischen Proletariats. Als er dann 1911 die Leitung eines nach seinen Plänen neuerrichteten jüdischen [[Waisenhaus]]es angeboten bekam, gab er den Arztberuf auf und nahm an. Dom Sierot wurde sein Lebensinhalt. Getragen von der jüdischen Gesellschaft 'Hilfe für die Waisen' nahm es jüdische Kinder bis zum Alter von 14 Jahren auf. Korczak erhielt den pädagogischen Spielraum, um seine Ideen umzusetzen und nach neuen Wegen zu suchen - die er auch immer wieder in Buchveröffentlichungen festhielt (weitaus häufiger in Kinderbüchern und Erzählungen denn in pädagogischen Schriften).
Goldszmit studierte von 1898 bis 1904 Medizin in Warschau. Anschließend arbeitete er dort in einer Kinderklinik. Bereits während des Studiums engagierte er sich für arme und verwahrloste Kinder, was dann ab 1911 in der Leitung eines jüdischen [[Waisenhaus]]es (welches sein Lebensinhalt wurde) mündete.
Im Rahmen eines literaischen Wettbewerbs nutzte er das [[Pseudonym]], dass er dann beibehielt: '''Janusz Korczak'''.
Mit der Abriegelung des [[Warschauer Ghetto]]s (Oktober 1940), wurde das Waisenhaus dorthin umverlegt. Im August 1942, wurden die etwa 200 Kinder des Waisenhauses von der [[SS]] zum Abtransport in das [[Vernichtungslager]] Treblinka abgeholt. Korczak wollte die Kinder nicht im Stich lassen und bestand darauf mitzufahren. Er wurde am 05. August 1942 von den [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] ermordet.


Nach dem Befehl zur Umsiedelung der gesamten jüdischen Bevölkerung Warschaus in das [[Warschauer Ghetto]] im Oktober 1940, musste auch Dom Sierot umziehen, da das Gebäude knapp außerhalb des vorgegebenen Stadtviertels lag. Trotz der unsäglichen Bedingungen im Ghetto fand Korczak in den letzten Monaten noch die Energie zu schriftlichen Notizen. Sein ''Tagebuch aus dem Warschauer Ghetto 1942'' ist eine Mischung aus Lebenserinnerung, tagebuchartigen Beschreibungen der Gegenwart im Ghetto sowie Zukunftsvisionen und Traumdeutungen. Im August 1942 wurden dann im Rahmen der Aktionen zur so genannten "[[Endlösung der Judenfrage]]" die etwa 200 Kinder des Waisenhauses von der [[SS]] zum Abtransport in das [[Vernichtungslager]] Treblinka abgeholt. Korczak wollte die Kinder nicht im Stich lassen und bestand darauf mitzufahren. Er wurde am 05. August 1942 von den [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] ermordet.



== Literatur ==
== Bedeutendste Werke ==


=== Kinderbücher ===
=== Kinderbücher ===
*König Hänschen der Erste (1923)
*König Hänschen der Erste (poln. Erstausgabe: 1923)
*König Hänschen auf der einsamen Insel (poln. Erstausgabe: 1923)
*Wenn ich wieder klein bin (poln. Erstausgabe: 1925)


=== Pädagogische Schriften ===
=== Pädagogische Schriften ===
*Wie man ein Kind lieben soll (poln. Erstausgabe: 1919)
*Das Recht des Kindes auf Achtung (1928)
*Das Recht des Kindes auf Achtung (poln. Erstausgabe: 1928)
*Die Regeln des Lebens (poln. Erstausgabe: 1930)
*Fröhliche Pädagogik (poln. Erstausgabe: 1939)

=== In Kurzdarstellungen ===

'''''Wie man ein Kind lieben soll''''' (poln. Erstausgabe: 1919), Korczaks wichtigstes pädagogisches Werk, besteht aus vier Teilen. Der erste Teil, ''Das Kind in der Familie'', hält sich an die zeitliche Entwicklung des Kindes und begleitet das Kind und dessen Erziehung von der Geburt bis zur Pubertät. Korczak beobachtet, beschreibt und formuliert jeweils seine Ansichten.
:''»Es geht mir darum, daß man begreift: kein Buch und kein Arzt können das eigene wache Denken, die eigene sorgfältige Betrachtung ersetzen.«''¹
Der zweite Teil, ''Das Internat'', wendet sich an junge Erzieher: Korczak berichtet über seine Erfahrungen in der Erziehungsarbeit. Auch hier betont er die Beachtung der Individualität und Eigenpersönlichkeit sowohl des Erziehers:
:''»Habe Mut zu dir selbst, und such deinen eigenen Weg.«''¹
als auch des Kindes:
:''»Es ist einer der bösartigsten Fehler anzunehmen, die Pädagogik sei die Wissenschaft vom Kind - und nicht zuerst die Wissenschaft vom Menschen.«''¹
Im dritten Teil, ''Sommerkolonien'', berichtet Korczak über seine ersten (ernüchternden) erzieherischen Erfahrungen in den Sommerkolonien.
Der vierte Teil, ''Das Waisenhaus'', schließlich behandelt im Waisenhaus konkret umgesetzte pädagogische Ideen wie Einrichtungen der Selbstverwaltung.

'''''König Hänschen der Erste''''' (poln. Erstausgabe: 1923) ist das bekannteste Buch Korczaks. Als Hänschen, ein 10-jähriger Junge, nach dem Tod seines Vaters zum König wird, nimmt er den Titel 'König Hänschen-Reformator' an, der [[Demokratie]] für das ganze [[Staatsvolk]], also auch für die Kinder, einführt. Die Geschichte spielt dann den Gedanken eines Kinderparlamentes durch. Aufgrund von feindlicher Beeinflussung scheitert das Parlament aber, König Hänschen verliert den Krieg gegen den Feind und wird von den Siegern in die Verbannung geschickt.
Die Hauptanklagepunkte gegen ihn sind:
:''»1. König Hänschen hat einen Aufruf an alle Kinder erlassen, sie sollten sich erheben und den Erwachsenen nicht mehr gehorchen.''
:''2. König Hänschen wollte eine Weltrevolution hervorrufen, um selbst König der ganzen Welt zu werden.«''²

In der Fortsetzung '''''König Hänschen auf der einsamen Insel''''' (poln. Erstausgabe: 1923) denkt Hänschen viel über das Leben nach und über die Fehler, die er begangen hat. Er flieht von der Insel und kehrt nach einer langen Odyssee in seine Hauptstadt zurück, wo er abdankt, um als Normalsterblicher zu arbeiten und zu lernen.

'''''Wenn ich wieder klein bin''''' (poln. Erstausgabe: 1925) ist eine Erzählung in Ich-Form. Der Erzähler ist zu Beginn ein Erwachsener, ein Lehrer, der sich in die sorglose, unbeschwerte Kindheit zurückwünscht - unter einer Bedingung:
:''»Wenn ich wieder ein Kind wäre, würde ich gern alles im Gedächtnis behalten, alles wissen und können, was ich jetzt weiß und kann. Und, daß niemand merkt, daß ich schon groß war.«''³
Dieser Wunsch wird ihm durch einen Zwerg erfüllt und es beginnt die Binnenhandlung. Der Leser begleitet den Jungen durch sein Leben, er erfährt von seinen schönen und schlimmen Erlebnissen und von seinen Sorgen und Problemen, die ihn immer wieder vom Schulstoff ablenken. Man erlebt die Oberflächlichkeit und Ungerechtigkeit der Erwachsenen im Umgang mit Kindern mit.

Das ''Vorwort an den erwachsenen Leser'' lautet:
:'' »Ihr sagt:
:'' 'Der Umgang mit Kindern ermüdet uns.'
:'' Ihr habt recht.
:'' Ihr sagt:
:'' 'Denn wir müssen zu ihrer Begriffswelt hinuntersteigen.
:'' Hinuntersteigen, uns herabneigen, beugen, kleiner machen.'
:'' Ihr irrt euch.
:'' Nicht das ermüdet uns. Sondern - daß wir zu ihren Gefühlen emporklimmen müssen. Emporklimmen, uns ausstrecken, auf die Zehenspitzen stellen, hinlangen.
:'' Um nicht zu verletzen.«''³

'''''Das Recht des Kindes auf Achtung''''' (poln. Erstausgabe: 1928) ist die Zusammenfassung einer Vortragsreihe Korczaks und lässt sich als Streitschrift charakterisieren, in der er sich zum Anwalt des Kindes macht. Er schildert die Kindheit als eine Phase der Rechtlosigkeit, der Ungerechtigkeiten und der Abhängigkeiten, um dann vehement grundsätzliche Rechte für das Kind einzufordern (ein Gedanke, der bereits in ''Wie man ein Kind lieben soll'' auftaucht und hier weiterentwickelt wird). Er formuliert das Recht auf Achtung der Kindheit als vollwertigen Lebensabschnitt und konkretisiert dies in verschiedenen Einzelrechten wie
:Achtung der Unwissenheit des Kindes
:Achtung der Wissbegierde des Kindes
:Achtung der Misserfolge und Tränen des Kindes
:Achtung der Eigentums des Kindes
sowie das Recht des Kindes so zu sein, wie es ist.

'''''Die Regeln des Lebens''''' (poln. Erstausgabe: 1930) hat den Untertitel ''Eine Anleitung zur Erziehung für junge Menschen und für Erwachsene''. Den Grundgedanken des Buches beschreibt Korczak zu Beginn selbst:
:'' »(...)eines Tages ein Bub bemerkte:
:'' Wir haben viel Kummer, weil wir die Regeln des Lebens nicht kennen. Manchmal erklären die Erwachsenen einem etwas in aller Ruhe, aber oft sind sie unwillig.
:'' (...)
:'' Ich nahm ein Blatt Papier und schrieb mir auf:
:'' 'Die Regeln des Lebens'.
:'' (...)
:'' Der Bub hat recht - das ist es.
:'' Und ich entwarf einen Plan.
:'' Über das Leben daheim will ich schreiben, über die Eltern, die Brüder und Schwestern, über Freuden und Leiden daheim.
:'' Dann über die Straße.
:'' Dann über die Schule.«''¹

'''''Fröhliche Pädagogik''''' (poln. Erstausgabe: 1939) sammelt die pädagogischen Radioplaudereien des 'Alten Doktors', die der Polnische Rundfunk Mitte der 30-er Jahre ausgestrahlt hatte. In jedem Kapitel erzählt Korczak Begebenheiten aus dem kindlichen Leben zu einem bestimmten Thema und formuliert zum Schluss eine Art pädagogische Conclusio.


<u>Quellenhinweis Zitate:</u>
¹ Deutsch von Armin Droß, Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen
² Deutsch von Katja Weintraub, Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen
³ Deutsch von Mieczyslaw Wójcicki, Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen




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*[[Friedenspreis des Deutschen Buchhandels]] 1972 (posthum)
*[[Friedenspreis des Deutschen Buchhandels]] 1972 (posthum)


=== Weblinks ===
== Weblinks ==
*[http://www.janusz-korczak.de/ www.janusz-korczak.de]
*[http://www.janusz-korczak.de/ www.janusz-korczak.de]

Version vom 7. März 2004, 09:06 Uhr

Janusz Korczak, eigentlich: Henryk Goldszmit (* 22. Juli 1878 in Warschau; † 5. August 1942 im Vernichtungslager Treblinka) war ein polnischer Arzt, bedeutender Kinderbuchautor und Pädagoge.

Leben

Goldszmit studierte von 1898 bis 1904 Medizin in Warschau. Nach seiner Promotion als Facharzt für Pädiatrie erhielt er eine Anstellung an einer Warschauer Kinderklinik (1904-1911). Parallel zu seiner medizinischen Ausbildung begann er zu schreiben. Im Rahmen eines literarischen Wettbewerbs nutzte er erstmals das Pseudonym, das er dann beibehielt: Janusz Korczak. Bereits seine ersten Romane machten ihn so bekannt, dass er zum Modearzt avancierte. Die zusätzlichen Einnahmen kamen seinem ärztlichen und sozialen Engagement für arme und verwahrloste Kinder zugute. Mehrfach fuhr er als unbezahlter Betreuer mit zu den Sommerkolonien - durch Spenden finanzierte Sommerferienlager für Kinder des städtischen Proletariats. Als er dann 1911 die Leitung eines nach seinen Plänen neuerrichteten jüdischen Waisenhauses angeboten bekam, gab er den Arztberuf auf und nahm an. Dom Sierot wurde sein Lebensinhalt. Getragen von der jüdischen Gesellschaft 'Hilfe für die Waisen' nahm es jüdische Kinder bis zum Alter von 14 Jahren auf. Korczak erhielt den pädagogischen Spielraum, um seine Ideen umzusetzen und nach neuen Wegen zu suchen - die er auch immer wieder in Buchveröffentlichungen festhielt (weitaus häufiger in Kinderbüchern und Erzählungen denn in pädagogischen Schriften).

Nach dem Befehl zur Umsiedelung der gesamten jüdischen Bevölkerung Warschaus in das Warschauer Ghetto im Oktober 1940, musste auch Dom Sierot umziehen, da das Gebäude knapp außerhalb des vorgegebenen Stadtviertels lag. Trotz der unsäglichen Bedingungen im Ghetto fand Korczak in den letzten Monaten noch die Energie zu schriftlichen Notizen. Sein Tagebuch aus dem Warschauer Ghetto 1942 ist eine Mischung aus Lebenserinnerung, tagebuchartigen Beschreibungen der Gegenwart im Ghetto sowie Zukunftsvisionen und Traumdeutungen. Im August 1942 wurden dann im Rahmen der Aktionen zur so genannten "Endlösung der Judenfrage" die etwa 200 Kinder des Waisenhauses von der SS zum Abtransport in das Vernichtungslager Treblinka abgeholt. Korczak wollte die Kinder nicht im Stich lassen und bestand darauf mitzufahren. Er wurde am 05. August 1942 von den Nationalsozialisten ermordet.


Bedeutendste Werke

Kinderbücher

  • König Hänschen der Erste (poln. Erstausgabe: 1923)
  • König Hänschen auf der einsamen Insel (poln. Erstausgabe: 1923)
  • Wenn ich wieder klein bin (poln. Erstausgabe: 1925)

Pädagogische Schriften

  • Wie man ein Kind lieben soll (poln. Erstausgabe: 1919)
  • Das Recht des Kindes auf Achtung (poln. Erstausgabe: 1928)
  • Die Regeln des Lebens (poln. Erstausgabe: 1930)
  • Fröhliche Pädagogik (poln. Erstausgabe: 1939)

In Kurzdarstellungen

Wie man ein Kind lieben soll (poln. Erstausgabe: 1919), Korczaks wichtigstes pädagogisches Werk, besteht aus vier Teilen. Der erste Teil, Das Kind in der Familie, hält sich an die zeitliche Entwicklung des Kindes und begleitet das Kind und dessen Erziehung von der Geburt bis zur Pubertät. Korczak beobachtet, beschreibt und formuliert jeweils seine Ansichten.

»Es geht mir darum, daß man begreift: kein Buch und kein Arzt können das eigene wache Denken, die eigene sorgfältige Betrachtung ersetzen.«¹

Der zweite Teil, Das Internat, wendet sich an junge Erzieher: Korczak berichtet über seine Erfahrungen in der Erziehungsarbeit. Auch hier betont er die Beachtung der Individualität und Eigenpersönlichkeit sowohl des Erziehers:

»Habe Mut zu dir selbst, und such deinen eigenen Weg.«¹

als auch des Kindes:

»Es ist einer der bösartigsten Fehler anzunehmen, die Pädagogik sei die Wissenschaft vom Kind - und nicht zuerst die Wissenschaft vom Menschen.«¹

Im dritten Teil, Sommerkolonien, berichtet Korczak über seine ersten (ernüchternden) erzieherischen Erfahrungen in den Sommerkolonien. Der vierte Teil, Das Waisenhaus, schließlich behandelt im Waisenhaus konkret umgesetzte pädagogische Ideen wie Einrichtungen der Selbstverwaltung.

König Hänschen der Erste (poln. Erstausgabe: 1923) ist das bekannteste Buch Korczaks. Als Hänschen, ein 10-jähriger Junge, nach dem Tod seines Vaters zum König wird, nimmt er den Titel 'König Hänschen-Reformator' an, der Demokratie für das ganze Staatsvolk, also auch für die Kinder, einführt. Die Geschichte spielt dann den Gedanken eines Kinderparlamentes durch. Aufgrund von feindlicher Beeinflussung scheitert das Parlament aber, König Hänschen verliert den Krieg gegen den Feind und wird von den Siegern in die Verbannung geschickt. Die Hauptanklagepunkte gegen ihn sind:

»1. König Hänschen hat einen Aufruf an alle Kinder erlassen, sie sollten sich erheben und den Erwachsenen nicht mehr gehorchen.
2. König Hänschen wollte eine Weltrevolution hervorrufen, um selbst König der ganzen Welt zu werden.«²

In der Fortsetzung König Hänschen auf der einsamen Insel (poln. Erstausgabe: 1923) denkt Hänschen viel über das Leben nach und über die Fehler, die er begangen hat. Er flieht von der Insel und kehrt nach einer langen Odyssee in seine Hauptstadt zurück, wo er abdankt, um als Normalsterblicher zu arbeiten und zu lernen.

Wenn ich wieder klein bin (poln. Erstausgabe: 1925) ist eine Erzählung in Ich-Form. Der Erzähler ist zu Beginn ein Erwachsener, ein Lehrer, der sich in die sorglose, unbeschwerte Kindheit zurückwünscht - unter einer Bedingung:

»Wenn ich wieder ein Kind wäre, würde ich gern alles im Gedächtnis behalten, alles wissen und können, was ich jetzt weiß und kann. Und, daß niemand merkt, daß ich schon groß war.«³

Dieser Wunsch wird ihm durch einen Zwerg erfüllt und es beginnt die Binnenhandlung. Der Leser begleitet den Jungen durch sein Leben, er erfährt von seinen schönen und schlimmen Erlebnissen und von seinen Sorgen und Problemen, die ihn immer wieder vom Schulstoff ablenken. Man erlebt die Oberflächlichkeit und Ungerechtigkeit der Erwachsenen im Umgang mit Kindern mit.

Das Vorwort an den erwachsenen Leser lautet:

»Ihr sagt:
'Der Umgang mit Kindern ermüdet uns.'
Ihr habt recht.
Ihr sagt:
'Denn wir müssen zu ihrer Begriffswelt hinuntersteigen.
Hinuntersteigen, uns herabneigen, beugen, kleiner machen.'
Ihr irrt euch.
Nicht das ermüdet uns. Sondern - daß wir zu ihren Gefühlen emporklimmen müssen. Emporklimmen, uns ausstrecken, auf die Zehenspitzen stellen, hinlangen.
Um nicht zu verletzen.«³

Das Recht des Kindes auf Achtung (poln. Erstausgabe: 1928) ist die Zusammenfassung einer Vortragsreihe Korczaks und lässt sich als Streitschrift charakterisieren, in der er sich zum Anwalt des Kindes macht. Er schildert die Kindheit als eine Phase der Rechtlosigkeit, der Ungerechtigkeiten und der Abhängigkeiten, um dann vehement grundsätzliche Rechte für das Kind einzufordern (ein Gedanke, der bereits in Wie man ein Kind lieben soll auftaucht und hier weiterentwickelt wird). Er formuliert das Recht auf Achtung der Kindheit als vollwertigen Lebensabschnitt und konkretisiert dies in verschiedenen Einzelrechten wie

Achtung der Unwissenheit des Kindes
Achtung der Wissbegierde des Kindes
Achtung der Misserfolge und Tränen des Kindes
Achtung der Eigentums des Kindes

sowie das Recht des Kindes so zu sein, wie es ist.

Die Regeln des Lebens (poln. Erstausgabe: 1930) hat den Untertitel Eine Anleitung zur Erziehung für junge Menschen und für Erwachsene. Den Grundgedanken des Buches beschreibt Korczak zu Beginn selbst:

 »(...)eines Tages ein Bub bemerkte:
Wir haben viel Kummer, weil wir die Regeln des Lebens nicht kennen. Manchmal erklären die Erwachsenen einem etwas in aller Ruhe, aber oft sind sie unwillig.
(...)
Ich nahm ein Blatt Papier und schrieb mir auf:
'Die Regeln des Lebens'.
(...)
Der Bub hat recht - das ist es.
Und ich entwarf einen Plan.
Über das Leben daheim will ich schreiben, über die Eltern, die Brüder und Schwestern, über Freuden und Leiden daheim.
Dann über die Straße.
Dann über die Schule.«¹

Fröhliche Pädagogik (poln. Erstausgabe: 1939) sammelt die pädagogischen Radioplaudereien des 'Alten Doktors', die der Polnische Rundfunk Mitte der 30-er Jahre ausgestrahlt hatte. In jedem Kapitel erzählt Korczak Begebenheiten aus dem kindlichen Leben zu einem bestimmten Thema und formuliert zum Schluss eine Art pädagogische Conclusio.


Quellenhinweis Zitate: 
¹ Deutsch von Armin Droß, Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen
² Deutsch von Katja Weintraub, Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen
³ Deutsch von Mieczyslaw Wójcicki, Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen


Auszeichnungen