Wallfahrtsbasilika Mariä Heimsuchung (Werl)

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Ansicht mit Wappen von Benedikt XVI.
Vitrine mit Votivgaben
Pieta hinter Opferkerzen

Die Wallfahrtsbasilika Mariä Heimsuchung ist eine katholische Wallfahrtskirche in Werl in Westfalen. Sie wurde am 16. Oktober 1953 in den Rang einer päpstlichen Basilica minor erhoben. Das Gebäude bildet zusammen mit der alten Wallfahrtskirche, die direkt angrenzt, einen lokal wirksamen Gebäudekomplex, dessen mächtige Doppelturmfassade nach Norden und Osten weithin sichtbar ist.[1]

Geschichte

Die Kirche wurde in den Jahren 1904 bis 1906 nach den Plänen des münsterischen Dombaumeisters Wilhelm Sunder-Plaßmann im neuromanischen Stil erbaut. Die Außenhülle wurde aus Rüthener Gründsandstein gefertigt. In ihrem Inneren birgt die Kirche das Gnadenbild Unserer Lieben Frau von Werl, auch genannt Trösterin der Betrübten aus dem 12. Jahrhundert. Die Konsekration der Kirche fand am 24. Mai 1911 statt und wurde durch den Paderborner Bischof Karl Joseph Schulte vorgenommen. Die Kirche wurde erbaut, weil die bisherige Wallfahrtskirche dem starken Pilgerstrom nicht mehr gerecht wurde und der Platz dort trotz Erweiterung der Kirche nicht mehr ausreichte. Diese alte Wallfahrtskirche sollte dem Neubau weichen, was allerdings Denkmalschützer erfolgreich verhinderten. So steht neben der heutigen Wallfahrtskirche die Alte Wallfahrtskirche, die im Inneren eine reichhaltige Barockausstattung bietet.

Der Franziskanerorden des Klosters Werl, der das Gnadenbild seit 1848 betreut, gab den Bau der neuen Kirche in Auftrag und zwar anstelle des ehemaligen Klosters, das im 17. Jahrhundert durch Kapuzinermönche erbaut wurde. Einige Meter weiter, neben der heutigen Wallfahrtsbasilika wurde ein neues Klostergebäude erbaut.

Bau

Die neue Wallfahrtskirche erfuhr im Inneren wiederholt Umbaumaßnahmen. Die reichhaltige Ausstattung aus der Zeit der Erbauung musste bei der Renovierung 1960 bis 1961 einer nüchternen und für damalige Zeit modernistischen Einrichtung weichen, welche die Architektur in den Hintergrund und Gnadenbild, Altar und Tabernakel in den – auch optischen – Mittelpunkt stellen sollte. Diese Maßnahmen wurden zum überwiegenden Teil bei folgenden Renovierungen in den Jahren 1983 bis 1984, 1999 sowie beim noch größeren Umbau von November 2002 bis März 2003 rückgängig gemacht und die Kirche wieder lebendiger gestaltet.

Die Gebäude sind über eine Treppenanlage zum sogenannten Atrium mit einem seitlich von Arkaden flankierten Vorhof erschlossen.

Ausstattung

Gnadenbild

Gnadenbild

Das sogenannte Gnadenbild ist eine thronende Madonna. Sie wurde aus Schwarzerle und Eiche geschnitzt und stammt wohl vom Ende des zwölften Jahrhunderts. Im 13. Jahrhundert wurde die Figur mit einer dünnen Stuckschicht überzogen und eine Goldfassung aufgebracht; Schmucksteine wurden ebenfalls aufgemalt. Im 14. Jahrhundert wurden das Gesicht und die Haare der Madonna und die Haare des Kindes überstuckiert. Die Inkarnate wurden wohl in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts neu gefasst. Die Figur ist seit 1911 gekrönt.[2]

Glocken

Die Wallfahrtskirche besitzt insgesamt 11 Glocken. Das Hauptgeläut besteht aus sieben Glocken der Tonfolge c'-es'-f'-g'-b'-c"-d" und ist auf beide Westtürme verteilt (c' und g' im Süd-, die übrigen im Nordturm). Im Dachreiter der Basilika hängen zwei kleine Glocken es" und f". Im Dachreiter der alten Wallfahrtskirche hängen zwei historische Glocken g" und as". Die Glocken I-III und VIII stammen aus der Gießerei Junker in Brilon (I, II 1946; III, VIII 1947). Glocke IV lieferten 2003 Petit & Edelbrock/Gescher. Die Glocken V-VII wurden 2010 zum 350. Jubiläum der Wallfahrt Werl gegossen. Glocke X ist von 1860, Glocke XI von 1679.

Wallfahrt

Im Jahr 2011 wird das 350-jährige Wallfahrtsjubiläum gefeiert. Die Zahl der Gruppen und Wallfahrer, die während dieses Jahres die Wallfahrtsstadt besuchen, ist gegenüber den Vorjahren noch mal stark angestiegen. 2011 waren an vielen Wallfahrtstagen Kardinäle und Bischöfe vor allem aus Deutschland aber auch aus dem Ausland in Werl. Neben den vielen Großwallfahrten der Portugiesen, Spanier, Heimatvertriebenen (Ermländer, Sudetendeutsche, Grafschaft Glatzer und Schlesier) und einer Behindertenwallfahrt, ist es eine Vielzahl kleinerer Gruppen, die besonders stark in den Monaten Mai und Oktober das Gnadenbild in der Wallfahrtskirche besuchen. Zum Patronatsfest Mariä Heimsuchung kommen ebenfalls einige tausend Menschen in Gruppen nach Werl. Sie kommen aus Warstein, Delbrück, Hildesheim-Algermissen, Lenhausen, Arpe, Olpe und dem 150 Kilometer entfernten Much teilweise auch zu Fuß. In der Woche nach dem Patronatsfest findet die Fußwallfahrt von Werne statt.

In den Archiven der Wallfahrtsleitung wird das Werler Mirakelbuch, eine Sammlung von angeblich geschehenen Wundern, aufbewahrt.

Literatur

  • Elisabeth Bellot-Beste: Die Wallfahrt zum Gnadenbild von Werl in Westfalen. Dietrich-Coelde-Verlag, Werl 1958. (Schriften der Stadt Werl, Reihe A, Historisch-wissenschaftliche Beiträge, Heft 4)
  • Gerhard Best: Wallfahrt und Heiligenverehrung in Werl. Unterricht in westfälischen Museen, Sonderreihe: Exkursionsführer Heft 2. Hrsg. Landschaftsverband Westfalen-Lippe, 1990, ISBN 3-923432-24-0.
  • Stefan Federbusch: Wallfahrtsbasilika Werl. Völlig überarbeitete Neuauflage. Dietrich-Coelde-Verlag, Werl 1999, ISBN 3-87163-239-2.
  • Hans-Günther Schneider, Urban Hachmeier: Marienwallfahrtsort Werl. 1. Auflage. Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2006, ISBN 3-7954-6620-2. (Schnell, Kunstführer Nr. 2631)
Commons: Mariä Heimsuchung (Werl) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bericht auf den Seiten des LWL
  2. Georg Dehio, Unter Wissenschaftlicher Leitung von Ursula Quednau: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen II Westfalen. Deutscher Kunstverlag, 2011, ISBN 978-3-422-03114-2, S. 1169.

Koordinaten: 51° 33′ 13,8″ N, 7° 54′ 54″ O