DUHwelt 3/2016

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3/2016 Das Magazin der Deutschen Umwelthilfe und des Global Nature Fund

welt www.duh.de; www.globalnature.org

Schluss mit dem VerpackungsmĂźll! Stickstoff: Fluch und Segen Lausitz: Wildnis in Gefahr

Schreiadler Es stinkt willkommen zum Himmel welt 2/2016

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Wir machen Bio aus Liebe.


Auf ein Wort

Prof. Dr. Harald Kächele Bundesvorsitzender Deutsche Umwelthilfe e.V.

Liebe Leserin, lieber Leser, die Deutsche Umwelthilfe weist schon seit vielen Jahren schon auf die illegalen Tricks der Hersteller hin, mit denen Verbrauchs- und Abgaswerte manipuliert werden. Vor einem Jahr hat dieser skandalöse Sachverhalt durch das engagierte Vorgehen der US-Behörden im Fall Volkswagen einen entscheidenden Impuls bekommen. In Deutschland dagegen taten Hersteller und Politik den Skandal zunächst als Einzelfall ab. Doch die DUH hat selbst nachgemessen. Die Ergebnisse machen deutlich, dass die Manipulation von Abgaswerten bei Dieseln praktisch alle Hersteller betrifft. Nach Auffassung der DUH behindert das Bundesverkehrsministerium bis heute aktiv die Aufklärung des Diesel-Abgasskandals. Es ist weder bekannt, wie viele Autos von VW seit letztem Jahr in Deutschland zurückgerufen und umgerüstet wurden, noch hat eines der 630.000 Dieselautos anderer Hersteller, die laut Herrn Dobrindt zurückgerufen werden müssten, die Werkstätten erreicht. Auf diese Untätigkeit der politisch Verantwortlichen reagierten wir als erste und bislang einzige Umweltschutzorganisation mit eigenen Messungen. Seit Mai 2016 untersuchen wir die Emissionen von Pkw im Straßenbetrieb. Wir fordern bessere Kontrollen bei der Abgasreinigung und von der Bundesregierung verbindliche, amtlich verfügte Rückrufe, die sicherstellen, dass die Abgasreinigung auf der Straße beim normalen Gebrauch des Fahrzeugs funktioniert. Oder anders gesagt: Wir kämpfen für Ihr Recht auf saubere Luft! Erst Anfang September haben wir eine Klage gegen das Land Nordrhein-Westfalen wegen der schlechten Luftqualitätswerte in Düsseldorf gewonnen. Das Urteil, zu dem Sie mehr in diesem Heft nachlesen können, ist bahnbrechend für eine Verbesserung der Luftqualität. Unsere Arbeit, liebe Leserinnen und Leser, ist aufwändig und wäre ohne Ihre Hilfe nicht möglich. Wie Sie uns unterstützen können – zum Beispiel mit einer Spende oder Fördermitgliedschaft – erfahren Sie auf www.duh.de. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Ihr

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INHALT

Ein Jahr Dieselgate 6

SCHAUPLATZ

Bundesverkehrsminister wegsieht, verschmutW eilzenderimmer noch hunderttausende Dieselfahrzeuge die Innenstädte. Die DUH kämpft weiter für saubere Luft – mit eigenen Messungen und Gerichtsverfahren in 16 deutschen Städten.

AKTUELL 08

Diesel-Fahrverbote unausweichlich?0

08

Hand in Hand-Fonds vernetzt seine Partner

08

Elektroschrott beim Händler abgeben

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Umweltbildungsprojekt an Flüssen gestartet

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Schulhof in Wiesbaden wird grün

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So fahren Deutschlands Unternehmen

10 THEMEN 10

Es stinkt zum Himmel Am 18. September jährte sich die Aufdeckung des DieselAbgasskandals. Mittlerweile hat die DUH eigene AbgasMessungen durchgeführt. Die Ergebnisse sind erschreckend.

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Stickstoff – Fluch und Segen zugleich Ständig greift der Mensch in den natürlichen StickstoffKreislauf ein. Daraus ist eine der größten Umweltbedrohungen der Erde entstanden.

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Macht keinen Sinn den ehemaligen Lausitzer Tagebauen ist fantastische I nWildnis entstanden. Genau hier will das Land Sachsen Straßen und Schifffahrtswege bauen, die aber niemand braucht. Die DUH steht der Natur zur Seite.

Gegenwart auf Pump Supermärkte und Drogerien fördern eine Wegwerfgesellschaft, die die Ressourcen von morgen verschwendet. Die DUH fordert ein Ende der Verpackungsflut.

MAGAZIN

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NACHHALTIGE ENTWICKLUNG

Dem Schreiadler auf der Spur

ENERGIE NATURSCHUTZ KREISLAUFWIRTSCHAFT UND MEHRWEGSCHUTZ VERKEHR VERBRAUCHERSCHUTZ

Eine Exkursion ins Stettiner Haff. 16

Feuersalamander willkommen

17 Es knistert so schön arm wird es uns ums Herz, wenn das Feuer im Ofen

W knistert. Doch leider ist der Rauch aus dem Holzfeuer oft schadstoffhaltig. Das geht uns wirklich ans Herz… und an die Atemwege. Lesen Sie unsere Tipps fürs richtige Heizen mit Holz!

Die DUH unterstützt ein Projekt für Lebensräume im Thüringer Wald. 17

Wildnis ist die bessere Alternative

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Die Natur hat viel zu bieten Intakte Flüsse und Auen sind wertvolle Landschaftselemente.

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INHALT

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Lernort Weiße Elster

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Gärtnern mit Blick aufs große Ganze Der GNF informiert das Verkaufspersonal der Gartenbranche über den Schutz der biologischen Vielfalt.

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Wie nachhaltig ist das Fairphone 2?

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Rückgabe: Energiesparlampe und Bauschaumdose

Energiewende, ja bitte. Aber warum hier?

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Heizen mit Holz – Licht und Schatten

Zustimmung zur Energiewende auf der einen G roße Seite, Skepsis gegenüber Großprojekten auf der ande-

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ren. Wie kann man Transparenz für Bürger schaffen und Planungen verbessern? Die DUH forscht.

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DUHmarkt ■

Forschen für die Energiewende Die DUH untersucht, wie Akzeptanz und Transparenz für Energiewende-Projekte geschaffen werden können.

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Fit für den Klimaschutz Die DUH und ihre Partner bieten Schulungen für kommunale Berater an.

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Die Mango-Retter Der Hand in Hand-Fonds fördert ein Projekt in Kenia, das Mango-Bauern in der biologischen Schädlingsbekämpfung unterstützt.

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Wasser ist ein großes Thema In einem kolumbianischen Dorf entwickeln der GNF und seine Partner innovative Projekte für Abwasserreinigung und Trinkwasserversorgung.

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UNBEKANNTE TIERART 28

Grün und fair?

Die mit den Farben spielen Die Männchen der Bläulinge tragen meist kräftigere Farben als die Weibchen. Aber nicht alle Arten sind blau.

es ein Smartphone, das man mit gutem Gewissen G ibt kaufen kann? Fairphone klingt prima, doch was genau leistet diese Marke? Die DUH hat’s untersucht.

DUH INTERN 30

Mit Leidenschaft im Einsatz für lebendige Flüsse Ökologischer Hochwasserschutz ist der Arbeitsschwerpunkt von DUH-Projektmanagerin Sabrina Schulz.

MENSCHEN FÜR NATUR

28 Sensible Flieger

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Ein letzter Gruß weist in die Zukunft

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Termin: Wildnis in der Stadt: Tagung in Frankfurt am Main

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Termin: Naturschutztage am Bodensee 2017

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Impressum

arum gibt es immer weniger Schmetterlinge? Die Familie der Bläulinge weiß darauf eine Antwort. Wir schildern ihre Geschichten in diesem Heft.

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SCHAUPLATZ

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SCHAUPLATZ

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AKTUELL

Sieg vor Gericht

Kompliziert

Diesel-Fahrverbote unausweichlich?

Elektroschrott beim Händler abgeben

■ Das Verwaltungsgericht Düsseldorf hat einer Klage der Deutschen Umwelthilfe gegen das Land NordrheinWestfalen wegen Überschreitung der Luftqualitätswerte in der Landeshauptstadt Düsseldorf am 13. September 2016 stattgegeben. Grund für die Klage war die noch immer hohe Belastung der Luft mit dem Schadstoff Stickstoffdioxid (NO2), der vor allem von Diesel-Fahrzeugen ausgestoßen wird. Seit seiner Einführung im Jahr 2010 wurde der Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter NO2 an verkehrsnahen Messstationen der Landeshauptstadt im Jahresdurchschnitt erheblich überschritten. Das Gericht

■ Seit Ende Juli 2016 kön-

Verkehrsexperte Axel Friedrich (li.) und DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch (re.) drängen auf schnelle Umsetzung von Maßnahmen zur Luftreinhaltung.

kam zu dem Ergebnis, dass deshalb Diesel-Fahrverbote nun so schnell wie möglich auszusprechen seien. Mit diesem, in Deutschland bisher einzigartigen Urteil, ebnet das

nen Verbraucher ihre alten Elektrogeräte beim OnlineHändler oder im stationären Handel kostenlos abgeben. Das sogenannte Elektrogesetz regelt dies. Wo das Gerät gekauft wurde, spielt dabei keine Rolle. Kompliziert ist es aber dennoch: Die Regelung betrifft ausschließlich Kleingeräte, die eine Kantenlänge von unter 25 Zentimetern aufweisen.

Gericht den Weg für Fahrverbote von Diesel-Fahrzeugen auch in weiteren deutschen Städten. Das Land NordrheinWestfalen kann gegen das Urteil Revision einlegen. (lh) ■

Von Mensch zu Mensch

Hand in Hand-Fonds vernetzt seine Partner ■ Vernetzung stärkt die Projektarbeit – dies war das Fazit der Teilnehmer am Netzwerktreffen des Hand in HandFonds am 15. September 2016. Rund 20 Vertreter von NGOs in der Entwicklungszusammenarbeit und weitere Gäste waren der Einladung nach Bonn gefolgt, um Erfahrungen auszutauschen. Sie bestätigten, dass der Fonds dank schlanker Antragsverfahren einen wichtigen Partner besonders für kleine, weitgehend ehrenamtlich getragene Selbsthilfe-Projekte darstellt. Dass persönliche Kontakte und Vertrauen eine wichtige Basis für eine gute Zusammenarbeit sind, betonten die Teilnehmer und die Gastgeber mehrfach. Rapunzel Naturkost und die Deutsche Umwelthilfe wollen auch in Zukunft solche Treffen anbieten. Gesprächs-

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bedarf gibt es, etwa um Forschungsergebnisse besser in die Praxis einzubinden oder

über den Wissenstransfer zwischen Ländern des globalen Südens. (jk) ■

Die Partner arbeiten mit Selbsthilfe-Initiativen in Lateinamerika, Afrika und Asien zusammen.

Elektro-Altgeräte gehören nicht in den Hausmüll.

Darunter fallen beispielsweise elektrische Zahnbürsten, Toaster oder ausgediente Rasierapparate. Größere Geräte müssen nur beim Kauf eines artgleichen Geräts zurückgenommen werden. Noch etwas erschwert die Rückgabe: Von der Rücknahmepflicht sind ausschließlich Händler betroffen, deren Verkaufs- bzw. Versand- und Lagerfläche für Elektrogeräte mindestens 400 Quadratmeter groß ist. Mit dieser Regelung fallen viele Abgabemöglichkeiten – etwa bei Discountern – raus. Die DUH kritisiert, dass sich mit dieser schwer nachprüfbaren Einschränkung viele Händler vor der Rücknahmepflicht drücken könnten. DUH-Testbesuche bei 45 Handelsunternehmen zeigen: Bisher setzt keiner der Händler das Gesetz verbraucherfreundlich um. (lh) ■


AKTUELL

Anderes Lernen

Gutes Klima?

Umweltbildungsprojekt an Flüssen gestartet

So fahren Deutschlands Unternehmen

■ Die Siebtklässler des Gymnasiums Norf in Neuss haben am 12. September 2016 das Klassenzimmer gegen einen Tag am Wasser eingetauscht. Die Exkursion war Teil des DUH-Projekts „River Links – 4x4 Flussverbindungen“. Es verbindet vier Schulen im gesamten Bundesgebiet, die sich gemeinsam mit anderen Initiativen über zwei Jahre hinweg vernetzen und mit den Herausforderungen des Gewässerschutzes in der globalisierten Welt auseinandersetzen. Die Gymnasiasten aus Neuss erkundeten den Norfbach direkt am Schulgelände

und radelten anschließend zur Erft. Dort entnahmen sie Wasserproben und lernten spielerisch etwas über die Geschichte des Flusses, der durch Neuss fließt. Hat sich der Flusslauf der Erft im Laufe der Zeit verändert? Wie wirken Baumaßnahmen auf die Erft? Und wie beeinflusst der Fluss unser alltägliches Leben? Diesen und weiteren Fragen sind die Schülerinnen und Schüler nachgegangen. Astrid Hölzer, Projektmanagerin bei der DUH, hat die Klasse an dem Projekttag begleitet. Das Wissen, das die Jugendlichen in dem Projekt sammeln,

wird kontinuierlich im Unterricht erweitert. Darüber hinaus tauschen sich die Neusser mit drei weiteren Schulklassen aus Niedersachsen, Thüringen und Bayern aus und arbeiten gemeinsam an einem Blog. Ziel ist es, die Medienkompetenz der Jugendlichen zu fördern und sie zum vernetzten Denken und Handeln anzuregen. Der lokale Bezugspunkt „Fluss“ dient als Brücke für globale Fragen der sozialen Nachhaltigkeit und Umweltgerechtigkeit. Durch den Austausch mit einer Gruppe aus Indien sollen die Jugendlichen neue Perspektiven auf das Thema Konsum, Textilhandel und Gewässerschutz erhalten. Mit dem Projekt kombiniert die DUH klassische Ansätze der Naturerlebnis- und Umweltpädagogik mit der Methodenvielfalt der Bildung für nachhaltige Entwicklung, des Globalen Lernens und der politischen Bildung zu einem innovativen Konzept. (akm) ■ Förderer:

Exkursion an die Erft: Schülerinnen aus Neuss und DUH-Projektmanagerin Astrid Hölzer.

Foundation

■ Die DUH hat zum siebten Mal börsennotierte und ausgesuchte mittelständische Unternehmen nach ihren Dienstwagen befragt. Von Mai bis September 2016 wurden 193 Unternehmen zu den vier Kriterien Dienstwagen des Vorstandsvorsitzenden, durchschnittlicher CO2-Ausstoß der Vorstandsflotte und der gesamten Pkw-Flotte sowie Mobilitätsstrategie angeschrieben. Aufgrund der aktuellen Erkenntnisse aus dem Abgas-Skandal, wonach offensichtlich alle bisher untersuchten Diesel-Pkw mit einer Abschaltvorrichtung die Abgasemissionen auf der Straße stark erhöhen, verzichtet die DUH dieses Jahr auf die Bewertung von Diesel-Fahrzeugen. Nur vier „Grüne Karten“ gab es für Nicht-DieselFahrzeuge: Die Dienstwagen der Vorstandsvorsitzenden der Unternehmen Tchibo, J. Schmalz, Frosta und SMA Solar Technology fuhren mit weniger als 124 Gramm CO2 pro Kilometer. Leider verweigert auch in diesem Jahr eine Großzahl der Unternehmen die Angaben und glänzte durch Intransparenz. (lh) ■

Umgekrempelt

Schulhof in Wiesbaden wird grün ■ Am ersten Schultag nach den Sommerferien war die Freude an der Friedrich-Ludwig-JahnGrundschule in Wiesbaden groß: In der Ferienzeit hat die Umgestaltung des Schulhofes begonnen. Bagger waren angerollt, der Asphalt wurde entfernt, ein Atrium aus Steinquadern gebaut und neue Klettergeräte aufgestellt. Die Schülerinnen und Schüler fiebern nun dem Herbst entgegen, denn sie werden selbst bei den Pflanzarbei-

ten mit anpacken. Bäume und Sträucher sollen den alten grauen Hof mitten im eng bebauten Stadtteil endgültig in eine grüne

Erlebnis-Oase verwandeln. Die Wiesbadener Grundschule zählt zu den drei Modellschulen, die im Rahmen der Initiative „dein-

Hier entsteht ein Atrium, das als Außen-Klassenzimmer und zugleich als Pausenraum dienen soll.

Schulhof“ von der DUH und der Stiftung Lebendige Stadt ausgewählt worden sind. Im kommenden Schuljahr wird sich auch auf dem Außengelände der Buchenbergschule in Bad Doberan und der Hans-Fallada-Schule in Berlin viel tun. Jede Modellschule erhielt 20.000 Euro Fördermittel für die Umgestaltung. (sw) ■ Projektpartner:

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THEMEN

Auch ein Jahr nach Bekanntwerden der Abgasmanipulationen bei Volkswagen verschmutzen hunderttausende Dieselfahrzeuge deutsche Innenstädte. Weil Bundesverkehrsminister Dobrindt weiterhin wegsieht, hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) eigene Abgasmessungen durchgeführt. Die Ergebnisse sind erschreckend. ■

von Daniel Hufeisen

m 18. September 2015 löste sich der von Automobilindustrie und Politik herbeigeredete Mythos vom sauberen Diesel in Luft auf. Oder besser gesagt in abgasverseuchten Rauch. Die DUH hatte seit Jahren immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass beim Realbetrieb von Diesel-Pkw deutlich höhere Schadstoffemissionen auftreten, als der Grenzwert erlaubt. Verantwort-

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liche Politiker hatte sie deshalb immer wieder zum Handeln aufgefordert. Der Abgasskandal brachte anfangs nur das Unternehmen Volkswagen in den USA in Erklärungsnot. Durch Messungen der DUH war jedoch bald klar, dass praktisch alle Hersteller von Diesel-Pkw bei der Abgasreinigung betrügen. Damit sind sie für tausende Todesfälle und zehntausende Erkrankungen verantwortlich.

Vom Labor auf die Straße Im Frühjahr 2016 – knapp sechs Monate nach Bekanntwerden des Abgasskandals – gründete die DUH das „Emissions-Kontroll-Institut“ (EKI). Ziel ist es herauszufinden, ob die Fahrzeuge wie vorgeschrieben auch unter normalen Fahrbedingungen – also außerhalb des Labors – die Abgasvorschriften einhalten. Mit mobilen


THEMEN

Körperverletzung mit Todesfolge Trotz dieser offensichtlichen Missstände hält Verkehrsminister Dobrindt wichtige Messergebnisse seiner Behörde weiterhin unter Verschluss und gibt sich mit freiwilligen Serviceleistungen der Hersteller zufrieden. Deren Wirkung aber ist gleich Null. Für DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch zeigt der Diesel-Abgasskandal Züge einer „organisierten Kriminalität“. „Es geht nicht um die Verfehlungen einzelner Ingenieure in den jeweiligen Konzernen, sondern um ein ganz offensichtlich zwischen den Herstellern abgesprochenes Verhalten, eine nur kurzzeitig wirksame Abgasreinigung zu verbauen, um Kosten zu sparen – mit voller Kenntnis der katastrophalen Folgen für die Gesundheit von Millionen Menschen.“ Resch wirft den Konzernchefs der Autoindustrie vorsätzliche Körperverletzung mit Todesfolge in vielen tausend Fällen und der Bundesregierung Beihilfe vor.

Fahrverbote für Diesel werden kommen

Geräten (englisch: Portable Emission Measurement System, kurz PEMS) untersuchen Mitarbeiter der DUH unter Anleitung des Verkehrsexperten Axel Friedrich den Ausstoß von Stickoxiden (NOx) und Kohlenstoffdioxid (CO2). Inzwischen hat die DUH umfangreiche Straßenmessungen an Pkw der Euronorm 6 verschiedenster Hersteller vorgelegt. Der Schwerpunkt lag auf den TOP 30 der meistverkauften aktuellen Diesel-Modelle. Gemessen wurden aber auch Benziner und Benzin-Hybride. Die Ergebnisse: 33 von 36 gemessenen Diesel-Fahrzeugen überschreiten die Stickoxid-Grenzwerte auf der Straße. Teilweise stießen sie neunmal mehr giftiges NOx aus als erlaubt.

Die DUH kämpft weiter für saubere Luft in deutschen Städten. Gegen den Widerstand einer Industrie, die ihren Profit über das Wohl der Menschen stellt und gegen Politiker, die sich mit den Autobossen verbrüdern. Zur Zeit geht die DUH in 16 Verfahren juristisch ge-

» Die Autobosse betreiben vorsätzliche Körperverletzung mit Todesfolge in vielen tausend Fällen. « Jürgen Resch, DUH-Bundesgeschäftsführer

gen zuständige Behörden in vier Bundesländern vor. Anfang September konnte sie einen bahnbrechenden Etappensieg erringen. Wegen Überschreitung der Luftqualitätswerte in der Landeshauptstadt Düsseldorf hatte die DUH gegen das Land Nordrhein-Westfalen geklagt – und bekam jetzt Recht. Anfang September erklärte das Verwaltungsgericht Düsseldorf, man könne nicht auf die Einführung einer Blauen Plakette durch den Gesetzgeber warten. Fahrverbote für Dieselfahrzeuge seien so schnell wie möglich auszusprechen. Das rechtliche Instrument dafür gibt es schon – in Form des Einfahrverbotszeichens mit einem Zusatzschild, welches das Einfahrverbot für Dieselfahrzeuge regelt. Während es sich Herr Dobrindt auch ein Jahr nach Dieselgate immer noch auf dem Beifahrersitz der Autohersteller gemütlich macht, handelt die DUH. Sie wird weiter Abgasmessungen auf der Straße durchführen und vor Gericht für das Recht auf saubere Luft kämpfen. Hier erfahren Sie mehr über die Abgasmessungen der DUH: http://l.duh.de/eki

Die DUH misst die Abgase von Pkw im echten Fahrbetrieb.

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THEMEN

Fluch und Segen zugleich Ein Stoff, der das Stickige in seinem Namen trägt, ist eng mit unserer Atemluft verknüpft. Auch für das Artensterben spielt er eine immense Rolle. Stickstoff in schädlichen Verbindungen zählt zu den größten Umweltbedrohungen unserer Erde. ■

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hne das große N geht gar nichts auf unserem Planeten. Der Buchstabe steht in der Chemie für Stickstoff, ein wandelbares Element. Als Luftstickstoff atmen wir ihn ein; seine Abkömmlinge – die Stickstoffverbindungen – sind Grundbausteine des Lebens, zum Beispiel für die Erbsubstanz DNA oder für Proteine, aus denen Körpergewebe wie Muskeln und Haut aufgebaut sind. Doch diese Stickstoffverbindungen sind Fluch und Segen zugleich: Einerseits lebenswichtige Nährstoffe, andererseits aber auch gefährliche Schadstoffe.

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von Jutta Kochendörfer und Doreen Volsdorf

Wann wird Stickstoff zum Problem? In der Natur sind reaktive Stickstoffverbindungen ein kostbares und knappes Gut. Erst durch den Menschen gelangt immer mehr reaktiver Stickstoff in die Umwelt und dieser Überschuss schädigt Böden, Gewässer, Artenvielfalt, Klima und die menschliche Gesundheit. Allen voran sind Tierhaltung und synthetische Düngemittel die Quellen schädlicher Stickstoffverbindungen. Zu etwa zwei


THEMEN

Dritteln trägt die Landwirtschaft zum Stickstoffüberschuss weltweit bei. Als vor etwa hundert Jahren ein industrielles Verfahren entwickelt wurde, um aus Luftstickstoff Mineraldünger herzustellen, ahnte man wohl kaum, dass dies kein purer Segen ist. Nicht allein synthetische, sondern auch organische Dünger wie Gülle, Mist und Kompost belasten Böden, Wasser und Luft. Bei jeder Düngung spielt der Pflanzennährstoff Nitrat (NO3) eine Rolle. Ein Zuviel an Nitrat schadet den Lebensräumen empfindlicher Tier- und Pflanzenarten. Niederschläge schwemmen das wasserlösliche Salz aus den Böden in Flüsse, Seen und Ozeane. Mancherorts sind Grund- und Oberflächenwasser so stark nitratbelastet, dass die Grenzwerte überschritten werden: Hier ist die Trinkwasserversorgung in Gefahr. In stickstoffreichen Böden bilden Mikroorganismen Lachgas (N2O) – einen Klimakiller, der die Ozonschicht zerstört und den Schutz vor ultravioletter Strahlung mindert. Auch Ammoniak (NH3) entweicht aus reich gedüngten Böden. Das stechend riechende Gas ist giftig und wirkt als Vorläufersubstanz von sekundärem Feinstaub äußerst folgenschwer. Einmal freigesetzt, verbindet sich Ammoniak in der Luft mit anderen Gasen – hierbei entstehen Feinstaub-Partikel. Sie erhöhen das Risiko für Herzkreislaufund Atemwegserkrankungen, reduzieren die Lungenfunktion und verursachen Krebs. Das Umweltbundesamt geht davon aus, dass in Deutschland seit 2007 jedes Jahr durchschnittlich 45.300 vorzeitige Todesfälle durch Feinstaub verursacht werden.

Wer befeuert das Stickstoff-Problem? Neben der Landwirtschaft, aus der über 65 Prozent des Stickstoffüberschusses kommen, liefern Verkehr, Industrie- und Energiewirtschaft sowie Abfall- und Abwasserbehandlung einen Anteil von jeweils zehn bis fünfzehn Prozent. Durch sämtliche Verbrennungsprozesse verursacht der Mensch schädliche Stickstoffverbindungen. Wo Kohle verstromt wird, Öl und Erdgas in der Industrie oder in Haushalten brennen, wo Autos, Schiffe oder Lkw fahren, verbindet sich das N mit dem O: Stickstoff

und Sauerstoff reagieren zu Stickoxiden (NO und NO2) und gefährden unsere Gesundheit und unser Klima. Das aggressive Stickstoffmonoxid (NO) verätzt die Atemwege und blockiert den für den Sauerstofftransport lebenswichtigen roten Blutfarbstoff. Für die hohen NO2-Belastungen in vielen deutschen Städten sind vor allem Dieselfahrzeuge verantwortlich. Doch auch die Nutzung von Biomasse als Energieträger trägt zum Stickstoffüberschuss bei.

Uns geht’s ums Ganze! Die Politik hat bislang kaum dafür gesorgt, dass die bestehenden Gesetze zur Stickstoffminderung eingehalten werden. Daher begrüßen wir das Vorhaben von Umweltministerin Hendricks, eine nationale Stickstoffminderungsstrategie zu entwickeln. Die DUH fordert Maßnahmen in allen Sektoren, um den Stickstoffkreislauf wieder in ein umweltverträgliches Gleichgewicht zu rücken. Nur durch gemeinsame Anstrengungen kann dies gelingen. Aus Sicht der DUH müssen Instrumente, Grenzwerte und Verfahrenstechnologien angepasst und weiterentwickelt, vor allem aber auch angewendet werden.

Darf’s ein halbes Schnitzel sein? Jeder kann helfen, den Stickstoffüberschuss zu mindern. Immer wenn wir die Fleischportion halbieren, wenn wir Pflanzliches statt Eier und Milchprodukte essen, wenn wir Lebensmittelabfälle vermeiden, unsere Mobilität umweltschonend gestalten oder Wärme und Strom bewusst und effizient nutzen, entlasten wir das unheilvolle Geschehen rund um das große N. ■ Förderer:

Bild links: Keine grüne Tinte, sondern Algenblüte in der Ostsee: Im Sommer kommt es bei Nährstoffüberangebot im aufgewärmten Wasser zur massenhaften Vermehrung von pflanzlichem Plankton.

Der Mensch verursacht einen Stickstoff-Überschuss Klimaerwärmung, Schädigung der Ozonschicht Lachgas (N2O)

Lachgas (N2O) Stickoxide (NOx) Ammoniak (NH3) Grafik: DUH (Quelle: Bundesamt für Umwelt BAFU, Schweiz)

Ammoniak (NH3) Ammonium (NH4)

Verbrennungsprozesse Stickoxide (NOx)

Gesundheitliche Schäden durch Stickoxide, Feinstaub und Ozon in Bodennähe

Landwirtschaft

Landlebensräume Ammoniak (NH3) Verlust von Biodiversität an Land und in Gewässern

Nitrat (NO3)

Abwasser und Müll Nitrat (NO3)

Nitrat (NO3)

Lebensraum Meer

Fließgewässer und Seen Grundwasser

Sinkende Trinkwasserqualität

Überdüngung welt 3/2016

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THEMEN

auf Pump

Noch nie hat die Menschheit so verschwenderisch gelebt wie heute. Wasser-, Energie- und Rohstoffverbräuche steigen immer weiter an. Am gewaltigen Ressourcenhunger haben vor allem Supermärkte und Drogerien einen bedeutenden Anteil. Sie fördern eine Wegwerfgesellschaft, die die Ressourcen von morgen verschwendet. ■

von Laura Holzäpfel

E

r kommt immer früher – der Tag, an dem die Erde alle ist. Am Welterschöpfungstag sind die natürlichen Ressourcen, die die Erde innerhalb eines Jahres regenerieren kann, aufgebraucht. Seit diesem Tag bis zum Jahresende leben wir also auf Pump. Von dem, was eigentlich der Zukunft gehört. Eigentlich. Denn trotz erschöpfter Welt machen wir einfach

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weiter wie zuvor. Autofahren, einkaufen, duschen. Als wäre nichts passiert. Dieses Jahr fiel der Earth Overshoot Day, wie er international heißt, bereits auf den 8. August. Premiere! Noch nie waren wir schneller im Verbrauchen von Ressourcen. 2015 reichte der rechnerische Vorrat immerhin noch eine Woche länger, bis zum 13. August.

Plastiktüten, Folien, unnötige Verpackungen In unserem Alltag bedienen wir uns an den Regalen von Supermärkten und Drogerien. Windeln für die Kleinen, Häppchen für den Abend mit Freunden, Haustierfutter in Dosen. Die Verpackungen für all diese Dinge verursachen Tag für Tag unglaublich viel Müll. 17,1 Millionen Tonnen Verpackungsmüll fallen jährlich in Deutschland an. Gigantische Mengen, die falsch entsorgt auch in Seen, Flüssen und Ozeanen landen. Wie viel Plastikmüll in unseren Ozeanen schwimmt, lässt sich selbst vom Weltraum aus erkennen. Der große pazifische Müllstrudel ist zwei Mal größer als Deutschland. Die Meere ertrinken in unserem Abfall.


THEMEN

20 Prozent weniger gehen schon heute

Öko-Etikett für Lebensmittel?

Laut einer Studie des Wuppertal Instituts ist ein deutlich effizienterer Umgang mit Ressourcen bereits heute möglich. Denn es gibt sie bereits, die umweltverträglicheren Alternativen. Ein Anfang wäre der Umstieg auf Getränke in Mehrwegflaschen, unverpacktes Obst und Gemüse, Verpackungen aus Recyclingmaterial, komprimierte Deodorants oder konzentrierte Waschmittel. Allein der Wille zur Umsetzung fehlt, wie eine aktuelle Studie der DUH belegt: Ressourcenschutz spielt im Handel kaum eine Rolle. Doch Ignoranz können wir uns schon längst nicht mehr leisten. Was wir brauchen sind Strategien mit konkreten Zielen und Maßnahmen. Und auch der Kunde braucht die Information dort, wo er sich entscheidet – am Regal.

Einen Vorstoß machte Anfang September Bundesumweltministerin Barbara Hendricks. Der Vorschlag: Lebensmittel und Elektrogeräte, die besonders viele oder seltene Ressourcen verbrauchen, sollen ein zweites „Preisschild“ bekommen. Im Falle von Lebensmitteln würde der Kunde dann auf einem gesonderten Etikett darüber informiert, dass beispielsweise Rindfleisch aus Massentierhaltung besonders viele Ressourcen in der Herstellung benötigt. Wirklich interessant wird dieser Vorschlag allerdings erst, wenn aus der Idee auch eine Pflicht wird. Und wenn nicht nur das Produkt, sondern auch der Ressourcenverbrauch der Verpackung mit abgebildet würde. Dann erst sehen wir den wahren Preis unseres Konsums. Einen Preis, den wir schon längst nicht mehr selbst zahlen können und ihn ungefragt unserer Zukunft aufbürden. Für eine Gegenwart auf Pump. ■

Grafik: Pietro Bruni

Die Herstellung all dieser Produkte und Verpackungen frisst wertvolle Ressourcen. Supermärkte und Drogerien haben einen enormen Einfluss auf diesen verschwenderischen Umgang. Sie bestimmen, was in ihren Regalen landet. Bei ihren Eigenmarken können sie darüber hinaus ganz allein über Herstellung, Präsentation und Verpackung entscheiden. Die Deutsche Umwelthilfe fordert mit der Kampagne „Weniger ist mehr – Schluss mit dem Müll“ ein Ende der Verpackungsflut. Die DUH-Petitionen an den Discounterriesen Lidl und den Drogerie-Marktführer dm haben hunderttausende Verbraucher unterzeichnet weil sie spüren, dass etwas gewaltig schief läuft. Dabei könnte bereits heute und ohne große Probleme Abhilfe geschaffen werden.

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MAGAZIN Moorfröschen und kleinen Ahornsprösslingen, aus denen mal stattliche Baumriesen werden“, sagt Marion bei türkischer Linsensuppe und Bockwurst. Sie und neun andere Leser des Nordkuriers hatten bei einem Preisausschreiben der Zeitung mitgemacht und den Tagesausflug gewonnen. Wem die Wanderfüße glühten, der freute sich vor allem auf den letzten Programmpunkt des Tages. Mit zwei Solarbooten ging es die Peene hinauf. „Hier verbirgt sich ein wahres Idyll“, erklärt Günther Hoffmann von Abenteuer Flusslandschaft, einem Netzwerk von Anbietern, das sich um naturverträglichen Tourismus im Peenetal bemüht. „Mit etwas Glück bekommt man in der Abenddämmerung Biber, Fischotter und auch Eisvögel zu sehen. Das Peenetal kann mit seinen vielen seltenen Tierund Pflanzenarten durchaus mit klassischen Safaris mithalten.“ Tatsächlich präsentierte sich das Peenetal an diesem Tag im schönsten Sommerkleid und entließ die Gruppe mit vielen neuen Eindrücken in den lauen Abend. (lh) ■ Dieser Ausflug fand im Rahmen des Krombacher Artenschutz-Projektes statt, das mit 1,8 Millionen Euro Erlös den Schutz heimischer Arten unterstützt. Für ihre Naturschutzarbeit hat die Deutsche Umwelthilfe über 870.000 Euro aus dem Projekterlös bekommen.

■ NATURSCHUTZ

Dem Schreiadler auf der Spur Im Norden Deutschlands, am wilden Stettiner Haff, da gibt es ihn noch: den Schreiadler. In den Baumkronen von Stieleichen und Rotbuchen zieht er seine Jungen auf. Im Rahmen des Krombacher ArtenschutzProjektes machen sich die DUH, der NABU und zehn naturbegeisterte Gäste auf seine Spur.

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is auf den moosbewachsenen Waldboden reichen die Sonnenstrahlen an diesem heißen Augusttag. Mit Wanderschuhen an den Füßen und fernglasbehängt trifft sich die kleine Gruppe mit Stefan Schwill im Naturschutzgebiet Karlsburger und Oldenburger Holz in Mecklenburg-Vorpommern. Als Naturschutz-Experte der DUH und des NABU kennt sich Stefan Schwill bestens aus im 422 Hektar großen Naturschutzgebiet. Er weiß, wie man sie erkennt. Die Adler, die alle hier beobachten wollen. „Achtet vor allem auf die stark gefiederten Handschwingenspitzen“, erklärt Schwill gleich zu Beginn und breitet seine Arme mit den

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Ellenbogen nach oben gestreckt aus. „Anders als beim nur wenig kleineren Bussard sind die Flügel leicht nach unten gebogen. Das ist die typische Flügelform des Schreiadlers im Segelflug. Die kann man von unten gut erkennen.“ Dann geht sie los, die Reise ans Haff.

Mit dem Solarboot auf der Peene Nach zwei Stunden Waldwanderung kehrt die Gruppe am Ufer der Peene ein. Die ausgesprochen seltenen Schreiadler flogen zwar nicht, doch gab es vieles andere zu entdecken. „Es ist schön zu sehen, dass es noch solche beeindruckenden Naturwälder gibt. Mit

■ ARTENSCHUTZ

Feuersalamander willkommen

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n die Quellbäche im Thüringer Wald soll die Natur zurückkehren. Die DUH unterstützt die Naturstiftung David hier bei einem Projekt, das dem Feuersalamander und anderen Bachbewohnern hilft. In den Bachtälern sollen Fichten entfernt und durch standortgerechte Gehölze ersetzt werden. Denn Fichtennadeln sind keine geeignete Nahrung für Wasserorganismen. Auch Wanderhindernisse in Fließgewässern will man beseitigen. (jk) ■ In Deutschland ist der Feuersalamander Lurch des Jahres 2016.


MAGAZIN ■ NATURSCHUTZ

Wildnis ist die bessere Alternative In der Lausitz hat die Braunkohleförderung eine lange Tradition. Vor 1989 wurde das „braune Gold“ hier in großen Mengen abgebaut, nach der Wende gingen die Fördermengen zurück. Danach haben seltene Arten das menschenleere Gebiet erobert – doch nun droht die Sanierung.

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ls nach der Wende in der DDR der Bedarf an Braunkohle als Energieträger sank, wurden im Lausitzer Revier viele Tagebaue geschlossen. Zurück blieben Tagebaurestlöcher und Kippen – die Bergbaufolgelandschaften. Charakteristisch für sie ist eine mosaikartige Struktur von Lebensräumen. Trockene und feuchte Standorte wechseln sich hier ab: Magerrasen, nährstoffarme Rohböden, Tümpel und Bergbauseen mit Steilböschungen. „Dies macht die Landschaft für viele bedrohte Arten interessant, die in der Kulturlandschaft kaum noch überleben können“, erklärt Ulrich Stöcker, Leiter Naturschutz der DUH. Auf den Rohböden leben Wechselkröte und der Wiener Sandlaufkäfer. Auch die Sandstrohblume findet geeignete Stand-

» Auf den Sperrflächen der Lausitz gibt es ein enormes Entwicklungspotential für Wildnis. Wir wollen die Politik davon überzeugen, der Natur hier ihren Lauf zu lassen. «

orte. Die Tagebauseen sind Schlafplätze für Tausende Kraniche und Wildgänse.

gen Boden mit Rüttelmaschinen zu verdichten. Die sanierten Flächen sollen anschließend als Acker, Grünland und Forst dienen. Auch Straßen und Schifffahrtswege sollen entstehen – dafür möchte das Land Sachsen bis zu einer Milliarde Euro Bundesmittel einwerben. „Auf den Sperrflächen der Lausitz gibt es ein enormes Entwicklungspotential für Wildnis. Wir wollen die Politik davon überzeugen, der Natur hier ihren Lauf zu lassen“, erklärt Stöcker. Nach seiner Einschätzung brauchen weder die heimische Wirtschaft noch der Tourismus solche Verkehrswege. „Ob Land- und

Sinnloses Sanieren

Mehrere Tausend Hektar Wildnis retten

Seit die Pumpen in den Tagebauen ruhen, ■ Wir möchten das Land Sachsen von einer naturfreundlichen bahnt sich ansteigenLösung überzeugen, die zugleich kostengünstiger ist: Die aus des Grundwasser wieSicht des Naturschutzes wertvollsten Gebiete, die wirtschaftlich der seinen eigenen ohnehin schlecht nutzbar sind, sollen dauerhaft gesperrt bleiWeg. Auf manchen ben. Am Rand sollen Aussichtspunkte errichtet werden, damit Flächen verflüssigt ein nachhaltiger Naturtourismus die Wirtschaft in der Region belebt – und das alles für einen Bruchteil der anvisierten eine sich der Boden, was Milliarde Euro Steuergelder. seit 2010 bereits geDie Chancen stehen gut! Wir müssen sie nutzen und mögwaltige Erdrutsche lichst zügig geeignete Wildnisentwicklungsgebiete in der und Grundbrüche Lausitz definieren. Bitte unterstützen Sie uns dabei mit Ihrer zur Folge hatte. Die Spende oder einer Fördermitgliedschaft! Denn nur mit durchLausitzer und Mitteldachten und wirtschaftlich tragbaren Vorschlägen werden wir deutsche Bergbaudie wichtigen Partner in der Region Verwaltungsgesellüberzeugen können. ■ schaft sperrte daraufhin große Areale, um Personen- und Sachschäden zu verhindern. Über 30.000 Hektar Bergbaufolgeflächen sind in der Forstwirtschaft auf den sanierten Flächen Lausitz nicht befahr- oder begehbar. Um Fuß fassen werden, ist äußerst fraglich. sie entsprechend den Vorgaben des BergDenn die Bodenverhältnisse bleiben unrechts wieder nutzbar zu machen, wäre günstig“, erklärt der DUH-Naturschutzes notwendig, das wieder ansteigende experte. „Die Steuergelder könnte man Grundwasser abzuleiten und den sandiwoanders sinnvoller einsetzen.“ (jk, gs) ■

ns! u e i S n e f l e h Bitte

Ulrich Stöcker, DUH

Dynamischer Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten.

Birken in einem neu entstandenen See.

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MAGAZIN ■ LEBENDIGE FLÜSSE

Die Natur hat viel zu bieten Seit Jahrhunderten versucht der Mensch, Bäche und Flüsse zu kontrollieren. Dabei geht einerseits wertvolle Natur verloren und andererseits führen FlussVerbauungen oftmals gar nicht zu der ersehnten Sicherheit vor Hochwasser.

erspart. Zudem entlasten feuchte Wiesen und Wälder das Klima, indem sie Kohlendioxid binden. Nicht zuletzt tut die Natur auch dem Menschen gut: Spaziergänger, spielende Kinder, Kanufahrer und Angler genießen die Nähe zum lebendigen Nass.

Der Kampf gegen Hochwasser-Katastrophen Schneeschmelze, starke Regenfälle und Hochwasser gehören zum natürlichen Jahreslauf. Zur Katastrophe werden sie dort, wo der Mensch dem Fluss zu nahe kommt. Wenn sich schlammiges Flusswasser über Siedlungen, Straßen und Industriegebiete ergießt, drohen schwere Schäden. Auenbereiche mit solch einer Nutzung brauchen Schutz vor Hochwasser. Lange Zeit galten Deiche und Flutmauern, künstliche Vertiefungen des Fließgewässers, Talsperren und Rückhaltebecken als wichtigste Maßnahmen. Doch sie alle stören den Naturhaushalt massiv und sind nachweislich eine Ursache für das Artensterben. Wo Nebengerinne an den Zuflüssen verloren gegangen sind und der Fluss in ein gerades Bett gezwängt wurde, birgt dies weitere unselige Folgen: Jede Flutwelle wird hö-

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as Kanalisieren und Betonieren hat eine lange Tradition. Vor etwa 200 Jahren hat man in Mitteleuropa begonnen, Flusslandschaften systematisch umzugestalten. Es galt, unwirtliche Sümpfe trocken zu legen und fruchtbares Schwemmland für Äcker zu gewinnen. Man begradigte Flüsse und vertiefte die Fahrrinnen für Schiffe. Hinzu kamen Bauwerke wie Deiche, Flutmauern und Talsperren. All diese Eingriffe prägen heute das Gesicht unserer Flüsse. Sabrina Schulz, DUH-Projektmanagerin im Naturschutz sagt: „Ein Umdenken ist an der Zeit. Wir sollten die Natur als produktive Kraft einbinden, denn sie hat so viel zu bieten.“

Ein Fluss ist ewig jung Wo Flüsse frei fließen dürfen, gestalten sie die Landschaft. Ökologen bezeichnen dies als Eigendynamik. Sie lässt ein einzigartiges Mosaik von Lebensräumen entstehen: Stillbereiche im Fluss, in denen die Larven von Fischen heranwach-

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sen; Kiesinseln, die von Pionierpflanzen wie Rohrglanzgras oder bestimmten Knöterich-Arten erobert werden; steile Abbruchkanten, in denen der Eisvogel nistet; Stromtalwiesen, die in jedem Frühjahr überflutet sind. Lässt man die Natur gewähren, siedeln sich in feuchten Uferbereichen nach und nach Weiden, Erlen und Eichen an – ein Auwald entsteht. All diese Lebensräume, die ein Fluss kreiert, sind keine dauerhaften, sondern verjüngen sich stetig. „Jede Pfütze ist kostbar“, weiß Schulz. Denn jedes kleine Biotop, das ein Fluss schafft, dient Tieren und Pflanzen als Heimat. Dank der Vielzahl an unterschiedlichen Lebensraum-Typen auf engem Raum, sind naturnahe Flusslandschaften ein einzigartiger Hotspot für Arten: Zwei Drittel aller Lebensgemeinschaften Mitteleuropas brauchen intakte Auen. Ein Fluss mit natürlicher Aue hat sogar noch mehr zu bieten: Er liefert durch seine Ufersedimente filtriertes Wasser, das Trinkwasservorräte auffüllt und den Meeren ungesunde Nährstofffrachten

Während der Paarungszeit wirbt der Moorfrosch-Mann mit einem intensiven Blau um Aufmerksamkeit. Der WaldGelbstern kommt im Auwald oder entlang von Bächen vor.


MAGAZIN

Wo steile Uferbereiche vorhanden sind, baut der Eisvogel seine Brutröhre.

» In der Flussaue dürfen wir nicht länger bis ans Ufer pflügen und düngen oder gar neue Häuser bauen. «

ten ökologischen Zustand der Flüsse und Bäche fordert. Dass Natur- und Hochwasserschutz zusammengehen können, belegen gelungene Projekte: die Deichrückverlegung in der Lenzener Elbtalaue, die Wiedervernässung eines Polders im Nationalpark Unteres Odertal oder das hessische Naturschutzgebiet KühkopfKnoblochsaue am Rhein. All diese Bei-

spiele zeigen: Die naturnahe Aue nimmt Hochwasser auf und bremst den Abfluss, wobei insbesondere großflächige Auwälder hervorragend wirken. Gleichzeitig kehren Bekassine, Fischotter und Moorfrosch zurück. Und die Menschen lädt die Natur zum Verweilen ein. Sabrina Schulz begleitet ein Projekt des Landes Thüringen an der Weißen Elster, einem Nebenfluss der Saale. Hier soll ein Altgewässer wieder mit dem Hauptarm verbunden werden. Zukünftig soll der Fluss an diesem Abschnitt seinen Lauf selbst gestalten dürfen. Die DUHProjektmanagerin will mit Landnutzern, Fachleuten aus dem Wasserbau, Vertretern aus Naturschutzverwaltung und -verbänden sowie Anwohnern sprechen und hofft, dass demnächst an der Weißen Elster die Bagger für die Natur arbeiten. (jk) ■ Förderer des Netzwerks „Lebendige Flüsse“:

Sabrina Schulz, DUH

her und sie gelangt auch schneller in den Unterlauf. Eine Hochwasserwelle im Rhein fließt heute in 23 Stunden von Basel nach Karlsruhe – 1955 brauchte sie noch 64 Stunden für dieselbe Strecke. Hinzukommt: Das Unterhalten und Sanieren der technischen Hochwasserschutz-Einrichtungen ist teuer.

Ein Umdenken hat begonnen „In der Flussaue dürfen wir nicht länger bis ans Ufer pflügen und düngen oder gar neue Häuser bauen. Wir müssen mehr und mehr Deiche zurückverlegen und gleichzeitig die Natur am Fluss wieder zulassen“, erklärt Schulz. Sie spricht von einem großen, ganzheitlichen Ansatz: Der ökologische Hochwasserschutz müsse an möglichst vielen Flussabschnitten umgesetzt werden. „Denn dann haben wir eine kumulierende Wirkung in puncto Hochwassersicherheit.“ Schulz kennt allerdings auch die Hürden. Es gilt, die diversen Zuständigen aus Städten, Kreisen und Bundesländern für die Idee zu gewinnen. Denkt man an die Elbe, die aus Tschechien kommt und in Deutschland sieben Länder durchfließt, wird klar, wie ehrgeizig der Ansatz ist. Auf politischer Ebene wächst die Zustimmung zum Gewässerschutz, zumal das EU-Recht bereits bis 2015 einen gu-

■ SCHULEN FÜR LEBENDIGE FLÜSSE

Lernort Weiße Elster

„W

ie stelle ich mir einen Lebendigen Fluss vor?“ Diese Frage zog sich durch das Programm der beiden DUH-Schüler-Camps in Oelsnitz an der Weißen Elster. Die 11- bis 15-Jährigen aus verschiedenen Schulen tauchten jeweils vier Tage lang in die Praxis ein. Sie untersuchten die Gewässergüte der Weißen Elster, besuchten die Talsperre und halfen bei einem Arbeitseinsatz. Zu einem Ge-

wässer-Thema ihrer Wahl erarbeiteten sie in Gruppen kleine Präsentationen für die übrigen Camp-Teilnehmer. Insgesamt nahmen rund 100 Jugendliche das Angebot wahr. Beim Bootfahren und am Lagerfeuer entstanden viele neue Freundschaften und alte wurden aufgefrischt. (jk) ■ Förderer:

Keine trockene Lernerei: Hier werden Gewässereigenschaften erforscht.

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MAGAZIN ■ BIOLOGISCHE VIELFALT ZIERPFLANZEN & BIOLOGISCHE VIELFALT

Tipps für Verkäuferinnen & Verkäufer

Gärtnern mit Blick aufs große Ganze

ZIERPFLANZEN

Tipps für Verk

& BIOL BIIOLOGIS OGI CHE

VIELFALT

äufeerrinn innen & Verkäufe

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Ein schöner Garten braucht Pflege. Damit das Wissen über gesunde Gartenparadiese und biologische Vielfalt sich verbreitet, hat der Global Nature Fund (GNF) an einer Fachbroschüre für das Verkaufspersonal der Gartenbranche mitgewirkt.

Marienkäfer, Igel und Zauneidechse sind gern gesehen in unseren Gärten. Die tierischen Gäste bereichern den Garten, denn sie helfen im Kampf gegen Schädlinge. Laufkäfer beispielsweise halten Kohlfliegen, Erdflöhe und Kartoffelkäfer in Schach, sogar Schnecken und deren Eier vertilgen sie. Der Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel lohnt sich, denn dann fühlen sich die nützlichen Helfer im Garten wohl. Wer entsprechende Nisthilfen anbietet, lädt Vögel und die als Bestäuber nützlichen Wildbienen ein. Als naturliebender Hobbygärtner wird man auch bei der Bekämpfung von sogenanntem Unkraut Alternativen zu Gift suchen. Im Gemüse- oder Blumenbeet ist frühzeitiges Hacken wichtig; auch Mulchen oder Abdecken mit Vlies hilft gegen unerwünschtes Grün. Auf Wegen, in deren Fugen und Ritzen sich Pflanzen zu sehr breit machen, kann ein Abflammgerät eingesetzt werden – idealerweise am helllichten Tag, denn abends sind die bodenbewohnenden Nützlinge aktiv.

Holt die Vielfalt in den Garten!

Zierpflanzen gehören nicht in die Natur: Die Herkulesstaude, auch Riesen-Bärenklau genannt, wurde einst als Schmuckpflanze eingeführt und hat sich in ganz Europa verbreitet. Sie muss nun vielerorts bekämpft werden.

Mit der richtigen Pflanzenauswahl kann der Gärtner vorbeugen: Gesunde kräftige Jungpflanzen, blattlausresistente Salate und robuste Rosensorten entwickeln sich vitaler. Natürlich muss auch der Standort zu den Ansprüchen der Pflanzen passen.

Der Handelsverband Heimwerken, Bauen und Garten e.V. (BHB) und der GNF haben Hinweise für die naturnahe Pflege von Hausgärten und Balkonpflanzen zusammengetragen. Darüber hinaus klären sie über die Verantwortung für die biologische Vielfalt auf. In einer Fachbroschüre richten sie sich an das Verkaufspersonal von Gartencentern und Baumärkten. Beispielsweise sollen deren Kunden zukünftig mehr über die Vorteile von Zier- und Gemüsejungpflanzen mit Ökosiegeln erfahren. Unter den Themen der Broschüre finden sich auch gebietsfremde Pflanzen – so genannte Neophyten, die für die Natur gefährlich werden können. Manche Neophyten breiten sich invasionsartig aus und bilden derart dichte Bestände, dass sie heimische Arten verdrängen. Dies gilt insbesondere für Teich- und Wasserpflanzen. Dem Beratungspersonal in der Gartenbranche liefert der Ratgeber wertvolles Wissen. Denn immer mehr Kunden haben den Wunsch, nachhaltig zu gärtnern. (sg, jk)

Die Broschüre kann bestellt werden bei: [email protected] und ist als Download erhältlich: www.globalnature. org/Informationsvermittlung

Förderer:

Marienkäfer sind Nützlinge. Die Käfer und ihre Larven halten Läuse in Schach. Ungefüllte Blüten bieten Hummeln und Bienen energiereichen Pollen (rechts).

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Herausgeber:


MAGAZIN

■ BEWUSSTER KONSUM

Wie nachhaltig ist das Fairphone 2? Die Produktion von Mobiltelefonen steht immer wieder in der Kritik. Es geht um schlechte Arbeitsbedingungen und rücksichtslosen Rohstoffabbau. Das Unternehmen Fairphone will es anders machen – mit Erfolg?

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nglaubliche Zahlen: Derzeit sind es über 7,3 Milliarden Mobilfunkanschlüsse weltweit. Damit gibt es auf dem Erdball erstmals so viele Handys wie Menschen. Beispiellos ist auch der Siegeszug des Smartphones. Über 1,8 Milliarden Nutzer wischen und streichen täglich über ihre Bildschirme. Unsichtbare Begleiter sind dabei die meist besorgniserregenden Produktionsbedingungen und der Raubbau an Mensch und Natur bei der Rohstoffgewinnung. Bis zu 60 verschiedene Stoffe, darunter bis zu 30 Metalle werden in einem Smartphone verbaut. Der Abbau der Rohstoffe findet dabei in einigen Fällen in Konfliktgebieten statt. Die Minenarbeiter schlagen unter oft menschenunwürdigen Bedingungen Gold, Zinn, Wolfram oder Coltanerz aus dem Fels. Vom Profit bekommen sie wenn überhaupt nur wenig ab. Der fließt in die Taschen der Anführer krimineller Gruppierungen. Vor allem in Zentralafrika trägt der rücksichtslose Abbau zusätzlich zur Zerstörung des Regenwalds bei.

Stunde setzte in der Elektronikbranche schon 2013 neue Maßstäbe. Das neue Fairphone 2 soll nun noch nachhaltiger sein. Die DUH und das Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM haben untersucht, ob diesem Anspruch Rechnung getragen werden kann.

Fairphone 2: Robust, langlebig, reparierbar Die Studie vom Juni 2016 untersucht die Aspekte verantwortlicher Rohstoffabbau, faire Arbeitsbedingungen, nachhaltiges Design, Lebenszyklus und Transparenz. Die überwiegende Mehrheit der befragten 48 Experten bewertete das Fairphone 2 als überdurchschnittlich nachhaltig und

langlebig, wobei insbesondere der modulare Aufbau wegweisend sei. Das Baukastenprinzip macht das Telefon individuell reparierbar und vermeidet so unnötigen Elektronikschrott. Auch konnte ein Fortschritt beim Rohstoffabbau erzielt werden: Das Fairphone 2 enthält mehr konfliktfreie Rohstoffe als sein Vorgänger. Insgesamt etwas schlechter schnitt das Fairphone 2 in der Befragung bei den Aspekten Schadstoffgehalt und Upgrade-Fähigkeit ab. Auch im Bereich der Arbeitsbedingungen wurde noch Verbesserungspotenzial gesehen. Fairphone B.V. beteiligt sich an einem Sozialfonds für das Wohlergehen der Arbeiter. Dieser soll sicherstellen, dass Überstunden bezahlt werden, die Arbeiter freie Tage bekommen und der Lohn dem chinesischen Mindestlohn von 126 Euro im Monat entspricht. Dieser gesetzliche Mindestlohn genügt allerdings auch in China kaum zum Leben, weshalb Fairphone B.V. langfristig ein höheres Lohnniveau anstrebt. Thomas Fischer, Experte für Kreislaufwirtschaft bei der DUH sagt: „In der IT-Branche ist die Entwicklung sozialer und ökologischer Standards ausgesprochen schwierig, da viele unterschiedliche Akteure an der Förderug, Verarbeitung und dem Einsatz dutzender Materialien beteiligt sind. Die Fairphone-Initiative hat neue Maßstäbe gesetzt und die ethisch vertretbare Produktion von IT-Geräten zum Thema gemacht. Auch wenn das Ziel, ein wirklich faires und nachhaltiges Smartphone herzustellen, noch nicht vollständig erreicht wurde, so hat das Projekt doch große Erfolge vorzuweisen und eine Signalwirkung für die gesamte Elektronikbranche.“ (lh) ■ Alle Ergebnisse der Studie der DUH und des IZM im Auftrag der Telekom Deutschland finden Sie unter: www.l.duh.de/fairphone2

„Grüne“ Smartphones Wie eine ökologische und ethisch vertretbare Produktion von Mobiltelefonen aussehen kann, darüber macht sich auch das niederländische Start-up Fairphone B.V. Gedanken. Das Fairphone der ersten

Das Baukastenprinzip des Fairphones vermeidet unnötigen Elektroschrott, da einzelne Module separat ausgetauscht werden können.

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MAGAZIN ■ KREISLAUFWIRTSCHAFT

Rückgabe: Energiesparlampe und Bauschaumdose Fernseher statt Ofen: Siegerfoto unseres Wettbewerbs von Jens Michael Steiner.

Alte Energiesparlampen und Bauschaumdosen enthalten kleine Mengen Schadstoffe. Deshalb müssen sie getrennt gesammelt und anschließend umweltgerecht entsorgt werden. Ob Händler diese auch zurücknehmen und wie sie Verbraucher darüber informieren, prüft die DUH regelmäßig nach.

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nser DUH-Testkäufer staunt nicht schlecht, als er die Erklärung des Baumarkt-Mitarbeiters empfängt: „Energiesparlampen sind Sondermüll und müssen deshalb genauso behandelt werden wie Plutonium.“ Als radioaktives Schwermetall hat Plutonium sicher nichts im Sondermüll zu suchen – allerdings dürfte das ein Problem sein, das im Alltag eher selten auftritt. Die umweltgerechte Entsorgung von Energiesparlampen, Leuchtstoffröhren und gebrauchten Bauschaumdosen (auch PU-Schaum-Dosen) hingegen ist für viele Verbraucher immer noch wenig transparent. Dabei müssen Händler laut Gesetz über die Rückgabemöglichkeiten informieren und sollten darüber hinaus professionell beraten und verbraucherfreundliche Sammelbehälter aufstellen. Wie gut Kunden im Baumarkt tatsächlich beraten werden, überprüft die Deutsche Umwelthilfe jedes Jahr im DUH-Service-Check deutschlandweit in 100 Baumärkten.

Mitarbeiterwissen: mangelhaft Um die Baumarktfilialen vergleichbar zu bewerten, setzen die DUH-Testkäufer verschiedene Kriterien an und bewerten, wie gut diese umgesetzt werden. Für vorbildlich angebrachte Hinweisschilder, professionell geschulte Mitarbeiter sowie eine problemlose und schnelle Rücknah-

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me erhalten Baumärkte fünf Sterne. Null Sterne erhalten Servicewüsten, in denen weder Schilder noch Mitarbeiter auf Rückgabemöglichkeiten hinweisen und eine Rückgabe nicht möglich ist. Die Ergebnisse für 2015 sind ernüchternd: Zwar konnte der Service-Check zeigen, dass der Handel auf bundesweiter Ebene ein weitgehend funktionierendes Rücknahmesystem für Bauschaumdosen aufgebaut hat. Wie bei Untersuchungen in den vergangenen Jahren stellte die DUH allerdings wieder deutliche Defizite bei der Information der Kunden über Rückgabemöglichkeiten fest. Im Schnitt erhielten die getesteten Baumarktfilialen nur zwei Sterne. Dabei wurden für Bauschaumdosen durchschnittlich drei und für Energiesparlampen zwei Sterne erreicht. (lh) ■ Die Ergebnisse aller getesteten Baumarktketten sowie einzelner Filialen finden Sie unter: www.duh.de/service_ check_baumaerkte.html Nicht überall wurde unser Team enttäuscht: Hagebau in Augsburg hat nachgebessert.

■ LUFTREINHALTUNG

Heizen mit Holz – Licht und Schatten Kaminofen und Co. sind mittlerweile die größten Feinstaub- und Rußquellen. Mit der Informationskampagne Clean Heat setzt sich die DUH deshalb europaweit dafür ein, Emissionen aus Holzfeuerung zu senken.

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eutschlands Holzfeuerungsanlagen stoßen mehr Partikel aus als der Verkehr oder Großkraftwerke. Damit schaden sie der menschlichen Gesundheit und dem Klima. Selbst moderne Kaminöfen produzieren mehr als 1000-mal so viel Feinstaub wie eine Gasheizung. Die DUH zeigt daher nicht nur emissionsarme Alternativen auf, sondern gibt auch Hinweise, wie man Holzöfen richtig beheizt. Doch was verbinden Menschen mit dem Thema „Heizen mit Holz“? Die DUH wollte es wissen und hat nach der vergangenen Heizsaison einen Fotowettbewerb ausgewertet. Eine Bildergalerie im Internet zeigt nun die kreativsten Beiträge, die oftmals Gemütlichkeit widerspiegeln. Zahlreiche Fotos und Zuschriften thematisieren aber auch negative Aspekte wie etwa die Rauchbelästigung durch Holzöfen in der Nachbarschaft. Auf der neuen Webseite haben wir für Sie Informationen zusammengetragen, was Sie in diesem Fall tun können. Außerdem finden Ofenbesitzer dort hilfreiche Tipps, wie der Schadstoffausstoß vermindert werden kann. (ph) ■

Bildergalerie und Praxis-Informationen: www.clean-heat.eu


MAGAZIN

DUHmarkt Über ihre DUH Umweltschutz-Service GmbH vertreibt die DUH Bücher, Broschüren und andere Materialien zur Umweltbildung. Eine kleine Auswahl stellen wir Ihnen hier vor.

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Das geheime Leben der Nachfalter Ein immerwährender Kalender mit zahlreichen brillanten NachtfalterFotos von Armin Dett.

Richtig heizen – so geht’s

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Wichtig: Ofenspezifische Informationen zur Handhabung verrät die Bedienungsanleitung!

Brennstoff Qualität des Holzes: Ein Wassergehalt von 15 bis 20 Prozent ist optimal. Kontrollieren Sie dies mit Hilfe eines Holzfeuchtemessgeräts. Nur Holz verfeuern, das nicht verschmutzt oder schimmelig ist. Lagern Sie das Holz gut belüftet und gegen Feuchtigkeit geschützt. Größe: Die Scheite sollten einen Durchmesser von ca. 6 bis 12 cm aufweisen. Kleinere Scheite nur zum Anheizen verwenden. Bei Pelletanlagen: Nutzen Sie Pellets der höchsten Güteklasse.

zeitloser Kalender das ideale Geschenk! Hochwertiges Notizbuch aus „Apfel-Papier“ Format DIN A5, mit Lesezeichen, Gummiband und festem Einband mit Einschubfach

Anzünden Professionelle Anzündhilfen verwenden: z.B. wachsgetränkte Holzwolle anstelle von Papier. Bei den meisten Anlagen empfiehlt sich das „Anzünden von oben“. Belüftung: Alle Luftklappen vollständig öffnen und Primärluft (Rostluft) erst schließen, wenn die Verbrennung in vollem Gange ist.

Das Papier für dieses Buch wurde aus italienischen Äpfel hergestellt: aus den Abfällen und Schalen der Apfelsaftproduktion. Ein wunderbares Beispiel dafür, wie man mit einer visionären Idee und hochmoderner Technik etwas erschaffen kann, das einfach schön ist und gleichzeitig die Umwelt schützt.

Nachlegen Wenn die sichtbaren gelben Flammen kurz vorm Erlöschen sind und noch ausreichend Glut vorhanden ist (meist ca. alle 30 Minuten). Ofentür langsam öffnen, um Rauch im Innenraum zu vermeiden. Nicht überladen! Saubere Verbrennung benötigt Sauerstoff: Luftzufuhr nicht schließen oder stark drosseln.

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Wartungszustand Asche und Ruß: Vollständig abgekühlt mit dem Hausmüll entsorgen. Schornsteinfeger: Regelmäßige Reinigung des Schornsteins. Ofen regelmäßig warten: Türdichtungen, Feuerraumauskleidung und Rost auf defekte Teile prüfen.

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MAGAZIN

Seit die russischen Streitkräfte aus Sperenberg abgezogen sind, verwildert das Gelände rund um den ehemaligen Tower des Flugplatzes.

■ KLIMASCHUTZ

Forschen für die Energiewende Wie kann es gelingen, von Beginn an mehr Akzeptanz und Transparenz bei Energiewende-Projekten zu schaffen? Dies untersucht die DUH am Beispiel des geplanten Multi-Energie-Kraftwerks im brandenburgischen Sperenberg.

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n Sperenberg, einem Dorf 40 Kilometer südlich von Berlin, planen Gemeinden und ein Projektkonsortium der Energiewirtschaft den Bau eines Erneuerbare Energien-Kraftwerks, das gleichzeitig innovative Speichertechnologien anwendet. Ein Windpark und Photovoltaik-Anlagen sollen Strom für 145.000 Haushalte herstellen. Um die Energie-Ausbeute aus Wind und Sonne optimal zu nutzen, wird das MultiEnergie-Kraftwerk Sperenberg (MEKS) in Spitzenzeiten überschüssigen Strom per Elektrolyse umwandeln. Die Energie wird dann in Form von Wasserstoff gespeichert; man bezeichnet ihn als „grünen Wasserstoff“, da er aus regenerativen Quellen stammt. Die fluktuierende Stromerzeugung zu verstetigen, ist noch immer eines der Kernprobleme der Energiewende. Speicher sind daher unverzichtbar. Mit dem sogenannten Wind-Wasserstoff will man in Sperenberg eine Schlüsseltechnologie und ihre Nutzungsmöglichkeiten in den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr erproben.

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DUH wirkt an einem Forschungsvorhaben mit In einem Verbundvorhaben ist die DUH Partnerin eines Konsortiums aus verschiedenen Forschungsinstituten und einer Universität. Sie erforscht hierbei Voraussetzungen für Akzeptanz und Transparenz bei Wind-Wasserstoffprojekten. In den letzten Jahren hat das DUH-Team Antworten auf viele Fragen zusammengetragen: Welche Akteure spielen im WindWasserstoffbereich eine Rolle? Welche Sicherheitsbedenken haben Bürger hinsichtlich der Wasserstoff-Technologie? Trägt die Herkunft des grünen Wasserstoffs zur Akzeptanz bei? Die Antwort-Theorien galt es anhand des MEKS-Projektes im Jahr 2016 einem Praxistest zu unterziehen. Als Standort hat das MEKS-Projektkonsortium das Gelände der ehemaligen Heeresversuchsanstalt Sperenberg ausgewählt. 95 Prozent der Fläche der historischen Militärliegenschaft werden laut Planern weiterhin unberührt bleiben. Die angrenzenden Gemeinden setzen sich für die Ansiedlung des Modellprojektes ein. Doch die Fläche beherbergt Lebensräu-

me von Rotmilan und Seeadler. Wird deren Schutz gewährleistet? Die Naturund Denkmalschutzakteure der Region fragen auch nach der Glaubwürdigkeit des Projektkonsortiums und den Interessen der befürwortenden Kommunen. Soll etwa unter dem Deckmantel eines „Demonstrationsprojekts“ lediglich ein neuer Windpark entstehen?

Den Weg für gegenseitiges Vertrauen bahnen Im Juni 2016 haben die DUH, die Kommunale Arbeitsgruppe und das Projektkonsortium einen ersten Fachdialog für Naturschützer und zwei öffentliche Bürgerveranstaltungen angeboten. Vor allem kritische Fragen zu Natur-und Denkmalschutz sollen möglichst früh in die Debatte einfließen und zu verbesserten Planungen beitragen. Ab Ende 2017 werden dann im Genehmigungsverfahren die verschiedenen Belange gegeneinander abgewogen. (jk, uv) ■ Förderer:


MAGAZIN ■ KOMMUNALER UMWELTSCHUTZ

Fit für den Klimaschutz Die DUH und ihre Projektpartner schulen kommunale Berater für neue Aufgaben. Denn sie sollen ab sofort Kommunen den Einstieg in den Klimaschutz bahnen.

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b eine Gemeinde ein Schulgebäude saniert, neue Fahrzeuge für die Verwaltung anschafft oder ein neues Baugebiet ausweist, immer entstehen auch Folgen für das Klima. Allerdings zählt Klimaschutz nicht zu den Pflichtaufgaben von Kommunen. Vor allem vielen kleinen bis mittleren Kommunen fehlen oft die finanziellen und personellen Kapazitäten, um den Klimaschutzprozess systematisch anzugehen. Um Städten und Gemeinden den Zugang zu externen Impulsen zu erleichtern, hat die Bundesregierung bereits 2013 ein Förder-Angebot eingerichtet: Sie bezuschusst eine Einstiegsberatung in den kommunalen Klimaschutz. Der Zuschuss kann über die so genannte Kommunalrichtlinie beantragt werden. Mitarbeiter der Verwaltung und Kommunalpolitiker erhalten so die Gelegenheit, mit Hilfe eines externen Beraters Verantwortlichkeiten für den Klimaschutz in ihrer Kommune festzulegen. Zudem identifiziert man gemeinsam konkrete, leicht umsetzbare Erstmaßnahmen. Hierbei wird man besonders die Kosten im Blick behalten und kann zunächst Klimaschutzaktivitäten anvisieren, die keine oder nur geringe Investitionen erfordern. Beispielsweise den Einstieg in das kommunale Energiemanagement,

um innerhalb der eigenen Liegenschaften über Energiesparen und -effizienz einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

Coaching kommunaler Klimaschutz Für Berater aus Energie- und Klimaschutzagenturen oder aus freien Büros ergibt sich damit eine neue Aufgabe, die über die rein fachliche Wissensvermittlung oder Planungsleistungen hinausgeht. Sie benötigen Know-how, wie man politische

Entscheidungsträger aus den Kommunen einbindet, wie Gesprächsrunden zielführend geplant und moderiert werden oder wie sich Prozesse vor Ort verstetigen lassen. Das Projekt „Coaching Kommunaler Klimaschutz“ bietet dazu eine umfassende Weiterbildung für Berater an. Wer als kommunaler Mitarbeiter – beispielsweise aus einer Kreisverwaltung – andere Kommunen berät, kann ebenfalls teilnehmen. Im Coaching-Projekt arbeiten das KlimaBündnis, das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (IFEU) und die Deutsche Umwelthilfe zusammen und entwickeln neben der Weiterbildung auch konkrete Arbeitshilfen, die Berater zur Vorbereitung und Durchführung ihrer Termine nutzen können. (jk) ■ Weitere Informationen: www.coaching-kommunaler-klimaschutz.de Förderer:

Hier wird eine Beratungssituation methodisch durchgespielt.

Foto: © bettinaflitner.de/Initiative „Mein Erbe tut Gutes.“

Termin

Was bleibt?

11 Persönlichkeiten zur Frage „Was bleibt?“ – Günter Grass, Friede Springer, Reinhold Messner, Anne-Sophie Mutter u.v.a.

Das Prinzip Apfelbaum. Ausstellungseröffnung in Köln Michael Horbach Stiftung Vernissage am 10. November um 18 Uhr

Anmeldung unter: [email protected] oder Tel. 07732 9995-0 Gäste der Deutschen Umwelthilfe erhalten bei der Vernissage den Bildband zur Ausstellung oder das Hörbuch als Geschenk. Die Ausstellung ist vom 11.11. bis 15.12.2016 in Köln zu sehen.

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MAGAZIN

■ HAND IN HAND-FONDS

Die Mango-Retter Weltweit bereitet ein kleines Insekt den Mango-Bauern große Sorgen. Wo die MangoFruchtfliege sich verbreitet, verderben viele Früchte noch vor der Ernte. In einem Pilotprojekt zeigt die Stiftung Biovision, wie man die Fliegen wirkungsvoll bekämpfen kann.

Ein Projektteam von Biovision und dem Insekten-Forschungsinstitut icipe in Nairobi hat ein Maßnahmen-Paket entwickelt, um die Mango-Kulturen gesund zu halten. Die Forscher haben herausgefunden, dass Schlupfwespen die Fruchtfliegen in Schach halten können. Die Wespen leben als Parasiten und werden zu Verbündeten der Bauern: Sie legen ihre Eier in die Brut der Mangoschädlinge; die Wespenlarven ernähren sich schließlich von der Fliegen-Nachkommenschaft.

Ein Kampf mit ausgeklügelten Methoden Allerdings stammen diese Schlupfwespen ursprünglich aus Asien und kommen in Kenia natürlicherweise nicht vor. Icipe züchtet die Wespen nun in großen Mengen und die Bauern lernen, sie in ihren Baumgärten anzusiedeln. Zusätzlich werden die Fruchtfliegen mit Duftfallen und umweltverträglichen Pestiziden bekämpft, die den Wespen nicht schaden, wenn sie gezielt eingesetzt werden. Außerdem müssen die Bauern ihre Kulturen ständig überwachen, die Größe der FruchtfliegenPopulationen beobachten und befallene Mangos konsequent entfernen. An drei Standorten in Kenia hat Biovision seit 2011 landwirtschaftliche Berater ausgebildet, die nun mehr als 1.600 Mangobauern unterstützen. Der Erfolg ist messbar: Nicht nur die Ernteausfälle wurden hier deutlich reduziert, sondern auch die Qualität der Früchte war besser. Im Vergleich zu Bauern, die mit konventionellen Mitteln gegen die Schädlinge kämpften, konnten die an dem Projekt teilnehmenden ihr Einkommen um fast die Hälfte steigern. (jk) ■

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üß und saftig – so lieben wir das leuchtend gelbe Fruchtfleisch der Mango. In tropischen Wäldern wächst die exotische Frucht als wildes Obst. Mittlerweile bauen sie viele Kleinbauern in Mittel- und Südamerika, im tropischen Asien und auch in Afrika als Kulturpflanze an. Denn die Mango-Produktion ist eine vielversprechende Einkommensquelle – der Export nach Europa und in die USA floriert. Umso schlimmer trifft es die Kleinbäuerinnen und -bauern, wenn die Ernte ausfällt.

Fruchtfliegen verursachen massive Schäden Von Asien wurden 2003 Mango-Fruchtfliegen auf den afrikanischen Kontinent eingeschleppt. Dort haben sie allerdings keine natürlichen Feinde und verbreiten sich rasant. Die Insekten legen ihre Eier unter die Mangoschale – die Früchte beginnen zu faulen. Von dem verdorbenen Fruchtfleisch ernähren sich dann die Maden. In Kenia verlieren die Bauern derzeit bis zu 80 Prozent der Ernte. Deshalb hat

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Das Insektenforschungsinstitut icipe wirkt an dem Projekt mit.

die Schweizer Stiftung Biovision hier ein Projekt gestartet, um die Mango-Fruchtfliege ohne Gifteinsatz zu dezimieren. Der Hand in Hand-Fonds hat finanzielle Mittel dazu beigesteuert.

Der Hand in Hand-Fonds ist eine gemeinsame Initiative von Deutscher Umwelthilfe und Rapunzel Naturkost für eine gerechtere Welt und lebenswerte Umwelt.

Mango-Bauern setzen Schlupfwespen-Larven frei.


MAGAZIN

■ ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT

Wasser ist ein großes Thema Ländlichen Gebieten in Entwicklungsländern fehlt oft der Zugang zu sauberem Trinkwasser. Technisch einfache, aber zuverlässige Lösungen sind gefragt. Der GNF will seine Wasserprojekte in Kolumbien deshalb weiter ausbauen.

Dörfer wie San Miguel de Sema gibt es viele in Kolumbien. Die Gemeinde liegt im ländlichen Raum, zählt etwa 250 Einwohner, eine Grundschule, eine weiterführende Schule mit 200 Schülern und eine Kirchengemeinde. Die Menschen hier verdienen nur wenig und längere Trockenperioden führen zu Wassermangel in der ganzen Region. Dennoch könnte San Miguel für andere Dörfer wegweisend sein, denn hier entstehen seit drei Jahren innovative Wasserprojekte.

Die Projektarbeit des Global Nature Fund wird unterstützt von:

Stiftung Ursula Merz

Ohne Chemie geht es auch Die Mitarbeiter der kolumbianischen Naturschutzorganisation Fundación Humedales und des Global Nature Fund (GNF) sind gute Bekannte. Im Sommer 2013 bauten die beiden Organisationen in San Miguel gemeinsam einen Grünfilter für die Reinigung von Abwasser. Seither dient der Grünfilter als Modellanlage: Er erfreut sich zahlreicher interessierter Besucher und wurde in den Nachbardörfern bereits nachgebaut. Im Juni 2015 wurde die Anlage mit einem Umweltpreis ausgezeichnet. Doch mit dem Grünfilter waren nicht alle Probleme gelöst: Die rund 500 Dorfbewohner und Schüler mussten sich weiterhin mit Grundwasser aus einem Brunnen versorgen, das neben Eisenverbindungen auch zahlreiche Keime, insbesondere E. coli Bakterien, enthielt. Immer wieder erkrankten die Menschen heftig. Im Jahr 2016 starteten die Fundación Humedales und der GNF deshalb ein zweites Pilotprojekt in der Gemeinde und installierten eine mehrstufige Wasseraufbereitungsanlage. Ähnlich wie der Grünfilter benötigt die Anlage keine Chemikalien. Das Brunnenwasser wird über mehrere Filtrationsstufen und in einem elektrochemischen Prozess gereinigt.

Felipe Valderrama von der Fundación Humedales war auch diesmal an der Umsetzung vor Ort maßgeblich beteiligt. Ihn haben die einfache Wartung der Anlage, der geringe Strombedarf und die hervorragende Reinigungsleistung überzeugt. Von Ralph Eckart, Projektleiter des Anlagenherstellers Arisu GmbH, erhielt Valderrama eine genaue Einweisung in den Funktionsablauf und die Wartung. Dank einer über das Mobiltelefon gesteuerten Anlagenüberwachung ist Valderrama stets auf dem Laufenden, was Durchlaufmenge, Stromverbrauch und Status der UV-Behandlung betrifft. Ersatzteile und Verbrauchsmaterialien wie Aktivkohle liegen in San Miguel bereit und können bei Bedarf ausgetauscht werden.

GNF will weiter helfen Derzeit bereitet der GNF ein weiterführendes Wasserprojekt in Kolumbien vor, denn der Bedarf an dezentralen Lösungen für eine Trinkwasserversorgung im ländlichen Raum ist immens. Beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat er hierfür einen Antrag eingereicht. In San Miguel de Sema freut man sich schon heute über das wachsende öffentliche Interesse. (aw) ■ Hauptförderer:

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Unbekannte Tierart

Großer Feuerfalter

Per Ameisen-Taxi in den Bau: So manche Art aus der Familie der Bläulinge mehr zu bieten, als die wunderschönen Flügelfarben. hat noch weit meh ■ von Melanie Fessler

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n Mitteleuropa gibt es über übe b r 140 Bläuling-Arten. Doch entgegen des Familiennamens sind längst nicht alle blau gefärbt, die Flügeloberseiten kommen auch schon mal braun, violett und orange daher. Die Unterseiten der Falter haben oftmals ein Punktmuster, das bei der Artbestimmung hilft. Männchen und Weibchen vieler Bläuling-Arten weisen einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus auf, das heißt, Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen sind deutlich zu erkennen.

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LLeuchtendes Le ucht uc hte ende de es Or O Orange ran a Zur Familie Famili lie der Bläulinge Bläu gehört auch gefärbte Große Feuerfalder orangerot gefärb ter. Das Männchen präsentiert sich mit prachtvoller rotoranger Färbung an Vorder- und Hinterflügeln, letztere weisen einen schwarzen Fleck auf. Die Flügel des Weibchens tragen ein weniger strahlendes Orange und zeigen mehrere schwarze Flecken. Die blaugraue Flügelunterseite ist für beide Geschlechter typisch. Der Große Feuerfalter ist auf feuchten Wiesen, in Auenbereichen und Niedermooren zu finden.

Die Eier legt das Weibchen Anfang Juni auf säurearmen Ampferpflanzen ab. Die Raupen schlüpfen nach fünf bis zehn Tagen und fressen auf der Unterseite des Blattes ein typisches Muster. Schließlich verpuppen sie sich, danach folgt die Lebensphase als erwachsenes Tier: Etwa bis Ende Juli fliegt die erste Generation der Falter. Im Süden Deutschlands entwickelt sich im Laufe eines Jahres eine weitere Generation. Zum Überwintern rollen sich die Raupen in Blätter ein, die Falter schlüpfen nach der Verpuppung im Mai des Folgejahres.


Unbekannte Tierart

Hierzulande kommt der Große Feuerfalter vor allem im Nordosten und im Südwesten vor. Er gilt nach der Roten Liste für Deutschland als stark gefährdet. Wo Landschaft entwässert, die Landwirtschaft intensiviert und extensiv genutztes Grünland aufgegeben wird, sind seine Lebensräume verloren.

Zusammenarbeit der besonderen Art Viele Bläuling-Arten gehen eine ganz besondere Beziehung zu Ameisen ein, von der beide Seiten profitieren – der Fachbegriff dafür lautet Myrmekophilie. Ein Beispiel sind Wiesenknopf-Ameisenbläulinge. Ihre Eier legen die Weibchen ausschließlich auf dem Großen Wiesenknopf ab. Die Raupen durchlöchern und fressen den Blütenkopf, dann beginnt ein kleines Naturschauspiel: Die Raupen lassen sich von den Blättern fallen und locken durch ein chemisches Signal Knotenameisen an. Sie wiederum schleppen die Raupen in ihren Bau und füttern sie während der Winterzeit mit einem Futtersekret oder -brei. Dieser Service ist nicht ganz uneigennützig: Die Ameise liebt das zuckerhaltige Sekret, welches die Raupe absondert. Doch die Beziehung ist nicht von Dauer. Denn während seines Aufenthalts nährt sich der unersättliche Gast heimlich an der Ameisenbrut. Hat die Raupe genug gefressen, verpuppt sie sich im Ameisenbau und sucht als geschlüpf-

ter Schmetterling dann schnell den Weg ins Freie, um einem Angriff der Ameisen zu entgehen.

Ziemlich wählerisch Auch der Silbergrüne Bläuling gehört zur selben Familie. Während das Männchen dem Namen entsprechend in drei Farben schillert, ist das Weibchen eher braun gefärbt. Die Art braucht Kalkmager- oder Sandtrockenrasen. Ihre Raupen fressen fast ausschließlich Hufeisenklee, nur an ganz wenigen Orten in Brandenburg und Sachsen laben sie sich auch an der Bunten Kronwicke. Auch dieser Bläuling lebt myrmekophil. Er profitiert als Lohn für seinen süßen Saft vom Schutz der Ameisen gegen Parasiten. Der Silbergrüne Bläuling verschwindet als eine der ersten Arten, wenn Flä-

chen intensiver genutzt werden. Wachsen durch Düngung vermehrt stickstoffliebende Kräuter und Gräser, verdrängen diese die Raupenfutter- und Nektarpflanzen des anspruchsvollen Bläulings. Deshalb gilt dieser Schmetterling als wichtiger Indikator für typische und artenreiche Magerrasen. ■

Steckbrief: Bläulinge (Lycaenidae) Verwandtschaft: Die Familie der Bläulinge gehört zu den Schmetterlingen. Weltweit sind über 5.000 Arten bekannt, in Deutschland sind ca. 50 Arten heimisch.

Viele Bläuling-Raupen leben myrmekophil mit Ameisen zusammen. Zum Auftakt schleppt die Ameise die Raupe in ihren Bau (oben). Für Wiesenknopf-Ameisenbläulinge ist der Wiesenknopf unentbehrlich (links). Die artenreiche Pflanzenwelt der Magerrasen ist die Heimat vieler Bläulinge (unten links). Silbergrüner Bläuling auf Skabiose (unten).

Aussehen und Größe: Die Flügeloberseiten der Männchen sind meist blau gefärbt. Die Unterseiten der Flügel tragen ein artspezifisches Muster. Die Flügelspannweite erreicht 24 bis 50 Millimeter. Entwicklung und Fortpflanzung: Das Tier durchläuft eine vollständige Metamorphose. Nach der Paarung legt das Weibchen seine Eier an ganz bestimmten Pflanzen ab. Die Raupen schlüpfen nach ein paar Tagen und fressen bis zur Verpuppung. Aus der Puppe schlüpft ein Schmetterling. Viele BläulingRaupen leben mit Ameisen zusammen. Lebensraum, Gefährdung und Schutz: Viele Arten von Bläulingen gelten in Deutschland als gefährdet und viele sind auf eine spezielle Futterpflanzenart angewiesen. Intensive Bewirtschaftung, Beweidung, Düngung und falsches Mahdregime gefährden die ursprünglichen Pflanzengesellschaften und damit die Nahrung. Da Bläulinge eine enge Habitatbindung aufweisen, ist der Schutz und Erhalt des jeweiligen Lebensraums von höchster Bedeutung.

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chon früh hat Sabrina Schulz Gewässer als liebenswerte Orte zu schätzen gelernt. Als Kind stand sie oft bis zum Bauchnabel im Moder der Kirchwerder Wiesen nahe Hamburg und suchte nach Schwimmkäfern und Moderlieschen. Sie pirschte durchs Ufergehölz, pilgerte zu Flüssen und Bächen und streifte durch die Auen. Aus der Leidenschaft für das Element Wasser wurde im Laufe der Zeit ihr Beruf.

S

Ein Gewinn für alle Seit 2014 unterstützt die Kulturwissenschaftlerin und Geografin das inzwischen neunköpfige Naturschutzteam der DUH. Sie leitet das Projektbüro in Erfurt und entwickelt für die DUH Modellprojekte für Fließgewässer in Thüringen, die für ganz Deutschland Vorbild sein können. Als Bindeglied vernetzt Schulz die lokalen, regionalen und bundesweiten Akteure und bringt ihre Expertise in Fachtagungen ein. Sie steht im regelmäßigen Dialog mit Projektpartnern, tauscht sich

Mit Leidenschaft im Einsatz für lebendige Flüsse Im Arbeitsalltag von Sabrina Schulz geht es lebendig zu. Seit 2014 setzt sie sich für den Schutz von Flusslandschaften ein. Dabei geht es nicht nur um den Naturschutz, sondern auch um Sicherheit vor Hochwasser.

gegen einen Tag in der Natur. Dann schlüpft sie in ihre Gummistiefel, um die Projektgebiete zu besuchen. Gemeinsam mit den Projektpartnern prüft sie, wie an Straßen tödliche Gefahrenquellen für den bedrohten Fischotter beseitigt werden können und wo die Natur an den Fluss zurückgeholt werden kann. Derzeit liegen ihre Arbeitsschwerpunkte im ökologischen Hochwasserschutz. Sie will die Menschen dafür gewinnen, Hochwasserschutz-Vorhaben so zu gestalten, dass das Leben an Flüssen und Auen nicht nur sicherer, sondern auch lebendiger wird. Sie weiß, wie wichtig dafür der Austausch mit den Menschen vor Ort ist. Bürger und Be-

triebe leben mit „ihrem“ Fluss. In Gesprächen vermittelt Sabrina Schulz Wissen über das Ökosystem und seinen Wert für Natur und Mensch. Ihre Faszination für den Lebensraum Fluss, die sie in jungen Jahren entdeckt hat, gibt sie heute bei der Bildungsarbeit an Kinder und Jugendliche weiter. Sie entwickelt Unterrichtsmaterialien und plant lehrreiche Ausflüge. Bei gemeinsamen Streifzügen durch die Uferlandschaften werden dann alle zu Forschern und lernen, warum lebendige Flüsse und Auen für das Überleben der Tier- und Pflanzenwelt wichtig sind. Damit setzt Schulz bei der Generation an, die später von einer intakten Natur profitieren wird. (akm) ■

Umweltden Wasserflöhen, einer hotter-Nachmittag mit en) und ring Thü tz chu Sabrina Schulz beim Fisc urs nd für Angeln und Nat rba (Ve NT VA des e upp bildungsgr . Artenschutz Thüringen) der AAT (Arbeitsgruppe

mit Politikern zu aktuellen Gesetzgebungsverfahren aus und gibt den Aspekten, die aus Naturschutz-Sicht wichtig sind, eine starke Stimme. Dabei sieht sie sich auch immer wieder mit unterschiedlichen Interessenslagen konfrontiert. Mit einem besonderen Feingefühl nimmt sie Stimmungen und Sorgen wahr und behält alle Perspektiven im Blick. In ihrem vielseitigen Arbeitsalltag tauscht sie den Bürostuhl auch immer wieder

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Menschen für Natur

Ein letzter Gruß weist in die Zukunft

IMPRESSUM Zeitschrift für Mitglieder und Förderer der Deutschen Umwelthilfe e.V. und des Global Nature Fund

Mit Spenden statt Kränzen setzte das seit 50 Jahren bestehende Familienunternehmen Oberland M&V ein Zeichen und ehrte den verstorbenen

Herausgeber: Deutsche Umwelthilfe e.V.,

Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell Tel.: 07732 9995-0, Fax: -77

Unternehmensgründer Wilhelm Franz Götz. Dafür dankt die DUH ganz

[email protected], www.duh.de

herzlich.

V.i.S.d.P.: Jürgen Resch

Redaktion: Laura Holzäpfel (lh), Daniel Huf-

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deenreichtum und Weitblick avancierten den Visionär aus Süddeutschland zu einem der führenden Produzenten für Mehrweg-Flaschenkästen in Europa. Als erster Kastenhersteller entwickelte Wilhelm Götz 1982 den heute handelsüblichen Modulkasten, der dank veränderter Kastenaußenmaße erstmals passgenau auf eine Europalette gestapelt werden konnte. Von den Frachtvorteilen dieses aufeinander abgestimmten Duos von Kasten und Palette profitieren Umwelt und Wirtschaft heute immer noch. Ebenso erdachte der Unternehmer aber auch Ideen zum Nutzen der Verbrau-

cher. Ende der 90er Jahre führte er in die Getränkebranche den tragefreundlichen Mäandergriff ein, der sich seither unveränderter Beliebtheit erfreut. Nachhaltigkeit und Innovation sind die Werte, denen sich auch die Nachfolger in zweiter und dritter Generation verpflichtet haben. Beständige Produktoptimierung begründet heute ihre preisgekrönte Effizienz in der Mehrwegbranche, um Kreislaufwirtschafts- und Mehrwegsysteme noch attraktiver, umwelt- und verbraucherfreundlicher zu machen. Darin wirkt auch der Geist des Unternehmensgründers fort. (ab) ■

eisen (dh), Jutta Kochendörfer (jk)

Autoren:

Annette Bernauer (ab), Melanie Fessler (mf), Sebastian Gardt (sg), Patrick Huth (ph), AnnKathrin Marggraf (akm), Gaby Schneider (gs), Doreen Volsdorf (dv), Ulrike Voss (uv), Almut Weis (aw), Silke Wissel (sw)

Gestaltung: Claudia

Kunitzsch, Patricia Lütgebüter ter GmbH, Bönnigheim

■ Druck: ProWach-

Anzeigen: Michael

Hadamczik; es gilt die Anzeigenpreisliste 2016 ■

Verlag und Vetrieb: DUH Umweltschutz-

Service GmbH, Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell

Gedruckt auf 100 % Recycling-Papier

Heftpreis: 1,50 Euro

Spendenkonto:

Bank für Sozialwirtschaft Köln IBAN: DE45370205000008190002 SWIFT/BIC: BFSWDE33XXX Deutsche Umwelthilfe und Global Nature Fund

Termine

werden von zahlreichen Förderern finanziell unterstützt. Die Artikel der DUHwelt geben nicht in jedem Fall die Meinung der Förderer wieder.

■ Wildnis in der Stadt:

■ Bildnachweis: Titel: Montage DUH, Fotos: Maxi-

Tagung in Frankfurt/Main am 4. November 2016

milian Geiß/DUH (Menschen) und olando/Fotolia.com (Auspuff); S. 3: Astrid Busch; S. 4: DUH (o), Peter Radke/

Die DUH lädt Vertreterinnen und Vertreter von Kommunen und andere Interessierte ein, über die Zukunft von wilder Natur mitten im urbanen Deutschland zu diskutieren. Vier Modellstädte sowie weitere Wildnisakteure verschiedener Fachrichtungen werden über Erfahrungen berichten. Mit der Tagung am 4. November 2016 schließt die DUH ihr Projekt „Wildnis in der Stadt“ ab. Sie hat die Städte Arnsberg, Berlin-Spandau, Gelsenkirchen und Leipzig bei der Entwicklung und bürgernahen Kommunikation wilder Stadtnatur über zwei Jahre begleitet. (sw) ■

Programm, Informationen und Anmeldung: www.duh.de/stadtwildnis.html

LMBV (m.), focus finder/Fotolia.com (u); S. 5: G. Filipov (o), Fairphone B.V. (m), mikejungwirth/Fotolia.com (u); S. 6: Sonja Birkelbach/Fotolia.com; S. 7: vrstudio

Förderer:

(o), kyslynskyy (u)/beide Fotolia.com; S. 8: DUH (o), Heike Kirsten (u), DUH (r); S. 9: C. Gräfling (o), Gerhard Fuchs (u); S. 10: SZ-Design/Fotolia.com;

Schnell holt sich die Natur stillgelegte Gleisanlagen zurück.

S. 11: DUH; S. 12: ESA; S. 13: Grafik: DUH (Quelle: Bundesamt für Umwelt BAFU, Schweiz); S. 14: Sascha Krautz/DUH; S. 15: Pietro Bruni, helloo.org; S. 16: Peter Wernicke (o), Vitalii Hulai (u); S. 17: Otto Hahn/hahn-film.de (o), DUH (m), Peter Radke/ LMBV (u); S. 18: Silvio Heidler (o, m), By Cptcv/CC BY-SA 2.5, via Wikimedia Commons (u); S. 19: Silvio Heidler (o), Constanze Albrecht (m), Ines Wittig (u); S. 20: pixabay; S. 21: Fairphone B.V.; S. 23: Björn Wylezich/Fotolia.com (o), DUH (u); S. 22/23: Jens Michael Steiner; S. 24: G. Filipov; S.25: Junggeburth/DUH; S. 26: Peter Lüthi/Biovision; S. 27: Ralph Eckart/Arisu GmbH; S. 28: scarlet61/Fotolia.com; S. 29: tom_i/Fotolia.com (o); David Richard Nash (m), Schmutzler-Schaub/Fotolia.com (Bläulinge un-

■ Naturschutztage am Bodensee 2017

ten), Günter Fischer/Naturfoto-Online.de (u.l.); S. 30: Constanze Albrecht (o), Karsten Schmidt (Fischotter-

Vom 5. bis 8. Januar 2017 finden in Radolfzell wieder die traditionsreichen Naturschutztage statt. ■ Das Programm finden Sie ab November unter: www.naturschutztage.de

Nachmittag mit den Wasserflöhen, einer Umweltbildungsgruppe des VANT (Verband für Angeln und Naturschutz Thüringen) und der AAT (Arbeitsgruppe Artenschutz Thüringen) (m, u); S. 31: Suntken/DUH

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‚‚Alles, was ein Mensch auf dieser Erde geschaffen hat, hat nur Fortbestand, wenn es von anderen belebt und weitergetragen wird.

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Fotos: © bettinaflitner.de/Initiative „Mein Erbe tut Gutes.“ (Messner); suteracher/fotolia.de (Landschaft)

Reinhold Messner, Bergsteiger und Buchautor

Gestalten Sie die Zukunft! Der kostenlose Testamentsratgeber zeigt, wie Sie über Ihr Leben hinaus wirken können.

Lebendige Erinnerung Ihr Testament für die Natur Legat für die Natur Deutsche Umwelthilfe e.V.

Die Deutsche Umwelthilfe ist Mitglied der Initiative „Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum.“

Fordern Sie ihn kostenlos und unverbindlich an.

Deutsche Umwelthilfe e.V. Fritz-Reichle-Ring 4 | 78315 Radolfzell Tel.: 07732 9995-0 | Fax: 07732 9995-77 E-Mail: [email protected] | www.duh.de

Spendenkonto Bank für Sozialwirtschaft Köln IBAN: DE45 3702 0500 0008 1900 02 SWIFT/BIC: BFSWDE33XXX

Ihre Ansprechpartnerin Annette Bernauer Tel.: 07732 9995-60 E-Mail: [email protected]


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