IM-Affäre Werner Söllner :
Bespitzelung bis in den letzten Vers

Lesezeit: 6 Min.
Niemandem geschadet? der Schriftsteller Werner Söllner
Ist es angemessen, dass der als Spitzel der Securitate enttarnte Schriftsteller Werner Söllner von allen Seiten in Schutz genommen wird? Der Schriftsteller Richard Wagner zeigt am eigenen Beispiel, in welchem Ausmaß ihm durch Söllners Spitzeltätigkeit geschadet wurde.

Kaum war der aus Rumänien stammende Lyriker Werner Söllner in München als IM tagungsöffentlich geworden, traten auch schon die Verteidiger auf den Plan, die Freunde. „Was er getan hat, ist wirklich vergleichsweise marginal, zum Teil absolut lächerlich“, sagte die Schriftstellerin Eva Demski der Deutschen Presse-Agentur. Und weiter: „Es gibt in diesem ganzen Emigrantenzirkel wahrscheinlich keinen einzigen Engel mit schneeweißen Flügeln.“ Gerhard Mahlberg wiederum, der Demskis „Emigrantenzirkel“ gut kennt, fand in einem Kommentar im Hessischen Rundfunk zu dem erstaunlichen Satz: „Es wäre besser gewesen, hätte Werner Söllner der Securitate keine Informationen geliefert, doch dann hätte Ceausescus Rumänien ein anderes Land sein müssen und der verletzliche, erpressbare junge Schriftsteller ein anderer Mensch.“ Hinzu kommt der beinahe akademische Einwand unseres alten Freundes Gerhardt Csejka im „Tagesspiegel“: Er wolle es nicht glauben, bis er nicht Handschriftliches vor Augen habe.

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