Airport Stuttgart: Ein Platz zum Chillen

Airport Stuttgart
Ein Platz zum Chillen

Zum Bier in die Kneipe war gestern. Vier junge Württemberger genießen ihren Feierabend im Endanflug des Stuttgarter Flughafens. Sie sind damit zwar nicht allein, haben das Projekt aber mit Campingtisch, Klappstühlen und Bluetooth-Box optimiert.

Ein Platz zum Chillen
Foto: Lars Reinhold

Ein Eurowings-320 kündigt sich mit einem entfernten Rauschen an, nachdem er einige Minuten nur am gleißenden Punkt des Landescheinwerfers zu erkennen war. Er wird größer und größer und donnert schließlich in geringer Höhe über vier Kerle hinweg, die mit Campingtisch, Klappstühlen, Musikbox und ein paar Bier 30 Meter vor dem Zaun des Stuttgarter Airports sitzen. Ein kurzer Blick nach oben, zustimmendes Nicken, dann klirren die Flaschen. Prost!

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Es ist eine kuriose Szene, die sich direkt unter dem vorvorletzen Mast der anflugbefeuerung der Piste 25 des Flughafens abspielt. Die vier Jungs sind aber nicht etwa Spotter, die mit der Kamera auf die Jagd nach Flugzeugmotiven gehen. "Das ist einfach ein schöner Platz, um sich zu treffen", sagt Paul, der mit seinen Kumpels Lukas, Jannick und Simon regelmäßig hierher kommt. "Es ist billiger, als irgendwo in einer Bar was trinken zu gehen, man stört niemanden und kann nebenbei Flugzeuge gucken. Völlig entspannt alles."

Während die Jungs ihre Geschichte erzählen, donnert ein Canadair Regional Jet der Kranich-Cityline über uns hinweg. Er klingt anders, irgendwie hysterischer als der 320. Ob es die Geschäftsleute an Bord eilig haben, nach Hause zu kommen?

Allein sind Paul, Lukas, Jannick und Simon indes nicht. Noch zahlreiche andere Spaziergänger bleiben stehen und beobachten, wie die Airliner in geringer Höhe kurz vor dem Aufseten über sie hinweg fliegen. Kinder drücken die Nase durch den Flugplatzzaun und rufen erstaunt aus, wenn die Räder die Piste berühren und dabei eine Qualmwolke aufsteigt.

So gewöhnlich und allgegenwärtig die Luftfahrt heutzutage auch sein mag, hat sie sich dennoch einen Hauch Faszination bewahrt. Und, zugegeben, selbst als Pilot mit mehr als 1000 Starts und mehreren hundert Stunden bleibt man stehen und guckt nach oben, und sei es nur, um zu schauen, wie sauber der Kollege im Cockpit seinen Anflug hinlegt, wie viel "Bumsfaktor" seine Landung hat und genießt anschließend den Sound der Triebwerke, die im Schubumkehr-Modus aufheulen. Begeisterung für Luftfahrt, nur auf einer anderen, aber keineswegs besseren Ebene.

Luftfahrt verbindet. Nicht nur Regionen und Kontinente, sondern auch völlig verschiedene Menschen. Das zeigt sich kaum irgendwo besser, als im Endanflug eines Airports, nur wenige Meter vor dem Flugplatzzaun. Und vielleicht lohnt es sich gerade hier, mit jenen ins Gespräch zu kommen, die sich für alles mit Flügeln und Rotoren interessieren, und darauf hinzuweisen, dass man das Fliegen auch selbst lernen kann – auf dem kleinen Flugplatz, nur wenige Kilometer entfert.