Die Formel 1-WM bekam dieses Jahr ein neues Gesicht. Seit dem GP Miami hat Red Bull mindestens einen ernsthaften Gegner. Und seit dem GP Spanien ist der McLaren-Mercedes das beste Auto im Feld. Auf Rennstrecken wie Barcelona, Silverstone, Budapest oder Zandvoort kann sich McLaren eigentlich nur selbst schlagen.
Langgezogene, mittelschnelle Kurven sind das Revier der Papaya-gelben Autos. Und für alle anderen Teams ist dieser Typ Rennstrecke das Schreckgespenst. Lando Norris hängte Max Verstappen auf eine Runde im Qualifying um 0,356 Sekunden ab. Über 72 Runden war er im Schnitt um 0,316 Sekunden schneller.
Red Bull experimentiert mit Setups
Red Bull begann in Zandvoort mit der Suche nach dem Fehler und schickte beide Autos mit unterschiedlichen Setups ins Rennen. Ferrari rechnete sich auf seiner Angststrecke wenig aus und überraschte sich selbst mit einem Podestplatz. Das Auto war auf die Distanz besser als auf eine Runde. Bei Mercedes war es umgekehrt. Am Samstag gut, am Sonntag in der Reifenfalle. Der Verdacht geht um, dass vielleicht doch das jüngste Upgrade eine Rolle spielt.
Alle anderen Teams hatten nichts zu bestellen. Das zeigt sich schon am Rückstand von mindestens einer Runde. Aston Martin brachte beide Autos in die Top-Ten der Startaufstellung, aber mit Mühe nur ein Auto in die Punkteränge. Pierre Gasly hatte Fernando Alonso jederzeit im Griff. Das war nicht automatisch ein Kompliment für das Auto. Esteban Ocon im zweiten Alpine verschwand in der Versenkung.
1. McLaren
McLaren ist die neue Macht der Formel 1. Mit besseren Starts hätte es sogar einen Doppelsieg geben können. Piastri fuhr 65 der 72 Runden in schlechter Luft und hatte nicht den Topspeed zum Überholen. Norris war souverän. Die größte Ohrfeige für die Konkurrenz war die schnellste Rennrunde im letzten Umlauf. Mit Reifen, die schon 42 Runden auf der Lauffläche hatten.
2. Red Bull
Red Bull sucht den Fehler. Und zwar die Entwicklungsstufe des RB20, mit der die Ingenieure falsch abgebogen sind und die Fahrzeugbalance über Bord ging. Außerdem wurden Experimente mit dem Setup durchgeführt. Verstappen fuhr mit viel, Perez mit wenig Abtrieb. Das zeigt, wie groß die Not ist.
3. Ferrari
Ferrari hat Probleme auf Rennstrecken mit langgezogenen, mittelschnellen Kurven. Wenn das Auto um die Längsachse rollt und die Vorderräder eingeschlagen sind, geht offenbar zu viel Abtrieb verloren. In der Qualifikation fehlten Ferrari neun Zehntel. Im Rennen sah es besser aus. Ferrari machte am Sonntag alles richtig: das Setup, die Strategie, das Reifenmanagement.
4. Mercedes
Nach einem Vergleichstest am Freitag setzte Mercedes ab Samstag an beiden Autos wieder das Upgrade ein, das in Spa aus dem Verkehr gezogen wurde. Schon am Samstag waren die Autos problematisch. Die Hinterreifen wurden zu heiß. Das führte im Rennen zu erhöhtem Reifenverschleiß. Jetzt stellt man sich die Frage: War es das Upgrade oder das Setup?
5. Aston Martin
Nach der Qualifikation konnte Aston Martin zufrieden sein. Alonso und Stroll stellten die grünen Autos auf die Startplätze sieben und neun. Doch das Rennen wurde zur Enttäuschung. Alonso schaffte es mit Müh' und Not auf den zehnten Platz. Trotzdem schaute er den gesamten Grand Prix über in den Auspuff von Gaslys Alpine.
6. Toro Rosso
Toro Rosso hatte sich mehr ausgerechnet, auch wenn Zandvoort nicht die Sahnestrecke des VCARB01 ist. Schon in der Qualifikation schaffte es nur ein Auto ins Q2. Im Rennen versuchte man es mit zwei Strategien. Keine führte zum Ziel. Aston Martin, Alpine und Haas waren schneller.
7. Haas
Das Wetter machte den Ingenieuren einen Strich durch die Rechnung. Der neue Frontflügel ist eine Verbesserung, aber nicht so signifikant, wie es die Daten vermuten ließen. Die Startplätze waren enttäuschend. Doch im Rennen erwachte der Haas. Hülkenberg hatte den Speed für die Top-Ten und hätte es mit einem späteren Boxenstopp wohl auch dorthin geschafft.
8. Alpine
Gaslys zehnter Startplatz und der neunte Rang im Rennen erweckten den Eindruck, als wäre Alpine ein Sprung nach vorne gelungen. Und das auf einer der schwierigsten Strecke im Kalender. Doch bei Alpine konnte keiner sagen, warum es bei Gasly so gut lief. Ocon beschimpfte sein Auto als "unfahrbar".
9. Williams
Das Upgrade des Williams FW46 war eine B-Version. Und sie führte sich mit dem achten Startplatz von Albon auch gleich gut ein, obwohl Sargeant mit seinem Horror-Crash die Truppe stark beschäftigte. Die Disqualifikation am Samstag beruhte auf einem internen Messfehler. Der Unterboden war vorne drei Millimeter breiter als er sein durfte.
10. Sauber
Sauber versinkt immer tiefer im Elend. Bottas und Zhou landeten sowohl nach der Zeitenjagd am Samstag als auch im Rennen auf den letzten beiden Plätzen. Mit einem Rückstand, der erschrecken muss. Bottas fehlten drei Zehntel zum Weiterkommen, Zhou 1,4 Sekunden. Im Rennen wurden die beiden Sauber-Piloten je zwei Mal überrunden. Ihre Autos fraßen die Reifen.