Verstappen fordert besseres Auto: "Darf ich nicht frustriert sein?"

Verstappen fordert besseres Auto
„Darf ich nicht frustriert sein?“

GP Ungarn 2024

Max Verstappen setzte große Hoffnungen in das Technik-Upgrade des RB20. Doch auch der letzte Entwicklungsschritt hat die Erwartungen des Weltmeisters noch nicht erfüllt. Die McLaren waren schneller. Der Weltmeister war sichtbar genervt.

Max Verstappen - Red Bull - Formel 1 - GP Ungarn - 20. Juli 2024
Foto: xpb

Die Reaktion von Max Verstappen nach der Qualifikation zum GP Ungarn sprach Bände. Nach seinem letzten Q3-Versuch trommelte er mit den Fäusten auf sein Lenkrad. Bei der anschließenden Pressekonferenz sprach er mit matter Stimme von seinem Auto, das gut, aber eben nicht mehr gut genug ist. Auf die provokante Frage, warum er seinem Ärger so freien Lauf lasse, antwortete er spitz: "Darf ich nicht frustriert sein?"

Der Grund liegt auf der Hand: Beim Start hat der Weltmeister gleich zwei McLaren vor der Nase. In Silverstone waren es zwei Mercedes. Die McLaren-Piloten hatten nicht einmal eine perfekte Qualifikation. Lando Norris hatte im Q3 nur noch einen frischen Satz Soft zur Verfügung, weil er im Q1 eine zweite Garnitur auspackte, um sicher eine Runde weiterzukommen. "Am Ende hat sich unsere Vorsicht als unnötig erwiesen. Und dafür habe ich dann im Q2 und Q3 bezahlt." Oscar Piastri baute in beide Q3-Runden Fehler ein. Ein Mal in Kurve 1, dann in Kurve 5.

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Verstappen hat sich nichts vorzuwerfen

Verstappens Ärger wurde dadurch verstärkt, dass er nahezu fehlerlos durch die Qualifikation kam. Den Wackler in der Zielkurve wollte er nicht überbewerten. Rückblickend war Norris das ganze Wochenende über um zwei Zehntel schneller, und das wäre wahrscheinlich auch so geblieben, hätte der McLaren-Pilot im Q3 einen zweiten Satz frische Reifen gehabt.

Max Verstappen - Red Bull - Formel 1 - GP Ungarn - 20. Juli 2024
Wilhelm

Max Verstappen ist mit dem RB20 aktuell nicht zufrieden.

Indirekt gab der Titelverteidiger dem Auto die Schuld. McLaren ist Red Bull im Moment einen Schritt voraus. "Ich bin zufrieden mit meinen Runden. Das Auto war auch gut ausbalanciert. Trotzdem haben die McLaren die Nase vorne. Ich gebe alles, mehr als im letzten Jahr, doch die großartigen Rundenzeiten kommen nicht mehr zustande." Die Botschaft ist ganz klar: "Es reicht nicht. Wir brauchen mehr." Seinen niederländischen Hofjournalisten diktierte er in den Block: "Es wird Zeit, dass einige im Team aufwachen statt nach Entschuldigungen zu suchen."

Teamchef Christian Horner zitiert die GPS-Analyse: "Bis Kurve 5 lag Max vor den McLaren. Dann verlieren wir alles in den Kurven 5, 6 und 7." Am Freitag fuhr Verstappen in Sektor 2 noch allen davon. Dass sich das Bild an der gleichen Stelle nur einen Tag später auf den Kopf stellte, kann damit zu tun haben, dass McLaren mit mehr Abtrieb unterwegs war. Norris verlor auf der Zielgerade fünf km/h auf Verstappen.

Upgrades sind noch kein Matchwinner

Auch das Upgrade hat Red Bull die alte Überlegenheit nicht zurückgebracht. Das Fahrgefühl hat sich laut Verstappen auch nicht grundlegend geändert. Da ist es kein großer Trost, dass Mercedes und Ferrari drei Zehntel fehlen. Verstappen hatte sich von seinem runderneuerten RB20 einen größeren Schritt vorwärts erwartet. Die Simulationen hatten wieder mal mehr versprochen, als auf der Rennstrecke ankam.

Sportchef Helmut Marko verweist zwar auf die guten Longruns und darauf, dass Red Bull mit der Hitze besser klarkommt als die Gegner, doch sein Starpilot hatte keine Lust auf solche Rechenspiele. "Wir sollten uns nicht mit so etwas trösten. McLaren war auch am Freitag schneller."

Lando Norris - Max Verstappen - McLaren - Red Bull - Formel 1 - GP Ungarn - 20. Juli 2024
xpb

Was macht McLaren besser? Lando Norris ist zurzeit in besserer Position als Verstappen.

Es wird nicht so einfach werden, eine Antwort auf das Näherrücken der Konkurrenz zu finden. Bis jetzt hat keines der Upgrades Red Bull Luft auf die Gegner verschafft. Warum sollte ein weiteres das Wunder bringen? "Die Saison ist schon weit fortgeschritten, und das Auto, das wir haben, erlaubt auch nur gewisse Änderungen", bedauert Verstappen. Vielleicht muss sich der Titelverteidiger damit abfinden, dass die Entwicklung generell einen Stand erreicht hat, bei dem es nur noch marginale Verbesserungen gibt.

Sorgenkind Perez weiter unter Druck

Red Bull hat noch ein zweites Sorgenkind. Sergio Perez blieb wie schon in Silverstone bereits im Q1 hängen. Der Mexikaner flog bei stärker werdendem Regen in Kurve 8 von der Strecke und verwandelte seinen Red Bull in einen Schrotthaufen. Diesmal gab es keinen Grund zur Eile. Perez hatte einen seiner besten Freitag und war auch nicht in unmittelbarer Gefahr, im Q1 hängenzubleiben.

Kurz nachdem Teamkollege Verstappen an den Kommandostand funkte, dass eine Zeitverbesserung wegen des Regens nicht möglich sei, wollte Perez das Unmögliche versuchen. "Checo war viel zu schnell für die Verhältnisse", hielt auch Horner seine schützende Hand nicht mehr über den WM-Sechsten. "Er hat als Fahrer bessere Informationen als wir, wie stark der Regen ist. Er sieht die Tropfen auf seinem Visier."

Sergio Perez- Red Bull - Formel 1 - GP Ungarn - 20. Juli 2024
Wilhelm

Nach dem Crash in der Quali wackelt der Platz von Perez umso mehr.

Das setzt Red Bull im Kampf um die Konstrukteurs-WM langsam unter Druck. Es ist zu befürchten, dass McLaren mit beiden Fahrern hoch punktet. Verstappen kann im Kampf gegen die McLaren nicht auf die Schützenhilfe seines Teamkollegen zählen. Perez startet von Platz 16 in ein Rennen, bei dem Überholen ein Geduldsspiel ist. Die Chancen, dass Perez nach der Sommerpause ausgetauscht wird, steigen mit jedem Fehler des sechsfachen GP-Siegers. Und es setzt sein Nervenkostüm weiter unter Druck. Das entwickelt sich immer mehr zum Teufelskreis.