Formel E London 2024: Wehrlein gewinnt Lauf 1

Formel E London 2024 – Rennen 1
Sieg und WM-Führung für Wehrlein

Das Porsche-Werksteam steht kurz vor dem ersten Titel in der Formel E. Mit einer strategischen Meisterleistung sprang Pascal Wehrlein nicht nur an die Spitze des Feldes, sondern auch in die Führung der Weltmeisterschaft. Sein Teamkollege António Félix da Costa und das Jaguar-Duo Evans/Cassidy erlebten einen frustrierenden Final-Auftakt (20.7.) in London. Für den deutschen Maserati-Mann Maximilian Günther endete ein lange grandioser Samstag katastrophal.

Formel E - London 2024 - Pascal Wehrlein - Porsche
Foto: Porsche

Die Formel E hat erneut ein Herzschlagfinale. Nach dem ersten von zwei Abschlussrennen in London trennen die Top 3 der Gesamtwertung mickrige sieben Punkte. Während Porsche mit einem Grinsen in die Nacht geht, herrscht bei Jaguar Katerstimmung.

Dabei sah es in der Qualifikation zumindest für Mitch Evans noch gut aus. Der Neuseeländer holte für seinen britischen Arbeitgeber die vorletzte Pole-Position. Beim da noch in der WM führenden Nick Cassidy setzte sich das Drama aus Portland fort. Er stürzte auf den 17. Startrang ab. Pascal Wehrlein wurde hinter Sébastien Buemi (Envision-Jaguar) Dritter. Titel-Außenseiter Da Costa holte mit dem neunten Platz ein solides Ergebnis.

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Formel E - London 2024 - Porsche - Jaguar
Formel E

Mitch Evans setzte die Pole-Position in die Führung um. Doch schnell erlebte er erste Widerstände gegen seinen Siegwunsch.

Porsche liefert perfekte Strategie

Obwohl der Start für die engen Verhältnisse des "Hallen-Kurses" recht sauber abgelaufen war, musste das Safety Car direkt zu Beginn ausrücken. Andretti-Pilot Jake Dennis hatte Robin Frijns (Envision-Jaguar) in der engen Schikane abgeräumt. Der Niederländer musste anschließend ins Krankenhaus.

Gegensätzlich zu den meisten Rennen streckte sich das Attack-Mode-Fenster anschließend über weite Teile des 39 Runden langen Laufs. Im Zuge der Extra-Boosts entwickelte sich ein wildes London-Rennen mit ungewöhnlich vielen Manövern – zahlreiche unter der Karbon-Gürtellinie.

Pascal Wehrlein und Porsche bewiesen dabei Geduld: Erst in der zweiten Rennhälfte entschieden sich die Deutschen für den zweifachen 50-Kilowatt-Einsatz. Dank dieser Strategie und einer damit verbundenen angezogenen Pace konnte Wehrlein Buemi und Evans final knacken. Der durchdachte Auftritt ließ Wehrlein schließlich meisterlich seinem dritten Saisonerfolg entgegenfahren.

Formel E - London 2024 - Porsche - Jaguar
Formel E

Pascal Wehrlein verband eine smarte Strategie mit mutigen Manövern. Ist das der Grundstein für den Titel?

Crash beendet Da-Costa-Märchen

Wehrlein resümierte: "Wir haben während des Rennens die richtigen Entscheidungen getroffen. Teilweise habe ich selbst in die Strategie eingegriffen, was das Team sehr schnell verstanden hat. Nachdem ich am Start erst entgegen dem Plan eine Position verloren hatte, konnte ich mich mit einer super Pace zurückarbeiten."

Gab der Titelkampf die passende Motivation? "Wir haben viel Zeit in die Vorbereitung investiert, aber das sind die ersten 50 Prozent. Er spielte noch keine entscheidende Rolle." Ein Rückschlag war hingegen der Ausfall von Da Costa nach einem Crash mit Oliver Rowland (Nissan). Selbiger beendete unsanft seine drei Rennen andauernde Siegesserie und kostete Porsche nicht nur einen zweiten Titelkandidaten, sondern auch entscheidende Punkte in der Team-Wertung.

Dort liegt Jaguar mit 36 Punkte nun fast uneinholbar vorne. Mitch Evans' zweiter und Nick Cassidys siebter Platz hielten Porsches Aufholjagd im Rahmen. Doch nicht mal das konnte Evans trösten. Er ärgerte sich nach dem Rennen: "Porsche hatte heute das bessere Energie-Management. Wir werden daraus lernen und morgen besser sein." Cassidys Aufholjagd kam vor allem durch Ausfälle und Strafen der Konkurrenz zustande.

Formel E - London 2024 - Maximilian Günther - Maserati
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Erneut schied Maximilian Günther unverschuldet aus. Das Getriebe streikte.

Getriebe raubt Günther Podium

Der tragische Held des Samstags war Maximilian Günther. Vom elften Startrang kämpfte sich der Maserati-Pilot stark nach vorne und lag im letzten Renndrittel auf dem zweiten Platz. Jedoch hatte das Schicksal mal wieder etwas Anderes mit ihm vor. "Einige Fahrer waren sehr aggressiv, aber wir konnten uns aus allem heraushalten. Um das zweite Safety Car herum ab Runde 32 lagen wir komfortabel auf Rang zwei."

"Schon ein paar Runden vor dem Ausfall in Runde 34 hörte ich ein besorgniserregendes Geräusch im Antrieb. Leider hat das Getriebe dann aufgegeben." Reichlich Pech hatte auch Nico Müller, der das Abt-Team nach der Saison verlassen wird. Der Schweizer erklärte: "Das Rennen war pures Chaos. Bereits in der ersten Runde hatte ich wegen eines Kontakts mit Rowland einen Plattfuß, der mich an die Box zwang. Später habe ich einen Attack-Mode verpasst, weil es vor mir einen Unfall gab. Das kostete wieder Zeit."

Dennoch fiel das Endresultat gut aus, wenn auch nicht bestmöglich: "Das Rennen war eine verpasste Chance. Statt P6 wäre sogar P4 dringewesen. Nach der starken Quali wäre es verdient". Vor ihm komplettierte das Mahindra-Duo De Vries/Mortara etwas überraschend die Top 5.

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Fokus auf Fahrer und Hersteller

Da die Team-Wertung stark pro Jaguar (350 zu 314) tendiert, liegt der Fokus am Sonntag auf dem Dreikampf zwischen Pascal Wehrlein (180), Mitch Evans (177) und Nick Cassidy (173). Aber auch die neu für diese Saison geschaffene Trophy für Antriebsbauer ist spannend. Porsche will einen acht Punkte großen Vorsprung auf Jaguar ins Ziel retten.

Das große Finale startet deutscher Zeit um kurz nach 18:00 Uhr. Sollte Porsche einen der Titel nach Hause holen, wäre es der erste eines deutschen Herstellers seit dem Mercedes-Abschiedstriumph 2022. Porsche ist seit der sechsten von aktuell zehn Saisons in der Elektro-Weltmeisterschaft unterwegs. Für Jaguar wäre es der erste werksseitige WM-Titel.