Facelift VW Golf 8 R: Mehr Leistung und ein Problem

VW Golf R Facelift (2024)
Bietet mehr, kostet weniger

VW hat das Facelift des stärksten Golf an den Start gebracht. Der neue R kommt mit 333 PS – als Hatch, Variant und Black Edition. Die Preise für die Neuauflage sinken unter die des Vorgängers.

VW frischt den Golf auf. Natürlich nicht nur dessen Normalo-Varianten (siehe Video), sondern selbstverständlich auch die sportliche Topversion Golf R. Die zeigte sich bereits im Januar 2024 im Rahmen des von Volkswagen mitveranstalteten "Ice Race" in Zell am See der Öffentlichkeit – wenn auch vorerst nur im Tarnkleid. Dort, umgeben von winterlichem Alpen-Panorama, jagten Journalisten und prominente (Ex-)Motorsportler wie der sechsfache Rallycross-Weltmeister Johan Kristoffersson oder Rennlegende und VW-Repräsentant Hans-Joachim Stuck den Hot-Hatch über die schnee- und eisbedeckte Piste. Inzwischen hat Volkswagen R das Tuch vom Top-Golf gezogen.

Unsere Highlights

Die gute Nachricht vorneweg: der neue Golf R wird günstiger als sein Vorgänger. Und das bei leicht angehobener Ausstattung (Preise gibt es im letzten Absatz). Apropos Ausstattung – VW spendiert dem Topmodell einige Upgrades. Serienmäßig ist das Digital Cockpit Pro um einen GPS-Laptimer und ein Beschleunigungsmesser für Sprints ergänzt. Sollte VW korrekte Angaben machen, dürfte das Display 4,6 Sekunden für den Spurt auf 100 km/h anzeigen (4,8 Sekunden beim Variant). Trotz der Mehrleistung von 10 kW ist das keine Verbesserung zum Vor-Facelift-Modell. Dennoch: ab Werk stehen beim Kompakten und beim Kombi fortan 333 PS und 420 Newtonmeter maximales Drehmoment in den Papieren. Wer sich zudem für das optionale Performance-Paket entscheidet (bislang rund 3.000 Euro), treibt den erstarkten Zweiliter-Turbo EA888 LK3 evo4 bis auf 270 km/h statt der regulären 250.

Das Problem ist ein blauer Knopf

Besagtes Paket spielt dem Golf R zudem die beiden zusätzlichen Fahrmodi "Drift" und "Special" in die elektronischen Eingeweide. Der erste Modus dürfte selbsterklärend sein, der zweite ist eine Abstimmung, die auf Basis der Nordschleifen-Erprobung vorgenommen wurde. Das DCC-Fahrwerk ist dabei weicher eingestellt als im Race-Modus, das ESC lässt sich komplett deaktivieren und das DSG verzichtet im manuellen Modus auf ein erzwungenes Hochschalten sowie die Kickdown-Funktion. Mit dem Race-Modus, beziehungsweise der blauen R-Taste am Lenkrad zur flinken Aktivierung desselben, geht aber auch ein Problem einher. Während nämlich alle anderen Versionen des gelifteten Golfs inklusive des GTI Clubsport von einer Rückbesinnung auf konventionelle Lenkradtasten profitiert haben, bleibt es im R bei berührungssensitiven Feldern auf dem Volant. Grund dafür ist besagte R-Taste, die eine Anpassung technisch verhindert hat.

SPERRFRIST 26.06.24 00.01 Uhr VW Golf R Facelift 2024
Volkswagen

Die blaue R-Taste links auf dem Lenkrad verhindert, dass der Golf R wie seine Modellbrüder wieder konventionelle Tasten statt berührungssensitiver Flächen auf dem Lenkrad erhält.

Der R-Knopf hat aber auch unterhaltsame Effekte. Beispielsweise die Vorkonditionierung des Turboladers unter Teillast für eine spontanere Kraftentfaltung. Und eine dezidiert sportliche Auslegung von Torque-Vectoring, Progressivlenkung, DCC und Allradantrieb. Letzterer verteilt die Kraft dank des erwähnten Vectoring variabel zwischen Vorder- und Hinterachse und dort jeweils zusätzlich zwischen rechtem und linkem Rad. In Abhängigkeit verschiedener Faktoren wie Lenkwinkel, Gaspedalstellung, Tempo und Gierrate wird die Kraftverteilung in Echtzeit errechnet und passend verschoben. Ein von VW "intelligenter Fahrdynamikmanager" getauftes System sorgt unter Berücksichtigung der elektronischen Differenzialsperren (XDS) und der Dämpfer dafür, dass Antriebsstrang und Fahrwerk gemeinsam eine größtmögliche Spreizung zwischen Komfort und Sportlichkeit abdecken.

Sport-Start mit Geblubber

Für eher einfach gelagerte, vielleicht sogar kindliche Freuden, bietet VW weiterhin die Titan-Abgasanlage von Akrapovic an. Wie die Serien-Abgasanlage verfügt sie über zwei Doppelendrohre und eine Klappensteuerung. Wer damit vor allem die Nachbarn ärgern möchte, sollte zum Starten seines Golf R übrigens, ohne die Bremse zu betätigen, den Zündknopf eineinhalb Sekunden gedrückt halten und erst dann den Fuß aufs linke Pedal stellen. Das hat nämlich zur Folge, die die Nadel des Drehzahlmessers einmal auf 2.500 rast und das Motorengeheul zusätzlich mit einem Blubbern untermalt wird.

SPERRFRIST 26.06.24 00.01 Uhr VW Golf R Facelift 2024
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Die vierflutige Titan-Abgasanlage von Akrapovic gibt es optional. Wer sich die Optik ruinieren möchte, kann jetzt außerdem auch beim Fließheck eine Anhängerkupplung zubuchen und bis zu 1.900 Kilo an den Haken nehmen. 

Am äußeren Erscheinungsbild ändert sich analog zum generellen Facelift des Golf 8 nichts Gravierendes. Neu ist das beleuchteten Markenemblem an der Front, sowie das Design der Frontschürze und des Heckdiffusors in Hochglanz-Schwarz (zuvor waren diese Teile matt). Optional gibt es neue 19-Zoll-Felgen namens Warmenau (Serie: 18-Zöller "Jerez"). Die Schmiederäder wiegen nur acht Kilo pro Stück und sind laut VW damit gut 20 Prozent leichter als vergleichbar dimensionierte Leichtmetallfelgen. Ansonsten verbaut VW im R serienmäßig LED-Scheinwerfer inklusive des für den Top-Golf charakteristischen blauen "Lidstrichs". Wer das IQ-Matrix-Licht inklusive Hochleistungs-Fernlicht und unterschiedlicher Willkommens-Animationen über die Heckleuchten möchte, zahlt Aufpreis.

Ausstattungsmerkmale

Gleiches gilt für die Nappaleder-Sitze. Standardmäßig nehmen die Insassen auf blau dekorierten Stoff-Mikrofaser-Sportsitzen Platz. Das Interieur lässt sich außerdem optional mit Echt-Carbon-Elementen aufhübschen; Ambientebeleuchtung, vergrößerte DSG-Schaltwippen, Alu-Pedalerie und einen schwarzen Dachhimmel spendieren die Wolfsburger ohne zusätzlichen Invest. Im Alltag dürfte jedoch das neue und verbesserte Infotainmentsystem die größere Rolle spielen. Die nächste Generation verfügt über neue Hardware und Software, integriert zudem ChatGPT als künstliche Intelligenz zur Unterstützung der Sprachbedienung. Vom Standard-Facelift übernimmt das Sportmodell zudem die inzwischen beleuchteten Touchslider für Klimatisierung und Lautstärke.

Preis und Marktstart

Vorverkauf-Start für Hatchback und Variant ist in Europa ab Juli, ausgeliefert wird ab September. Das Sondermodell "Black Edition" wird es zeitlich limitiert für ein Jahr direkt ab Markteinführung geben. Es kommt mit schwarzen Rädern, Performance-Paket, abgedunkelten Logos und Scheinwerfern (Matrix-LED), schwarzen Bremssätteln und Endrohrblenden – aber erst, wenn der Kunde 58.440 Euro über den Verkaufstresen schiebt. Etwas günstiger sind die normalen Golf R-Versionen zu haben. Der Golf R startet ab 53.795 Euro. Der Golf R Variant kann ab 55.065 Euro konfiguriert und bestellt werden.

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Fazit

Volkswagen präsentiert das Facelift des Golf R mit optischen Änderungen und mehr Leistung. Die Facelift-Version ist ab Mitte des Jahres bestellbar und wird ab Herbst ausgeliefert. Erfreulich: Bei den Preisen gibt es keinen Aufschlag.