Welches Mineralfutter für welches Pferd?

Zusatzfutter für Pferde
Welches Mineralfutter für welches Pferd?

Warum brauchen Pferde Mineralfutter und welches darf es denn sein – für Senioren, für Isländer oder als Basis-Variante? Worauf es bei der Auswahl ankommt. Plus: 15 verschiedene Mineralfutter im Geschmacks-Test.

Mineralfutter
Foto: Lisa Rädlein

Mineralfutter schmeckt nicht jedem Pferd: Während die einen bestimmte Sorten selbst pur ähnlich gerne wie Leckerli futtern und ihren Besitzern genussvoll von den Fingern schlecken, rümpfen andere sprichwörtlich die Nase und lassen das Mineralfutter im Futtertrog links liegen. Eine Sorte wird mit Sicherheit auch Ihrem Tier munden. Wichtig: Das Mineralfutter muss auf den Bedarf Ihres Pferds abgestimmt sein.

Unsere Highlights
Das sind unsere Geschmacks-Testsieger:

Mineralfutter ist für viele Pferde wichtig, wird aber oft nicht gerne gefressen. CAVALLO hat 15 unterschiedliche Futter in der Praxis getestet um herauszufinden, welches Futter Pferde gerne fressen. 18 Pferde nahmen am Test teil. Jedes Tier bekam jeweils drei Mineralfutter, die es zwei Wochen lang fressen sollte. 14 Tage sind eine sinnvolle Zeitspanne, um einschätzen zu können, wie ein Pferd auf Mineralfutter reagiert.

Lexa Kräuter-Mineral

Auch pur sehr begehrt
CAV Mineralfutter - Lexa Kräuter-Mineral
FazitPur und beigemischt begehrt bei allen Testpferden. Selbst ein besonders mäkeliger Haflinger fraß die Pellets gierig aus der Hand.
  • Fütterungsempfehlung: zirka 20 g je 100 kg Körpergewicht.
  • Preis: rund 20 Euro (4,5 kg)
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Eggersmann Mineral Bricks

Nur für gute Zähne
CAV Mineralfutter - Eggersmann Mineral Bricks
FazitKam bei den Testpferden, selbst peniblen Kandidaten, sehr gut an. Pferde gierten geradezu danach. Ein Tier mit Zahnschmerzen hatte Probleme beim Kauen.
  • Fütterungsempfehlung: zirka 50 g (entspricht 3 Bricks/Pony) bis 100 g (entspricht 6 Bricks/Pferd) pro Tag.
  • Preis: rund 13 Euro (4 kg)
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St. Hippolyt SemperCube

Werden wie Leckerlis gefressen
CAV Mineralfutter - St. Hippolyt Semper Cube
FazitDie Testpferde fraßen die Pellets sowohl pur aus der Hand als auch beigemengt in ihr gewohntes Kraftfutter oder Müsli.
  • Fütterungsempfehlung: zirka 50 (Pony) bis 100 g (Pferd) pro Tag.
  • Preis: rund 15 Euro (3 kg)
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Nature's Best Aktiv & Fit kompakt

Wird beigemischt akzeptiert
CAV Mineralfutter - Natures Best Aktivit Kompakt
FazitWurde pur von keinem Tier akzeptiert. Mäkelige Kandidaten lehnten die Pellets auch in Müsli oder Zuckerrübenschnitzeln ab, andere fraßen sie beigemischt problemlos.
  • Fütterungsempfehlung: zirka 25 (Pony) bis 50 g (Pferd) pro Tag.
  • Preis: rund 45 Euro (3 kg)
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Höveler Reformin Pur Natur

Wird auch pur akzeptiert
CAV Mineralfutter - Höveler Reformin Pur Natur
FazitDas Pulver wurde von der Mehrzahl sowohl pur als auch beigemischt akzeptiert. Nur ein Testpferd verweigerte das Pulver sogar, wenn es zusätzlich zu Möhren, Apfelmus oder Müsli gefüttert wurde.
  • Fütterungsempfehlung: zirka 50 (Pony) bis 100 g (Pferd) pro Tag.
  • Preis: rund 35 Euro (10 kg)
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Höveler Reformin Plus

Wird aus der Hand gefressen
CAV Mineralfutter - Höveler Reformin Plus
FazitDie Testpferde fraßen die Pellets sowohl pur aus der Hand als auch beigemengt in ihr gewohntes Kraftfutter oder Müsli.
  • Fütterungsempfehlung: zirka 50 (Pony) bis 100 g (Pferd) pro Tag.
  • Preis: rund 15 Euro (4 kg)
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St Hippolyt SemperMin

Wurde gut gefressen
CAV Mineralfutter - St. Hippolyt Semper Min
FazitWurde von den Testpferden gut gefressen, auch pur. Nur eines reagierte zögerlich.
  • Fütterungsempfehlung: zirka 25-40 g je 100 kg Körpergewicht und Tag.
  • Preis: rund 22 Euro (5 kg)
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Derby Mineral-Pellets

Wurde durchgängig gut gefresen
Mineralfutter
FazitDurchgängig gute Annahme. Nur ein Testpferd fraß die Pellets erst pur, dann nur beigemischt und nach wenigen Tagen nicht mehr.
  • Fütterungsempfehlung: zirka 30-50 g je 200 kg Körpergewicht pro Tag
  • Preis: rund 27 Euro (10 kg)
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Salvana Pferdemineral

Wird beigemischt gut gefressen
CAV Mineralfutter - Salvana Pferdemineral
FazitEin Pferd verzehrte die Pellets am liebsten pur, ein anderes nur, wenn nichts anderes mehr im Trog war. Der Rest fraß sie nur beigemischt.
  • Fütterungsempfehlung: zirka 50 (Pony) bis 150 g (Reitpferd) pro Tag.
  • Preis: rund 24 Euro (8 kg)
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Marstall Force

Wird auch pur angenommen
CAV Mineralfutter - Marstall Force
FazitGute Annahme bei den Testpferden, auch pur. Nur ein Kandidat fraß die Pellets lediglich mit klein gehäkseltem Luzerne-Heu oder Hafer. Gemischt mit Hafer sortierte er täglich einige Pellets aus.
  • Fütterungsempfehlung: zirka 20 (Pony/Kleinpferd) bis 100 g (Pferd) pro Tag.
  • Preis: rund 17 Euro (4kg)
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Masterhorse Basis

Wurde auch pur gefressen
CAV Mineralfutter Pferdefutter Futter
FazitWurde von fast allen Tieren spätestens am dritten Testtag auch pur gefressen. Nur eine extrem mäkelige Ponystute verweigerte die Pellets.
  • Fütterungsempfehlung: zirka 50 (Pony) bis 100 g (Pferd) pro Tag.
  • Preis: rund 38 Euro (3,6 kg)
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Dr. WEYRAUCH Nr. 4 Goldwert

Das Pulver polarisiert
CAV Mineralfutter - Weyrauch Nr. 4 Goldwert
FazitDas Pulver polarisierte – wie vom Hersteller vorhergesagt. Die einen Testpferde fraßen es sogar pur wie Brause, andere verweigerten es total.
  • Fütterungsempfehlung: zirka 15 bis 30 g pro Tag (Pferd, Pony entsprechend weniger)
  • Preis: rund 60 Euro (4 kg)
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Speed No. 1

Kam weniger gut an
CAV Mineralfutter -  Speed Nr. 1
FazitKam weniger gut an. Die Testpferde verweigerten das Pulver, nur ein Tier akzeptierte es nach wenigen Tagen in kleingehäkseltem Luzerne-Heu.
  • Fütterungsempfehlung: zirka 100 g pro Tag bei leichter Arbeit.
  • Preis: rund 34 Euro (1,5 kg)
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Makana Komplett Pellets

Beigemischt gut gefressen
CAV Mineralfutter - Makana Komplett
FazitWerden zögerlich aus der Hand gefressen, nur eine Stute verweigert die Pellets pur. Beigemischt in Kraftfutter wurden sie problemlos gefressen.
  • Fütterungsempfehlung: zirka 50-80 g (Pony), 100-120 g (Großpferd).
  • Preis: rund 45 Euro (9 kg)
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Nösenberger Mineralfutter

Geht nur beigemischt
CAV Mineralfutter - Nösenberger Mineralfutter
FazitPur fraß das Pulver kein Testpferd. Lagerte es sich bei der Fütterung mit Müsli untem im Trog ab, wurde es auch verweigert. Ein Pferd fraß es nur mit Äpfeln.
  • Fütterungsempfehlung: zirka 30 (Kleinpferd) bis 50 g (Großpferd) pro Tag.
  • Preis: rund 13 Euro (1kg)
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Warum brauchen Pferde Mineralfutter?

Ohne Mineralfutter geht’s nicht, denn mit der normalen Grundfutterration aus Heu, Gras, Stroh und Getreide sind Pferde nicht ausreichend mit der Fülle an Vitaminen, Mengen- und Spurenelementen versorgt, die sie für ihre Gesundheit brauchen.

Welche Inhaltsstoffe stecken in Mineralfutter?

Mengenelemente, Spurenelemente, ggf. Vitamine: Aus diesen Bestandteilen setzen sich übliche Mineralfutter zusammen. Für die Zusammensetzung orientieren sich Hersteller an den Empfehlungen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE) sowie an vom Gesetzgeber geregelten Höchstgrenzen, etwa was den Gehalt an Selen oder Zink angeht.

Damit ein Zusatzfutter Mineralfutter genannt werden darf, muss es nach dem Futtermittelrecht einen Rohaschegehalt von mindestens 40 Prozent haben. Rohasche ist das, was nach sechsstündigem Verbrennen von Futter bei 550 Grad übrig bleibt. Dieser Anteil soll garantieren, dass genügend Nährstoffe enthalten sind.

Präparate, die vor allem Spuren-, aber kaum oder gar keine Mengenelemente aufweisen, sind daher streng genommen kein Mineralfutter, sondern "nur" ein Ergänzungsfutter.

Welche Mineralstoffe braucht ein Pferd?

Mineralstoffe sind Mengen- und Spurenelemente, die das Pferd für den Stoffwechsel benötigt. Die wichtigsten sind Magnesium, Kalium, Kalzium, Phosphor, Natrium und Chlorid. Spurenelemente wie Eisen, Kupfer, Zink und Selen sind ebenfalls wichtig, werden aber in viel geringerer Menge benötigt.

Wichtige Vitamine bildet der Pferdeorganismus im Darm. Lediglich Vitamin A und E muss dem Organismus in Vorstufen übers Futter zur Verfügung gestellt werden. Wie viele Nährstoffe Ihr Pferd letztlich braucht, verrät eine professionelle Rationskalkulierung durch Tierarzt oder Fütterungsexperten. Dazu müssen Sie das Gewicht Ihres Pferds, die tägliche Futterration sowie die Intensität des Trainings kennen.

Wieviel ausgewachsene Pferde wovon brauchen, listet die Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE) auf. An Mengenelementen braucht ein 500-Kilo-Pferd im Erhaltungsbedarf etwa täglich 17,4 Gramm Calcium, 12 g Phosphor und 5,6 g Magnesium, an Spurenelementen etwa Eisen (425 Milligramm für ein 500-Kilo-Pferd pro Tag), Kupfer (105 mg), Zink (425 mg) und Selen (1,05 mg). "Was nicht im Grundfutter steckt, muss in der Ration ergänzt werden", so Dr. Mößeler.

Natürliche, organische Mineralstoffe sind chemische Komplexverbindungen mit den Endungen Chelat, Glukonat, Azetat, Laktat oder Zitrat. Die Futtermittelhersteller setzen diese seltener ein, nicht zuletzt, weil sie teurer sind als die anorganischen Alternativen.

Welchen Einfluss haben Weide- und Boxenhaltung aufs Mineralfutter?

Ob ein Pferd den Großteil seiner Zeit in der Box, auf einem befestigten Auslauf oder auf der Weide verbringt, hat Einfluss auf die Wahl des Mineralfutters – weil die Haltungsform die Fütterung beeinflusst, und die wiederum gibt das Mineralfutter vor.

Pferde, die von Frühjahr bis Herbst auf gepflegte Weiden mit gutem Aufwuchs kommen, erhalten übers frische Grün viel Beta-Karotin. Das wandeln Pferde in Vitamin A um, das unter anderem wichtig für den Sehprozess, die Zelldifferenzierung und das Immunsystem ist. Auch das fettlösliche Vitamin E findet sich im Gras. Anders sieht es hingegen aus, wenn Pferde vorwiegend Heu futtern: Darin ist der Gehalt an den fettlöslichen Vitaminen E und A (bzw. Beta-Karotin) eher niedriger.

Dieser Vergleich von nur zwei Vitaminen zeigt schon: "Das Grundfutter ist der wesentliche Faktor für die Wahl des Mineralfutters", betont Tierärztin Dr. Anne Mößeler (www.praxis-moesseler.de), die sich auf Fütterungsberatung spezialisiert hat. Heißt für die Mineralfutter-Auswahl: Pferde, deren Nahrungsgrundlage vorwiegend der Weideaufwuchs ist, brauchen keine zusätzlichen fettlöslichen Vitamine.

Hier können spezielle Weide-Produkte Sinn machen, die oft ohne die Vitamine A, D, E und K auskommen, manchmal sogar nur die – im Gras oft fehlenden – Spurenelemente enthalten. "Streng genommen sind solche Produkte kein Mineralfutter, weil dafür der Rohascheanteil zu gering ist", erklärt Dr. Mößeler (siehe Abschnitt "Was ist ein Mineralfutter?"). Gut versorgt sind Weidepferde damit dennoch.

Und wie sieht es bei Pferden aus, die in der Box oder auf dem Auslauf vorwiegend Heu fressen? Die sind übers Raufutter meist gut mit Mengenelementen versorgt, rechnet Dr. Mößeler aus: "Frisst ein 500-Kilo-Pferd täglich 7,5 Kilo Heu, nimmt es darüber ungefähr 30 Gramm Calcium auf. Das ist doppelt so viel wie nötig."

Auch mit den Mengenelementen Phosphor, Magnesium und Kalium ist das Pferd übers Heu in der Regel ausreichend versorgt; ein Salzleckstein deckt den Bedarf an Natrium und Chlorid. Knapp kann es hingegen – je nach Heuqualität – bei den Spurenelementen werden, bei reiner oder vorwiegender Stallhaltung auch im Hinblick auf die fettlöslichen Vitamine. Davon sollte das Mineralfutter auf jeden Fall ausreichend enthalten, um den Bedarf zu decken.

Kraftfutter und Mineralfutter kombinieren: Überversorgung vermeiden

Neben Heu und Gras spielen auch Art und Menge des täglich gefütterten Kraftfutters eine Rolle für die Mineralfutter-Wahl. Getreide ist zwar phosphorreich, "aber bei viel Heu und relativ wenig Kraftfutter ist die Calciummenge aus dem Heu ausreichend, um diesen Phosphorüberschuss aus dem Getreide zu kompensieren", sagt Dr. Anne Mößeler. Die Fütterung moderater Hafermengen (unter einem Kilo) hat daher wenig Einfluss aufs Mineralfutter; bei Mischfutter wie Müsli ist das jedoch anders.

Einige Mischungen sind bereits mit Mineralien und Vitaminen angereichert. "Da lohnt es sich, genau auf die Deklaration zu schauen", weist Tierärztin Anne Mößeler auf die großen Unterschiede hin: Die eine Sorte enthält keine zugesetzten Nährstoffe; hier braucht das Pferd zwingend ein zusätzliches Mineralfutter. In der anderen Sorte stecken hingegen so große Mengen, dass bereits ein Kilo die nötigen Mikronährstoffe in ausreichender Menge enthält und eine größere Futtermenge sogar zur Überversorgung führen kann.

Apropos Überversorgung: Produkte, die etwa für festere Hufe, geschmeidigere Gelenke oder Muskelaufbau sorgen sollen, enthalten oft ebenfalls Mengen- und Spurenelemente. Das sollten Reiter auf dem Schirm haben: Ein Zuviel an Selen kann etwa schnell toxisch werden.

Welches Mineralfutter für junge Pferde?

Ein Pferd im Wachstum braucht von einigen Nährstoffen mehr als ein erwachsenes Tier. "Die Versorgung mit essenziellen Aminosäuren, Vitamin A und Calcium ist hier etwa besonders wichtig", erklärt Eileen Neu vom Futtermittelhersteller Lexa. Vitamin A und Calcium sind für den Knochenstoffwechsel relevant.

Auch der Bedarf von Kalium, Chlor (wichtig für den osmotischen Druck in und zwischen den Zellen; dadurch können Nährstoffe und Wasser transportiert werden), Eisen (relevant für die Blutbildung) oder Vitamin E (wirken als Antioxidantien und schützen die Zellmembran) ist in der Wachstumsphase erhöht.

"Es gibt gute Produkte, die auf diesen Mehrbedarf zugeschnitten sind", findet Dr. Mößeler. So würden Jungspunde mit allen wichtigen Mengen- und Spurenelementen versorgt. Nur: Ab wann sollte zugefüttert werden? Im Schnitt kann der Nährstoffbedarf von Fohlen ab dem zweiten Lebensmonat nicht mehr durch die Stutenmilch gedeckt werden (Infos zum Mutterstuten-Bedarf weiter unten); sie brauchen dann entsprechendes Fohlen-Zusatzfutter.

Der Bedarf ändert sich jedoch in den ersten drei Jahren immer wieder. "Im Idealfall rechnen die Besitzer aus, wie viel das Pferd wovon übers Grundfutter zu sich nimmt, und gleichen die Differenz zum Bedarf über Ergänzungs- oder Mineralfutter aus", rät Dr. Mößeler.

Das richtige Mineralfutter für Pferde-Senioren wählen

Was für den Anfang der Altersskala gilt, gilt oft auch für das Ende: "Es gibt Studien, wonach gesunde Senioren Nährstoffe genauso gut absorbieren wie erwachsene Tiere", weiß Dr. Mößeler, "aber das gilt offenbar nicht für alle Senioren." Daher rechne man oft mit einem "Sicherheitszuschlag" an bestimmten Nährstoffen.

"Dazu zählen etwa Zink, Vitamin A und E, wo von einem Mehrbedarf von bis zu 100 Prozent ausgegangen wird", so Thomas Kranz von Natural Horse Care. "Bei Selen können es 50 bis 100 Prozent mehr sein als bei erwachsenen Pferden." Dieser Zuschlag findet sich oft in speziellen Sorten für Senioren.

Mineralfutter
Lisa Rädlein
Je nach Zustand verwerten Senioren Nährstoffe nicht mehr so gut; ihr Bedarf an Nährstoffen wie Zink oder Selen steigt daher an.

Also pauschal ab dem 20. Geburtstag zum Senior-Mineralfutter greifen? Steht das Pferd gut da, muss das nicht sein; dann reicht die Versorgung mit dem bisherigen Mineralfutter vermutlich aus. Bekommt der Senior jedoch Probleme mit Haut, Fell oder Muskeln, kann ein Wechsel auf Präparate mit Nährstoff-Bonus sinnvoll sein. "Um Calciumüberschüsse zu vermeiden, sollte man ggf. nur Spurenelemente ergänzen", rät Dr. Mößeler.

Vergleichen Sie auch die Produkte: Die Zusammensetzung sollte zur übrigen Ration passen, weil es sonst zu Interaktionen der Nährstoffe kommen kann. Beispiel Calcium und Zink: Bekommt Ihr Senior täglich calciumreiche Luzerne-Cobs, kann Zink nicht mehr so gut verwertet werden. "Da kann es sinnvoll sein, die Zinkzufuhr zu erhöhen", sagt Dr. Mößeler, etwa über ein Senior-Mineralfutter mit höherem Zink-Gehalt. Im Handel gibt es beispielsweise Produkte zwischen 5 000 und 12 000 Milligramm pro Kilo.

Welches Mineralfutter bei PSSM, Stoffwechselproblemen, EMS oder Cushing?

Stoffwechselprobleme, EMS, Cushing, PSSM: Wegfüttern lassen sich Vorerkrankungen durchs Mineralfutter nicht, "wichtiger ist es, Haltung, Training und Grundfutter darauf einzustellen", betont Thomas Kranz. Bestimmte Nährstoffe können den Stoffwechsel unterstützen; etwa Vitamin E bei Muskelproblemen, die bei Cushing oder PSSM auftreten. "Selen ist zudem ein wichtiges Antioxidans", sagt Jasminka Ivanovic von Masterhorse.

Solche höheren Gehalte finden sich in verschiedenen Mineralfuttermitteln; es muss also nicht eines für Stoffwechselerkrankungen sein. Auch nicht, wenn die melassefrei sind, was für stoffwechselsensible Tiere wichtig ist. "Bei üblicher Zusammensetzung wären das 1 bis 2,5 Gramm Zucker pro Tag. Übers Heu nehmen Pferde viel mehr zu sich", meint Dr. Mößeler. Zudem gibt es Mineralfutter, das getreidefrei und ohne Melasse hergestellt wurde.

Neben Stoffwechselpräparaten gibt es auch welche für Pferde mit Hautproblemen wie Sommerekzem. Darin stecken oft mehr Zink und Kupfer. "Bevor man das zufüttert, sollte man zuerst checken, wie viel das Pferd übers Grundfutter erhält. Sonst wird womöglich zu viel gefüttert", so Dr. Mößeler.

Gibt es Unterschiede im Mineralfutter für verschiedene Pferderassen?

Pferd ist Pferd? Jein. Je nach Rasse, genauer: Je nach Rassemerkmalen, können die Tiere tatsächlich einen Mehrbedarf an Nährstoffen haben. Beispiel Isländer, Tinker, Friesen: Für deren dichtes Haarkleid sind Spurenelemente wie Kupfer, Zink oder Mangan relevant. "Bei Fellproblemen kann man mehr davon geben, aber wieviel genau, hängt immer von der Grundration und möglichen Interaktionen ab", sagt Tierärztin Mößeler.

Andere Rassen wie Quarter Horses besitzen besonders viel Muskelmasse. Für den Erhalt und die Leistung solcher Muckis brauchen Pferde mehr muskelunterstützende Nährstoffe wie Magnesium oder Vitamin E. Die Tiere sind mit einem Mineralfutter, das auf diesen Mehrbedarf abgestimmt ist, gut versorgt.

Von welchen Nährstoffen brauchen Leistungs- und Zuchtpferde mehr?

Sport- und Arbeitspferde brauchen für Muskeln und Nerven mehr Magnesium sowie Vitamin E und Selen. Soll das Pferd damit gut versorgt sein, würde Futterexpertin Mößeler die nötigen Zulagen als Mono-Präparate empfehlen. "Bekommt das Pferd als Kraftfutter Getreide pur, kann man dazu ein übliches Basis-Mineralfutter oder ein Spurenelement-Präparat geben."

Auch Zuchtstuten brauchen während Trächtigkeit und Laktation mehr Nährstoffe wie Calcium, Phosphor, Eisen oder Selen. "Dieser Mehrbedarf wird über spezielles Zuchtfutter meist gut abgedeckt", so Dr. Mößeler. Das ist übrigens erst ab dem 8. Trächtigkeitsmonat nötig; vorher hat die Stute keinen Mehrbedarf.

Wie läuft eine optimale Berechnung des Mineralfutters ab?

Für die optimale Ergänzung brauchen Sie eine Menge Daten, vor allem eine Grundfutteranalyse. Die Spannbreite an Nährstoffen ist groß: In einem Kilo Heu (Trockenmasse) stecken 1 bis 5 g Phosphor, 1,3 bis 19,5 g Calcium, 15 bis 195 mg Zink, 200 bis über 10 000 mg Eisen oder 2 bis 15 mg Kupfer.

Hat man die Daten, kann man mit Hilfe von GfE-Bedarfstabellen und Nährwertangaben von Mineralfuttersorten losrechnen. Die einzelnen Interaktionen zwischen Nährstoffen im Blick zu haben, ist aber knifflig. Hier kann im Zweifelsfall ein Futterexperte weiterhelfen.

Welche Nährstoffe liefert das Grundfutter?

Angenommen, Sie essen tagtäglich Fertigpizzen, Schokolade und Unmengen von Joghurt – da hilft ein Nahrungsergänzungsmittel auch nicht, um gesund zu bleiben. So ähnlich ist es mit dem Mineralfutter bei Pferden: Ein Großteil an Nährstoffen kommt übers Grundfutter (Heu, Gras, Stroh) ins Pferd, und auf dieses sollte das Mineralfutter angepasst sein, damit das Pferd optimal versorgt ist. Denn die Werte im Grundfutter können ziemlich variieren und sind von äußeren Faktoren abhängig.

1. Weidegras: Gräser, Klee, Kräuter – je nachdem, in welchem Verhältnis zueinander diese drei Pflanzengruppen auf der Weide wachsen (und welche jeweiligen Unterarten hier vertreten sind), hat das maßgeblichen Einfluss auf Energie- und Nährstoffgehalte. Beispiel Calcium: Pro Kilo Trockensubstanz variiert der Gehalt von 4 Gramm (Gräser) bis hin zu 19 Gramm (Kräuter). Je nach Bewuchs erhält das Pferd also mal mehr, mal weniger Calcium; der Grundbedarf daran ist aber so oder so gedeckt. Was wiederum auf der Weide wächst, hängt von Faktoren wie Aussaatmischung, Klima oder Düngung ab. Auch die Bodenqualität spielt eine Rolle: Sind die Böden nährstoffarm, etwa arm an Mangan, Kobalt oder Kupfer, fehlt das logischerweise auch in den Grünpflanzen.

2. Heu: Was fürs Weidegras gilt, gilt ebenso für die getrocknete Variante davon. Je nach Gräserzusammensetzung, Düngung, Bodenbeschaffenheit und vor allem Schnittzeitpunkt variieren auch die Nährstoffe im Heu. Je früher das Gras geschnitten ist, umso höher ist etwa der Anteil an Eiweiß; das variiert zwischen 44 und 178 Gramm Rohprotein je Kilo Trockenmasse. Der Calciumgehalt hängt von der Gräsermischung ab; je mehr kleeartige Pflanzen und Kräuter, umso höher. Wie viel Kupfer wiederum im Heu steckt, hängt von der Düngung ab, der Gehalt an Selen von der Bodenbeschaffenheit.

3. Stroh: Das Raufutter spielt in punkto Versorgung mit Vitaminen oder Mineralstoffen eine eher untergeordnete Rolle. Zwar enthalten einige Sorten wie Hafer- oder Leguminosenstroh (Hülsenfrüchtler) Mengenelemente wie Zink; die werden aber aufgrund der schlechten Verdaulichkeit von Stroh kaum aufgenommen.

4. Kraftfutter: Je nach Getreideart, aber auch innerhalb einer Sorte können sich die Gehalte an Nährstoffen unterscheiden. Beispiel Hafer: Er enthält mehr Vitamin E als andere Getreidesorten. Grundsätzlich enthält Getreide wenig Calcium, dafür viel Phosphor. Das ideale Verhältnis von Calcium und Phosphor in der Ration – das bei 1,5 zu 2 liegen sollte – kommt aber nur aus den Fugen, wenn große Getreide- auf geringe Heumengen treffen. Bei 1,5 Kilo Heu pro 100 Kilo Lebendmasse besteht die Gefahr in der Regel nicht.

So checken Sie die Nährstoff-Versorgung

Ob Ihr Pferd von gewissen Mengen- oder Spurenelementen zu viel, zu wenig oder genau die richtige Menge bekommt, können Sie auf vier Wegen herausfinden. Der Königsweg: berechnen. Alles, was Ihr Pferd bekommt (Heu, Stroh, Kraftfutter, Mineralfutter, Zusatzfutter, Saftfutter…), wird abgemessen und die enthaltenen Nährstoffe anhand von Tabellen berechnet.

Gibt es im Futter eine große Variabilität an Nährstoffen (etwa zwischen Heu des ersten und des zweiten Schnitts) oder lässt sich die Menge nicht abschätzen (etwa beim Weidegang), wird die Rechnung ungenauer. Daneben lassen sich Über- und Unterversorgungen über Laboranalysen herausfinden, etwa eine Urin-Untersuchung zu Magnesium, Natrium oder Jod. Andere Mengen- und Spurenelemente wie Phosphor oder Zink lassen sich über eine Blutanalyse besser bestimmen. Die Versorgung mit Kupfer, Zink und Selen lässt sich zudem über eine Haaranalyse bestimmen.

Welche Mineralfutter-Marken gibt es?

Nahezu jeder Futtermittelhersteller bietet auch Mineralfutter an, hier sind die gängigsten Futtermarken: Nösenberger, Agrobs, Lexa, Höveler, Salvana, Makana, Masterhorse, Eggersmann, St. Hippolyth, Deukavallo, Marstall, Josera, Derby, Speed. Ein gutes Mineralfutter kostet rund so zwischen 3 und 5 Euro pro Kilo. Je größer der Sack, desto günstiger wird der Kilopreis.