Sattelpads für Pferde im Test - was leisten sie wirklich?

Sattelpad-Test: Hersteller, Material, Preise im Überblick
Sattelunterlagen im Test

Sattelpads sollen den Pferderücken schonen. Sie sind aus Gel, High-Tech-Schaum oder hochwertigem Lammfell. Dämpfen sie den Druck unterm Sattel? Der CAVALLO-Test zeigt die Ergebnisse. Ein Sattelpad wird von CAVALLO empfohlen.

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Foto: Rädlein

Gut gepolstert lässt sich Druck einfach besser aushalten. Das gilt auch für Sättel. Je weniger auf die Rückenmuskulatur drückt, desto komfortabler ist es fürs Pferd. Selbst bei einem passenden Sattel. Pads aus Gel oder speziellen Schäumen sollen den Druck dämpfen und ihn besser verteilen. Können sie das wirklich?

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CAV Reitkissen Reitpads 1
Der CAVALLO-Test wirft ein neues Licht auf Reitpads: Sie können den Sitz verkorksen und drücken zum Teil massiv am Pferderücken. Welche Modelle taugen was? Hier gibt es den Test als pdf.
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Die Testmodelle:
CAVALLO ließ sechs verschiedene Pads auf ihre druckmindernden Eigenschaften mit dem elektronischen Mess-System der Firma Savecomp Megascan aus Hannover testen. Im Test: ein gängiges Lammfellpad, ein günstiges Gelpad, das klassische Akton-Pad, eines aus viskoelastischem Schaum sowie ein extrem dünnes Pad aus einem offenporigen Schaum. Ebenfalls mit dabei: ein Pad in Form eines Tennisschlägers. Es soll Stöße dämpfen und eine leicht abfallende Sattellage ausgleichen. Die Ergebnisse:

Das Lammfell-Pad:

Mattes Halbschabracke

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Mattes

Klassisches Lammfell-Pad, das dämpfend wirkt, den Druck aber auf kleinerer Fläche verteilt als ein Sattel mit normaler Satteldecke. Druckverteilung ist nicht ganz so symmetrisch.

Das plüschige Lammfell-Pad, das viele Reiter unter ihre Sättel legen, macht den Eindruck, als dämpfe es Stöße besonders gut. In der Tat verringern sich durchs Lammfell die Druckspitzen auf 2,1 N/cm2 im Schritt, im Trab auf rund 5,9 N/cm2. Das Fell-Pad bietet aber weniger Auflagefläche als der Sattel mit normaler Decke. Andrea Schmitz würde so ein Fell nicht dauerhaft zwischen Sattel und Schabracke legen. "Das wäre für mich eine Lösung bei sensiblen Pferden, die von Natur aus etwas spannig sind", sagt sie. "Oder wenn sie aufgrund geringerer Rückenmuskulatur empfindlich sind." Sie haben so ein Pferd? Um ihren Pferden mehr Komfort beim Reiten zu bieten, würde Trainerin Andrea Schmitz eher zu dünneren Pads greifen, die eine größere Auflagefläche bieten.

Ein ähnliches Lammfell-Pad wie im Test finden Sie zum Beispiel hier in unserem Partnershop.

Das Akton-Pad:

Akton-Pad Sattelpad

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Hersteller: Waldhausen

Ziemlich schweres Pad, das im Trab sehr gut dämpft. Es verteilt den Druck zudem gleichmäßig und auf einer relativ großen Fläche auf dem Pferderücken.

Das Akton-Pad ist mit rund einem Zentimeter recht dünn. Diese Sattelunterlage dämpft im Test die Druckspitzen im Schritt auf 1,9 N/cm2 und im Trab auf 2,3 N/cm2. Allerdings ist auch hier die Auflagefläche wesentlich geringer als ohne die Mittelschicht unterm Sattel. Der Druck wird also auf einer kleineren Fläche verteilt.

Das Akton-Pad können Sie hier in unserem Partnershop kaufen.

Das dünne Schaum-Pad:

Sattelpad Contour Ultra Thinline +von CAVALLO empfohlen+

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Hersteller: Busse

Dünnstes Pad im Test und extrem leicht. Bietet eine große Auflagefläche und verteilt dadurch den Druck sehr gleichmäßig auf dem Rücken.

Neu auf dem Markt ist ein Pad aus einem offenporigen Schaum. Es ist mit vier Millimetern extrem dünn und ähnelt in der Form einer normalen Satteldecke. "Das Pad liegt sehr flächig auf und verteilt den Druck gleichmäßig", urteilt Roland Kleinschroth. Das Material selbst ist zwar extrem flexibel, aber trotzdem fest. "Das ist gut, denn zu weiches Material lässt leichter Druck durch, da es sich ohne Probleme zusammendrücken lässt", erklärt Kleinschroth. Das Test-Modell hat im Schritt Werte von 1,7 N/cm2, im Trab dämpft es die Druckspitzen auf 3,1 N/cm2. Es hinterlässt einen guten Eindruck. Zum einen, weil es extrem dünn ist und damit den Reiter nah am Pferd sitzen lässt. Damit kommt es der Philosophie von Andrea Schmitz, so wenig wie möglich unter den Sattel zu legen, am nächsten. Zum anderen liegt es sehr flächig auf, verteilt daher den Druck gleichmäßig und dämpft ihn.

Das Gel-Pad:

Gel-Pad Krämer Pferdesport

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Hersteller: Krämer Pferdesport

Recht schweres, klebriges Pad aus Gel, dessen Luftlöcher einen Hitzestau vermeiden sollen. Verteilt Druck recht symmetrisch, relativ große Auflagefläche.

Bei dem durchsichtigen Gel-Pad mit Lüftungslöchern sind die Messwerte im CAVALLO-Test ähnlich. Hier wirken im Schritt 1,5 N/cm2 und im Trab 2,5 N/cm2. "Bei diesem Modell sieht man sehr gut, dass es bei höherer Geschwindigkeit stärker aufliegt", sagt Roland Kleinschroth. "Das ist insofern gut, da im Trab die Werte allgemein höher sind. Bei einer größeren Auflagefläche verteilt sich dann der Druck besser." Auch die Druckverteilung ist bei diesem Pad recht symmetrisch.

Eine große Auswahl an Gelpads finden Sie in unserem Partnershop.

Das Memoform Sattelpad:

Memoform Sattelpad

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Hersteller: dt-saddlery

Dickes, aber leichtes Pad, das anfangs recht steif ist und erst mit der Körperwärme weich wird. Diffuses Druckbild, im Schritt gute Werte.

Das recht dicke, steife Pad aus viskoelastischem Schaum wird erst durch Körperwärme weicher. Dann passt es sich den Konturen des Rückens an. Es liefert im Test gute Werte. Trotzdem sorgt es für Stirnrunzeln bei Kleinschroth: "Auf einer relativ großen Fläche messen wir keinen Druck, weil das Pad keine durchgehende Kontaktfläche bietet. Es liegt aber flächig auf." Eventuell reagiert es verzögert auf Körperwärme. Ein weiterer Grund könnte sein, dass der Schaum das Eigengewicht des Sattels dämpft. Während der Messung kann man anhand der Einzelbilder auf dem Laptop sehr gut erkennen, dass das Pad im Leichttraben den Rücken komplett be- und wieder entlastet. Im Schritt dämpft die Unterlage auf ungefähr 1,4 N/cm2, im Trab nur auf 4,2 N/cm2. Kleinschroth: "Das Druckbild besteht aus vielen Einzelbildern. Meist waren die Werte sehr niedrig. Ein Ausreißer sorgt jedoch für diesen vergleichsweise hohen Wert."

Ähnliche Pads aus Memory-Schaum können Sie online durchstöbern.

Das Keyhole-Pad:

Keyhole-Pad Sattelpad

CAV Sattel-Pads Pads Sattelunterlage Keyhole-Pad
Hesteller: Brinkmann

Leichtes Pad aus Zellkautschuk, das eine abfallende Sattellage korrigieren soll, aber auch dämpfend wirkt. Verlagert allerdings den Druck nach vorn auf die Schulter.

Ein Ausreißer im CAVALLO-Test ist auch das Pad in Tennisschlägerform. Denn es ist eigentlich zur Korrektur bei abfallender Sattellage gedacht. Die hat Alegre nicht. Bleibt die Frage, ob man damit einen Sattel korrigieren sollte. Sattler und Osteopathen monieren indes, dass durch solch ein Pad mehr Druck auf der Schulter laste. Messexperte Roland Kleinschroth hat dieselben Bedenken: "Dadurch, dass dieses Pad den Sattel hinten anhebt, bringt es wesentlich mehr Druck auf den vorderen Bereich." Er vergleicht es mit der Wirkung eines Stöckelschuhs, bei dem 90 Prozent des Gewichts auf dem Vorfuß liegen und lediglich 10 Prozent auf der Ferse. Da das Keyhole-Pad auch Stöße absorbieren soll, besteht es aus recht dickem Zellkautschuk. Dessen dämpfende Eigenschaften sind im Test gar nicht schlecht: Im Schritt liegen die Messwerte bei 1,6 N/cm2, im Trab sind es 3,8 N/cm2.

Die Messtechnik des Sattelpad-Tests

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Rädlein
Unter dem Fell-Pad liegt die Messmatte mit Sensoren.

Für den CAVALLO-Test liegen sämtliche Pads auf dem Rücken des neunjährigen Andalusiers Alegre. Der Hengst gehört Showreiterin Andrea Schmitz aus Wedemark bei Hannover. Sie reitet sämtliche Modelle während der Messung Probe. Ihr Hengst ist ein optimaler Testkandidat. "Alegre ist sehr feinfühlig und störanfällig. Wenn ihm im Rücken etwas nicht passt, zeigt er mir das sofort. Sein Takt verändert sich, und er ist nicht mehr im Gleichgewicht", sagt Schmitz. Üblicherweise reitet sie nur mit einer normalen Schabracke unter dem Sattel.

Zuerst prüft Messexperte Roland Kleinschroth von Savecomp Megascan, welchen Druck Sattel und Reiterin mit der üblichen Satteldecke auf Alegres Rücken bringen. Das sind die Ausgangswerte für die Messung. Sie liegen bei rund 5 Newton pro Quadratzentimeter im Schritt. Im Trab sind es etwa 8. Das entspricht einem Wert von etwa 800 Gramm pro Quadratzentimeter. Das Druckbild zeigt auch, dass Alegres Sattel eine große Auflagefläche bietet und den Druck gleichmäßig verteilt.

Die Messtechnik:
Das Mess-System von Savecomp Megascan hat 1824 Drucksensoren, die auf der Messmatte verteilt sind. Ein Datalogger registriert 500 Bilder pro Sekunde, eine Messung dauert 30 Sekunden. Jedes Pad wird im Schritt und Trab getestet. Gemessen werden die Druckspitzen. Aus den Einzelmessungen wird am Laptop ein Gesamt-Druckbild. Auch die Unterstützungsfläche ist wichtig. Das ist die Fläche, mit welcher der Sattel aufliegt. Sie sollte sich mit steigender Geschwindigkeit vergrößern. Je schneller die Gangart, desto höher ist wegen der Beschleunigung der Druck. Wo aber bleibt der Druck, wenn sich die Druckspitzen verringern? Schließlich verändert sich das Gewicht von Sattel und Reiterin nicht. Hier gibt es verschiedene Mechanismen: Die Werte können beispielsweise sinken, weil sich der Druck besser verteilt; oder das Material des Pads schluckt die Stöße – quasi wie die Dämpfung bei modernen Reithelmen. Nach welchen Prinzipien die verschiedenen Materialien wirken, untersucht CAVALLO für diesen Test nicht. Unberücksichtigt bleibt ebenso, inwiefern sich die Dicke der Sattelpads auf die Passform des Sattels auswirkt. Sattler empfehlen jedoch möglichst dünne Unterlagen.

Die Mess-Ergebnisse im Überblick:
Zuerst prüft Messexperte Roland Kleinschrothvon Savecomp Megascan, welchen Druck Sattel und Reiterin mit der üblichen Satteldecke auf Alegres Rücken bringen. Das sind die usgangswerte für die Messung. Sie liegen bei rund 5 N/cm2 im Schritt. Im Trab sind es etwa 8 N/cm2. Das entspricht einem Wert von etwa 800 Gramm pro Quadratzentimeter. Das Druckbild zeigt auch, dass Alegres Sattel eine große Auflagefläche bietet und den Druck gleichmäßig verteilt.

Das Reitergefühl:
Unterschiede spürt Testreiterin Andrea Schmitz vor allem beim Keyhole-Pad: "Es fühlt sich sehr kippelig an, und ich sitze bergab im Sattel." Das ist verständlich: Schließlich soll das Tennisschläger-Pad ja gerade den hinteren Sattelbereich anheben, ist also nicht für Pferde mit geradem Rücken wie Alegre gedacht. Auch das dicke Memoform Sattelpad aus viskoelastischem Schaum, das zudem anfangs recht steif ist, fühlt sich für Andrea Schmitz ungewohnt an. "Ich habe mit diesem Pad das Gefühl, weiter weg vom Pferd zu sitzen", sagt die Reiterin. "Zwar reagiert Alegre wie gewohnt, dennoch bin ich der Meinung, dass ich mit mehr Nähe zum Pferd besser mit meinen Hilfen einwirken kann. Die Wege sind einfach kürzer." Die anderen Testmodelle hinterlassen bei Andrea Schmitz kein ungewohntes Gefühl. "Sie sind alle sehr dünn. Ich habe sie beim Reiten nicht bemerkt."

Das Test-Fazit:
Im CAVALLO-Test kristallisieren sich einige wichtige Aspekte heraus: Für mehr Komfort unter dem Sattel muss ein Pad großflächig auf dem Pferderücken aufliegen, relativ dünn, aber druckbeständig sein und dennoch weich genug, damit es sich an die Kontur des Rückens anschmiegt. Sicherlich haben die Messungen keinen wissenschaftlichen Anspruch (keine standardisierten Bedingungen). Dennoch vermitteln die Ergebnisse einen guten Eindruck: Denn alle Testkandidaten dämpfen die Druckspitzen erstaunlich deutlich, die Unterschiede zwischen den einzelnen Test-Modellen sind nur minimal. Der CAVALLO-Test sollte für Forscher Anreiz sein, weitere Studien zur Wirkung von Sattelpads in Angriff zu nehmen. Denn offensichtlich bringen manche Pads Pferden doch mehr Wohlbehagen unterm Sattel als gedacht. Auch wenn sie aus einem unpassenden Sattel auf keinen Fall einen passenden machen. Dafür ist der Sattler da.

Pads in der Praxis:
Satteldecken schützen den Sattel vor Schweiß, Dreck und saugen Feuchtigkeit auf. Und fast jeder Reiter nutzt sie. Das zeigt eine Umfrage, die australische Wissenschaftler für eine Studie starteten. Danach nutzen 98,6 Prozent der Reiter Satteldecken, rund 54,1 Prozent greifen sogar zur Mittelschicht und satteln mit mehr als einer Unterlage.

Pads in der Forschung:
Wie Sattelpads wirken, ist bisher kaum erforscht. Einige Studien gibt es aber. Wissenschaftler der Veterinärmedizinischen Universität in Wien etwa fanden heraus, dass normale Schabracken die Passform eines Sattels nicht verändern. Zudem untersuchten sie, ob Satteldecken die Belastung auf dem Pferderücken verringern. Im Rennen waren eine Leder-, eine Gel-, eine Baumwolldecke mit Moosgummiauflage sowie eine Unterlage aus Rentierfell. Maßgeblich reduzierte nur das Rentierfell den Druck.

Tipp:
Unter einen Sattel gehört so wenig Material wie möglich. Nur so ist gewährleistet, dass die Passform des Sattels nicht negativ beeinflusst wird. Denn viele dicke Pads verkleinern die Kammerweite am Widerrist. Hat ein Pferd allerdings stark Muskeln abgebaut oder befindet sich noch in der Ausbildung, kann es durchaus sinnvoll sein, ein Fell-Pad unter den Sattel zu legen. Gut ist, wenn das Pad in der Mitte nicht mit Lammfell bestückt ist. So können Sie es besser einkammern.