Balance Pads für Pferde: Effektive Übungen und Erfahrungen

Training für die Tiefenmuskulatur
So effektiv sind Balance Pads

Sie wirken in Körperregionen, die nur schwer zugänglich sind: Balance Pads sorgen für Stabilität, Tiefenmuskulatur und schulen die Koordination – von Pferd und Reiter.

CAVALLO Balancepads
Foto: Lisa Rädlein

Mit Balance Pads die Tiefenmuskulatur stärken

Rumstehen und gleichzeitig Muskeln trainieren? Das geht mit weichen Pads aus Schaumstoff – so genannten Balance Pads. Diese kleinen Trainingshelfer sind schon lange im Humanbereich im Einsatz, doch können genauso gut unseren Pferden helfen. Da das Pferd auf einem weichen, also instabilen Untergrund steht, muss es sich ausbalancieren und nutzt dabei seine tiefe Muskulatur. Wie das genau funktioniert und welche Übungen für Pferde besonders effektiv sind, erklärt Physiotherapeutin Katrin Obst. Außerdem berichten CAVALLO-Chefredakteurin Linda Krüger sowie CAVALLO-Autorin Cathrin Flößer von ihren Erfahrungen mit den Schaumstoff-Pads.

Unsere Highlights

Steht das Pferd auf weichen Balance Pads, gerät der Körper ganz leicht ins Wanken. Diese minimalen Bewegungen aktivieren die Propriorezeptoren. Mit diesem Zungenbrecher-Wort sind Körperrezeptoren gemeint, die abseits von Augen und Ohren Sinnesrückmeldungen geben und die Bewegungen kontrollieren. Diese Körperrezeptoren befinden sich in Muskeln, Gelenken, Sehnen, Bändern und im Bindegewebe und werden durch das Balance-Training angesprochen und aktiviert. "Je besser diese Rezeptoren trainiert sind, desto gesünder bleiben auch Sehnen und Gelenke, weil sie sich selbst schützen können", sagt Pferdephysiotherapeutin Katrin Obst. Sind die Propriorezeptoren des Pferds fit, kann es auch sicher über unebenen Boden gehen oder über kleine Sprünge zu hüpfen, ohne zu stolpern. Training mit Balance Pads eignet sich für jedes Pferd, denn es dient der Prävention, kommt bei der Reha zum Einsatz und kann bei gesunden Tieren die Leistung steigern.

CAVALLO Balancepads
Sandra Reitenbach

Nur für Profis: Eine Schulparade auf den Balance-Pads gehört zu den schwierigsten Übungen.

Trittsicherheit mit Balance Pads fördern und erhalten

Umgekehrt schlafen die Propriorezeptoren wieder ein, sobald sie nicht mehr gefordert werden, etwa wenn das Pferd immer in einer glatt eingestreuten Box mit akkurat gepflastertem Paddock steht und in einer stets glatt gezogenen Halle läuft. Sie verkümmern und verhindern, dass der Körper Koordination, Balance und Trittsicherheit erhält. Neben der Bewegung auf unterschiedlichen, auch mal unebenen Böden, quer durchs Unterholz oder über Sprünge, können die Rezeptoren mit den Balance Pads im Stand trainiert werden. Das ist besonders praktisch, wenn das Pferd in einer Reha-Phase ist und nur wenig bewegt werden darf (vorher unbedingt mit dem Tierarzt absprechen, was das Pferd machen darf) oder kann auch mal ganz nebenbei laufen, wenn man gerade ausmistet oder aufräumt. Balance Pads gibt es von diversen Herstellern aus dem Humanbereich oder speziell für Pferde. Die Pads für Pferde halten mehr Gewicht aus. Manche Hersteller weisen darauf hin, dass sie nur bis zu 90 Kilogramm belastbar sind – das reicht nur fürs Reitertraining.

Einstieg in das Pferde-Training mit Balance Pads

Gerade wenn Pferde beschlagen sind, können sich Balance Pads schneller abnutzen. "Hier hilft es, sie mit Panzertape zu umwickeln oder in einen Stoffbeutel zu packen", rät Obst. Fürs Training sollte das Pferd immer auf einem ebenen Untergrund stehen und beide Hufe einer Achse auf Pads stehen haben, also immer beide Vorderhufe oder beide Hinterhufe. Die Pads mancher Hersteller sind groß genug, dass zwei Hufe Platz haben. Andernfalls brauchen Sie mindestens zwei Pads. Gerade wenn Pferde anfangs mit den Pads noch fremdeln, kommen sie mit einer größeren Schaumstofffläche besser zurecht. Balance Pads gibt es je nach Hersteller in unterschiedlichen Härtegraden (Kosten pro Stück: ab rund 30 Euro). Je weicher der Schaumstoff, desto tiefer sinkt der Huf ein und desto schwieriger wird es fürs Pferd, den instabilen Untergrund auszugleichen. Nutzen Sie bitte keine mit Luft gefüllten Pads – sie könnten platzen.

Übungen fürs Pferd

Tipp: Beginnen Sie immer von leicht nach schwer. Für manche Pferde ist es bereits eine große Herausforderung, überhaupt auf Balance Pads mit den Vorderbeinen zu stehen. Beginnen Sie immer mit wenigen Minuten Training. Für Fortgeschrittene sollte eine Einheit nicht länger als 15 Minuten dauern. Meistens steigen die Pferde von selbst ab, wenn sie genug haben. Um nachzuempfinden, wie sich das Pferd fühlt und was im Körper passiert, stellen Sie sich selbst mal für einige Minuten barfuß auf die Pads.

Übung 1: Vorderbeine balancieren

Da Pferde in der Regel ihre Vorderbeine besser im Bewusstsein haben als ihre Hinterbeine, fällt es ihnen anfangs leichter, die Vorderhufe auf die Balance Pads zu stellen. Heben Sie das Vorderbein hoch und legen Sie das Balance Pad dorthin, wo vorher der Huf stand. Stellen Sie den Huf sanft auf dem Pad ab, dann wechseln Sie die Seite und stellen den zweiten Huf auf das zweite Pad. Sobald das Pferd steht, atmen Sie selbst bewusst aus und beobachten, was passiert. Zwingen Sie Ihr Pferd nicht, den Huf abzustellen, sonst könnte es sich verspannen.

"Man kann erkennen, wie die Brust- und die Schultermuskeln arbeiten", sagt Katrin Obst. Manche Pferde schwanken sogar. Geben Sie Ihrem Pferd Ruhe und lassen Sie es sich anfangs ganz auf diese Aufgabe konzentrieren. Schließt es die Augen oder kaut es ab, ist das prima – dann lässt es sich ganz auf die Übung ein. Im besten Fall springt der so genannte Parasympathikus an, das ist der Teil des Nervensystems, der die Körperfunktionen wie Herzschlag, Atmung und Verdauung steuert. Er dient der Regeneration, baut Kraftreserven auf, kurbelt den Stoffwechsel an und sorgt dafür, dass sich das Pferd gut erholen kann.

Unsere Erfahrungen

Linda Krüger, Chefredakteurin: Wir nutzen Balance Pads für alle Pferde, von der athletischen zehnjährigen Stute bis zu meinen Oldie-Damen ü-25. Das große Schwanken zeigte sich erst jüngst wieder bei einer jungen Araberstute, die im Freilauf und unterm Sattel noch Balanceprobleme hat. Dennoch steht sie entspannt und fokussiert auf sich selbst oft zehn Minuten auf den Pads. Nach einigen Wochen merkt man nun deutlich, dass sie ihren Körper besser im Griff hat. Und auch (oder gerade) bei den Pferden (und Reitern), die sich schwer tun mit den Pads, ist mein Rat: Dranbleiben, es wirkt!

Cathrin Flößer, Autorin: Meine Stute Pandora tat sich schwer und es erforderte viel Geduld, sie mit den Vorderbeinen auf Balance Pads zu stellen, hinten war es noch schwieriger. Gerade als sie älter wurde, ließ ihre Koordination nach und sie stolperte häufiger. Sie brauchte sehr lange, um sich auf die Balance Pads einzulassen und ich konnte froh sein, wenn sie eine halbe Minute darauf stand. Ganz anders mein junger Wallach Coffee, der schon von Natur viel ausbalancierter ist. Bei ihm nutze ich aktuell die Pads für die Hinterbeine, weil er Knieprobleme hat. Er steht minutenlang darauf, hat die Augen halb geschlossen und kaut. Ich selbst habe die Pads nach einem Bänderriss im Fußgelenk genutzt und Übungen wie die Standwaage gemacht, um die Strukturen rund um den Knöchel wieder zu stabilisieren.

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Praktische Tipps und Übungen für Pferd und Reiter
Effektives Training mit Balance Pads
CAVALLO Balancepads
  • Schritt für Schritt zu mehr Stabilität und Koordination
  • Balance-Training für Muskeln, Gelenke, Sehnen, Bänder und Bindegewebe
  • 9 effektive Übungen für das Pferd
  • Plus drei Übungen speziell für den Reiter
  • mit Expertenwissen von Physiotherapeutin und Pferde-Osteopathin Katrin Obst
  • 5 Seiten PDF
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