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auf und ab

„Die Chefsaläre steigen weiter“ und „Der UBS drohen neue Verluste“: Beide Artikel stehen prominent auf der Frontseite der Handelszeitung.

Da ich im Emmental aufgewachsen bin, kenne ich Auf- und Abwärtsbewegungen bestens. Im besagten Fall handelt es sich jedoch um topografische Verhältnisse, die sich durch Menschenhand schwerlich beeinflussen lassen.

Die „Höger“ und „Chrächen“ prägen den Alltag der Bevölkerung massgeblich, besonders die landwirtschaftlichen Arbeiten. Diese werden unter erschwerten Bedingungen ausgeführt, oftmals sicherlich mit neidischem Blick zum Seeland. Trotz topografischen Erschwernissen bleiben viele Bewohner dem Emmental aus Überzeugung treu.

Auf der Frontseite der mir vorliegenden Zeitung steigt ein Manager gegen den Himmel zu -auf 1000-er Noten, die einen Hügel versinnbildlichen. Es macht den Anschein, dass dieser Bergsteiger einen lockeren Weg vor sich hat. Sein Anzug ist makellos und sitzt perfekt. Kletterpartien scheinen ausgeschlossen, da er nur eine Hand frei hat, der Aktenkoffer baumelt auf der rechten Seite. Unbeschwert und locker steigt dieser Mann seinen rund 4 Prozent mehr Grundlohn entgegen. Falls er einen Platz im Top-Kader einer Bank, einer Versicherung oder eines Kreditunternehmens hat, werden seine Bemühungen mit durchschnittlich 409’000 Franken im Jahr abgegolten.

Eine eindrückliche Zahl, trotzdem ein Pappenstiel: Erinnerungen an Managerlöhne im dreistelligen Millionenbereich tauchen auf.

Sie sehen bestimmt unterdessen, worauf dieser Eintrag abzielt. Marcel Ospel und der Verwaltungsrat der UBS haben bis vor kurzer Zeit ihre astronomische Entlöhnung damit begründet, dass nur so gewährleistet werden könne, die besten Führungskräfte am Ruder zu behalten.

Der Link zum Abwärtstrend ist gemacht: Die UBS schlingert orientierungslos, ihre Talfahrt scheint weiterhin ungebremst. Die Führungsentscheide der „besten“ Manager kommen ans Licht und werfen weltweit negativste Schlagzeilen auf den Finanzplatz Schweiz. Altbekannt und skandalös: Die Verluste tragen wir alle, von den Gewinnen profitierten ehemals einzelne Herren.

Topografisch bedingte Auf- und Abwärtsbewegungen können schwerlich geändert werden, durch einzelne Manager bestimmte Hoch und Tiefs in der Finanzwelt jedoch schon. Aus Überzeugung haben viele Kleinkunden ihr Geld aus den Grossbanken abgezogen.

Hochachtung für beide:

– für die Bauernfamilie im Emmental, die den Umgang mit der Unebenheit gelernt und akzeptiert hat

– für den Kleinanleger bei einer Grossbank, der hohe und weiter steigende Kader-Löhne und milliardenschwere Bank-Verluste nicht weiter unterstützen will.

Sara Stalder

Geschäftsleiterin Stiftung für Konsumentenschutz