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Fahrt ins Abseits?

Die Pläne der SBB lassen aufhorchen: Ein Steward regelt, dass Benützer eines Zweitklassbilletts die erste Klasse nicht mehr betreten dürfen und kümmert sich auch sonst um das Wohlergehen der Erstklasspassagiere. Im gleichen Umstrukturierungsschritt sollen aber auch die Billetts der Stosszeiten verteuert werden. Damit erteilt die SBB der treuen, zuverlässigen Kundschaft eine schallende Ohrfeige. Wer auf die Bahn umsteigt und dies konsequent durchzieht, wird mit diesen Finanzierungsplänen ganz klar bestraft.

Auch ich gehöre der Pendler-Gemeinschaft an. Ich verstehe die neusten Ideen der SBB nicht, dass einerseits der Komfort der Erstklasse-Fahrgäste mit geplanten Zusatzleistungen gehoben wird und andererseits der Pendler der zweiten Klasse für die gleiche Leistung einfach mehr zur Kasse gebeten wird. Zudem befürchte ich, dass man zum Lösen eines Billetts zukünftig ein dickes Handbuch zu Hilfe ziehen muss. Bereits jetzt stellt das Billettlösen am Automaten gewisse Anforderungen an die Reisenden, die teilweise ohne Hilfe des Schalterpersonals unüberwindbar sind.

Besonders stossend an der ganzen Sache finde ich den Umstand, dass wiederum den treuen, oftmals langjährigen Kunden die Mehrkosten aufgebürdet werden. Der treuen Kundschaft gebührt ab und zu ein Dankeschön, doch das scheinen einige grosse Unternehmungen nicht zu verstehen. Dass langjährige Swisscom-Kunden beim Bezug eines i-Phones massiv höhere Kosten zu beklagen hatten als Neukunden gehört für mich beispielsweise auch in dieses Denkmuster. Die Treue zu einem solchen Unternehmen zahlt sich in keiner Weise aus!

Ich bin bestürzt über die Worte von Herrn Blumenthal, die seit heute Morgen früh im Internet zirkulieren. Wenn mit Preiserhöhungen erzielt werden soll, dass sich die Züge im Stossverkehr weniger stark füllen, wird eindeutig am Ziel vorbeigeschossen: eine Verlagerung auf die Strasse ist voraussehbar.

Zugegeben: Damit wäre das Problem der übervollen Züge für die SBB-Verantwortlichen zwar mit einem Schlag gelöst.

Sara Stalder

Geschäftsleiterin Stiftung für Konsumentenschutz