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Gib Geld aus, das du nicht hast!

Sie lesen richtig: Diese Botschaft ist mir in den letzten Wochen zweimal begegnet. Mit einer „Kauf-weiter!“-Versicherung versuchen Kreditkarten-Anbieter den Leuten weiszumachen, dass der Konsum weiterhin möglich ist, auch wenn kein Geld mehr auf dem Konto liegt. Seit vergangener Woche fordert die Bank Crédit Suisse ihre Kunden und Kundinnen auf, die Kreditkartenlimite von 6’500 Franken auf 10’000 Franken zu erhöhen. Wahrscheinlich soll damit das Weihnachtsgeschäft tüchtig angekurbelt werden.

Pures Unverständnis kann ich für diese Botschaften in der jetzigen Situation aufbringen. Hat nicht genau dieses Denkmuster die aktuelle Finanzmisere herbeigeführt? Sollten nicht die Bank- und Kreditgesellschaften aus den praktizierten Geschäften, basierend auf einem Leben auf Pump, dingend ihre Lektion gelernt haben?

Ich habe die leidige Vermutung, dass die Hauptverantwortlichen der Milliarden-Löcher weiterhin kein Einsehen haben. Wieso preisen sie ihrer Kundschaft das von ihnen in den letzten Jahren vorgelebte Motto in den höchsten Tönen und mit aufwändigem Werbematerial an? Doch sicher nur, weil sie von dieser Praxis überzeugt sind, oder…?

Hoffentlich setzt in Windeseile ein anderes Denken ein, ansonsten bezweifle ich, dass wichtige Entscheidungsträger zum nachhaltigen Lernen aus Fehlern der Finanzkrise fähig sind. Es kann doch nicht sein, dass wir Bürgerinnen und Bürger ermuntert werden, solche Misswirtschaft weiterzubetreiben, wie sie uns auf Managementebene vorgelebt wurde und uns bereits jetzt teuer zu stehen kommt.

Ich hoffe sehr, dass die hoch bezahlten Finanzmanager und Marketingberater die momentane Finanzsituation sehr genau analysieren. Daraus sollte logischerweise folgen, dass der Kundschaft zukünftig Angebote unterbreitet werden, die einen wirklichen Nutzen enthalten.

Alles andere benötigen wir definitiv nicht mehr!

Sara Stalder

Geschäftsleiterin Stiftung für Konsumentenschutz