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Lückenfüller

Jahrzehntelang wurde uns eingetrichtert, dass die Stromlücke unweigerlich die Turbinen der Wirtschaft und die Motörchen der Haushaltgeräte zum Stillstand bringt, wenn nicht weiterhin stromproduzierende Moloche gebaut würden, vorzugsweise Kernkraftwerke.

Deutschland macht es jetzt aber vor mit dezentraler, erneuerbarer – subventionierter – Stromherstellung: Die Produktionsspitzen sind zeitweise so gross, dass der Strom verschenkt werden muss. Nachvollziehbar, dass solche Szenarien nicht in den Drehbüchern der bejahrten, dominanten Stromkonzerne vorgesehen sind. Schnell muss Abhilfe geschaffen werden:

„Der zweifelhafte Erfolg der deutschen Stromexporte“ titelt die NZZ gestern. „Trittbrettfahrer“ nennt der Verwaltungsratspräsident der BKW, Kurt Rohrbach, die unregelmässig anfallenden Energien kürzlich im Interview mit der Handelszeitung.

Anstelle einzugestehen, dass mit dem geballten Zubau von Erneuerbaren umgehend genügend Energie bereitgestellt werden kann, stellt der NZZ-Artikel die Nachteile der unregelmässig anfallenden Stromproduktion, des Exportes, des veränderten innereuropäischen Strommarktes und des Vorrangs der Erneuerbaren bei der Einspeisung an den Pranger.

Dass es eine Herausforderung ist, wenn der Strom schwallweise produziert wird, ist mit der heutigen Situation der Netze, aber auch wegen der fehlenden Vernetzung zwischen den Strombezügern, nicht wegzureden.

Erfolgsversprechende Lösungsansätze sind auf dem Tisch (virtuelle Kraftwerke, Smart Grid oder Supergrid). Ungenügende oder fehlende Lösungen gibt es bisher für den Abbau von Kernkraftwerken, die Endlagerung der Brennstäbe und für die Beseitigung weiterer Umweltschäden, die damit einhergehen. Ganz abgesehen davon, dass immer noch mit unrealistisch tiefen Kosten – für Bau, Abbau und Versicherung von Grosskraftwerken – argumentiert und gerechnet wird.

Wer daher subventionierte Erneuerbare als Marktverzerrung darstellt, verhält sich unglaubwürdig, ausser er hat dies bereits bei der Stromgewinnung mittels Kernenergie angeprangert. Die Schnittmenge dieser zwei Arten von Rufern ist mit Sicherheit jedoch verschwindend klein.

Ich halte es mit dem Leser Pius Korner, der den NZZ-Artikel wie folgt auf den Punkt bringt: „Die Probleme müssen angegangen werden. Das dürfte einfacher sein als Klimawandel und Atommüll.“

Sara Stalder

Geschäftsleiterin Stiftung für Konsumentenschutz SKS