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Verwirrung von A bis G

Kürzlich besuchten wir stichprobenartig einige Elektronikfachgeschäfte. Wir wollten wissen, mit welchen Argumenten die Geschäfte ihre Produkte bewerben. Zugegeben: Dieser Blick in die Verkaufsregale für elektronische Haushaltgeräte ist nicht repräsentativ – und doch lassen sich einige Muster erkennen.

Bereits beim Betreten der Geschäfte wurde uns klar, welches Wettbewerbselement hervorgehoben wird: der Preis. In auffälliger Art weisen Schilder auf Aktions- und Schnäppchenpreise hin. Als Käufer bekommt man oftmals bereits beim Betreten des Geschäfts den Eindruck vermittelt, man sei im Preisparadies angekommen.

Vordergründig heben sich Staubsauger, Kaffeemaschine oder Gefrierschrank nur über den Preis unter ihresgleichen ab. Auf einen zweiten Blick erkennt der Käufer, dass es funktionale und ästhetische Unterschiede gibt. Erst auf den dritten Blick – wenn überhaupt Informationen dazu vorhanden sind! – wird klar, dass die Geräte unterschiedlich viel Strom benötigen.

Energieetiketten schaffen Verwirrung

Das Bundesamt für Energie schreibt auf seiner Website zu den Energieetiketten, dass sich beim Kauf eines neuen Geräts auch der Blick auf die Energieetikette lohne, damit man über die langfristig anfallenden Stromkosten im Bilde sei. Dennoch fällt dieses Element beim Kauf kaum ins Gewicht. Zum einen sind nicht alle Haushaltgeräte mit einer Energieetikette ausgezeichnet, zum anderen wurde die Energieetikette unterdessen leider ins Abseits manövriert: Es ist verwirrend, dass für Waschmaschinen, Kühl- und Gefriergeräte oder Geschirrspüler die Klassierungen A+++ bis D existieren, für Backöfen, Wäschetrockner und Kaffeemaschinen jedoch die Unterscheidung von A bis G gemacht wird.

Ein „A-Gerät“ – im Volksmund Synonym für das energieeffizienteste Gerät – ist also nicht in jedem Fall das energieeffizienteste Gerät, es könnten ja auch noch A+, A++ und A+++ existieren. Damit hält ein A-Gerät nicht immer, was die Konsumentinnen und Konsumenten von ihm erwarten.

Dass die siebenstufige Unterteilung in Energieklassen zudem auch eine Farce sein kann, wissen vermutlich die wenigsten Kaufinteressierten: Bei Kühl- und Gefriergeräten stehen in der Regel nur noch Geräte der beiden obersten Energieklassen A+++ und A++ zum Verkaufen bereit. Die anderen Geräte mit den tieferen Klassen dürfen unterdessen weder in unser Land eingeführt noch in der Schweiz produziert werden. Die fünf unteren Klassierungen sind also überflüssig und täuschen daher sogar die schweizerische Kundschaft.

Die Energieetikette als lästige Pflicht

Bei unserem Blick in die Verkaufsregale wird klar, dass der Information in Form der Energieetikette mehr schlecht als recht nachgekommen wird: So fehlt beispielsweise bei Geräten jegliche Information zum Energieverbrauch, obschon diese dort vorgeschrieben wäre. Oder: Es werden für die gleichen Geräte unterschiedliche Klassierungssysteme verwendet, was sich auf die Verständlichkeit nicht eben förderlich auswirkt.

Es scheint, dass die Anbieter die gesetzlichen Vorgaben widerwillig, lückenhaft und ohne Begeisterung umsetzen, da das Stromsparen bisher kein Wettbewerbselement für einen Kaufentscheid darstellt. Es zeigt sich damit leider, dass dem Stromspar-Argument beim Kauf keine Bedeutung zukommt.

Richtige Kaufentscheide fällen können dank umfassender Information

Mit dem Einsatz der energieeffizientesten Geräte könnte in einem Haushalt rund die Hälfte des Stromverbrauchs eingespart werden. Daher ist es zwingend, dass den Konsumentinnen und Konsumenten zusammen mit den Preisinformationen genügend und verständliche Informationen zu stromsparenden Geräten zur Verfügung gestellt werden. Zudem braucht es auch strengere Vorschriften, damit nur noch Best-Geräte in die Verkaufsregale gestellt werden dürfen. Auch lange Übergangszeiten zum Abverkauf von Stromschleudern darf es nicht mehr geben.

Zugegeben, der Einsatz eines energieeffizienten Gerätes bleibt heute quasi ohne Wirkung auf das Haushaltportemonnaie, da Strom so billig ist. Auch in diesem Bereich gibt es dringenden Handlungsbedarf – stromsparendes Verhalten müsste sich endlich auch im Geldbeutel bemerkbar machen.

Sara Stalder

Geschäftsleiterin Stiftung für Konsumentenschutz