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Perchlorat: Ungelöstes Rätsel

Perchlorat kommt sowohl im Boden wie in der Atmosphäre vor und wird auch als Arzneimittel gegen eine Überfunktion der Schilddrüse eingesetzt. Wieso dieses Salz der Perchlorsäure aber plötzlich in viel höheren Konzentrationen auf Gemüse und Früchten festgestellt wird, darüber rätselt man in der Schweiz wie im Ausland.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung BfR in Deutschland hat in den letzten zwölf Monaten rund 750 Gemüse- und Früchteproben auf Rückstände von Perchlorat untersucht. Ein Viertel der Proben enthielt Perchlorat oberhalb der Bestimmungsgrenze von 0,002 mg/kg, betroffen waren vor allem Blattgemüse, Fruchtgemüse sowie Zitrusfrüchte. Das Phänomen ist neu – und weit verbreitet: Die Funde von Perchlorat lassen sich nicht auf bestimmte Regionen beschränken, sondern sind in der ganzen EU und auch in der Schweiz verbreitet.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat heute auch reagiert und ein Informationsschreiben herausgegeben: Da die Auswirkungen von Perchlorat auf die Gesundheit des Menschen nicht genügend erforscht sind, will das BAG  einen provisorischen Höchstwert einführen, so wie dies die EU im Sommer auch getan hat. Produkte, welche diesen Höchstwert überschreiten, sollen demnach beanstandet werden. Die Kantonschemiker müssen also bei den Kontrollen speziell auch nach diesen Stoff suchen.

Neben einer koordinierten und verstärkten Kontrolltätigkeit ist für die Konsumenten aber auch wichtig zu wissen, welche gesundheitlichen Auswirkungen dieses Perchlorat hat und wie dieser Stoff auf und in die Früchte und Gemüse gelangt. Denn neben dem Schutz vor den vorhandenen Risiken gilt es, das Übel an der Quelle zu packen und zu verhindern, dass die Lebensmittel weiterhin über den Boden oder die Luft dieses Perchlorat aufnehmen.

Die Empfehlung des BAG an alle Beteiligten, die Ursachen der Kontamination zu ergründen und zu beseitigen, sind zwar wohlgemeint, aber vermutlich nicht sehr effektiv. Hier wäre es hilfreich, wenn im zukünftigen Bundesamt für Lebensmittelsicherheit nicht nur das BAG und das Bundesamt für Veterinärwesen, sondern auch das Bundesamt für Landwirtschaft vertreten wäre. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Bis es so weit ist, ist das Rätsel und das Problem des Perchlorates hoffentlich gelöst.

Sara Stalder
Geschäftsleiterin Stiftung für Konsumentenschutz