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Übergewicht weiterhin auf Vormarsch

Nicht erstaunlich sind die Fakten, die heute vom Bundesamt für Statistik BfS präsentiert und vom Bundesamt für Gesundheit BAG kommentiert wurden: die Gesundheitserhebung 2012 zeigt einen Anstieg der übergewichtigen Personen in den vergangenen 20 Jahren um 11 Prozentpunkte. Über 40 Prozent der Bevölkerung gelten als übergewichtig! Und: Die Gefahr, zuviel Körperfett zu haben, steigt mit sinkender Bildung.
Diese Erkenntnisse sind nicht neu, die Zunahme muss aber den Behörden und der Politik zu denken geben! Doch der politische Wille, etwas Konkretes zu unternehmen, fehlte bislang, obschon Verbesserungsmöglichkeiten bekannt wären: Vorerst geht es darum, dass klar ersichtlich ist, welche Nährwerte in den Fertigprodukten enthalten sind. Auch Gutgebildete reiben sich die Augen, wenn sie sich einmal die Mühe nehmen und  das Kleingedruckte auf einer Päcklisuppe entziffern: Der Gemüseanteil ist marginal, der Salz- und Fettgehalt beachtlich und sogar Zucker ist darin enthalten. Doch unsere Bemühungen für verständlichere Deklarationen und vermehrte Transparenz scheiterten bislang am fehlenden Willen der Nahrungsmittelindustrie und an fehlenden Mitteln der Verwaltung.
In diesen Wochen hätten die Politiker und Politikerinnen wiederum die Möglichkeit, wirksam gegen Übergewicht vorzugehen: im Lebensmittelgesetz, das zur Zeit beraten wird, wäre eine Einschränkung der Bewerbung ungesunder Lebensmittel für Kinder und Jugendliche vorgesehen. Doch gegen diese Massnahme wird massiv lobbyiert. Ein Grossteil des Parlaments ist sich dem Ausmass von Kinderwerbung vermutlich kaum bewusst: Im Juli 2012 haben wir aufgezeigt, dass in einer Fernsehstunde knapp 19 Werbungen auf die Kinder niederprasseln, davon ist jede 4. eine Nahrungsmittel-Werbung!
Die heute präsentierten Zahlen und die Erkenntnis, dass Übergewicht weiterhin die Volkskrankeit Nummer 1 bleibt, schrecken Behörden und Politik hoffentlich soweit auf, dass nun Taten folgen – denn die Nahrungsmittelindstrie wird auf lange Sicht ohne Druck kein Interesse haben, vom eingeschlagenen Weg abzuweichen.