Fragen zu Konsum oder Recht? Hier finden Sie über 400 Antworten

Parlament schützt die Tabakindustrie – Gesundheit der Bevölkerung ist zweitrangig

gesundheit_tabak_zigaretten_suchtNach dem Ständerat hat heute auch der Nationalrat das Tabakproduktegesetz an den Bundesrat zurückgewiesen. Durch diesen unverständlichen Entscheid wird ein schweizweites Verbot des Verkaufs von Tabakwaren an Minderjährige verhindert. Die Werbung für Tabakprodukte, welche gerade bei Jugendlichen eine starke Wirkung entfaltet, wird ebenfalls nicht eingeschränkt.

Tabakkonsum verursacht in der Schweiz jährlich 9’500 Todesfälle und 16‘000 Fälle von Invalidität. Damit ist er die häufigste vermeidbare Todesursache in der Schweiz. Die dadurch entstehenden volkswirtschaftlichen Kosten belaufen sich auf 10 Milliarden Franken pro Jahr. Obwohl diese Zahlen eine deutliche Sprache sprechen, hat sich heute nach dem Ständerat auch der Nationalrat gegen eine wirksame Tabakprävention ausgesprochen.

Damit geht das Geschäft zurück an den Bundesrat, der eine neue Vorlage ausarbeiten muss, wodurch wertvolle Zeit verloren geht. Es bleibt also vorerst dabei, dass kein schweizweites Verbot für den Verkauf von Tabakwaren an Minderjährige eingeführt wird. Ein solches wäre besonders wichtig, da fast zwei Drittel aller Raucher schon unter 18 Jahren zu rauchen beginnen. Personen, welche bis zum 21. Lebensjahr nicht mit dem Rauchen beginnen, bleiben mit grosser Wahrscheinlichkeit das ganze Leben lang Nichtraucher. Auch die Tabakwerbung soll nicht weiter eingeschränkt werden, obwohl sie gerade auf Jugendliche einen grossen Einfluss hat. Gemäss einer deutschen Studie steigert Tabakwerbung das Risiko, dass Jugendliche zu rauchen, beginnen um 46%.

Für diesen gesundheitspolitisch fragwürdigen Entscheid des Parlaments gibt es eine simple Erklärung: Den Schutz der Tabakindustrie. Die Schweiz ist äusserst beliebt bei diesem Industriezweig, der Produkte herstellt, die weltweit 5 Millionen Todesopfer pro Jahr fordern. Sie ist nämlich das einzige westliche Land, welches die Produktion und den Export von Zigaretten mit erhöhtem Teer-, Nikotin- und Kohlenmonoxidgehalt zulässt. In der Schweiz werden also äusserst schädliche und noch stärker süchtigmachende Zigaretten für Entwicklungsländer im Osten, in Asien und Afrika produziert, die in Europa weder produziert noch verkauft werden dürfen. Dies zeigt eindrücklich: Das Parlament schützt in erster Linie die Interessen der globalen Tabakindustrie. Die Gesundheit der Schweizer und der Weltbevölkerung ist weniger wichtig.

Folgende Artikel enthalten weitere interessante Informationen zum heutigen Entscheid, zur Tabakindustrie in der Schweiz und zu den perfiden Werbemethoden der Zigarettenhersteller.

Die Schweiz, Plattform der Zigarettenhersteller (SÄZ)
Die 9 fiesesten Marketingstrategien der Tabakindustrie (watson)
Freie Marktwirtschaft sei wichtiger als Prävention: Verbot von Tabakwerbung abgelehnt (watson)