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Regionallabels: Trittbrettfahrer auf dem „Regionalzug“

Was steckt hinter den Regionallabels, die immer zahlreicher auf dem Markt erscheinen? Die Allianz der Konsumentenschutz-Organisationen hat einen kritischen Blick auf die 55 Schweizer Regionallabels geworfen: Ein grosser Teil der 55 Labels ist zwar noch verbesserungsfähig, aber auf einem guten Weg. Einige Anbieter profitieren jedoch als Trittbrettfahrer vom „Regionalzug“ und bieten weder öffentliche Richtlinien, unabhängige Kontrolle und noch Transparenz.

Über 30 Lebensmittel-Labels, dazu 55 Regional-Labels und viele Marken und Gütezeichen der Anbieter – bei dieser unübersichtlichen Fülle ist es wichtig, dass die einzelnen Labels den Konsumentinnen und Konsumenten einen Mehrwert und einen Nutzen bieten. Wie weit dies bei den Regional-Labels der Fall ist, zeigt eine breit angelegte Untersuchung der Stiftung für Konsumentenschutz mit ihren Allianzpartnern (FRC und ACSI). Sie hat 56 Regional-Labels in der ganzen Schweiz untersucht – von kleinsten Labels wie „Ammitaler Ruschtig“ bis zu den schweizweit bekannten Regional-Labels von Migros und Coop. Denn der Trend zu regionalen Produkten hat sich auch auf der Anbieterseite bemerkbar gemacht. Detailhändler setzen immer stärker auf regionale Produkte und schaffen dafür eigene Labels.

17_A4_Merkblatt_RegionalLabels_ohneLogoDas Ergebnis zeigt: Der grösste Teil – alle Labels von regio.garantie, der Schweizer Landschaftspärke sowie das „Aus der Region, für die Region“ (Migros) – bieten den Konsumenten einen Mehrwert. Diese Labels unterstehen einem nationalen Dachreglement, so dass die Region definiert ist, eine Zertifizierung und unabhängige Kontrolle stattfindet und die Konsumenten sich online informieren können, welche Auflagen hinter dem Label stecken.

Verbesserungsfähig sind aber auch sie noch: Es fehlen beispielsweise eine nachvollziehbare Regelung, wann importierte Zutaten verwendet werden dürfen oder Vorgaben zu den Transportdistanzen.

Verbesserungen angebracht

  • Die Labels unter regio.garantie kennen keine Vorgaben an die Produktionsart – gewisse ökologische Auflagen müssten jedoch Standard sein, damit die Label als regional ausgezeichnet werden dürfen. Denn Konsumenten verbinden nicht zuletzt dank dem in der Werbung vermittelten Bild der traditionellen Landwirtschaft mit der regionalen auch eine ökologische und tierfreundliche Produktion.
  • Die Migros definiert ihre Regionen analog ihrer Genossenschaften, welche sehr unterschiedliche Grössen aufweisen. So umfasst die Genossenschaft Aare die Kantone Bern, Solothurn und Aargau – Produkte aus Schinznach können in Adelboden noch als regional verkauft werden.
  • Coop hingegen definiert die Region für seine „Miini Region“-Linie je nach Produkt und Verkaufsregion unterschiedlich – für die Konsumentinnen und Konsumenten ist dies willkürlich und nicht nachvollziehbar.
  • Auch Manor führt mit „lokal“ ein Regionallabel. Allerdings besteht bei verarbeiteten Produkten eine schwammige Vorgabe, wie hoch der Anteil schweizerischer oder importierter Rohstoffe sein darf.

Trittbrettfahrer

  • Die Regionallabel von Volg, Landi und Spar sind schwierig zu beurteilen, da diese drei Anbieter die Richtlinien trotz mehrmaliger Nachfrage nicht zur Verfügung stellen. Zudem werden die Produkte weder zertifiziert noch unabhängig kontrolliert. Den Konsumenten stehen als Information einzig ein paar unverbindliche Werbetexte auf den Webseiten zur Verfügung.

Die Untersuchung zeigt, dass die meisten Labels auf einem guten Weg sind, es aber auch ein paar schwarze Schafe gibt, welche dringend diverse Verbesserungen vornehmen müssen. Sonst schaden sie dem Vertrauen der Konsumentinnen und Konsumenten und damit auch den Bemühungen der sorgfältig arbeitenden Labels und den Regionalprodukten allgemein.

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