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Günstig, importiert und alles andere als saisonal: «Faire» Trauben aus Indien

Saisonale Trauben aus Indien?

Label wie Bio oder Max Havelaar versprechen den Konsumenten, dass sie mit dem Kauf der Label-Produkte etwas Gutes für die Umwelt und die Produzenten tun. Dafür zahlt man einen Aufpreis, kann dann aber mit gutem Gewissen zugreifen. Gilt das auch für Trauben im Frühjahr, die von Indien importiert werden?

Konsumentinnen und Konsumenten sollen saisonal und regional einkaufen – dies wird ihnen seit Jahren ans Herz gelegt und viele halten sich so gut wie möglich daran. Allerdings ist es nicht immer einfach zu wissen, wann Gemüse oder Früchte tatsächlich Saison haben. Bei Trauben ist es relativ einfach: Früchte aus Europa oder der Schweiz kommen erst im späten Sommer und im Herbst in die Verkaufsregale.

Die Trauben, die während dem Winter oder Frühjahr im Angebot sind, kommen von weit, sehr weit her und widersprechen dem regionalen und saisonalen Gedanken diametral. Erstaunlich, dass Max Havelaar sein Fair-Trade-Logo hergibt, um solche Trauben auszuloben: Beim Grossverteiler Coop zahlte man für ein halbes Kilo (in Plastik verpackt) nur gerade 2.50 Franken. Importiert wurden die Trauben aus Indien. Max Havelaar bietet in der Regel nur Lebensmittel an, die in unseren Breitengraden nicht produziert werden können.

Warum also Trauben, die im Herbst aus einheimischer Produktion auf den Markt kommen?

Auf Nachfrage bei Max Havelaar bekommt man zur Antwort, dass man neben dem Wohl der Fairtrade-Produzenten auch die Umweltaspekte und das Konsumverhalten berücksichtigt habe. Eine grosse Rolle gespielt haben wohl die Grossverteiler, welche dank solchem Labeling ihre nicht saisonalen Angebote besser vermarkten können.

Für die Konsumenten wird es immer verwirrender: Ist es also in Ordnung, im März Trauben aus Indien zu kaufen? Tut man damit am Ende etwas Gutes? Wenn Max Havelaar solche Produkte labelt, dann wird die Ökobilanz wohl nicht so schlecht sein, denken sich viele Konsumenten und greifen mit beruhigtem Gewissen zu – dem Portemonnaie schadet es ja auch nicht.

Am Ende verlieren das Label und der Gedanke dahinter an Glaubwürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit. Und damit ist den Produzenten in Indien, Afrika oder Südamerika erst recht nicht gedient.

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Saisonale Trauben aus Indien?