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öV-Sortiment: Kaleidoskop statt klares Bild

Wie kann man Reisende, die den öffentlichen Verkehr (öV) wegen der Corona-Krise meiden, wieder auf die Bahn oder ins Postauto bringen? Nicht mit den Neuerungen, welche die Alliance SwissPass heute vorgestellt hat: Im bunten Strauss findet man zwar Verbesserungen, aber es fehlen innovative Ideen und reizvolle Angebote. 

Die Anpassungen des Sortimentes und die Entschädigungen enthalten aus Sicht der Konsumentenschutzes ein paar gute Neuerungen. Wirklich innovative Ideen, um die Kundinnen und Kunden wieder vermehrt zum Einsteigen in den öffentlichen Verkehr zu bewegen, sind jedoch nicht auszumachen.

Die vorgestellten Sortimentsanpassungen sind zudem teilweise zwiespältig: Die Abschaffung des Studenten-GAs wird viele kaum Verdienende treffen, die Reduktion von CHF 500 auf das erste Erwachsenen-GA nur ein kleiner Tropfen auf den heissen Stein sein. Unter dem Strich wird der öffentliche Verkehr Mehreinnahmen generieren. Dies auch bei der Kindertageskarte, die statt CHF 16 neu CHF 19 kosten, aber nun auch ohne Begleitung gültig sein wird. Vermutlich werden viel mehr Kinder und Jugendliche in Begleitung unterwegs sein, so dass die Branche mehr als die Kundinnen und Kunden profitiert.

Auch die ausbleibende Billettpreis-Erhöhung sieht der Konsumentenschutz skeptisch: Zusammen mit den Allianzorganisationen FRC und ACSI hat der Konsumentenschutz im Frühling verlangt, dass die tieferen Trassenpreise in Form von generell günstigeren Preise an die Konsumenten weitergegeben werden. Es ist nicht verständlich, wieso dieser Millionenbetrag ausschliesslich an die Besteller, also die Kantone, gehen soll.

Die ins Feld geführte Entschädigung bei Verspätungen erfolgt nicht freiwillig, sondern aufgrund einer neuen gesetzlichen Grundlage. Der Konsumentenschutz fordert, dass die Inhaberinnen und Inhaber von Abonnementen auch angemessen entschädigt werden. Hier hinkt die Schweiz ohnehin schon bald wieder der EU hinterher, welche dabei ist, die Passagierrechte zu stärken.