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Kein unnötiger Leistungsausbau auf Kosten der Konsumentinnen

Die SwissGrid-Tarife steigen auch 2024 markant. Aufgrund der gestiegenen Energiepreise war dies zu erwarten. Der Konsumentenschutz fordert jedoch einen Marschhalt beim Ausbau der Stromreserven des Bundes. Stattdessen sollen Effizienzmassnahmen prioritär umgesetzt werden.

Am 22. März 2023 publizierte die SwissGrid die Tarife für das Übertragungsnetz 2024. Die Kosten für die Stromnetze steigen damit für einen durchschnittlichen Haushalt um 7 Prozent an. Erneut zeigt sich, dass die Kosten für Strom im 2024 massiv steigen werden. Für die Konsumentinnen und Konsumenten heisst es: mitgefangen, mitgehangen.

Marschhalt beim Ausbau der Stromreserven des Bundes

Im Herbst 2022 forcierte der Bund den Ausbau von sogenannten Stromreserven. Durch die Rückhaltung von Wassermengen in Stauseen und fossilen Reservekraftwerken in Cornaux und Birr sollte eine Stromversorgung im Winter sichergestellt werden. Der aktuelle Winter hat gezeigt, dass insbesondere fossile Reservekraftwerke kaum nötig sind. Stattdessen verteuern sie erheblich die Strompreise für die Konsumentinnen. Aus diesem Grund fordert der Konsumentenschutz die Überprüfung der Stromreserven durch den Bundesrat. Diese sind offensichtlich nicht mehr im gleichen Umfang nötig, wie im Herbst 2022 angedacht.

Effizienzmassnahmen als Alternative

Dabei zeigt sich, dass der Ausbau von fossilen Reservekraftwerken nicht nur fürs Klima schädlich ist, sondern auch unnötig. Laut Studien könnte die Schweiz nämlich bis zu einem Drittel ihres Stromverbrauchs einsparen – mit einfachen Massnahmen und ohne Komfortverlust. Die grossen Stromkonzerne sträuben sich jedoch gegen mehr Effizienz, vor allem, weil sie offensichtlich damit weniger verdienen würden als bisher. Für den Konsumentenschutz ist klar, dass statt mehr Kraftwerke vor allem weniger Strom benötigt werden sollte. Dies reduziert nicht nur die Kosten der Konsumenten sondern entlastet auch die Übertragungsnetze.

Längerfristig: Quartierstrom als Lösung für komplexe Stromnetze

Der Konsumentenschutz sieht allerdings noch eine andere Lösung bei der Nutzung einer dezentralen und intelligenten Energieversorgung: Der Quartierstrom. Auch hier muss die Politik endlich die Vorgaben so ausgestalten, dass in der Nachbarschaft produzierter erneuerbarer Strom – hauptsächlich Solarstrom – problemlos und zu attraktiven Bedingungen im Quartier genutzt werden kann. Das Pilotprojekt Walenstadt hat das riesige Potential dieser «Nachbarschaftshilfe Quartierstrom» kürzlich aufgezeigt. Nur so werden die Konsumentinnen und Konsumenten längerfristig von Netzkosten entlastet. Der Nationalrat hat in diesem Feld im Mantelerlass Grundlagen geschaffen, die der Ständerat in der Sondersession im Mai 2023 mindestens übernehmen muss.