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Der öffentliche Verkehr muss für alle sein!

Die Bedenken gegenüber dem geplanten Tarif- und Ticketsystem «myRIDE» wachsen. Billette und allenfalls Abonnements verschwinden, der Ticketvertrieb wird digitalisiert und personalisiert. Dies führt zu Intransparenz, Einschränkungen und weiteren Nachteilen für einen beachtlichen Teil der Reisenden. Gemeinsam mit vier weiteren Organisationen (Caritas, IGöV, VASOS, VCS) fordert der Konsumentenschutz, dass auch mit der digitalen Weiterentwicklung von Tarifen und Tickets der Zugang zum öffentlichen Verkehr (öV) für alle Menschen in der Schweiz gewährleistet bleiben muss – mit transparenten und verständlichen Preisangaben.

Mit dem Projekt myRIDE testet die öV-Branchenorganisation Alliance SwissPass ein System, in welchem die Reisenden ein lückenloses digitales Reisetagebuch führen. Der Preis der gemachten Fahrten wird erst nachträglich festgelegt – anhand von individuellen, digitalen Preisplänen. Ab März 2024 soll ein erster Prototyp dieses Tarifs getestet werden. Der Konsumentenschutz und vier weitere Organisationen stehen diesen Plänen kritisch gegenüber.

 


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GA und Verbundabos erhalten

Die Interessengemeinschaft öffentlicher Verkehr IGöV betont, dass das Prinzip „eine Fahrt – ein Preis“ auch im zukünftigen Tarifsystem myRIDE gelten muss. Zudem solle die Alliance SwissPass die beliebten Pauschalangebote wie das GA, Verbundabonnements und Tageskarten nicht abschaffen.

Keine Diskriminierung durch myRIDE – freie Wahl der Zahlungsmittel

Viele, vor allem ältere Menschen ohne Smartphone können oder wollen digitale Angebote nicht nutzen. Deshalb ist für den VCS Verkehrs-Club der Schweiz und die Vereinigung aktiver Senioren- und Selbsthilfeorganisationen der Schweiz VASOS wichtig, dass die freie Wahl des Zahlungsmittels nicht abgeschafft wird. Die VASOS fordert zudem, dass Preisreduktionen und Bonusprogramme auch für «non-digital-natives» zugänglich bleiben.

Der VCS Verkehrs-Club der Schweiz wirft der Alliance SwissPass zudem vor, Reisende ohne Smartphone mit diskriminierenden Preisen auf die digitalen Kanäle zu zwingen. Dies verunmögliche den niederschwelligen Zugang und schade so der Verkehrsverlagerung weg von der Strasse hin zum öV.

myRIDE für Personen mit knappem Budget problematisch

Auch Caritas Schweiz äussert sich kritisch und fordert eine Verkehrspolitik mit Armutsperspektive – auch bei der Erneuerung von Tarifsystemen. Das Prinzip des Post-Pricings bei myRIDE sei für Personen mit knappem Budget problematisch, da diese darauf angewiesen sind, den Preis für eine öV-Fahrt im Voraus zu kennen.

Der Konsumentenschutz teilt diese Bedenken und kritisiert insbesondere die fehlende Preistransparenz. Die Erfahrung zeigt, dass die wegen personalisierten und dynamischen Tarifmodellen fehlende Preistransparenz Tür und Tor öffnet für versteckte Preiserhöhungen.

Deshalb fordert der Konsumentenschutz gemeinsam mit den erwähnten Organisationen die Alliance SwissPass auf, die digitale Weiterentwicklung von Tarifen und Tickets so zu gestalten, dass der Zugang zum öffentlichen Verkehr für alle Menschen in der Schweiz möglich und die Preistransparenz gewährleistet bleibt.

Ausführliche Stellungnahmen aller fünf Organisationen

myRIDE: 7 Forderungen für ein zukunftsfähiges öV-Tarifsystem