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Ärger hoch zwei

“Welchen Preis machst Du mir heute?” – eine junge, liegende Frau lächelt mich von der Plakatwand herunter an. Helvetic Tours wirbt mit dem anzüglichen Plakat für ihre neue Verkaufsstrategie – keine fixen Preise mehr, dafür jeden Tag “Tagesbestpreise – täglich frisch”. Ich ärgere mich doppelt: Über das anzügliche Plakat und über den Inhalt.

Warum muss Helvetic Tours auf diese billige, anzügliche Art und Weise werben? Es ist nicht das erste Mal, dass die Werbung des Reiseunternehmens für Ärger sorgt: Eine Kampagne “Helvetic Tours Volksinitiative: Judihi, Gratis-Ferien für alle” wurde auf unsere Beschwerde hin von der Lauterkeitskommission vor Jahren als unlauter eingestuft. Früher hatte sich die Krebsliga über eine Kampagne beschwert: Helvetic Tours hatte die Touristen fast schwarz eingefärbt. Erinnern Sie sich an die hässlichen Gestalten? Und nun also diese Tour.

Dabei versucht Helvetic Tours den Kundinnen und Kunden eine dicke Kröte unterzujubeln. Es gibt keine fixen Preise, keine verlässlichen Preislisten mehr, sondern nur noch Tagespreise. Diese variieren je nach Wind und Wetter, beziehungsweise je nach Nachfrage, Saison, Flugkapazität und Destination. “Starr und kundenunfreundlich” bezeichnet Helvetic Tours die bisherige Preispolitik, nun wird man also kundenfreundlich und flexibel. Für Sie und mich bedeutet das nichts anderes, als dass die Frühbucherrabatte nun wegfallen und ein Preisroulette in Gang kommt. Wer Glück hat, bucht zu einem günstigen Preis. Wer Pech hat und ein paar Tage früher oder später bucht, zahlt vielleicht bedeutend mehr. Das ist praktisch, vor allem für den Anbieter: Er kann schlecht laufende Angebote noch verhökern, bei den gefragten Destinationen aber den Preis oben belassen.

Wer bei der Jagd nach dem günstigsten Preis mitmacht, hat dann wenigstens Ferien verdient. Für Gesprächsstoff ist auch gesorgt. Und für den Ärger: Wer von seinem Strandnachbarn zu hören bekommt, dass er ein paar hundert Franken weniger für das selbe Angebot bezahlt hat, wird die Ferien vermutlich nicht mehr uneingeschränkt geniessen.

Diese (Werbe-)Strategie geht irgendwie nicht auf. Oder was finden Sie?

Sara Stalder

Geschäftsleiterin Stiftung für Konsumentenschutz