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Atempause vereinbart

Klammheimlich sollte kürzlich der Preisüberwacher aus den Tarifverhandlungen des öffentlichen Verkehrs ausgeschaltet werden.

Erfreulicherweise misslang dieser Schachzug und zeichnet sich nun aus: heute konnte der Preisüberwacher verkünden, dass die geplante, erneute Tariferhöhung bei Bahn, Bus und Co. etwas moderater ausfallen wird, als vom Verband des öffentlichen Verkehrs (VÖV) Anfang Februar angekündigt. Diese Vereinbarung, die heute kommuniziert wurde, fixiert die Preise während der nächsten 24 Monate.

Der Rhythmus des sich abzeichnenden Usus für Tariferhöhungen im öffentlichen Verkehr – nach dem unrühmlichen Vorbild „Krankenkassenprämie“ – konnte also vorerst erfolgreich unterbrochen werden. Das gibt etwas Schnauf, sich vertieft mit dem Grundproblem zu befassen. Denn es ist weiterhin unklar, wohin die Reise zukünftig führt und welche Beteiligten wie stark das System ÖV finanziell mittragen. Welche Ausbaupläne sollen verwirklicht werden? Welchen Nutzen bringen diese Ausbauten dem Fahrgast in der Schweiz? Wer bezahlt wie viel an das System? Die Politik befasst sich zur Zeit mit genau diesen Fragen.

Der Weg des geringsten Widerstands wurde seit zwei Jahren nun praktiziert: die Fahrgäste hatten mehr zu bezahlen, stets mit der Drohung im Nacken, dass dies in den nächsten Jahren nun schrittweise weitergeführt werden müsse.

Vermutlich hat aber auch die SBB gemerkt, dass sie sich mit dieser Salamitaktik auf einem schmalen Grat bewegt. 2011 ist der Verkauf der Halbtaxabonnements seit vielen Jahren rückläufig und der Absatz der Generalabonnements stagniert zum ersten Mal.

stammkundschaft-sbb-2011

 

aus: „Die SBB in Zahlen und Fakten 2011“

Die heutige Mitteilung der einvernehmlichen Regelung zwischen dem Preisüberwacher und dem VÖV ist in erster Linie ein Erfolg, weil es eine Atempause ermöglicht. Diese muss zum Ziel haben, mit Bedacht die von uns schon lange geforderte Gesamtanalyse – inklusiv der zu erwartenden Wirkungen, siehe Grafik! – anzugehen.

Sara Stalder

Geschäftsleiterin Stiftung für Konsumentenschutz