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Big-Brother-Awards Schweiz: Nominierungsfrist läuft

Nach 10 Jahren Pause findet die Verleihung des Negativpreises für Datenkraken aus Wirtschaft und Politik auch in der Schweiz wieder statt. Das neue Team setzt sich zusammen aus dem Chaos Computer Club Schweiz, der Digitalen Gesellschaft, der p≡p Stiftung und dem Konsumentenschutz. Ab heute und bis zum 15. April 2019 kann jede und jeder Datenkraken für den Big Brother Award Schweiz 2019 nominieren: www.bigbrotherawards.ch 

Die Big Brother Awards prämieren seit 1989 international in bisher 19 Ländern Datensünder und wurden deshalb von Le Monde „Oscars für Datenkraken“ genannt.

Politischer Wille für Privatsphärenschutz kaum erkennbar

Die Daten über unser tagtägliches Verhalten on- und offline, Informationen darüber, was uns interessiert, wohin wir gehen, was wir kaufen, wie wir leben, wie gesund oder krank wir sind, mit wem wir kommunizieren werden getrackt, mitgeschnitten, gesammelt und ausgewertet. Die technischen Möglichkeiten dafür wachsen unaufhaltsam. Ein konsequenter politischer Wille, diese privaten Daten zu schützen, ist oft nicht erkennbar. Argumente, die besagen das ungebremste Sammeln von Daten geschehe zum Wohle und Vorteil der Konsumenten und zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger, sind grösstenteils vorgeschoben. In erster Linie dient die Datensammelwut dem Vorteil der Unternehmen, die so beispielsweise ihre Kunden zielgerichtet bewerben und manipulieren oder dem Staat, der schlussendlich in der Lage ist, das Handeln des Bürgers zu lenken.

Jetzt wird der Rahmen für die Digitalisierung gesetzt

Die Digitalisierung wird mehr und mehr real und durchdringt immer weitere Bereiche unseres Alltags. Fairness, Ausgewogenheit und Selbstbestimmung bilden die Grundlage für eine funktionierende, demokratische Gesellschaft. Die Menschen müssen in ihrer Privatsphäre geschützt werden, sowohl in ihrer Rolle als Staatsbürger als auch als Konsumenten. Die Rahmenbedingungen, die jetzt bestimmt werden – wie im Zuge der Revision des Datenschutzgesetzes – werden langfristige Auswirkungen haben.

Revival der Big-Brother-Awards Schweiz

Vier Organisationen – der Chaos Computer Club Schweiz, die Digitale Gesellschaft, die p≡p Stiftung und der Konsumentenschutz – rufen auch in der Schweiz die Big Brother Awards wieder ins Leben, um eine breite Öffentlichkeit auf diese Problematik aufmerksam zu machen und mit dem Ziel, dass unsere Grundwerte auch in der digitalisierten Welt weiter Bestand haben. Dazu werden die schlimmsten Datenkraken aus Privatwirtschaft und Politik ans Licht der Öffentlichkeit geholt.

Nominierungsphase läuft

Als Nominierte geeignet sind Unternehmen, Institutionen oder Personen mit Sitz in der Schweiz, die

  • das Recht auf Privatsphäre missachten und/oder
  • der Überwachung und Kontrolle von Personen oder Personengruppen Vorschub leisten, indem sie Daten unzulässig oder in großem Umfang sammeln oder verarbeiten.

Nominierungen können von jedermann/jederfrau auf www.bigbrotherawards.ch eingereicht werden. Die Nominierungsphase startet heute und endet am 15. April 2019.

Die feierliche Verleihung findet Ende August/Anfang September in Zürich statt. Der genaue Termin wird zu gegebener Zeit bekannt gegeben.

Die Big Brother Awards Schweiz sind auch ein Angebot zum Gespräch. Deshalb werden die Preisträger vorab informiert und zur Preisverleihung eingeladen.

Background

Die Big Brother Awards werden in mehren Ländern Europas verliehen. In der Schweiz fand die letzte Verleihung vor genau zehn Jahren statt. Im Spätsommer wird der Event wieder ins Leben gerufen. Das Organisationsteam und die Schweizer Jury rekrutiert sich aus den gemeinnützigen und unabhängigen Organisationen Chaos Computer Club Schweiz, Digitale Gesellschaftp≡p Stiftung und Stiftung für Konsumentenschutz. Alle diese Organisationen bringen langjährige Expertise in Sachen Einsatz für Privatsphäre und Wahrung von Grund- und Freiheitsrechten mit:

Chaos Computer Club Schweiz
Der Chaos Computer Club Schweiz (CCC-CH) ist eine Hackerorganisation der Zivilgesellschaft, die sich kritisch und vertieft mit Computertechnologie und ihren Folgen für die Gesellschaft auseinandersetzt. Im Rahmen von Technikfolgenabschätzungen weist der CCC-CH auf Chancen und Gefahren datenverarbeitender Technologien hin und propagiert andernfalls den schöpferischen und verantwortungsbewussten Umgang mit Technologie. Gegründet wurde der CCC-CH 2012. Er besteht aus neun Verbandsmitgliedern – die meisten davon Hackerspaces mit regelmässigen, öffentlichen Treffen für alle Interessierten. ccc-ch.ch

Digitale Gesellschaft
Digitale Gesellschaft ist eine gemeinnützige Organisation, die sich seit 2011 für Grund-, Menschen- sowie Konsumentenrechte im Internet einsetzt. Als NGO begleitet sie die gesellschaftlichen Umbrüche, die von der «digitalen Revolution» ausgehen. Dabei setzt sie sich aus zivilgesellschaftlicher Perspektive für eine offene, freie und nachhaltige (digitale) Gesellschaft ein. digitale-gesellschaft.ch

p≡p foundation
Die p≡p Stiftung verteidigt die Privatsphäre. Ihr gehört die Kernsoftware des p≡p-Projekts (p≡p-Engine und Adapter / Bindings für verschiedene Programmiersprachen). Ihre Aktivitäten umfassen unabhängige Codeentwicklung, Arbeit mit der IETF (Standardisierungen, um die Interoperabilität von p≡p-Software zu wahren), die Unterstützung von FOSS-Projekten, Organisation von Code-Audits sowie politische Arbeit. p≡p steht für pretty Easy privacy und für die radikale Vereinfachung der Nutzung von Ende-zu-Ende-Verschlüsselung schriftlicher digitaler Kommunikation (etwa E-Mails mit OpenPGP). Letztlich will p≡p realisieren, dass der Schutz der Privatsphäre online mittels verschlüsselter Kommunikation zum Standard wird (“Privacy by Default.”). pep.foundation

 

Stiftung für Konsumentenschutz
Der Konsumentenschutz setzt sich seit 55 Jahren engagiert und unabhängig für die Anliegen der Konsumentinnen und Konsumenten ein. Das Thema Datenschutz hat bei seiner Arbeit mittlerweile einen enorm grossen Stellenwert. Mit der Preisverleihung will er die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen, dass die Digitalisierung zwar viele Chancen bietet, sie jedoch auch eine akute Gefahr für die Privatsphäre und Selbstbestimmung der Konsumenten ist. Es ist sein erklärtes Ziel, Wissen und Eigenkompetenz der Konsumenten in Sachen Datenschutz zu verbessern. konsumentenschutz.ch