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Buchen Sie einen Umweg

Vor Jahren, da habe ich mich manchmal geärgert, als ich in der Schweiz unterwegs war: In einigen Schweizer Gegenden gab es bei den Privatbahnen besondere Tarife für Einheimische. Sie fuhren deutlich günstiger als wir “Auswärtigen”. Woher diese Ungleichbehandlung rührte, konnte mir niemand richtig plausibel machen. Der offizielle Grund, den mir ein Kondukteur – damals hiessen sie noch so – einmal erklärte: Die Bahnkilometer in den Bergen seien teurer als bei uns im Flachland. Man könne die Einheimischen doch nicht dafür bestrafen, dass sie in den Bergen leben würden. Weshalb dann auch Skilifte und Seilbahnen nicht für alle gleich teuer oder billig waren, konnte ich mir nur damit erklären, dass die Unternehmen der einheimischen Kundschaft besonders Sorge tragen wollten – auch auf das Risiko hin, dass sie die Touristen damit verärgerten.

Das ist mir beim Lesen eines Artikels im letzten K-Tipp in den Sinn gekommen. Der K-Tipp Journalist hat nämlich etwas Erstaunliches herausgefunden: Wer seine Ferien dirket im Schweizer Hotel oder über Schweiz Tourismus bucht, zahlt oftmals mehr, als wenn er sie über London bucht. Eine Buchung über das Switzerland Travel Center in London kostet zum Teil sogar dann weniger, wenn noch ein Flug von London in die Schweiz und zurück inbegriffen ist. Da ist es doch naheliegend, als Schweizerin den nächsten Hotelaufenthalt in der Schweiz über London zu buchen. Den dazu gehörenden Flug kann man getrost verfallen lassen.

Weshalb englische Touristen in der Schweiz so billig fahren, das ist mir allerdings ein Rätsel. Und die Philosophie der Bergler, die eigenen Leute ein bisschen zu bevorteilen, ist mir sympathischer.

Aber das sieht ein Brite natürlich anders.

Sara Stalder

Geschäftsleiterin Stiftung für Konsumentenschutz